31. Oktober 2024, Tägliche Marktsicht

SMI erneut mit deutlichem Kursminus

Der SMI setzte gestern seine Talfahrt vom Dienstag fort und schloss erneut deutlich im Minus. Heute stehen die Quartalszahlen von Geberit, Swisscom, Avolta und Microsoft im Rampenlicht.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -1.10%, SPI: -0.98%, SMIM: -0.34%

Der Schweizer Aktienmarkt hat an den schwachen Dienstag angeknüpft und gestern erneut nachgegeben. Durchzogene Quartalsergebnisse und Zurückhaltung vor dem US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag drückten europaweit auf die Risikobereitschaft. Der SMI baute seine Verluste nach einer moderaten Eröffnung stetig aus und schloss zuletzt 1.1% tiefer. Sämtliche grosskapitalisierten Werte beendeten den Tag mit zum Teil deutlichen Abgaben. Am Ende des Tableaus standen die Aktien der UBS. Sie reagierten zunächst mit deutlichen Kursavancen auf die besser als erwarteten Quartalszahlen. Einsetzende Gewinnmitnahmen und vorsichtige Kommentare des Managements im Zusammenhang mit den verschärften Kapitalauflagen drückten den Kurs im Handelsverlauf deutlich ins Minus (-4.5%). Ebenfalls schwach entwickelten sich mit Richemont -1.4%), Partners Group (-1.5%), Logitech (-1.6%) und Sika (-1.8%) verschiedene zyklische Titel. Von den drei Schwergewichten kam nur wenig Unterstützung. Die Aktien von Roche gaben 1.0% nach, während sich die Titel von Nestlé (-0.8%) und Novartis (-0.4%) etwas besser hielten. Vergleichsweise robust schlossen die Aktien von Geberit (-0.3%) und Holcim (-0.02%), welche das Tableau anführten. Im breiten Markt schossen die Aktien von Georg Fischer um 15.6% nach oben. Grund dafür war die gestrige Ankündigung des Industriekonzerns, sich zukünftig ausschliesslich auf die profitable Rohrleitungssparte zu konzentrieren. Viele Investoren hatten seit Jahren eine solche Fokussierung gefordert, entsprechend wurde die Ankündigung am Markt gefeiert und mit positiven Analystenkommentaren belohnt. Positiv aufgenommen wurde auch das Zahlenset von Sandoz (+3.7%). Der Generikahersteller übertraf mit den Umsatzzahlen zum 3. Quartal die Erwartungen und hob zudem den Gesamtjahresausblick zum zweiten Mal in Folge an. Mit einem Jahresplus von fast 50% gehört Sandoz zu den aktuellen Überfliegern am Schweizer Aktienmarkt. In die andere Richtung ging es für die Aktien von Gurit, die um 13.8% einbrachen. Der Zulieferer für die Windkraftindustrie leidet unter einem schwierigen Umfeld und will sich nach einer schwachen Umsatzentwicklung neu ausrichten.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -1.30%, DAX: -1.13%

Die europäischen Aktienmärkte schlossen gestern mit deutlichen Kursverlusten. In einem von Nervosität geprägten Handelsumfeld realisierten die Marktteilnehmer Gewinne. Insbesondere der Technologiesektor litt unter deutlichen Abgaben, nachdem der US-Chiphersteller AMD mit seinem Zwischenbericht die Erwartungen verfehlte. Der EuroStoxx50 gab 1.3% nach, während der DAX um 1.1% zurückfiel. Aus Branchensicht gehörten neben den Technologiewerten die Konsumgütertitel und der Grundstoffsektor zu den deutlichsten Verlierern. Vergleichsweise robust hielten sich die Energietitel, die Rückenwind von steigenden Ölpreisen erhielten. Bei den Einzelwerten stand unter anderem GSK im Fokus. Der britische Pharmakonzern verfehlte mit seinem Zwischenbericht die Erwartungen, worauf die Aktie 3.1% tiefer schloss. Eine leicht positive Reaktion zeigten die Aktien von Schneider Electric (+0.6%), nachdem der französische Industriekonzern mit seinen 3. Quartalszahlen die Analystenerwartungen übertraf.

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.22%, S&P500: -0.33%, Nasdaq: -0.56%

Nach einem schwachen Start drehten die amerikanischen Aktienmärkte gestern im Handelsverlauf zunächst in die Gewinnzone. Nach der Veröffentlichung von gemischten US-Konjunkturzahlen fielen die Kurse im Handelsverlauf dann erneut in die Verlustzone. Der DowJones schloss 0.2% tiefer, während der S&P500 0.3% zurückfiel. Beim technologielastigen Nasdaq stand ein Minus von 0.6% in der Tagesbilanz. Im Fokus standen verschiedene Quartalsergebnisse, unter anderem von den Tech-Schwergewichten Alphabet und AMD. Die Aktien von Alphabet, dem Mutterhaus von Google, stiegen nach einem starken Quartalsergebnis um 2.8% an. Für positive Kommentare sorgten beim Suchmaschinenbetreiber insbesondere die Entwicklung des Cloud-Geschäfts und die neu angekündigte Konzernstruktur. Mit Enttäuschung aufgenommen wurden dagegen die Zahlen des Chipherstellers AMD (-10.6%), der vor allem mit seinem Ausblick auf das laufende 4. Quartal die Erwartungen verfehlte. Die Aktien von Eli Lilly verloren zwischenzeitlich mehr als 12%, nachdem der Pharmakonzern bei den boomenden Medikamenten gegen Fettleibigkeit wegen einer sinkenden Nachfrage von Grosshändlern die Erwartungen verfehlte und zudem die Gewinnprognose für 2024 kappte. Die Verluste grenzten sich im Handelsverlauf noch deutlich ein und die Aktien schlossen schliesslich 6.3% tiefer. Die Aktien von Visa zogen um 3.0% an, nachdem der Kreditkartenkonzern mit seinem Jahresbericht am Vorabend positiv überrascht hatte.

 

Unternehmensberichte

Geberit steigerte den Umsatz in den ersten 9 Monaten um 0.4% auf CHF 2.4 Mrd. Bereinigt um Währungseffekte hätte der Anstieg bei 3.1% gelegen. Der Sanitärtechnikkonzern litt weiterhin unter dem schwachen europäischen Bauumfeld. Allerdings verbesserte sich die Umsatzentwicklung im 3. Quartal dank einem Lageraufbau beim Grosshandel erneut und lag währungsbereinigt bei einem Plus von 6.2% (2. Quartal: 5.2%). Zudem half dem Unternehmen die schwache Basis aus dem Vorjahresquartal. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA erhöhte sich um 0.7% auf CHF 754 Mio. Damit verbesserte sich die EBITDA-Marge um 10 Basispunkte auf 31.4%. Der Margenanstieg war vor allem den gesunkenen Materialkosten zu verdanken. Unter dem Strich verblieb Geberit ein Reingewinn von CHF 501 Mio., 3.1% unter dem Vorjahreswert. Der Ausblick für das Gesamtjahr wird leicht nach oben angepasst. Neu rechnet das Management mit einem leichten Umsatzanstieg von 1% bis 2% (zuvor: stabile Entwicklung) und einer EBITDA-Marge von 29.5% (zuvor: 29%). Das Ergebnis übertrifft die Analystenerwartungen.

Swisscom musste in den ersten neun Monaten 2024 einen Umsatzrückgang von 0.4% auf CHF 8.17 Mrd. hinnehmen. Dabei wurde das Ergebnis vom starken Schweizer Franken belastet. Zu konstanten Währungen hätte ein Umsatzanstieg von 0.3% resultiert. Das Schweizer Kerngeschäft war um 1.7% auf CHF 5.97 Mrd. rückläufig. Fastweb verzeichnete indes einen Umsatzanstieg von 3.6% auf CHF 1.94 Mrd. Der EBITDA lag 1.1% tiefer bei CHF 3.44 Mrd. Unter dem Strich verblieb ein 2.1% Reingewinn von CHF 1.28 Mrd. Der finanzielle Ausblick für das laufende Geschäftsjahr wird bestätigt. Die Transaktion mit Vodafone Italia verläuft gemäss Swisscom nach Plan. Der Konzern rechnet mit dem Abschluss der Transaktion im 1. Quartal 2025. Das Zahlenset von Swisscom liegt beim Umsatz leicht unter den Erwartungen, erfüllt aber auf den übrigen Stufen.

Avolta steigerte den Kern-Umsatz im 3. Quartal 2024 um 4.4% auf CHF 3.83 Mrd. Organisch, also bereinigt um Währungs- und Transaktionseinflüsse, lag das Plus bei 5.7%. Der operative Kerngewinn (EBITDA) erhöhte sich um 10.2% auf CHF 443 Mio., was einer EBITDA-Marge von 11.6% entspricht. Im Vorjahresquartal hatte die entsprechende Marge bei 11.0% gelegen. Für das Gesamtjahr 2024 rechnet das Management des Betreibers von Duty-Free-Shops und Autobahnrestaurants weiterhin mit einer Entwicklung im Rahmen der Mittelfristzielsetzung. Diese veranschlagt bis 2027 ein jährliches Umsatzwachstum von 5% bis 7% und eine Verbesserung der EBITDA-Marge um 20 bis 40 Basispunkte pro Jahr. Das Zahlenset bleibt etwas unter den Analystenerwartungen.

Microsoft legte gestern nachbörslich die Zahlen zum 1. Geschäftsquartal 2024/25 vor. Der Softwarekonzern steigerte den Umsatz im Vorjahresvergleich um 16% auf USD 65.6 Mrd. Das wichtige Cloud-Geschäft trug USD 38.9 Mrd. zum Quartalsergebnis bei, ein Anstieg von 22% im Vergleich zum Vorjahr. Der operative Gewinn erhöhte sich um 14% auf USD 30.6 Mrd. Unter dem Strich verblieb dem Konzern ein Reingewinn von USD 24.7 Mrd., 11% höher als im Vorjahr. Das Ergebnis fällt etwas über den Analystenerwartungen aus. Die Aktie legte nachbörslich zunächst rund 3% zu, fiel aber nach vorsichtigen Aussagen des Managements zum Ausblick im Cloud-Geschäft ins Minus.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.274%; DE: 2.386%; CH: 0.372%

Bei den Kapitalmarktzinsen geschieht zurzeit wenig. Insbesondere die Rendite des richtungsweisenden 10-jährigen US-Treasury notiert im Vorfeld der US-Wahlen von nächstem Dienstag seitwärts. Offen bleibt, inwiefern sich Donald Trump im Falle einer Wahl verstärkt in die Geldpolitik einmischen will und die Zinsen bewegt. Ob er dies dann effektiv umsetzt, steht aber auf einem anderen Blatt Papier. Zurzeit sind solche Gedankenspielereien deshalb kaum im Preis der Obligationen abgebildet.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8655
Euro in US-Dollar: 1.0850
Euro in Franken: 0.9390

Der Euro zeigte sich in den letzten Tagen wieder etwas stärker und löste sich vom Tief gegenüber dem Schweizer Franken. Im Moment spricht allerdings weiterhin wenig für den Euro. Die weiter schwache Wirtschaft, insbesondere in Deutschland, sowie die potenziellen Zinssenkungen der EZB drücken auf den Euro. Entsprechend dürfte sich die Richtung, insbesondere gegenüber dem Schweizer Franken, mittelfristig wieder ändern.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 69.02 pro Fass
Goldpreis: USD 2'782.26 pro Unze

Der Goldpreis ist in den letzten drei Handelswochen um 7% gestiegen und notiert derzeit in US-Dollar gemessen nur knapp unter dem Allzeithoch von gestern. Hintergrund des Anstiegs dürfte mitunter auch die gestiegene Unsicherheit bezüglich der US-Wahlen sein. Viele Investoren wollen sich gegen mögliche Marktturbulenzen und geopolitische Veränderungen absichern.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Bruttoinlandprodukt (3. Quartal), YoY
letzter: 3.0%; erwartet: 2.9%; aktuell: 2.8%

Gestern hat das Büro für Wirtschaft und Arbeit der USA ihre erste Schätzung für das Wachstum im dritten Quartal bekannt gegeben. Dies fiel etwas tiefer aus als erwartet und liegt auch leicht unter dem Wert des Vormonats. Am meisten zum Wachstum beigetragen hat erneut der private Konsum. Dieser hat sich im Vergleich zum Vorquartal gesteigert und zeigt, dass insbesondere der US-Binnenmarkt weiter robust ist. Ein negativer Beitrag kam wenig überraschend vom Exportsektor.

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

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