Kira Fässler: Die Wissbegierige

Kira Fässler ist seit Februar 2023 als Senior-IT-Controllerin bei der KB tätig. Wer die 31-Jährige näher kennenlernt, merkt schnell, dass sie weit mehr als nur Zahlen jonglieren kann.

So war sie nicht nur Produktionsleiterin bei Starrag, einem Unternehmen, das hochpräzise Teile für die zivile und die staatliche Luftfahrtindustrie herstellt, sondern auch Gründerin eines Unternehmens für nachhaltige Sportbekleidung. Ihre innovative Idee überzeugte sogar die Investoren in der beliebten Show «Die Höhle der Löwen».

Auf die Frage, wie sie zu ihrem Job bei der KB kam, gibt Kira eine überraschende Antwort: «Es war Zufall.» Sie war damals auf der Suche nach einem neuen Job, und die Bewerbung bei der KB sei eine «Verlegenheitsbewerbung» gewesen. «Ich habe eigentlich keine positive Rückmeldung erwar­tet.» Als sie dann doch zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde, ging sie aus Neugier hin. Doch das Gespräch mit ihrem jetzigen Chef, Alexander Girardi, verlief so gut, dass sie sich danach die Daumen drückte. «Es war das erste Gespräch auf Augenhöhe», sagt sie rückblickend. Nach einem zweiten Gespräch erhielt sie den Job. «Bereut habe ich die Entscheidung bis heute nicht.»

Als Coiffeuse ins Berufsleben eingestiegen

Kiras Einstieg in die Berufswelt begann mit einer Lehre als Coiffeuse – doch der Beruf erfüllte sie nicht. «Ich mochte den Job einfach nicht», gesteht sie. Deshalb entschied sie sich direkt nach dem Abschluss für eine Weiterbildung zur technischen Kauffrau. Rund ein Jahr danach begann sie bei Star­rag in Rorschach als technische Verkäuferin. Kaum hatte sie dort im Backoffice angefangen, zog es sie immer wieder in die Produktionshalle. «Die Maschi­nen faszinierten mich so sehr, dass ich mich tage­lang in der Produktionshalle aufhielt. Ich habe mir alles genau erklären lassen. Als ich dann den Ablauf kannte, wollte ich die Maschinen auch programmie­ren», erzählt sie lachend. Also fragte sie die Techni­ker und Ingenieure: «Könnt ihr mir das bitte bei­bringen?» Ohne Widerstand erklärten sie ihr alles. Und schon bald konnte sie das Gelernte anwenden. Als der Produktionsleiter krankheitsbedingt aus­fiel, sprang sie kurzerhand ein und übernahm des­sen Aufgaben. Und als er schliesslich kündigte, trat sie seine Nachfolge an. «Zwei Jahre lang habe ich die gesamte Produktion geleitet. Oft wurde ich bei Pro­blemen hinzugezogen. Es kam auch vor, dass ich die Schichtübergaben am Morgenfrüh oder spätabends begleiten musste. Das war schon happig», erinnert sie sich. So happig kann es nicht gewesen sein: Denn parallel dazu machte sie ihren Master in Business Administration.

Immer Neues entdecken

Doch das ist noch nicht alles: Als während der Corona-Pandemie die Kurzarbeit für ein Jahr ein­geführt wurde, nutzte Kira die freie Zeit und grün­dete ihr eigenes Start-up für nachhaltige Sportbe­kleidung. Da war sie erst 28 Jahre alt. Auf die Frage nach dem Warum antwortet sie: «Ich hatte mit Sport begonnen und war auf der Suche nach nachhaltiger Sportbekleidung, fand aber nichts.» Also machte sich die gebürtige Rheintalerin schlau, recherchierte stundenlang im Netz und gründete das Unter­nehmen Kiani Studios. Ohne Vorerfahrung in der Branche entwarf sie eigene Designs und bildete sich intensiv in Recycling und nachhaltigen Materialien weiter. «Bei allem, was für Kiani Studios verwendet wird, handelt es sich um recycelte oder natürliche Materialien», sagt sie. Um finanzielle Unterstützung und Fachwissen zu gewinnen, stellte Kira Ende Feb­ruar 2023 ihre Sportbekleidung in der Sendung «Die Höhle der Löwen» vor. Da hatte sie gerade ihre Arbeit in der IT-Abteilung der KB angetreten.

Denn in der Zwischenzeit hatte sie nämlich ihren Job bei Starrag gegen einen Job mit Führungs­funktion in der Retailbranche eingetauscht. «Ich merkte aber schnell, dass Führung nichts für mich ist, und zog die Reissleine. Nach einer achtmonatigen Auszeit nahm ich den Job bei der St.Galler Kantonal­bank an», erzählt sie.

Kaum hatte sich Kira bei der KB eingearbeitet, suchte sie bereits nach der nächsten Herausforderung. Sie begann ein CAS in Data Enginee­ring an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, das von der Bank bezahlt wird. «Der technische Teil meines Jobs interessiert mich sehr», erklärt sie. Zusätzlich lernt sie nebenbei die Programmiersprache Python, um ihre technischen Fähigkeiten weiter auszubauen. Und ihr Start-up? «Das übergebe ich demnächst in andere Hände.»

Kraftintensives Hobby

Auch ihre Hobbys sind anspruchsvoll. Erst kürz­lich hat sie das Surfen für sich entdeckt und ist in diesem Jahr in Indonesien und Panama gewesen. «Nächstes Jahr geht es auf die Fidschi-Inseln und nach Madagaskar», schwärmt sie. Damit sie auch zwischen den Ferien fit bleibt, stemmt sie Gewichte. Durch das CrossFit entdeckte sie das Gewichtheben für sich. Heute trainiert sie dreimal die Woche und stemmt beeindruckende 120 Kilo im Kreuz­heben – ein Kraftakt. Gewichtheben, auch Olym­pisches Gewichtheben genannt, ist weit mehr als das blosse Anheben schwerer Stangen. Es erfordert Präzision, Technik und Leidenschaft. Die bei­den Disziplinen, Reissen und Stossen, verlangen eine perfekte Mischung aus Timing und Geschick. Es gleiche einem kraftvollen Tanz, bei dem jede Bewegung sorgfältig vorbereitet ist, schwärmt sie. «Gewichtheben ist nicht nur etwas für wahre Kraft­pakete», stellt sie klar. Mit den richtigen Program­men können alle von den Vorteilen profitieren: gesunde Muskulatur, bessere Körperhaltung und ein gestärktes Selbstbewusstsein. «Gewichtheben macht mich selbstbewusst und stark», sagt sie.