09. Dezember 2024, Tägliche Marktsicht

SNB darf sich nicht vom Markt treiben lassen

Am Donnerstag Mittag wird die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen mit grosser Wahrscheinlichkeit um weitere 0.25% senken. Der Einlagesatz für die bei der EZB deponierten Gelder wird dann 3.00% betragen. Zuvor am Vormittag wird die SNB ihren Zinsentscheid veröffentlichen. Sie wird ihren Leitzins mit ebenso grosser Wahrscheinlichkeit auch senken müssen.

Im Fokus

Am Donnerstag Mittag wird die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen mit grosser Wahrscheinlichkeit um weitere 0.25% senken. Der Einlagesatz für die bei der EZB deponierten Gelder wird dann 3.00% betragen. Zuvor am Vormittag wird die SNB ihren Zinsentscheid veröffentlichen. Sie wird ihren Leitzins mit ebenso grosser Wahrscheinlichkeit auch senken, ja senken müssen. Mit ihrer Kommunikation beim letzten Zinsentscheid im September und bei den zwischenzeitlichen Auftritten von Martin Schlegel hat sie die nächsten Zinssenkungen angekündigt. Damit hat sie eine starke Spekulation auf sinkende Franken-Zinsen ausgelöst. Diese zeigt sich vor allem bei den Swap-Zinsen, dem liquidesten Instrument am Schweizer Kapitalmarkt. Die Swap-Zinsen sind so stark gefallen, dass der Renditeaufschlag zu den Eidgenossen-Anleihen auf ein paar wenige Basispunkte zusammengeschmolzen ist. Dafür haben sich die Renditen der Franken-Swaps von den Renditen der Pfandbriefanleihen gelöst, welche nun fast 0.40% mehr rentieren als die Swaps. Normalerweise ist die Renditedifferenz zwischen dem Swap und den Pfandbriefen sehr gering.

Zinssenkung ist Pflicht
Wenn die SNB am Donnerstag den Zins nicht senkt und den Markt enttäuscht, wird sie eine starke Reaktion bei den Zinsen und beim Franken auslösen. Die Swap-Zinsen würden deutlich steigen und der Franken an Wert zulegen. Viele der aufgebauten Positionen auf sinkende Zinsen müssten aufgelöst werden, um die anfallenden Verluste zu begrenzen und die Marktreaktion verstärken. Das wäre nicht im Interesse der SNB, welche mit ihren in Aussicht gestellten Zinssenkungen den Franken schwächen will. Eine Zinssenkung von 0.25% ist daher Pflicht. Die Markterwartungen gehen aber weiter. Mit einer 50%-Wahrscheinlichkeit wird sogar ein grosser Zinsschritt der SNB von 0.50% erwartet. Mit einem kleinen Zinsschritt würde man sich zufriedengeben, da dann die nächste Zinssenkung im März als gegeben angenommen wird. Eine Senkung von 0.50% auf dann noch 0.50% wäre übertrieben und wird von uns nicht erwartet. Nachdem die SNB im ersten Halbjahr bereits grosszügig mit ihrem kleinen Zinspolster umgegangen ist, kann man aber nicht ausschliessen, dass sie erneut ein Zeichen für die Schwächung des Frankens setzen will. Damit würde sie jedoch nur die Markterwartungen an die Zinsen tief in den negativen Bereich sinken lassen, ohne dass die Wirkung auf den Franken nachhaltig wäre.

Folgen von Negativzinsen sind bekannt
Die SNB könnte mit Negativzinsen umgehen, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Dank der Freigrenze für die Banken, innerhalb welcher ihre Giroguthaben bei der SNB von den Negativzinsen verschont bleiben, konnte sie den Saron-Zinssatz nahe bei ihrem negativen Leitzins halten. Dank dieser Freigrenze konnten auch die Banken mit den Negativzinsen einigermassen gut leben. Bestraft wurden die Sparer und die Anleger, die sich mit nichtexistenten oder im Fall der Pensionskassen zu tiefen Renditen auf risikoarmen Anlagen abfinden mussten. In der Folge wichen sie auf Aktien, Immobilien und illiquide Alternative Anlagen aus. Bei einer neuen Negativzinsphase, die wiederum ein paar Jahre dauern würde, würde sich das alles wiederholen.

Geldpolitik muss unberechenbar sein
Es wäre gut, die SNB würde sich von der «Forward Guidance» wieder verabschieden und die Märkte im Dunkeln lassen, wie sie ihre Geldpolitik führen will. Gleichzeitig wäre es auch nicht schlecht, sie würde die ihr zur Verfügung stehenden Instrumente Leitzins und Devisenmarktinterventionen flexibel einsetzen. Sie muss und kann die Märkte am Donnerstag nicht mit dem Verzicht auf eine Zinssenkung überraschen. In ihrem Ausblick sollte sie sich aber bewusst bedeckt halten und nicht wie im September weitere Zinssenkungen in Aussicht stellen. Ihre Lage mit dem starken Franken, der angesichts der politischen Unsicherheiten rund um den Globus als sicherer Hafen gefragt bleiben wird, ist nicht einfach. Desto wichtiger ist es, dass sie nicht mehr so ausrechenbar bleibt, wie sie es momentan ist.

Aktienmärkte

US-Aktienmärkte
Dow Jones: -0.28%, S&P500: +0.25%, Nasdaq: +0.81%

Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: +0.53%, DAX: +0.13%, SMI: -0.09%

Asiatische Märkte
Nikkei 225: -0.04%, HangSeng: -0.56%, S&P/ASX 200: +0.03%

Die Aktienmärkte stellen sich langsam auf das Jahresende ein. Die Konjunkturdaten aus den USA waren gut genug, um den Konjunkturoptimismus zu bestätigen, aber nicht zu gut, um Zinsbefürchtungen aufkommen zu lassen. Der S&P 500 legte letzte Woche 0.96% zu. Die europäischen Aktien gewannen 3.61%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Plus von 0.14% abschloss.

Die Konjunkturdaten aus den USA fallen weiterhin positiv aus, was die robuste Lage der US-Wirtschaft unterstreicht. In Europa zeigt sich hingegen ein gemischtes Bild. Besonders der Industriesektor bleibt schwach und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Während Länder wie Spanien solide wachsen, kommt Deutschland kaum vom Fleck. Ein Lichtblick ist die tiefere Inflation, welche den Notenbanken Spielraum für weitere Zinssenkungen eröffnet. Diese dürften mittelfristig die Konjunktur stützen. Um vom Wachstum der Wirtschaft zu profitieren, sind Aktien die bevorzugte Anlageklasse. Die wirtschafts- und handelspolitischen Pläne von Donald Trump sind noch wenig konkret, aber eines ist klar: Sein Fokus liegt auf den Interessen der USA. Die Aussichten auf Steuersenkungen und Deregulierungen wirken als positive Impulse, wovon vor allem die amerikanischen Aktien profitieren.

Kapitalmärkte

Renditen 10 J: USA: 4.139%; DE: 2.108%; CH: 0.257%

Die Renditen in der Schweiz nähern sich der 0%-Marke. Egal, was in den anderen Ländern passiert, die Zinsen in der Schweiz sinken, nachdem die SNB bei jeder Gelegenheit betont, dass sie neuerliche Negativzinsen nicht ausschliesst.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8803
Euro in US-Dollar: 1.0535
Euro in Franken: 0.9274

Der Franken ist trotz den Zinsandeutungen der SNB erneut stärker geworden. Die wirtschaftlichen und politischen Probleme in Deutschland und in Frankreich werden immer grösser. In diesem Umfeld ist der Franken gesucht, egal wie hoch oder tief der Leitzins der SNB ist.

Rohstoffmärkte

Ölpreis WTI: USD 67.58 pro Fass
Goldpreis: USD 2'638.14 pro Unze

An den Rohstoffmärkten ist Ruhe eingekehrt. Die Vorgänge in Syrien haben auf den Erdölpreis bisher keinen Einfluss.

Wirtschaft

USA: U. Michigan Konsumentenvertrauen (Dezember)
letztes: 71.8; erwartet: 73.2; aktuell: 74.0

Die Stimmung bei den US-Konsumenten hat nach dem Wahlsieg von Donald Trump sprungartig zugenommen, insbesondere was die Einschätzung der aktuellen Situation betrifft. Wobei man das präzisieren muss. Nur die den Republikanern zugeneigten Konsumenten beurteilen ihre Lage nun besser. Das Vertrauen der den Demokraten zugeneigten Konsumenten ist auf den tiefsten Stand seit drei Jahren gefallen.

 

Thomas Stucki

Leiter Investment Center
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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