Der Aufschwung lässt auf sich warten
Das Jahr 2024 war geprägt von einer wirtschaftlichen Abkühlung in den grossen Wirtschaftsräumen. Auch zum Start ins Jahr 2025 dürfte die wirtschaftliche Entwicklung verhalten bleiben. Was bedeutet das für die Ostschweizer Unternehmen?
US-Wirtschaft kühlt sich ab
Das konjunkturelle Umfeld bleibt herausfordernd. In den USA konnte bislang eine Rezession vermieden werden, doch häufen sich die Anzeichen einer allmählichen Abschwächung. Das Wirtschaftswachstum in den USA dürfte auch zu Beginn des nächsten Jahres moderat bleiben, beeinträchtigt durch weiterhin hohe Zinsen und eine zurückhaltende Konsumentenstimmung. Die von Trump in Aussicht gestellte Wirtschaftspolitik könnte einerseits für neue Wachstumsimpulse sorgen. Positiv für die Wirtschaft sind etwa die angekündigten Steuersenkungen und der geplante Abbau von Regulierungen. Andere Elemente, wie etwa seine Migrationspolitik oder die angedrohten Zölle, könnten andererseits einen bremsenden Effekt haben. Der Effekt seiner Wirtschaftspolitik wird sich erst mit der Zeit zeigen und hängt auch davon ab, welche Wahlversprechen er schlussendlich umsetzen kann. Aufgrund der gewonnenen Machtfülle kann er allerdings stärker durchregieren als noch während seiner ersten Amtszeit.
Europa und China schwächeln, Indien boomt
In Europa dürfte die Wachstumsschwäche aufgrund fehlender globaler Impulse anhalten, wobei insbesondere die beiden grossen Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich nicht vom Fleck kommen. Strukturelle Probleme wie eine hohe Regulierungsdichte und eine alternde Bevölkerung wirken zusätzlich dämpfend. In China bleibt das Wachstum weiter gedämpft, da demografische Herausforderungen und die Krise am Immobilienmarkt die wirtschaftliche Dynamik belasten. Indien hingegen dürfte 2025 ein starkes Wirtschaftswachstum beibehalten und zunehmend die Rolle eines globalen Wachstumstreibers übernehmen. Mit seiner wachsenden Bevölkerung und der fortschreitenden Industrialisierung dürfte Indien eine stabilisierende Wirkung auf die Weltwirtschaft haben.
Ostschweizer Wirtschaft trotz Abkühlung resilient
Die schwache globale Nachfrage wirkt sich auch auf die exportorientierte Ostschweizer Industrie aus. Zusätzlich bleibt auch das politische Umfeld herausfordernd. Die Neuwahlen in Deutschland sowie der anstehende Machtwechsel in den USA verringern die Planungssicherheit. Hinzu kommen die geopolitischen Risiken, die jüngst wieder zugenommen haben. In Anbetracht des herausfordernden, geopolitischen Umfelds und der schwachen Entwicklung im Ausland, insbesondere in Deutschland, zeigt sich die Ostschweizer Wirtschaft bisher erstaunlich robust. Der vorsichtige Optimismus, welcher sich im Sommer in der Ostschweizer Industrie zeigte, hat sich jedoch als wenig nachhaltig erwiesen. Mangels Impulsen aus dem Ausland wird die Dynamik in der Ostschweizer Wirtschaft vorerst schwach bleiben. Unterstützung für die Wirtschaft kommt mittelfristig von den Zentralbanken. Nach einer Phase hoher Zinsen zur Eindämmung der Inflation stehen nun erneut wachstumsfördernde Massnahmen im Fokus. Dies wird mit einer gewissen Verzögerung für einen sanften Rückenwind für die Wirtschaft sorgen.
Herausgegriffen:
Lieferketten zeigen sich robust
Die Frachtkosten von China nach Rotterdam befinden sich weiterhin auf leicht erhöhtem Niveau. Der jüngste Anstieg lässt sich aber in seinem Ausmass nicht mit dem Anstieg während der Pandemie vergleichen. Grund für die höheren Frachtkosten sind unter anderem die Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer, welche die Schiffe zwingen, um das Kap der Guten Hoffnung herumzufahren. Dies verlängert die Lieferzeiten und führt zu höheren Kosten. Allerdings können die Unternehmen bisher gut damit umgehen. Dies liegt zum einen an der globalen Nachfrageschwäche und der dadurch kleineren Gütermenge, welche transportiert wird. Entsprechend sind trotz längerer Reisezeit weiterhin genügend Transportkapazitäten vorhanden. Zum anderen haben sich die Unternehmen nach der Pandemie angepasst und beispielsweise Güter für das Weihnachtsgeschäft bereits frühzeitig bestellt, so dass nicht mit Lieferverzögerungen bei den Konsumentinnen und Konsumenten zu rechnen ist.