13. Februar 2025, Tägliche Marktsicht

SMI schüttelt Inflationssorgen ab

Heute stehen die Geschäftszahlen von Nestlé, Swisscom und BCV im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.16%, SPI: +0.15%, SMIM: +0.12%

Der Schweizer Aktienmarkt setzte gestern den positiven Trend seit Anfang Woche fort und schloss leicht höher als am Dienstag. Ein überraschender Anstieg der Inflation in den USA sorgte am Nachmittag nur kurzfristig für Turbulenzen, bevor sich die Kurse wieder erholten. Stabilisierend wirkten unter anderem Hoffnungen auf einen Friedensplan für die Ukraine. Der Leitindex SMI beendete den Börsentag 0.2% höher. Von den 20 Blue Chips standen neun Gewinnern, zehn Verlierer gegenüber. Rückversicherer Swiss Re ging unverändert aus dem Handel. In der Gewinnzone befanden sich die Titel von Givaudan (+0.4%) und Nestlé (+0.7%). Nestlé wurden im Vorgang an die Zahlenpräsentation von heute zugekauft. Im positiven Momentum befinden sich nach wie vor die Aktien von Richemont (+0.9%).  Der Aktienkurs des Luxusgüterkonzerns überschritt erstmals die Marke von 180 Franken und notiert damit auf einem Allzeithoch. Tagesgewinner war Roche mit einem Zuwachs von 1.2%. Die Titel profitierten von einer Arznei-Zulassung der US-FDA-Behörde eines Tablettenpräparats für Patienten mit spinaler Muskelatrophie (neuronale Erkrankung). In der Verlustzone wurden die Titel von Kühne + Nagel (-0.9%), UBS (-0.9%), Sonova (-1.0%) und Alcon (-1.6%) aufgeführt. Die Aktien des Augenspezialisten Alcon litten unter der Entscheidung eines US-Gerichts, dass Padagis Israel Pharmaceuticals eine generische Version der Simbrinza-Augentropfen von Alcon verkaufen darf, da keine Patentverletzung vorliege. Tagesverlierer waren die Werte von Lonza mit einem Rückgang von 1.7%, aufgrund einer Rating-Abstufung eines Brokers. Am breiten Markt zogen die Aktien von ams OSRAM nach den präsentierten Quartalszahlen um 11.6% an. Stark zulegen konnten zudem TX Group (+6.0%), Daetwyler (+2.2%) und Implenia (+2.2%). Rückläufig waren die Werte von Galderma (-2.6%), DKSH (-2.8%), Landis + Gyr (-2.8%) und Gurit (-3.9%).

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.27%, DAX: +0.50%

Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich gestern unbeeindruckt von den höheren US-Inflationsdaten und schlossen fester. Der Eurozonenindex EuroStoxx50 erreichte ein neues Mehrjahreshoch und stieg um 0.3%. Auch die übrigen europäischen Aktienmärkte schlossen höher. Die Indizes CAC40 (+0.2%), der britische FTSE100 (+0.3%), der deutsche DAX (+0.5%) und der spanische IBEX35 (+1.1%) verbuchten allesamt einen positiven Börsentag. Auf Einzeltitelebene legten die Aktien von Heineken deutlich zu (+14.4%). Die Titel stiegen nach der Ankündigung eines Aktienrückkaufs und starker Bierverkäufe, insbesondere in Brasilien und Mexiko an. 2024 wuchsen die Bierabsätze um 1.6%, angetrieben durch Premium- und alkoholfreie Produkte. Für 2025 erwartet Heineken einen operativen Gewinnanstieg von 4% bis 8% und startet ein zweijähriges Aktienrückkaufprogramm von über EUR 1.5 Mrd. Auf Sektorenebene waren die Bereiche Finanzen, Kommunikationsdienstleister und Zyklischer Konsum gefragt. Unter Abgabedruck standen hingegen die Branchen Immobilien und Versorger

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -0.50%, S&P500: -0.27%, Nasdaq: +0.03%

Die amerikanischen Aktienmärkte wurden durch einen unerwarteten Anstieg der US-Verbraucherpreise gebremst, weshalb die Indizes, wenn auch nur leicht, nachgaben. Die Inflation erreichte mit 3.0% den höchsten Stand seit sechs Monaten, was Zinssenkungserwartungen weiter dämpfen dürfte. Der Dow Jones fiel um 0.5%, der marktbreite S&P500 um 0.3%, während der technologielastige Nasdaq leicht um 0.03% zulegte. Bei den Einzeltiteln machten die Aktien von CVS Health einen Kurssprung von 15.0%. Der Pharmahändler verzeichnete im 4. Quartal 2024 einen geringeren Gewinnrückgang als erwartet, da sich der Kostenanstieg im Gesundheitswesen verlangsamte und die Einnahmen im Apothekengeschäft deutlich stiegen. Die Aktien von Gilead Sciences stiegen um 7.5%, nachdem der Biopharmakonzern starke Quartalszahlen vorlegte und einen unerwartet optimistischen Ausblick für 2025 gab. Die Titel von Lyft fielen um 7.9%, nachdem das Fahrdienstunternehmen eine schwächere Prognose für die Buchungen im 1. Quartal bekanntgab. Die Ankündigung eines USD 500 Mio. Aktienrückkaufs schien die Anleger wenig zu beeindrucken.

Unternehmensberichte

Nestlé erzielte 2024 trotz schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen ein solides Ergebnis mit einem organischen Wachstum von 2.2% und einem internen Realwachstum von 0.8%. Das Wachstum beschleunigte sich im Jahresverlauf, wobei das organische Wachstum von 2.1% im ersten Halbjahr auf 2.3% im zweiten Halbjahr anstieg. Besonders stark entwickelten sich die Segmente Kaffee, Süsswaren und Heimtierprodukte, während die aufstrebenden Märkte und Europa das Wachstum regional trugen. Der freie Cashflow stieg auf CHF 10.7 Mrd. und die Dividende soll auf CHF 3.05 pro Aktie erhöht werden. Zur Wachstumsbeschleunigung setzt Nestlé auf höhere Investitionen in Produktqualität, Innovationen und starke Marken. Gleichzeitig sollen bis 2027 CHF 2.5 Mrd. an Kosteneinsparungen erzielt werden, wovon bereits CHF 300 Mio. für 2025 gesichert sind. Für 2025 bleibt der Ausblick unverändert. Nestlé erwartet eine Verbesserung des organischen Umsatzwachstums, eine operative Ergebnismarge von mindestens 16% und verstärkte Investitionen in Wachstum. Dabei gibt es eine Erhöhung der Werbe- und Marketingausgaben auf 9% des Umsatzes bis Ende 2025. Mit dem Zahlenset übertrifft Nestlé die Analystenerwartungen.

Swisscom erzielte 2024 ein solides finanzielles Ergebnis. Der Konzernumsatz sank um 0.3% auf CHF 11.0 Mrd., währungsbereinigt ergab sich jedoch ein Anstieg um 0.2%. Während der Umsatz im Schweizer Kerngeschäft um 1.7% auf CHF 8.0 Mrd. zurückging, wuchs Fastweb in Italien um 6.7% auf EUR 2.8 Mrd. Der EBITDA sank um 5.8% auf CHF 4.4 Mrd., beeinflusst durch Integrationskosten in Höhe von CHF 227 Mio. für die Übernahme von Vodafone Italia. Der Reingewinn reduzierte sich um 9.9% auf CHF 1.5 Mrd. In der Schweiz stieg die Zahl der Mobilfunkanschlüsse um 0.3% auf 4.32 Mio., während Festnetz- und TV-Abos weiter sanken. Der IT-Umsatz wuchs um 3.2% auf CHF 1.2 Mrd. Swisscom investierte CHF 1.7 Mrd. in die Netzinfrastruktur und deckt nun über die Hälfte der Haushalte mit Glasfaser ab. Fastweb wuchs in Italien stark mit +12.0% bei Mobilfunk- und +39.7% bei Breitbandanschlüssen. Mit der Übernahme von Vodafone Italia per 31. Dezember 2024 ist Swisscom nun die zweitgrösste Telekom-Anbieterin Italiens. Für 2025 erwartet Swisscom einen Umsatz zwischen CHF 15.0-15.2 Mrd., einen EBITDA nach Leasingaufwand von rund CHF 5.0 Mrd. und Investitionen von CHF 3.1-3.2 Mrd. Die Dividende soll für 2024 unverändert bei CHF 22 pro Aktie bleiben, mit einer geplanten Erhöhung auf CHF 26 für 2025. Im Vergleich zu den Analystenprognosen lieferte Swisscom gemischte Geschäftszahlen aus.

Die BCV-Gruppe erzielte 2024 einen Konzerngewinn von CHF 441 Mio., trotz eines Rückgangs um 6% im Vergleich zum Vorjahr. Der Geschäftsertrag blieb stabil bei CHF 1.16 Mrd., während der Geschäftserfolg um 5% auf CHF 515 Mio. sank. Die Dividende soll auf CHF 4.40 pro Aktie erhöht werden. Die Bilanzsumme wuchs um CHF 1.8 Mrd. auf CHF 60.6 Mrd., insbesondere durch ein starkes Hypothekargeschäft. Die verwalteten Vermögen stiegen um CHF 6.9 Mrd. auf CHF 124.2 Mrd., angetrieben durch einen Nettoneugeldzufluss von CHF 3.3 Mrd. Die Bank bleibt mit einer CET1-Quote von 16.8% finanziell solide und erhielt weiterhin hohe Bonitätsratings von S&P (AA) und Moody’s (Aa2).

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.62%; DE: 2.48%; CH: 0.37%

Der weltgrösste Anleihemarkt wurde gestern von den höher als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten in Mitleidenschaft gezogen. Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe stieg um 7 Basispunkte an. Die publizierten Inflationsdaten näherten die Befürchtungen, dass die US-Notenbank Fed nicht mehr viel Spielraum für Zinssenkungen in diesem Jahr hat. Etwas in den Hintergrund rückten dadurch das deutlich höher als erwartet ausgefallene Budgetdefizit der USA im Januar und eine schwache Nachfrage bei der Auktion von US-Staatsanleihen, bei welcher der höchste Kupon seit 2007 erzielt wurde. Mittelfristig könnten diese Themen wieder verstärkt in den Fokus der Investoren rücken. Auch in der Schweiz und in Europa sind die Zinsen gestern gestiegen. Die Rendite des 10jährigen Eidgenossen verzeichnete ein Plus von 2 Basispunkten und beim 10-jährigen deutschen Bund ging es um 5 Basispunkte nach oben.

Währungen

Euro in Franken: 0.9510
US-Dollar in Franken: 0.9115
Euro in US-Dollar: 1.0433

Der US-Dollar legte am Mittwochnachmittag nach den Inflationszahlen spürbar zu, da die Erwartungen an eine baldige Zinssenkung der US-Notenbank sanken. Nachdem US-Präsident Donald Trump am Mittwoch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gesprochen hatte und die beiden sich darauf einigten, Gespräche über die Beendigung des Krieges in der Ukraine aufzunehmen, gab der Dollar seine Gewinne wieder ab, während der Euro anstieg. Der Euro/Franken-Kurs hat in der Folge die Marke von 0.95 wieder überschritten.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 71.37 pro Fass
Goldpreis: USD 2'904.04 pro Unze

Die Ölpreise sind am Mittwoch gesunken und die Erholung der letzten Handelstage wurde unterbrochen. Der Preis der Ölsorte WTI sank um rund 2.7%. Die primären Gründe dafür sind unerwartet stark gestiegene US-Ölreserven und eine höhere Inflation, die Zinssenkungen unwahrscheinlicher macht und die Nachfrage dämpfen könnte. Die Opec belässt ihre Nachfrageprognose unverändert, warnt aber vor Unsicherheiten durch die Handelspolitik von US-Präsident Trump. Der Goldpreis gab nach den US-Inflationszahlen kurzzeitig nach, erholte sich im weiteren Verlauf aber wieder rasch und schloss den Tag oberhalb der Marke von 2'900 USD pro Unze ab.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: CPI-Inflationsrate (Januar)
letzte: 2.9%; erwartet: 2.9%; aktuell: 3.0%

Die Verbraucherpreise sind laut US-Arbeitsministerium im Januar im Jahresvergleich um 3.0% gestiegen, nachdem die Inflationsrate im Dezember noch bei 2.9% gelegen hatte. Die Kerninflationsrate, ohne die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise, liegt bei 3.3% und damit leicht höher als noch im Vormonat. Der Inflationsdruck konzentriert sich in erster Linie weiterhin auf den Kerndienstleistungssektor, der mit einem Anstieg von 4.3% gegenüber dem Vorjahr zugelegt hat. Die US-Inflation beschleunigte sich damit stärker als erwartet, was die Marktteilnehmer dazu veranlasste, ihre Erwartung an die nächste Zinssenkung der amerikanischen Notenbank Fed von September auf Dezember 2025 zu verschieben.

Dominik Schmidlin

Leiter Anlagestrategie und Analyse
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Florian Hiltpold

Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
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