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04. Februar 2025, Tägliche Marktsicht
US-Zolloffensive sorgt für Verunsicherung
Die Angst vor einem Handelskrieg hat an den globalen Märkten für Verunsicherung gesorgt. Heute stehen die Zahlen der Grossbank UBS im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.40%, SPI: -0.61%, SMIM: -1.63%
Am Wochenende hatte US-Präsident Donald Trump seine Drohungen umgesetzt und verhängte weitreichende Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China. Dies belastete die weltweiten Aktienmärkte zunächst deutlich, wobei der Schweizer Aktienmarkt dank seiner defensiven Ausrichtung vergleichsweise glimpflich davonkam. Kurz vor Handelsende gab Mexiko bekannt, dass nach Gesprächen zwischen den beiden Parteien die US-Zölle auf mexikanische Waren um einen Monat verschoben werden. Gleiches wurde in der Nacht auf heute von Kanada bekanntgegeben. China hat ebenfalls auf die angeordneten US-Zölle reagiert. Es sollen Zusatzzölle in der Höhe von 15% auf Kohle und verflüssigtes Erdgas aus den USA erhoben werden, während für Öl und landwirtschaftliche Maschinen Zusatzzölle von 10% gelten sollen. Der Leitindex SMI verlor zum Börsenschluss 0.4%, während der SMIM, welcher die 30 grössten mittelkapitalisierten kotierten Unternehmen umfasst, ein Rückgang von 1.6% zu verzeichnen hatte. Von den 20 SMI-Werten konnten lediglich 3 den Tag in der Gewinnzone beenden. Insbesondere die defensiven Schwergewichte sorgten dafür, dass das Minus beim SMI nicht grösser ausfiel. Novartis und Nestlé notierten je 0.5% höher, während Roche mit Abgaben von 0.1% marginal tiefer schloss. An der Tabellenspitze notierte der Pharmaauftragsfertiger Lonza mit Gewinnen von 2.7%. Auf dem Verkaufszettel standen gestern insbesondere Technologie- und Wachstumswerte. Die grössten Abgaben verzeichnete Logitech (-3.1%). Der PC-Hardwarehersteller gilt als möglicher Verlierer der US-Strafzölle gegen China, da Logitech in China produziert und in den USA verkauft. Auch der Bauchemiehersteller Sika (-2.4%), der Logistiker Kühne + Nagel (-2.1%), der Industriekonzern ABB (-1.8%) sowie der Sanitärtechniker Geberit und der Baustoffhersteller Holcim (je -1.3%) verloren deutlich an Wert. Unter Verkaufsdruck standen am Tag vor der Zahlenpublikation auch die Aktien der Grossbank UBS (-1.7%). Am breiten Markt fielen die Aktien von Julius Bär auf, die nach Veröffentlichung der Jahreszahlen um 12.7% absackten. Nach dem Gewinneinbruch im Vorjahr wegen der Abschreibungen auf den Darlehen an die insolvente Signa-Gruppe verzeichnete Julius Bär im Geschäftsjahr 2024 wieder einen Gewinn von CHF 1.02 Mrd., was einem Anstieg um 125% entspricht. Die verwalteten Vermögen betrugen per Ende 2024 CHF 497 Mrd. und liegen damit 16% höher als per Ende 2023. Zum Anstieg trug ein Neugeldzufluss von CHF 14.2 Mrd. bei. Den Aktionären soll eine unveränderte Dividende von CHF 2.60 je Aktie ausgeschüttet werden. Der von den Marktteilnehmern erhoffte Aktienrückkauf wird es jedoch nicht geben, was für Enttäuschung sorgte. Zudem gab die Privatbank bekannt, das laufende Kostensparprogramm weiter auszubauen, wobei ein Abbau von 400 Stellen vorgesehen ist.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -1.30%, DAX: -1.40%
Auch an den europäischen Aktienmärkten sorgten die Sorgen vor einem Handelskrieg unter US-Präsident Trump für deutliche Abgaben. Der deutsche DAX sowie der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 büssten 1.4% bzw. 1.3% ein. Auch der spanische IBEX35 musste Abgaben von 1.3% hinnehmen, während diese beim italienischen FTSE MIB mit -0.7% etwas tiefer ausfielen. Auf Sektorenebene litten insbesondere die zyklischen Branchen wie Technologie, Grundstoffe, Industrie sowie Finanzen unter den grössten Abgaben. Einziger Gewinner war der Sektor Kommunikationsdienste. Bei den Einzelwerten fielen vor allem die Autohersteller negativ auf, da diese von den Zöllen deutlich betroffen sind. Stellantis, Volkswagen, Mercedes und BMW verloren zwischen 2.4% und 4.6% und notierten damit auf den hinteren Plätzen des EuroStoxx50.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: -0.28%, S&P500: -0.76%, Nasdaq: -1.20%
Die amerikanischen Aktienmärkte erholten sich im Laufe des Handelstages von den anfänglich deutlichen Verlusten. Die gestern veröffentlichten Daten zur Stimmung in der US-Industrie fielen besser als erwartet aus, erhielten jedoch aufgrund der angekündigten US-Zollpolitik wenig Beachtung. Der Leitindex DowJones schloss 0.3% tiefer, nachdem dieser im frühen Handel über 1.5% im Minus stand. Der marktbreite S&P500 notierte bei Börsenschluss 0.8% tiefer und der Technologie-Index Nasdaq verlor 1.2% an Wert. Auf Sektorenebene zeigten sich die defensiven Bereiche als Gewinner. Zu diesen zählten die Branchen Basiskonsum, Versorger, Energie und Gesundheit. Zu den deutlichsten Verlierern gehörten die Sektoren Technologie, Zyklischer Konsum, Industrie und Finanzen.
Unternehmensberichte
Heute Morgen publizierte UBS die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr. Die Grossbank konnte im 4. Quartal 2024 einen Reingewinn von USD 770 Mio. verzeichnen, nachdem in der Vorjahresperiode im Zusammenhang mit der CS-Integration ein Verlust von USD 279 Mio. resultierte. UBS konnte die Kosten im Vergleich zu 2022 bis Ende Jahr bereits um USD 7.5 Mrd. senken, davon USD 0.7 Mrd. im 4. Quartal 2024. Bis zum Ende der geplanten Integrationsperiode der Credit Suisse Ende 2026 sollen diese rund USD 13 Mrd. betragen. Für das Gesamtjahr 2024 erzielte die UBS einen Reingewinn von USD 5.09 Mrd. Im Vorjahr betrug dieser USD 27 Mrd., was allerdings auf die Übernahme der Credit Suisse zurückzuführen war. Die globale Vermögensverwaltung konnte im 4. Quartal 2024 Neugelder in der Höhe von USD 18 Mrd. anziehen. Damit verwaltete die UBS insgesamt per Ende 2024 Vermögen von USD 6'087 Mrd., nach USD 6'199 Mrd. per Ende September 2024. Den Aktionären soll für das vergangene Geschäftsjahr eine um 29% höhere Dividende von USD 0.90 pro Aktie ausgeschüttet werden. Zudem soll das Aktienrückkaufprogramm im laufenden Jahr bis zu USD 3.0 Mrd. umfassen. UBS bekräftigte die finanziellen Ziele. Per Ende 2026 strebt sie auf zugrundeliegender Basis eine Rendite auf dem Kernkapital von etwa 15% an. Das Cost-Income Ratio soll dann bei unter 70% liegen. Im Jahr 2028 will UBS dann eine Rendite auf dem Kernkapital von etwa 18% erreichen. UBS übertrifft mit dem vorgelegten Zahlenkranz die Markterwartungen.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.56%; DE: 2.38%; CH: 0.31%
Das dominierende Thema an den Kapitalmärkten war zu Wochenbeginn die US-Zollpolitik. Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe zeigte sich gestern volatil und stieg schlussendlich leicht an. In Europa tendierten die Zinsen gestern trotz gestiegener Inflation nach unten. Grund dafür waren Sorgen, dass US-Präsident Trump als nächstes Güter aus der europäischen Union mit Zöllen belegen könnte. Auch die Zinsen in der Schweiz liessen gestern nach.
Währungen
Euro in Franken: 0.9398
US-Dollar in Franken: 0.9122
Euro in US-Dollar: 1.0303
Der US-Dollar war gestern Morgen zunächst gesucht. Auftrieb erhielt er von den neuen Zöllen gegen Mexiko, Kanada und China. Diese Zölle befeuern die Sorgen vor einer höheren Inflation in den USA. Nachdem am Nachmittag Entspannungssignale im Zollstreit mit den beiden Nachbarländern aufkamen, büsst der Greenback seine Gewinne wieder ein. Der Euro und der Schweizer Franken wurden gestern durch Zollsorgen belastet und büssten gegenüber den meisten wichtigen Währungen an Wert ein.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 71.94 pro Fass
Goldpreis: USD 2'813.15 pro Unze
Der Goldpreis profitierte gestern von der Unsicherheit aufgrund der US-Zollpolitik und erreichte zwischenzeitlich ein neues Allzeithoch. Nachdem die Zölle gegen Mexiko und Kanada vorerst ausgesetzt wurden, gab der Goldpreis jedoch wieder leicht nach. Der Ölpreis der US-Sorte WTI tendierte gestern, gestützt durch die neuen US-Zölle, zunächst nach oben, brach hingegen nach der Ankündigung, die Zölle gegen Mexiko aufzuschieben, um über 2 US-Dollar ein.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: ISM Einkaufsmanagerindex Industrie (Januar)
letzter: 49.2; erwartet: 50.0; aktuell: 50.9
Die Stimmung in der US-Industrie hat sich zum Jahresstart überraschend stark aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management kletterte erstmals seit Oktober 2022 wieder über die Wachstumsschwelle von 50 Punkten und signalisiert damit nach 26 Monaten wieder ein Wachstum im Industriesektor. Zur Belebung beigetragen hat unter anderem der verbesserte Auftragseingang und die gesteigerte Produktion.
Eurozone: Konsumentenpreise (Januar)
letzter: 2.4%; erwartet: 2.4%; aktuell: 2.5%
Die Konsumentenpreise in der Eurozone sind im Januar um 2.5% gestiegen. Damit hat die Inflation zum Jahresstart entgegen den Erwartungen erneut leicht zugenommen. Es ist bereits der vierte Inflationsanstieg in Folge. Verantwortlich dafür waren die höheren Energiepreise. Die Kerninflation, ohne die volatilen Preise für Nahrungsmittel und Energie, lag unverändert bei 2.7%.
Schweiz: Einkaufsmanagerindex Industrie (Januar)
letzter: 47.0; erwartet: 49.1; aktuell: 47.5
Die Schweizer Industrie zeigt sich zu Jahresbeginn leicht zuversichtlicher, allerdings bleibt der Einkaufsmanagerindex mit 47.5 Punkten deutlich unter 50 Punkten, was weiterhin auf einen Rückgang hindeutet. Der Produktionsrückgang und der Beschäftigungsabbau haben sich etwas verlangsamt. Der für die künftige Geschäftsentwicklung wichtige Auftragsbestand wird dagegen erneut schlechter beurteilt. Positiver ist der Dienstleistungssektor ins Jahr gestartet. Der entsprechende Index kletterte von 51.3 auf 57.2 Punkte und signalisiert ein deutliches Wachstum.
Céline Koster
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8021 Zürich
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Anja Felder
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8021 Zürich
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