
03. März 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Zentralbanken betreten die Bühne
Der März ist der Monat der Zentralbanken. Die EZB wird diese Woche den Reigen eröffnen. Die Fed wird am 19. März ihren Zinsentscheid bekanntgeben, am Tag danach die SNB und die Bank of England.
Im Fokus
Der März ist der Monat der Zentralbanken. Die EZB wird diese Woche den Reigen eröffnen. Die Fed wird am 19. März ihren Zinsentscheid bekanntgeben, am Tag danach die SNB und die Bank of England. Die Entscheide werfen an den Finanzmärkten jedoch bereits ihre Schatten voraus. Von der Fed wird keine Veränderung der Leitzinsen erwartet. Vielmehr werden der Kommentar von Jerome Powell und die Zinsprognosen der einzelnen FOMC-Mitglieder interessieren. Bisher ging die Mehrheit von ihnen von zwei Zinssenkungen bis Ende Jahr aus. In Europa werden die Leitzinsen sinken. Sowohl von der EZB wie auch von der SNB wird eine weitere Zinssenkung von 0.25% erwartet. Einzig bei der Bank of England gehen die Märkte von konstanten Zinsen aus.
Schwierige Lage für die Fed
Die Ausgangslage ist für die Fed am schwierigsten. Welche Auswirkungen die angedrohten Handelszölle und der Kahlschlag in der Bundesverwaltung auf die US-Wirtschaft haben werden, ist aus heutiger Sicht nicht zu beurteilen. Viel wird davon abhängen, wie konsequent Trump sein wird, wenn die Konjunkturdaten, insbesondere aus dem Arbeitsmarkt, schlechter werden oder die Aktienkurse sinken. Die Handelszölle werden weniger ins Gewicht fallen, da der Binnenmarkt in den USA im Vergleich zum Aussenhandel dominant ist. Schwerwiegender sind die willkürlichen Entlassungen in der Verwaltung und die Blockierungen von Bundesgeldern, da davon auch viele Zulieferer im Inland betroffen sind. Dazu kommt die drohende Schuldenobergrenze, die vom Kongress nächstens angehoben werden muss. Insgesamt gehen wir davon aus, dass die US-Wirtschaft durch diese Effekte weniger stark wächst, aber eine Rezession nicht wahrscheinlich ist. Wie sich die Politik von Trump auf die Inflation auswirken wird, ist ebenfalls unklar. Die Zölle wirken inflationstreibend, können aber durch den preisdämpfenden Effekt eines schwächeren Arbeitsmarktes und einer aufgrund der Unsicherheit der Konsumenten höheren Sparquote mehr als kompensiert werden. Nicht zuletzt sieht die Fed ihre Unabhängigkeit durch Trump bedroht. Wie weit das die Entscheide der Fed beeinflussen wird, ist offen. Als Konsequenz aus dieser Ausgangslage erwarten wir, dass die Fed zumindest bis Mitte Jahr abwartet, bevor sie die Richtung der Zinspolitik festlegt.
EZB hat es einfacher
Einfacher gestaltet sich die Ausgangslage für die EZB. Die Inflation in der Eurozone liegt mit 2.5% zwar über dem angestrebten Zielwert von 2%, hält sich in diesem Bereich aber ruhig. Die EZB kann damit der Konjunkturschwäche in wichtigen Euroländern wie Deutschland oder Frankreich Rechnung tragen und den Leitzins senken. Lösen wird das die wirtschaftlichen Probleme in diesen Ländern nicht, da diese mehr durch strukturelle und politische Faktoren als durch eine restriktive Zins- und Kreditpolitik bestimmt sind. Wichtiger wird sein, welche wirtschaftspolitischen Massnahmen die neue deutsche Regierung umsetzen kann und wird.
Wird die SNB die Märkte enttäuschen?
Komplexer gestaltet sich die Lage für die SNB. An sich sieht es für sie gut aus. Der Zinsdruck aus dem Ausland hat nachgelassen. Die Inflationsrate bewegt sich in ihrem Zielband von 0% bis 2%, wenn auch am unteren Ende. Der Franken hält sich stabil und eine Flucht in den sicheren Hafen des Frankens ist trotz der politischen Umbrüche in der Welt nicht zu sehen. Durch ihre aggressive Zinspolitik und ihre Kommunikation im letzten Jahr hat sie jedoch grosse Erwartungen auf weitere Zinssenkungen geschürt. Zuletzt hat Martin Schlegel versucht, seine vorhergehenden Aussagen zu relativieren, geglückt ist ihm das aber nur beschränkt. Die Markterwartungen gehen zu 100% davon aus, dass zumindest im März eine weitere Zinssenkung der SNB auf 0.25% folgen wird. Das ist auch unsere Meinung. Wenn die SNB nichts machen wird, was ökonomisch durchaus angebracht wäre, läuft sie Gefahr, dass sich der Franken deutlich aufwertet. Die Schweizer Industrie, die unter den Problemen in Deutschland und der Unsicherheit bezüglich möglicher Strafzölle leidet, kann das nicht auch noch gebrauchen.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte
Dow Jones: +1.39%, S&P500: +1.59%, Nasdaq: +1.63%
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -0.16%, DAX: +0.00%, SMI: +0.36%
Asiatische Märkte
Nikkei 225: +1.70%, HangSeng: +0.44%, S&P/ASX 200: +0.90%
Die von Donald Trump angedrohten Handelszölle lassen die Aktienmärkte kalt. Wichtiger sind gute Abschlüsse der Unternehmen und zunehmende Erwartungen, dass die Fed die Zinsen doch stärker senken wird. Der S&P 500 verlor letzte Woche 0.98%. Die europäischen Aktien sanken 0.21%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Minus von 0.03% abschloss.
Nach einem starken Jahresauftakt hat die Dynamik an den Aktienmärkten nachgelassen. Die Bewertungen sind aufgrund der steigenden Kurse weiter gestiegen. Die globalen Wachstumsaussichten bleiben intakt. Allerdings hält sich die Inflation in den USA hartnäckig hoch. Die US-Notenbank hat daher beschlossen, ihren Zinssenkungszyklus vorerst zu pausieren. Die Unterstützung für die Aktienmärkte von der Zinsseite lässt folglich nach. Zusätzlich sorgen wirtschaftspolitische Entscheidungen der US-Regierung immer wieder für Unsicherheit und erhöhte Kursschwankungen. Viele Investorinnen und Investoren sind im historischen Vergleich inzwischen sehr einseitig positioniert, was die Anfälligkeit auf einen Kursrückgang erhöht. Sich aus den Aktien zu verabschieden, ist nicht angebracht. Jedoch mehren sich die Anzeichen für eine gewisse Vorsicht.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J: USA: 4.235%; DE: 2.406%; CH: 0.458%
Schwächere Wirtschaftsdaten in den USA lassen die Erwartungen an Zinssenkungen der Fed wieder spriessen. Die Renditen der Obligationen sinken wieder, auch in Europa und in der Schweiz. Negativzinsen werden hierzulande aber nicht erwartet.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.9021
Euro in US-Dollar: 1.0413
Euro in Franken: 0.9394
Der Franken grüsst momentan aus der zweiten Reihe. Gegenüber den Industriewährungen wie dem Yen oder den Rohstoffwährungen wie dem Australischen Dollar oder der Norwegischen Krone verlor er seit Jahresbeginn an Wert. Das ändert nichts daran, dass der Franken gefragt bleibt. Detaillierter gehen wir hier ein.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 69.99 pro Fass
Goldpreis: USD 2'864.29 pro Unze
Der Goldpreis hat deutlich nachgegeben. Allzu viel sollte man in diese Bewegung jedoch nicht hineininterpretieren. Nach dem Sturmlauf zu neuen Höchststanden waren Gewinnmitnahmen überfällig. Die Argumente für einen starken Goldpreis wie eine hartnäckige Inflation in den USA oder die politischen Unsicherheiten sind intakt.
Wirtschaft
USA: PCE Inflation Core (Januar)
letzte: 2.9%; erwartet: 2.6%; aktuell: 2.6%
Wie erwartet ist die Kernrate des von der Fed favorisierten Inflationsmasses im Januar gesunken. Getrieben wird die Inflation praktisch ausschliesslich von den Preiserhöhungen bei den Dienstleistungen. Dass die PCE Kernrate nicht weiter gestiegen ist, gibt der Fed mehr Freiraum, die Zinsen zu senken. Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit durch die Politik der neuen Regierung wird sie aber zuwarten.
Thomas Stucki

8021 Zürich

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