12. März 2025, Tägliche Marktsicht

US-Konjunktursorgen bremsen europäische Börsen

Sorgen um die US-Konjunktur belasteten gestern den Schweizer Aktienmarkt. Heute stehen in der Schweiz die Geschäftsberichte von Tecan, Avolta und Ascom im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -2.47%, SPI: -1.93%, SMIM: -2.06%

Der Schweizer Aktienmarkt hat gestern seine Verluste im Handelsverlauf kontinuierlich ausgeweitet. Der Leitindex SMI schloss mit einem Minus von 2.5%. Für Gegenwind sorgten wachsende Rezessionsängste aufgrund der US-Zollpolitik. Im Handelszwist kündigte US-Präsident Trump zwischenzeitlich an, die Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte aus Kanada sogar auf 50% erhöhen zu wollen. Unter den 20 grosskapitalisierten Blue Chips gab es gestern nur zwei Gewinner, ABB (+1.4%) und Swisscom (+0.2%). Die grössten Tagesverluste verbuchten Roche (-3.6%), Kühne + Nagel (-3.5%), und Alcon (-2.9%). Partners Group konnte sich nach überzeugenden Jahreszahlen, vor allem dank gestiegener Performance-Fees, lange im Plus halten. Die Aktien gaben jedoch am späteren Nachmittag nach und schlossen 1.7% tiefer. Am stärksten nach unten zog den SMI der Dividendenabgang beim Index-Schwergewicht Novartis (-2.2%). Im breiten Markt gaben die Aktien des Stromversorgers BKW um 8.6% nach. Trotz Jahreszahlen, die auf allen Ebenen über den Erwartungen lagen, lastete der verhaltene Ausblick auf den Titeln. Beim Hautpflege-Konzern Galderma (-6.6%), war der Verkauf eines Aktienblocks von rund 15 Mio. Aktien für den Kursrückgang verantwortlich. Ebenfalls nach unten ging es nach einem vorsichtigen Ausblick für das laufende Jahr bei Huber+Suhner (-6.0%). Den stärksten Einbruch erfuhr Polypeptide (-18.9%). Nach den Jahreszahlen befürchten Anleger weiterhin eine Kapitalerhöhung. Im Plus schlossen hingegen die defensiven Aktien von Galenica (+0.9%) und Sensirion (+20.6%), nach der Vorlage der Jahreszahlen.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -1.43%, DAX: -1.29%

Die europäischen Aktienmärkte knüpften angesichts von Konjunktursorgen an die Verluste zur Wocheneröffnung an. Der EuroStoxx50 schloss 1.4% tiefer, der deutsche DAX verlor 1.2% und der französische CAC40 1.3%. Auf Sektorenebene konnte sich nur der Bereich Versorger im Plus halten. Die grössten Abgaben verzeichneten die Branchen Gesundheit, nichtzyklischer Konsum, Grundstoffe und Kommunikationsdienste.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -1.14%, S&P500: -0.76%, Nasdaq: -0.18%

Die amerikanischen Aktienmärkte weiteten die Verluste des Vortages infolge immer stärker aufkommenden Rezessionsängste aus. Diese wurden befeuert durch die Nachricht, dass die Fluggesellschaft Delta (-7.4%) den Ausblick für das laufende Quartal nach unten anpasste. Aus dem Konsumbereich präsentierten zudem Dick’s Sporting Goods (-5.9%) und Kohl’s (-24.2%) schwache Ausblicke. Der Leitindex Dow Jones schloss 1.1% tiefer, während der marktbreite S&P500 0.7% nachgab. Der technologielastige Nasdaq (-0.2%) konnte sich nach dem Ausverkauf am Montag etwas besser halten. Auf Sektorenebene schnitten die Bereiche Industrie, nichtzyklischer Konsum und Gesundheit am schwächsten ab.

Unternehmensberichte

Der Laborausrüster Tecan verbuchte im Jahr 2024 einen um 13% geringeren Umsatz von CHF 934 Mio. Der bereinigte operative Gewinn auf Stufe EBITDA nahm um 25.5% auf CHF 164.4 Mio. ab. Die entsprechende Marge sank von 20.5% auf 17.6%. Unbereinigt lag der EBITDA 28.6% tiefer bei CHF 148 Mio. Unter dem Strich blieb ein rund 50% tieferer Reingewinn von CHF 67.7 Mio. Im laufenden Jahr sieht Tecan erste Anzeichen einer Stabilisierung. Der Umsatz wird in einer Spanne zwischen einem Rückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich und einem Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich erwartet. Der bereinigte EBITDA soll 17.5% bis 18.5% erreichen. Der mittelfristige Ausblick wurde bestätigt. Das Zahlenset lag leicht über den Analystenerwartungen.

Der Reisedetailhändler Avolta erzielte im vergangenen Jahr einen um 7.5% höheren Umsatz von CHF 13.5 Mrd. Währungsbereinigt lag der Anstieg bei 8.9%. Der Kernbetriebsgewinn nahm um 12% auf CHF 1.3 Mrd. zu, was einer um 40 Basispunkte höheren EBITDA-Marge von 9.4% entspricht. Unter dem Strich resultierte ein um 25% höherer bereinigter Reingewinn von CHF 386 Mio. Die Dividende soll um CHF 0.30 auf CHF 1.00 je Aktie erhöht werden. Zusätzlich wird ein Aktienrückkaufprogramm für CHF 200 Mio. lanciert. Die Mittelfristziele wurden bestätigt.

Der Medizinal-Kommunikationsspezialist Ascom erreichte im vergangenen Geschäftsjahr, wie bereits bekannt gegeben, einen um 3.6% tieferen Umsatz von CHF 286.7 Mio. Der Auftragseingang fiel um 3.5% zurück. Der EBITDA ging um 29% auf CHF 21.3 Mio. zurück. Die EBITDA-Marge sank von 10.1% auf 7.4%. Der Reingewinn gab um 80% auf CHF 3.7 Mio. nach. Die Dividende soll von CHF 0.30 auf CHF 0.10 je Aktie gekürzt werden. Ab Mai 2025 sollen über ein Aktienrückkaufprogramm bis 10% der Aktien zurückgekauft werden. Für das laufende Jahr wird ein Umsatzwachstum zu konstanten Wechselkursen im tiefen einstelligen Bereich und eine EBITDA-Marge von 9% bis 10% angestrebt.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.26%; DE: 2.89%; CH: 0.73%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe notiert aktuell rund 50 Basispunkte unter ihrem Jahreshoch von Mitte Januar. Eine Woche vor der nächsten geldpolitischen Lagebeurteilung der US-Notenbank rücken heute Nachmittag die Inflationsdaten für Februar in den Fokus. Dagegen notiert die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihen nach dem kräftigen Anstieg seit Anfang März weiterhin auf einem Jahreshoch. Gleiches gilt für die Rendite der Schweizer Eidgenossenanleihe. Deutschlands historischer Plan, die Staatsausgaben zu erhöhen und «alles zu tun, was nötig ist», wirkt auch eine Woche nach der Ankündigung an den europäischen Zinsmärkten nach.

Währungen

Euro in Franken: 0.9630
US-Dollar in Franken: 0.8830
Euro in US-Dollar: 1.0906

In den letzten Tagen stand einer Dollarschwäche eine Eurostärke gegenüber, die das Währungspaar gestern auf den höchsten Stand seit Oktober letzten Jahres trieb, auch wenn das Tageshoch nicht gehalten werden konnte. Sorgen um die US-Konjunktur belasten den Greenback weiterhin. Dem stehen Hoffnungen auf eine Belebung der deutschen Wirtschaft angesichts geplanter schuldenfinanzierter Infrastrukturprogramme gegenüber.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 66.61 pro Fass
Goldpreis: USD 2'920.75 pro Unze

Der zuletzt schwächelnde Ölpreis erhielt gestern Unterstützung, nachdem die US-Energiebehörde (EIA) ihre Prognose für das weltweite Überangebot im laufenden und im kommenden Jahr unter anderem wegen drohender Sanktionen gegen den Iran nach unten revidiert hat. Zudem prognostiziert die EIA, dass die überraschende Entscheidung der Opec+, die Fördermengen wieder schrittweise zu erhöhen, nur einen begrenzten Effekt haben wird.

Wirtschaft und Konjunktur

Heute Nachmittag stehen die US-Inflationsdaten im Fokus. Für Februar wird eine Jahresrate von 2.9% erwartet (Januar: 3.0%). Die Kerninflationsrate, die Energie- und Nahrungsmittelpreise ausschliesst, wird ebenfalls um 0.1% niedriger bei 3.2% erwartet.

Daniel Wachter

Portraitfoto von Daniel Wachter,  bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Tobias Kistler

Portraitfoto von Tobias Kistler,  bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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