Crash-Kommunikation für KMU

Mit viel Wortwitz und Charme brachte Pilot, Autor und Managementberater Peter Brandl den zahlreichen Gästen an der KMU-Profil-Veranstaltung der SGKB bei der Central-Garage H. Böckmann AG in Uznach das Thema Crash-Kommunikation nahe. Dabei zeigte er erstaunliche Parallelen zwischen professioneller Luftfahrt und den Aufgaben von Führungskräften auf.

Wenn alles passt, ist es keine Kunst

Etwas stellte Pilot Brandl gleich zu Beginn klar: «Unter Idealbedingungen ist alles einfach.» Anspruchsvoll würden Aufgaben erst, wenn sich die (Ideal-)Bedingungen änderten. Fliegen sei zum Beispiel unter normalen Bedingungen ganz einfach. Falls aber ein Triebwerk Feuer fange, könne es ganz schnell ganz schwierig werden. Im unternehmerischen Alltag sei es ähnlich. «Wenn alles passt, ist es keine Kunst», so Brandl. Und weiter: «Aber seien wir ehrlich: Die Herausforderungen, in denen wir und die Welt aktuell stecken und die uns beschäftigen, sind alles andere als ideal.» 

Im Cockpit können Fehlentscheidungen fatal, ja sogar lebensbedrohlich sein. Dies zeigte Brandl am Beispiel des tragischen Absturzes eines polnischen Regierungsflugzeugs bei Smolensk im Jahr 2010 bei dem 96 Menschen, darunter der damalige polnische Präsident Lech Kaczyński, ums Leben kamen. Die Maschine stürzte bei dichtem Nebel kurz vor der Landebahn in einen Wald. Was waren die Gründe für den Absturz? Eine Mischung aus menschlichem Versagen, Kommunikationsfehlern und organisatorischen Schwächen. Offenbar herrschte enormer Druck auf die Piloten, trotz der widrigen Bedingungen zu landen, angeblich durch Einfluss des Oberbefehlshabers der polnischen Luftwaffe, der sich im Cockpit befand.

Was sind deine Minima?

In Unternehmen sind die Konsequenzen von Kommunikationsfehlern zwar nicht so fatal wie bei einem Flugzeugabsturz. Aber es herrschen ähnliche Voraussetzungen. Oft heisst es: «Wir können das Projekt jetzt nicht abbrechen, wir haben schon so viel investiert, es gibt jetzt kein zurück», heisst es immer wieder. Brandl spricht hier von sogenannten «Minima», die Führungskräfte definieren sollten – also Bedingungen oder Grenzen, die eingehalten werden müssen, um Sicherheit, Effizienz und Entscheidungsqualität zu gewährleisten. Das bedeutet, Standards für Kommunikation, Risikomanagement und Entscheidungsfindung zu setzen, die nicht unterschritten werden dürfen. «Es gibt Momente, wo man einfach durchstarten muss – sonst kommt es zum Crash».

Trauen sich die Co-Piloten zu widersprechen?

Zentrale Bedeutung hat für Brandl auch eine positive Fehlerkultur. Fehler seien unvermeidbar und sollten als Chance für Wachstum und Verbesserungen genutzt werden. Doch oft bestehe zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden eine so grosse Machtdistanz, dass man sich nicht getraue, auf Fehler hinzuweisen. Und Schuld sei sowieso immer der andere. «Einer hat immer Recht. Was würde aber passieren, wenn ich mir überlege: Vielleicht versteht mich der andere einfach nicht, oder ich ihn nicht?», fragte Brandl ins Publikum. In einer gesunden Fehlerkultur sollte es selbstverständlich sein, Probleme oder Fehler offen anzusprechen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. «Fragen Sie sich daher: Trauen sich die Co-Piloten in Ihrem Unternehmen, dem Captain zu widersprechen?»

Kommunikationsbarrieren als Hindernis

Ein weiteres Beispiel, das die Kommunikation in Unternehmen erschwere, seien die Kommunikationsbarrieren. Als solche bezeichnet Brandl zum Beispiel Killerphrasen wie: «Das geht sowieso nicht.» «Das haben wir schon immer so gemacht.» «Das ist nicht mein Problem.» Killerphrasen seien vermeintlich harmlose Aussagen, die jedoch die Kommunikation blockieren. Wie man damit am besten umgeht? «Wenn Sie die Killerphrasen im Betrieb veröffentlichen, z.B. als Poster prominent aufhängen, verlieren diese ganz plötzlich ihre Wirkung», so Brandl.

Eine weitere Kommunikationsbarriere ist für Brandl die Harmoniesucht. Harmoniesucht bezeichnet die Tendenz, Konflikte zu vermeiden und stets einen Konsens zu suchen. Peter Brandl warnte vor den Folgen der Harmoniesucht, besonders in Führungssituationen und in Teams. Das Problem: Wenn niemand den Mut hat, ein Problem offen anzusprechen, bleibt es ungelöst – und die Spannungen bauen sich im Hintergrund weiter auf. Brandl wies das Publikum darauf hin: «Wenn man nicht mal zwischendurch miteinander streitet, geht man lediglich den Weg des geringsten Widerstands.»