19. Dezember 2024, Tägliche Marktsicht

Vorsichtiger Fed-Ausblick löst Korrektur an US-Börsen aus

Die heissgelaufenen US-Aktienmärkte reagierten gestern verstimmt auf die Aussagen von Fed-Chef Powell, der wegen der hartnäckigen Inflation die Leitzinsen 2025 weniger schnell senken will. Belastet von Gewinnmitnahmen fielen die grossen US-Indizes um 2.6% und mehr.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.87%, SPI: -0.71%, SMIM: -0.21%

Der Schweizer Aktienmarkt zog gestern einen schwachen Tag ein und verlor deutlich an Terrain. Vor dem abendlichen Zinsentscheid der US-Notenbank und den baldigen Weihnachtsfeiertagen hielten sich die Marktteilnehmer zurück. Unter anderem belastet durch das schwache Abschneiden des Schwergewichts Nestlé gab der SMI gestern 0.9% nach. Die Aktien von Nestlé schlossen 1.5% tiefer, gebremst von einem vorsichtigen Analystenkommentar. Auch von den defensiven Pharmaschwergewichten Novartis (-0.8%) und Roche (-1.1%) kam keine Unterstützung. Ebenfalls im Rückwärtsgang blieben die Aktien von Givaudan, die am Ende des Tableaus 2.5% nachgaben. Die Aktien des Aromen- und Riechstoffkonzerns, die bis September noch zu den stärksten Indexwerten gehörten, leiden weiterhin unter Gewinnmitnahmen. Mit Geberit (-1.0%), UBS (-1.2%), Sika (-1.4%) und Swiss Re (-1.8%) reihten sich vor allem Zykliker und Finanzwerte unter den weiteren Verlierern ein. Gewinner waren hingegen rar gesät. Holcim (+0.3%), Partners Group (+0.4%) und Alcon (+0.4%) schlossen entgegen dem negativen Trend mit leichten Kursgewinnen. Im breiten Markt zogen die Aktien der Privatbank EFG, angetrieben durch eine Kaufempfehlung eines Brokers, um 7.4% nach oben. Ebenfalls gefragt waren die Aktien der Halbleiterzulieferer Comet (+1.7%), Inficon (+2.5%) und VAT (+1.9%). Sie erhielten Rückenwind von einer Branchenstudie eines Brokers. Erneut unter Druck standen die Aktien von Mobilezone (-6.7%), die seit der Gewinnwarnung vom letzten Freitag im Gegenwind stehen. Die Aktien von Dätwyler schlossen 3.3% tiefer, nachdem das Industrieunternehmen überraschend ein Restrukturierungsprogramm ankündigte und die Jahresziele kürzte. Die Titel von DocMorris brachen um 13.2% ein. Grund dafür waren Berichte über einen möglichen Einstieg der Drogeriekette DM in den Online-Apothekenmarkt.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.30%, DAX: -0.02%

An den europäischen Aktienmärkten stiegen die Kurse in einem vorweihnachtlich ruhigen Umfeld mehrheitlich leicht an. Mit Blick auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank hielten sich die Bewegungen aber in Grenzen. Der EuroStoxx50 beendete den Handelstag 0.3% höher. Aus Branchensicht führte der Technologiesektor das Gewinnerfeld vor den Energiewerten, den Industrietiteln und den Finanzwerten an. Auf der Verliererseite standen Aktien aus des Bereichen Versorger, Grundstoffe und Basiskonsum. Aus Einzeltitelsicht standen unter anderem die Aktien von Renault im Fokus, die nach einem Bericht über einen möglichen Zusammenschluss von Honda und Nissan um 5.2% anzogen. Renault hält einen Anteil von knapp 36% an Nissan und könnte diesen im Falle eines Zusammenschlusses wohl zu vorteilhaften Konditionen verkaufen.

Aktienmärkte USA

DowJones: -2.58%, S&P500: -2.95%, Nasdaq: -3.56%

Die amerikanischen Aktienmärkte reagierten mit starken Verlusten auf den gestrigen Zinsentscheid der US-Notenbank. Negativ aufgenommen wurde dabei vor allem der Ausblick von Fed-Chef Powell, der wegen der hartnäckigen Inflationsentwicklung für 2025 einen vorsichtigeren geldpolitischen Kurs ankündigte. Die Aussichten auf weniger Zinssenkungen im nächsten Jahr sorgten an den heissgelaufenen US-Börsen gestern für deutliche Gewinnmitnahmen. Der DowJones sackte um 2.6% ab, während der breiter gefasste S&P500 um 3.0% zurückfiel. Der technologielastige Nasdaq korrigierte um 3.6%. Insbesondere bei den Schwergewichten aus dem Technologiebereich wurden in grossem Stile Gewinne mitgenommen. Am deutlichsten verloren die Aktien von Tesla (-8.3%) und Broadcom (-6.9%). Aber auch Amazon (-4.6%), Microsoft (-3.8%) Alphabet (-3.6%) und Meta (-3.6%) konnten sich dem negativen Trend nicht entziehen. Am besten hielten sich die Aktien von Apple (-2.1%) und Nvidia (-1.1%). Ebenfalls deutliche Verluste fuhren die Aktien der Krypto-Plattformen Coinbase (-10.2%) und Riot Platforms (-14.5%) ein. Sie wurden von den korrigierenden Kryptowährungen belastet, die im Soge der fallenden Aktienmärkte ebenfalls stark an Terrain einbüssten. Die Aktien von General Mills verloren 3.2%, nachdem der Lebensmittelkonzern wegen anhaltendem Preisdruck und gewährten Rabatten seine Jahresziele senken musste.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre

USA: 4.52%; DE: 2.23%; CH: 0.20%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe zeigte gestern am Tag der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed deutlich nach oben. Die Rendite stieg von 4.4% auf über 4.5% an. In den letzten zehn Tagen ist die Rendite um knapp 40 Basispunkte angestiegen. In Europa bewegten sich die Zinsen mehrheitlich seitwärts. Die Rendite 10-jähriger Eidgenossen ist geringfügig auf 0.20% gesunken und Deutsche Bundesanleihen notierten gegenüber dem Vortag leicht höher auf 2.24%.

Währungen

Euro in Franken: 0.9341
US-Dollar in Franken: 0.8994
Euro in US-Dollar: 1.0386

Am Devisenmarkt zeigt sich am Mittwoch eine gespannte Zurückhaltung vor der US-Zinsentscheidung am Abend. Der US-Dollar erstarkte im Anschluss an die US-Zinsentscheidung gegenüber dem Franken und dem Euro.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 70.19 pro Fass
Goldpreis: USD 2'612.81 pro Unze

Der Ölpreis legte gestern im Vorfeld der Zinsentscheidung der amerikanischen Notenbank leicht zu. Der Preis der Sorte WTI bewegt sich aber seit Mitte Oktober in einer engen Handelsspanne um die Marke von 70 US-Dollar pro Fass.

Gold bewegte sich gestern in einer seitwärts gerichteten Zickzack-Bewegung, bevor die Zinsentscheidung der amerikanischen Notenbank für einen Rückgang des Goldpreises um knapp 2% sorgte.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Fed Leitzinsentscheid
letzte: 4.50% - 4.75%; erwartet: 4.25% - 4.50%; aktuell: 4.25% - 4.50%

Die US-Notenbank Fed hat gestern ihren Leitzins erwartungsgemäss um 0.25% auf ein neues Zielband von 4.25% - 4.50% gesenkt. Nachdem der Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation auf den höchsten Stand seit 23 Jahren angehoben wurde, ist dies nun die dritte Leitzinssenkung in Folge. Seit dem Beginn der Zinswende im September liegt der Zins nun um einen Prozentpunkt niedriger als zuvor. Da die Inflation mit 2.7% (Headline-CPI) beziehungsweise 2.8% (PCE-Kerninflation) nach wie vor relativ hartnäckig ist, dürfte die Fed das Tempo in den kommenden Monaten drosseln. Der sogenannte «Dot-Plot» impliziert für 2025 noch zwei weitere Leitzinssenkungen. Da der amerikanische Arbeitsmarkt gut läuft, will die US-Notenbank nun auch bei der Inflation zuerst weitere Fortschritte sehen.

Eurozone: Inflation (2. Schätzung November)
letzter: 2.0%; erwartet: 2.3%; aktuell: 2.2%

Die Inflation in der Eurozone stieg im November gemäss der zweiten Schätzung auf 2.2% und lag damit etwas höher als noch im Oktober. Der Anstieg ist hauptsächlich auf vorhersehbare Basiseffekte bei den Kraftstoffpreisen zurückzuführen. Die Kerninflation blieb mit 2.7% stabil. Trotz des Anstiegs deuten der nachlassende Kostendruck, die nachlassende Dynamik der Dienstleistungsinflation und das nachlassende Lohnwachstum auf einen allgemeineren Abwärtstrend hin.

 

Dominik Schmidlin

Leiter Anlagestrategie und Analyse
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

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