Doppelspitze

Seit Januar 2024 teilen sich zwei Frauen die Leitung des siebenköpfigen Teams Zahlen und Sparen im Produktmanagement. Die Pionierinnen heissen Sharon Zollet und Désirée Sirignano. Für das Tandem ist Topsharing weit mehr, als sich die Führung und die Arbeit zu teilen. Die Verantwortung ist auf zwei Schultern verteilt. So können sie Karriere machen, ohne dass ihre Familien zu kurz kommen.

Habt ihr euch von Anfang an als Team für den Chefsessel beworben?

Sharon: Ja, wir haben uns gemeinsam auf die Stelle beworben. Als die Stelle ausgeschrieben wurde, war ich hochschwanger und erwartete mein zweites Kind. Désirée kam gerade erst aus ihrem Mutterschaftsurlaub wieder zurück ins Büro. Im ersten Moment denkt man vielleicht: kein idealer Zeitpunkt. Doch manchmal muss man zugreifen, wenn sich einem die Chance bietet. Also fragten wir uns, ob wir es gemeinsam machen sollen. Wir trafen uns am Wochenende in einem Café in St.Gallen, haben alles besprochen und entschieden, uns als Tandem zu bewerben.

Ihr habt euch vor der Bewerbung schon gekannt?

Désirée: Ja, seit 2021 teilten wir uns eine Stelle im Produktmanagement. Dass wir im Job sehr gut funktionieren, wussten wir also schon. Das erleichterte sicher die Entscheidung, gemeinsam den nächsten Karriereschritt zu wagen.

Warum teilt ihr euch den Job? Welche Vorteile habt ihr persönlich dadurch?

Sharon: Mit diesem modernen Arbeitsmodell können wir im Teilzeitpensum eine Führung übernehmen. Da wir beide eine Familie mit zwei kleinen Kindern haben, ist für uns die Balance zwischen Privatleben und Arbeit in unserer jetzigen Lebenssituation enorm wichtig.

Désirée: Job- oder Topsharing hat auch Vorteile für Unternehmen. Denn wenn sich zwei Mitarbeitende eine Stelle teilen, dann hat man in der Summe auch mehr Kompetenz. Wir sind überzeugt: Zwei Köpfe sind besser als einer. Für uns war es stets bereichernd, auf die Stärken, die Erfahrungen oder die Perspektiven des jeweils anderen zurückgreifen zu können. So sind die entwickelten Lösungen oder Entscheidungen besonders durchdacht, da wir sie vorher auf Herz und Nieren geprüft haben.

Wie teilt ihr die Verantwortlichkeiten und Aufgaben unter euch auf, um sicherzustellen, dass alles reibungslos abläuft?

Sharon: Eine gute Organisation und regelmässige Absprachen sind wesentlich. Wichtig ist zudem, sich einig zu sein, wohin die Reise geht. Jede von uns hat ihre Stärken, die sie in die Arbeit einbringt. So ist Désirée zum Beispiel sehr gut bei Verhandlungen. Damit Job oder Topsharing funktioniert, sollte man sein Tandem sympathisch finden (lacht). Auch sehr hilfreich ist, dass wir uns gegenseitig vertreten können.

Was braucht es, dass es tatsächlich funktioniert?

Désirée: Ein gemeinsames Grundverständnis und der gleiche Anspruch an Arbeitsleistung sind bestimmt von Vorteil. Sicher ist es auch wichtig, dass Topsharing an Akzeptanz gewinnt. Deswegen sind wir gegenüber unseren Mitarbeitenden sehr transparent. Für das Topsharing ist Flexibilität die Basis. Was wir für uns in Anspruch nehmen, bieten wir selbstverständlich auch unseren Mitarbeitenden an. Lebenssituationen ändern sich. Wir sind offen für neue Arbeitsmodelle, wenn Mitarbeitende auch weniger arbeiten wollen, weil sie mehr Zeit für Privates brauchen, sei es für den Nachwuchs, für die Eltern, für die Partnerschaft oder für ein zeitintensives Hobby.

Welche Herausforderungen habt ihr bei der gemeinsamen Führung bisher erlebt und wie habt ihr diese gemeistert? Wie kommt das Modell bei euren Kolleginnen und Kollegen an?

Sharon: In den letzten Monaten mussten wir einige offene Stellen im Team besetzen. Bis unsere neuen Kolleginnen und Kollegen eingearbeitet sind, ist unsere Hauptaufgabe, ihnen das Werkzeug zur Hand zu geben, damit sie selbstständig und erfolgreich arbeiten können. In Zukunft möchten wir vermehrt die Rolle eines Coachs einnehmen, damit wir unsere Mitarbeitenden unterstützen können. Wir wollen vor allem ihre Produktideen challengen, um für unsere Kundinnen und Kunden die besten Lösungen anbieten zu können. Désirée: Wir stellen im Arbeits- und Familienumfeld fest, dass das Topsharing-Modell nicht sehr verbreitet und eher unbekannt ist. Erklären wir, was unsere Gedanken und Motive dabei sind, löst das meist Begeisterung aus. Skeptiker gibt es immer. Für uns ist es wichtig, dass wir das Verständnis und die Akzeptanz für neue Arbeitsmodelle festigen.