20. Januar 2025, Tägliche Marktsicht
Suche nach Rendite feiert Comeback
Ende Dezember 2014 hat die SNB Negativzinsen eingeführt. Acht lange Jahre hat es danach gedauert, bis man für das Halten von Liquidität keine Strafe mehr bezahlen musste. Die Renditen der Schweizer Obligationen, gemessen an der Durchschnittsrendite des Swiss Bond Index, pendelten in dieser Zeit zwischen 0.50% und -0.50%.
Im Fokus
Ende Dezember 2014 hat die SNB Negativzinsen eingeführt. Acht lange Jahre hat es danach gedauert, bis man für das Halten von Liquidität keine Strafe mehr bezahlen musste. Die Renditen der Schweizer Obligationen, gemessen an der Durchschnittsrendite des Swiss Bond Index, pendelten in dieser Zeit zwischen 0.50% und -0.50%. Faktisch hat man in dieser Zeit auf risikoarmen Anlagen in Franken nichts verdient. Entsprechend gross war die Suche nach Alternativen, die mehr Ertrag versprachen, sowohl bei den Pensionskassen als auch bei den Privatkunden. Bei den Pensionskassen sank der durchschnittliche Anteil der Obligationen in dieser Zeit von 35% auf 27%. Innerhalb dieser Quote dürften die Obligationen mit einem schlechten Kreditrating massiv zugenommen haben. Ersetzt wurden die Obligationen durch höhere Aktienquoten und einer Aufstockung der Immobilien-Anlagen. Deren Anteil stieg von 20% auf 27%. Bei den Privatkunden verschwanden die Obligationen aus den Portfolios. Die Kassenobligationen als klassisches Anlageinstrument für Sparer starben aus. Gekauft wurden auch hier Aktien und Immobilien. Letztere von Anlegern, die von ihrer Bank mit Negativzinsen auf ihren grossen Liquiditätsbeständen konfrontiert wurden, teilweise zu jedem Preis.
Längere Tiefzinsperiode erwartet
Die Zinsen werden nicht mehr acht Jahre auf dem aktuell tiefen Niveau bleiben. Dafür fehlen die Verwerfungen in der Weltwirtschaft und im Finanzsystem, welche die Finanzkrise 2008 und die Corona-Pandemie ausgelöst haben. Bis die Zentralbanken wieder über Zinserhöhungen nachdenken, wird es aber zwei bis drei Jahre dauern. Eine Rendite von 2% bei einer Obligation mit einer guten Kreditqualität wird in den nächsten Jahren Wunschdenken bleiben. Die Suche nach Rendite wird wieder um sich greifen, mit all den Nebenwirkungen, die wir aus der Zeit der Negativzinsen kennen. Unseriöse Angebote von Anleihen unbekannter Emittenten, die mit Renditen von mehreren Prozent locken, werden wieder die Runde machen. Diese gehören in den Papierkorb. Viele Anlegerinnen und Anleger werden wieder in exotische Obligationen mit höheren Coupons investieren, deren Risiken sie nicht kennen und nicht verstehen. Das kann gut gehen oder auch nicht, wie das Beispiel der AT1-Anleihen der Credit Suisse gezeigt hat.
Immobilienfonds sind bereits teuer
Immobilienfonds mit einer stabilen Ausschüttungsrendite werden ebenfalls gesucht sein. Als längerfristige Anlage sind sie eine geeignete Ergänzung für das Portfolio. Die Preise sind aber bereits stark gestiegen. Das durchschnittliche Agio, der Aufpreis beim Kauf des Fonds an der Börse gegenüber dem Wert der Immobilien im Fonds, ist auf über 30% geklettert und damit schon recht hoch.
Lockruf der Kryptowährungen
Wenn die traditionellen Anlagen keine hohen Renditen mehr ergeben, weicht man gerne auf Alternative Anlageklassen aus. Hedge Funds hatte man schon, mit mehrheitlich ernüchternden Ergebnissen. Private Equity erfordert eine lange Bindung des Kapitals. An den Immobilien im Ausland hat man sich die Finger verbrannt. Da kommt der Lockruf der Kryptowährungen gelegen. Ertrag gibt es zwar keinen, aber die Hoffnung auf satte Kursgewinne. Die Kursschwankungen der Kryptowährungen werden auch in Zukunft sehr gross sein, und zwar in beide Richtungen. Kryptowährungen sind ein Spekulationsobjekt und werden das auch bleiben. Als Privatanleger kann man es versuchen, wenn man weiss, auf was man sich einlässt und notfalls auch einen Totalverlust auf der Position verkraften kann. Als Pensionskasse sollte man dagegen nicht mit dem Geld der Destinatäre spekulieren.
Es braucht ein gut diversifiziertes Aktienportfolio
Wer während der Tiefzinsphase etwas verdienen will, ist mit einem gut diversifizierten Aktienanteil gut aufgehoben. Wie hoch dieser Anteil am Gesamtportfolio sein darf, hängt davon ab, wieviel Kursschwankungen die persönliche finanzielle Situation und vor allem die persönliche Gelassenheit zulassen. Das Portfolio sollte mindestens Aktien von zehn Unternehmen aus verschiedenen Branchen enthalten. Damit können die unternehmensspezifischen Risiken schon recht gut verteilt werden. Wer sich nicht mit einer grösseren Anzahl von Firmen auseinandersetzen will oder dessen Aktienanteil zu klein ist, für den ist ein aktiv verwalteter Aktienfonds oder ein ETF auf einen breiten Aktienindex wie dem Swiss Performance Index eine gute Alternative.
Video-Podcast der SGKB
Die Zinsen in der Schweiz sind tief. Die Schweizer Aktien können mit den ausländischen Aktienmärkten nicht mithalten. Die Schweizer Märkte bereiten den Anlegerinnen und Anlegern Kopfzerbrechen. Unsere Aktienanalystin Angela Truniger und unser Leiter Anlagestrategie und Analyse Dominik Schmidlin präsentieren im Video-Podcast der St.Galler Kantonalbank ihre Erfolgsrezepte für das Anlagejahr 2025.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte
Dow Jones: +0.78%, S&P500: +1.00%, Nasdaq: +1.51%
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: +0.81%, DAX: +1.20%, SMI: +0.40%
Asiatische Märkte
Nikkei 225: +1.16%, HangSeng: +2.45%%, S&P/ASX 200: +0.45%
Manchmal braucht es wenig, um die Stimmung an den Börsen zu drehen. Diesmal genügte eine US-Inflationsrate, die minim tiefer ausgefallen ist als befürchtet, und der Optimismus kehrte zurück. Der S&P 500 legte letzte Woche 2.91% zu. Die europäischen Aktien stiegen 3.44%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Plus von 1.65% abschloss.
Die Konjunkturdaten aus den USA fallen positiv aus, was die robuste Lage der US-Wirtschaft unterstreicht. In Europa zeigt sich hingegen ein gemischtes Bild. Besonders der Industriesektor bleibt schwach und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Während Länder wie Spanien solide wachsen, kommt Deutschland kaum vom Fleck. Ein Lichtblick ist die tiefere Inflation, welche den Notenbanken Spielraum für weitere Zinssenkungen eröffnet. Diese dürften mittelfristig die Konjunktur stützen. Um vom Wachstum der Wirtschaft zu profitieren, sind Aktien die bevorzugte Anlageklasse. Die wirtschafts- und handelspolitischen Pläne von Donald Trump sind noch wenig konkret, aber eines ist klar: Sein Fokus liegt auf den Interessen der USA. Die Aussichten auf Steuersenkungen und Deregulierungen wirken als positive Impulse, wovon vor allem die amerikanischen Aktien profitieren.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J: USA: 4.627%; DE: 2.535%; CH: 0.421%
Die Renditen der Obligationen sind gesunken, nachdem bei der US-Inflation Entwarnung gegeben wurde. Die Inflationsrate ist im Dezember auf 2.9% gestiegen. Die Kernrate ohne die Energie- und Nahrungsmittelpreise ist aber um 0.1% gesunken. Sie liegt mit 3.2% immer noch deutlich über dem Zielwert der Fed und der Rückgang bewegt sich innerhalb der statistischen Fehlerquote, aber die Erleichterung bei den Investoren über den tieferen Wert war gross.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.9129
Euro in US-Dollar: 1.0305
Euro in Franken: 0.9407
Der Franken ist momentan nicht gesucht. Das kann mit den tiefen Zinsen in der Schweiz zu tun haben, wahrscheinlich aber auch nicht. Vielmehr drückt die Entspannung im Nahen Osten auf den sicheren Hafen, der weniger wichtig ist.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 78.03 pro Fass
Goldpreis: USD 2'704.96 pro Unze
Auf den Ölpreis hatte der mögliche Waffenstillstand im Gazastreifen nur kurzfristig einen Einfluss. Wichtiger sind die Sanktionen gegen die russische Energieexporte und das kalte Wetter in Nordamerika.
Wirtschaft
USA: Housing Starts (Dezember, annualisiert)
letzte: 1.29 Mio.; erwartet: 1.33 Mio.; aktuell: 1.50 Mio.
Im Dezember wurden in den USA so viele Wohnbauprojekte gestartet wie seit Anfang 2024 nicht mehr. Insbesondere der Bau von Mehrfamilienhäusern hat deutlich zugenommen. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Aussichten für die Wirtschaft positiv beurteilt werden.
Thomas Stucki
8021 Zürich
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