«Ich liebe das Banking»

Birgit Allweier arbeitet seit 2020 bei der St.Galler Kantonalbank als Spezialistin Fachausbildung in einem 60-Prozent-Pensum. An ihren KB-freien Tagen wird es der Ex-Portfoliomanagerin aber nicht langweilig. Denn sie bringt zusätzlich ihr Fachwissen als Prüfungsexpertin bei der SAQ-Beraterzertifizierung sowie als kantonale Prüfungsexpertin für Lehrabschlussprüfungen ein.

Neben ihrer Leidenschaft für die Ausbildung hat sie sich der Yogalehre verschrieben. Und erst kürzlich wurde ihr erstes Buch auf Bookboon veröffentlicht.

Du hast beeindruckend viele Jobs. Wolltest du schon immer in die Bildungsbranche?

Eher nicht. Nach meinem Master in Banking and Financial Management an der Universität Liechten­stein habe ich als Portfoliomanagerin bei der VP Bank gearbeitet. Dort betreute ich vier Mandats­typen mit Schweizer Franken als Referenzwährung für Investitionen ab 500 000 Franken. Nach vier Jah­ren habe ich innerhalb der Bank in die Lehrlings­ausbildung gewechselt und wurde Leiterin Lern­werkstatt.

Portfoliomanagement gilt doch als einer der angesehensten Jobs innerhalb einer Bank. Wieso dieser Schritt?

Ich liebe das Thema «Anlegen», und hier bei der KB wähle ich mich hin und wieder in die Informa­tionscalls vom Investment Center ein. (lacht) Ich arbeitete während der Finanzkrise im Portfolio­management. Dies inspirierte mich, meine Master-Arbeit über Behavioral Finance zu schreiben. Dabei erkannte ich, dass ich gut in der Sprache der Kund­schaft kommunizieren kann. Diese Fähigkeit wollte ich weiter verbessern und mein Wissen an Ler­nende und BEM-Praktikantinnen und -Praktikan­ten weitergeben. Deshalb wechselte ich innerhalb der VP Bank in die Ausbildungsabteilung.

Und jetzt bist du in der Erwachsenenbildung tätig?

Bevor ich in der Erwachsenenbildung tätig war, habe ich bei CYP, dem Kompetenzzentrum für über­betriebliche Kurse, als Coach gearbeitet. Ich unter­richtete Lernende in der ganzen Deutschschweiz in allen wichtigen Bankthemen.

Der Wechsel in die Erwachsenenbildung erfolgte 2016, als ich bei Raiffeisen Schweiz eine Stelle als Personalentwicklerin annahm. Seit 2020 arbeite ich hier bei der St.Galler Kantonalbank als Spezialistin Fachausbildung mit den Schwerpunkten Vorsorge, Anlegen und Bankfachkurs für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger.

Bei der KB arbeitest du in einem 60-Prozent-Pensum. Und was machst du an deinen KB-freien Tagen?

Als Prüfungsexpertin darf ich mündliche Prü­fungen bei Beraterzertifizierungen für zwei Berufs­bilder abnehmen, die einen Qualitätsnachweis für Beraterbe rufe darstellen. Zudem bin ich kantonale Prüfungsexpertin für Lernende und BEM-Prakti­kantinnen und -Praktikanten. Um die Kandida­tinnen und Kandidaten optimal auf die mündliche Prüfung vorzubereiten, darf ich als Coach bei den beiden Kompetenzzentren CYP und bbz Prüfungs­simulationen durchführen. Und da mir der körper­liche Ausgleich neben der mentalen Arbeit wichtig ist, gebe ich viermal pro Woche Yogastunden.

Neben all diesen Funktionen und Tätigkeiten hast du auch noch ein Buch geschrieben. Wie kam es dazu?

Es war nie mein Lebensziel, ein Buch zu schrei­ben. Ich war überrascht, als ich über die Plattform LinkedIn von einer Mitarbeiterin von Bookboon angefragt wurde, ob ich ein Buch schreiben möchte. Als ich die Nachricht las, habe ich gedacht, dass es sich um einen Fake handeln würde. Ich habe diese Anfrage sacken lassen und festgestellt, dass mich der Gedanke, ein Buch zu schreiben, nicht mehr los­liess. Meine Neugier war geweckt. Also entschloss ich mich nach etwa drei Monaten, der Person, die mich angeschrieben hatte, zu antworten. Doch diese arbeitete nicht mehr bei Bookboon.

Wie ging es weiter?

Dann habe ich schneller reagiert. Noch am glei­chen Tag habe ich bei Bookboon angerufen. Ich fragte, ob ihr Angebot noch gültig sei. Nun, sie wussten nichts von der ursprünglichen Anfrage. Also fragten sie, worüber ich schreiben möchte. Ich machte einige Vorschläge. Sie wählten meine letzte Idee «Vom Kopf ins Herz». Das war der Titel eines Workshops, den ich schon während der Corona-Zeit gegeben hatte.

Und dann hast du direkt losgelegt?

Nicht ganz. Zuerst musste ich eine Schreibprobe und eine Gliederung abgeben. Die Rückmeldung war: ‹Wir nehmen es.› Danach folgte der Vertrag. Dabei war mir besonders wichtig, die Rechte am Inhalt zu behalten. So kann ich weiterhin Work­shops dazu anbieten.

Was waren im Schreibprozess die Herausforderungen für dich?

Die grösste Herausforderung war, den roten Faden nicht zu verlieren. (lacht) Und während des Schreibens habe ich mir immer die Frage gestellt: «Wie erreiche ich so viele Leserinnen und Leser wie möglich?»

Ohne zu viel zu verraten, worum geht es in deinem Buch?

Es geht um die Grenzen unseres Verstandes und warum es ratsam ist, unser Herz in unsere Ent­scheidungen mit einzubeziehen. Ich stelle zahl­reiche Übungen vor, die für diese (Entdeckungs-)Reise hilfreich sind.

Wie bist du auf das Thema gekommen?

Ich selbst war früher sehr kopflastig unterwegs. All diesen «Fühlst du mich, spürst du mich»-Kram habe ich belächelt. Leider habe ich auf schmerzliche Weise erfahren, was es heisst, nicht auf den eigenen Körper oder auf die eigenen Gefühle zu hören. Dank Yoga und einer Ausbildung zur Stressmanagement-Beraterin habe ich Methoden gelernt, wie man den Verstand und den Körper in Einklang bringen kann. Es war ein Prozess, der sich für mich gelohnt hat: Mein Leben fühlt sich nun lebendig an.

Wirst du ein weiteres Buch schreiben?

Ist erst mal nicht geplant. Aber ich habe die Freude am Schreiben entdeckt. Die Auseinander­setzung mit Sprache wird sicher ein Teil meines Alltags bleiben. Und vielleicht kommt irgendwann doch eine Fortsetzung.