16. Januar 2025, Tägliche Marktsicht

US-Kerninflation sorgt für positive Aktienmärkte

Nachlassende US-Inflationssorgen sowie starke Quartalszahlen der US-Grossbanken sorgten weltweit für positive Aktienmärkte. Richemont und Geberit publizierten heute Morgen die neusten Umsatzzahlen.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.68%, SPI: +0.73%, SMIM: +0.72%

Der Schweizer Aktienmarkt erholte sich nach einem negativen Start am Nachmittag nach der Veröffentlichung der US-Inflationsdaten und schloss fester. Der US-Konsumentenpreisindex für den Dezember entwickelte sich im Rahmen der Erwartungen, die Kerninflation lag jedoch leicht unter den Erwartungen, was an den Aktienmärkten mit Erleichterung aufgenommen wurde. Der Leitindex SMI schloss 0.7% höher. Von den grosskapitalisierten SMI-Werten konnten mit Ausnahme von Richemont (-0.8%) und Nestlé (-0.7%) alle zulegen. Angeführt wurde das Tableau von Geberit (+3.1%), UBS (+2.0%) und Zurich Insurance (+1.6%). Der Sanitärtechniker Geberit gibt heute die Umsatzzahlen bekannt. Die UBS, sowie im breiten Markt Julius Bär (+3.3%) und EFG (+2.0%), profitierten von positiven Vorgaben der US-Banken. Citigroup, JPMorgan, Goldman Sachs und Wells Fargo legten Quartalszahlen vor, die über den Erwartungen lagen. Unter Druck stand hingegen SGS (-6.4%). Grund dafür sind Fusionsgespräche mit dem französischen Konkurrenten Bureau Veritas (+1.9%). Bossard schloss nach anfänglichen Verlusten 0.8% höher. Mit den Umsatzzahlen lag der Industriezulieferer über den Analystenerwartungen. Weiter positiv entwickelte sich Temenos (+1.8%), nach dem Vortagesgewinn von 5.3%, in Folge positiver Quartalszahlen.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +1.04%, DAX: +1.50%

Auch die europäischen Aktienmärkte profitierten von den nachlassenden US-Inflationssorgen. Der EuroStoxx50 beendete den Handelstag 1.0% höher, der deutsche DAX legte 1.5% zu und erreichte ein neues Allzeithoch. Im Minus schloss hingegen der britische FTSE100 (-0.3%). Aus Branchensicht waren die Sektoren Immobilien, Finanzen und Versorger gefragt. Unterdurchschnittlich entwickelten sich die Bereiche nichtzyklischer Konsum, zyklischer Konsum und Kommunikationsdienste

Aktienmärkte USA

Dow Jones: +1.65%, S&P500: +1.83%, Nasdaq: +2.45%

Die amerikanischen Aktienmärkte wurden durch die tiefer als erwartete Kerninflationszahlen und starke Quartalsergebnisse angetrieben. Während der Leitindex DowJones 1.7% zulegte, avancierte der breiter gefasste S&P500 (+1.8%). Am stärksten schnitt der technologielastige Nasdaq (+2.5%) ab. Für Rückenwind sorgten auch die Quartalzahlen der Grossbanken Wells Fargo (+6.6%), Citigroup (+6.4%), Goldman Sachs (+5.9%), JP Morgan (+1.9%) und der Vermögensverwalters Blackrock (+5.1%). Auf Sektorenstufe waren die Bereiche zyklischer Konsum, Kommunikationsdienste und Finanzen gefragt. Unterdurchschnittlich entwickelten sich die Branchen nichtzyklischer Konsum, Gesundheit und Immobilien.

Unternehmensberichte

Der Sanitärtechnikkonzern Geberit konnte den Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024 in etwa konstant auf CHF 3.09 Mrd. halten. In Lokalwährung lag das Wachstum bei 2.5%, welches vollständig aus höheren verkauften Volumen resultierte. Auf Stufe EBITDA-Marge wird ein Ergebnis leicht unter Vorjahr erwartet. Die Gewinnzahlen werden am 6. März 2025 publiziert. Für das laufende Geschäftsjahr wird eine Stabilisierung der Nachfrage erwartet. Für die Märkte Deutschland, die nordischen Länder und Österreich wird jedoch nach wie vor eine rückläufige Entwicklung erwartet. Weiter wurde die Schliessung des deutschen Keramikwerks in Wesel bekanntgegeben, was Kosten von EUR 40 Mio. verursacht und in jährlichen Einsparungen von EUR 10 Mio. resultieren soll. Die Umsatzzahlen trafen die Analystenerwartungen.

Der Luxusgüterkonzern Richemont konnte den Umsatz im 3. Quartal 2024/2025 um 10% auf EUR 6.15 Mrd. steigern. In Lokalwährung lag der Anstieg ebenfalls bei 10%. Einmal mehr avancierte das Schmuckgeschäft (+14%). Der Uhrenbereich (-8%) entwickelte sich hingegen rückläufig, während das übrige Geschäft (+11%) ebenfalls Zuwächse verzeichnete. Geografisch war die Entwicklung in Amerika (+22%), Europa (+19%), Japan (+19%) und im Mittleren Osten & Afrika (+19%) stark und in Asien Pazifik (-7%) negativ. Gewinnzahlen werden zum 3. Quartal keine publiziert. Die Verkaufszahlen lagen deutlich über den Analystenerwartungen.

Der Backwarenhersteller Aryzta hat heute Morgen bekannt gegeben, dass er seine Mittelfristziele 2025 ein Jahr früher erreicht hat. Dies beinhaltet eine EBITDA-Marge von mindesten 14.5%. Das organische Wachstum für 2024 wird dem Ausblick entsprechen, mit positivem Volumenwachstum und einem positiven Preissetzungseffekt für das 4. Quartal 2024. Für 2025 wird ein signifikanter Anstieg der Wachstumsinvestitionen erwartet.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.66%; DE: 2.56%; CH: 0.37%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe notiert aktuell bei 4.66% und damit rund 14 Basispunkte tiefer als noch am Vortag. Die jüngsten Inflationsdaten aus den USA vom Dezember sind zwar angestiegen, aber der Anstieg der Kerninflation lag leicht unter der Erwartung. Wäre die Kerninflation allerdings nur 0.002% höher ausgefallen, dann hätte der gerundete Wert exakt der Markterwartung entsprochen. Die publizierten Zahlen veranlassten die Investoren trotzdem dazu, wieder auf eine weitere Zinssenkung der Federal Reserve im Juli zu wetten. Mit der gestrigen Bewegung wurde ein Grossteil des Renditeanstiegs seit letztem Freitag zunichte gemacht, als die guten Arbeitsmarktdaten für Dezember Zweifel daran aufkommen liessen, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr überhaupt noch senken würde. Auch die Zinsen in Europa gaben nach. Die Renditen der 10-jährigen Anleihen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizer Eidgenossenschaft sind um jeweils 9 Basispunkte gesunken.

Währungen

Euro in Franken: 0.9388
US-Dollar in Franken: 0.9127
Euro in US-Dollar: 1.0285

Der US-Dollar hat gestern im Nachgang an die US-Inflationszahlen kurzfristig sowohl gegenüber dem Euro als auch dem Franken an Boden verloren. Bis zum Tagesende erstarkte die globale Leitwährung aber wieder, und notierte gegenüber dem Franken am praktisch unverändert zum Vortag. Der EUR/CHF-Kurs schloss mit -0.1% leicht tiefer.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 80.20 pro Fass
Goldpreis: USD 2'696.32 pro Unze

Gestern verzeichnete der Ölpreis einen deutlichen Anstieg von 3.3%. Ein stärker als erwartet ausfallender Rückgang der US-Rohöllagerbestände hat auf den Rohstoffmärkten Besorgnis über mögliche Lieferunterbrechungen geschürt und die ohnehin bestehenden Befürchtungen verstärkt, dass jüngste US-Sanktionen den russischen Energiehandel weiter belasten könnten. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) wird der globale Ölmarkt in diesem Jahr voraussichtlich einen Überschuss von 725’000 Barrel pro Tag aufweisen. Dieser fällt jedoch geringer aus als zuvor prognostiziert, da die Nachfrage laut IEA-Bericht steigt und neue Angebotsrisiken hinzukommen. Auch der Goldpreis legte gestern zu: Nach Veröffentlichung der US-Inflationszahlen stieg er um 0.7% und nähert sich damit erneut der Marke von 2’700 US-Dollar pro Unze.

Wirtschaft und Konjunktur

Deutschland: Bruttoinlandprodukt (2024)
letzte: -0.3%; erwartet: -0.2%; aktuell: -0.2%

Das Statistische Bundesamt in Deutschland hat gestern Daten zur Entwicklung des Bruttoinlandprodukts (BIP) im Gesamtjahr 2024 publiziert. Die deutsche Wirtschaft schrumpfte 2024 um 0.2% und damit das zweite Jahr in Folge. Bereits 2023 resultierte mit -0.3% ein negatives Wachstum. Es ist erst das zweite Mal seit 1950, dass das deutsche BIP in zwei aufeinanderfolgenden Jahren schrumpfte. Die neue Regierung, die im Februar gewählt werden soll, wird bei der Bewältigung der stagnierenden Wirtschaft vor grossen Herausforderungen stehen.

USA: CPI-Inflationsrate (Dezember)
letzte: 2.7%; erwartet: 2.9%; aktuell: 2.9%

Die Verbraucherpreise sind laut US-Arbeitsministerium im Dezember im Jahresvergleich um 2.9% gestiegen, nachdem die Inflationsrate im November noch bei 2.7% gelegen hatte. Die Kerninflationsrate, ohne die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise, liegt bei 3.2% und damit praktisch auf dem Niveau des Vormonats. Die jüngsten Daten signalisieren weiterhin eine sehr zögerliche Annäherung in Richtung der 2%-Zielmarke der US-Notenbank. Nach den guten Beschäftigungszahlen vom vergangenen Freitag reagierten die Investoren aber mit einer gewissen Erleichterung. Die Hoffnung, dass die amerikanische Notenbank Fed in der Lage sein wird, die Zinssätze im Jahr 2025 zu senken, bleibt so weiterhin intakt.

Tobias Kistler

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Dominik Schmidlin

Leiter Anlagestrategie und Analyse
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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