06. Januar 2025, Tägliche Marktsicht
Unsicherheit macht sich breit, zu Unrecht
Insgesamt war 2024 ein erfreuliches Aktienjahr. Zum Jahreswechsel zeigten sich die Investoren jedoch vorsichtig und hielten sich mit klaren Positionierungen zurück.
Wir freuen uns, Sie auch im Jahr 2025 mit aktuellen Einschätzungen zu den Finanzmärkten begleiten zu dürfen und wünschen Ihnen ein gutes Neues Jahr.
Thomas Stucki, Anja Felder, Patrick Häfeli, Florian Hiltpold, Tobias Kistler, Céline Koster, Matthias Müller, Dominik Schmidlin, Angela Truniger und Daniel Wachter
Im Fokus
Die Aktienmärkte haben sich 2024 unterschiedlich entwickelt. Je technologielastiger ein Aktienindex war, desto höher sind die Kursgewinne ausgefallen. Der amerikanische NASDAQ legte 30% zu, während der Swiss Performance Index sich mit einem Plus von 6% zufriedengeben musste. Insgesamt war 2024 ein erfreuliches Aktienjahr. Zu Beginn des neuen Jahres ist von positiver Aufbruchstimmung an den Börsen aber nicht mehr viel zu spüren. An den letzten Handelstagen vor dem Jahresende und den ersten Tagen in diesem Jahr verhielten sich die Investoren vorsichtig und wollten sich nicht so richtig positionieren. Die Analysten sind sich zwar einig, dass die US-Aktien gegenüber den europäischen Titeln vorzuziehen sind, weil die US-Wirtschaft besser läuft. Man fragt sich jedoch, was von Trump und seinen Strafzöllen zu erwarten ist. Zudem sind die Tech-Aktien schon sehr stolz bewertet.
Bullen sind auf dem Rückzug
Wie sich diese Unsicherheit auf die Stimmung der Investoren auswirkt, zeigt sich im Anlegersentiment, welches von der American Association of Individual Investors erhoben wird. Der Anteil der Bullen ist auf 35% und damit auf den tiefsten Wert seit dem letzten April gesunken. Noch vor einem Monat gab die Hälfte der Leute an, sie seien positiv für die Aktienmärkte eingestellt. Im Gegenzug ist der Anteil der Bären auf 34% gestiegen. Lange Zeit waren die Bären eine kleine Minderheit. Das verbleibende Drittel der Investoren zeigt sich gegenüber den Aktien als Neutral eingestellt. So ausgeglichen ist die Haltung der Anleger zu den Börsenaussichten selten.
Bedingungen sprechen für Aktien
Die Skepsis gegenüber den Aktien ist nicht nur negativ, da das Enttäuschungspotenzial dadurch geringer ist. Sie wird dazu führen, dass der Jahresstart orientierungslos und durchzogen sein wird. Vorübergehende Taucher der Kurse sind möglich, gehören aber dazu. Wer sich mittelfristig positionieren will, sollte weniger auf das tägliche Schlagzeilengewitter der Herren Trump und Musk als auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schauen. Diese sehen nicht so schlecht aus. Die US-Wirtschaft zeigt sich solide, insbesondere im für die Gesamtwirtschaft entscheidenden Dienstleistungsbereich. Die Leute haben Arbeit und steigende Einkommen, was eine gute Grundlage für den privaten Konsum ist. Die von Präsident Biden aufgelegten Infrastrukturprogramme sind am Laufen und werden die Konjunktur weiter stimulieren. Trump wird trotz seinen Drohgebärden die Wirtschaft fördern wollen. Das zeigen seine fachlich kompetenten Ernennungen für die wirtschaftssensitiven Ministerien. Schliesslich will er sich damit brüsten, für den besten Aktienmarkt in der Geschichte verantwortlich zu sein.
Tiefere Zinsen werden ihre Wirkung entfalten
Die Zentralbanken werden die Zinsen weiter senken, auch in den USA. Dass die Fed angesichts der anstehenden Unsicherheiten betreffend der Zölle vorsichtig ist und zuwartet, macht Sinn. Die Zinsen in den USA liegen aber immer noch im konjunkturbremsenden Bereich, was weitere Zinssenkungen der Fed im Verlaufe des Jahres nötig machen wird. In Europa werden die Zinsen rasch nach unten sinken. Zudem werden die bereits im letzten Jahr gemachten Zinssenkungen ihre positive Wirkung auf die Konjunktur aufgrund der üblichen Verzögerung erst in diesem Jahr entfalten.
Schweizer Markt mit Aufholpotenzial
Wer am zu erwartenden Wachstum der Weltwirtschaft teilhaben will, kommt um eine solide Aktienallokation nicht herum. Da diesbezüglich die USA die Lokomotive sein werden, braucht es eine gewisse Allokation in US-Titeln. Das müssen nicht nur Technologieaktien sein. Der Schweizer Markt wurde im letzten Jahr unter seinem Wert geschlagen. In einem skeptischeren Anlegerumfeld wird sein konservativer Charakter wieder zu einem positiven Argument. Viele Schweizer Aktien, welche zuletzt abgestraft wurden, haben daher Aufholpotenzial.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte
Dow Jones: +0.80%, S&P500: +1.26%, Nasdaq: +1.77%
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -0.94%, DAX: -0.59%, SMI: +0.20%
Asiatische Märkte
Nikkei 225: -1.45%, HangSeng: -0.60%, S&P/ASX 200: +0.08%
Der Handel über die Festtage war dünn und von zufälligen Bewegungen gekennzeichnet. Das ist nicht unüblich. Am Freitag haben dann die US-Märkte wieder Fahrt aufgenommen. Der S&P 500 verlor letzte Woche 0.48%. Die europäischen Aktien sanken 0.56%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Plus von 0.35% abschloss.
Die Konjunkturdaten aus den USA fallen weiterhin positiv aus, was die robuste Lage der US-Wirtschaft unterstreicht. In Europa zeigt sich hingegen ein gemischtes Bild. Besonders der Industriesektor bleibt schwach und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Während Länder wie Spanien solide wachsen, kommt Deutschland kaum vom Fleck. Ein Lichtblick ist die tiefere Inflation, welche den Notenbanken Spielraum für weitere Zinssenkungen eröffnet. Diese dürften mittelfristig die Konjunktur stützen. Um vom Wachstum der Wirtschaft zu profitieren, sind Aktien die bevorzugte Anlageklasse. Die wirtschafts- und handelspolitischen Pläne von Donald Trump sind noch wenig konkret, aber eines ist klar: Sein Fokus liegt auf den Interessen der USA. Die Aussichten auf Steuersenkungen und Deregulierungen wirken als positive Impulse, wovon vor allem die amerikanischen Aktien profitieren.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J: USA: 4.618%; DE: 2.425%; CH: 0.370%
Die Renditen der US-Obligationen sind so hoch wie zuletzt im April. Anzeichen, dass sich auch die Industrie in den USA wieder besser entwickelt, haben die Renditen weiter ansteigen lassen. Die Renditen der europäischen Obligationen zogen brav mit, während die Zinsen in der Schweiz sich von den Vorgängen an den anderen Obligationenmärkten unbeeindruckt zeigten und sanken.
Währungen
Euro in Franken: 0.9379
US-Dollar in Franken: 0.9096
Euro in US-Dollar: 1.0311
Der US-Dollar profitiert von den höheren Zinsen in den USA und der Erwartung, dass die Fed vorerst keine Zinssenkung mehr machen wird. Die Zinsdifferenz zwischen den USA und anderen Währungsregionen wie der Eurozone, Japan oder auch der Schweiz wird dadurch grösser.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 73.70 pro Fass
Goldpreis: USD 2'634.44 pro Unze
Der Preis für Erdgas ist in Europa um 20% gestiegen, nachdem die Ukraine nach dem Auslaufen des Vertrages mit Gazprom den Durchfluss von russischem Gas nach Westen gestoppt hat. Erdgas kostet doppelt so viel wie noch im letzten Frühjahr. Im Vergleich zu 2022 ist Gas aber immer noch billig.
Wirtschaft
Deutschland: Arbeitslosenrate (Dezember)
letzte: 6.1%; erwartet: 6.2%; aktuell: 6.1%
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland nimmt weiter zu, wenn auch weniger stark als erwartet. Die Schlagzeilen über den Wegfall von Tausenden von Stellen bei verschiedenen Industriekonzernen deuten an, dass der Weg nach oben bei der Arbeitslosenrate weitergehen wird. Im Vergleich zu den Jahren nach der Jahrhundertwende, als die Arbeitslosenrate bis auf 12% gestiegen war, ist die Arbeitsmarktsituation in Deutschland aber immer noch gut.
Thomas Stucki
8021 Zürich
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