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28. Januar 2025, Tägliche Marktsicht
Schwergewichte verhelfen SMI zu klarem Plus trotz KI-Turbulenzen
Ein chinesisches KI-Start-up sorgte gestern insbesondere innerhalb des Technologiesektor für Verunsicherung.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +1.05%, SPI: +0.78%, SMIM: -0.27%
Der Schweizer Leitindex SMI legte am Montag dank Kursgewinnen der defensiven Schwergewichte mit einem Anstieg von 1.1% deutlich zu, während internationale Technologiewerte unter Druck gerieten. Auslöser war die Debatte um das chinesische KI-Start-up DeepSeek, dessen Modell den etablierten Anbietern aus dem KI-Bereich Konkurrenz machen könnte. Der SMIM, welcher die 30 grössten mittelkapitalisierten Unternehmen umfasst, verlor hingegen 0.3% an Wert. Neben der KI-Thematik standen die an Fahrt aufnehmende Berichtssaison, mögliche US-Zollentscheidungen und die bevorstehenden Notenbanktreffen von Fed und EZB im Fokus der Marktteilnehmer. In der Schweiz stehen in dieser Woche mit Lonza, ABB, Logitech, Roche und Novartis fünf Blue Chips mit Zahlen auf der Agenda, während in den USA vier der "Magnificent 7" im Fokus stehen. An der Tabellenspitze des SMI notierten die Aktien von Givaudan (+5.7%). Der Aromen- und Duftstoffhersteller präsentierte am letzten Freitag ein Rekordergebnis für das vergangene Geschäftsjahr, das jedoch am Markt zurückhaltend aufgenommen wurde. Nach der gestrigen Hochstufung durch einen Broker verzeichnete die Aktie einen deutlichen Kursanstieg. Der deutlich bessere Verlauf des SMI im Vergleich zu anderen Märkten war vor allem den Schwergewichten Nestlé (+3.9%), Novartis (+2.2%) und Roche (+1.6%) zu verdanken. Ebenfalls zu den klaren Gewinnern gehörten die Versicherer Zurich Insurance (+1.9%), Swiss Re (+1.3%) und Swiss Life (+1.2%). Unter Abgabedruck standen hingegen die Aktien von ABB (-5.9%), die ebenfalls unter den KI-Nachrichten litten. Offenbar soll die KI von DeepSeek mit einer deutlich geringeren Rechenleistung auskommen und dadurch eventuell auch weniger Energieinfrastruktur benötigen. Ebenfalls unter deutlichen Abgaben litten die Titel von Partners Group (-2.0%), Lonza (-0.9%) und Holcim (-0.8%). Am breiten Markt fielen insbesondere die Technologiewerte Inficon, VAT, Comet und u-blox negativ auf, die Rückschläge zwischen 3.0% und 7.0% hinnehmen mussten. Positiv aufgefallen ist hingegen SGS (+4.7%). Der Warenprüfer teilte gestern mit, dass die Fusionsverhandlungen mit Bureau Veritas erfolglos abgebrochen wurden, was bei den Anlegern für Erleichterung sorgte.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -0.59%, DAX: -0.53%
Die europäischen Aktienmärkte erholten sich im Laufe des Tages von den anfangs deutlichen Verlusten. Der länderübergreifende EuroStoxx50 sowie der deutsche DAX gingen mit einem Minus von 0.6% bzw. 0.5% aus dem Handel. Ebenfalls leichte Abgaben verzeichnete der französische CAC40 (-0.3%), während der britische FTSE100 um 0.02% und der spanische IBEX35 um 0.1% zulegten. Auf Branchenebene litt insbesondere der Technologiesektor unter deutlichen Abgaben, gefolgt von Industrie, Energie und Grundstoffe. Überdurchschnittlich entwickelten sich die Branchen Basiskonsum, Kommunikationsdienste, Immobilien und Gesundheit. Im Sog der Nasdaq-Schwäche verloren der Halbleiterindustrie-Ausrüster ASML (-7.0%) und der Chipproduzent Infineon (-1.9%) deutlich an Wert.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: +0.65%, S&P500: -1.46%, Nasdaq: -3.07%
Die US-Aktienmärkte zeigten sich von der uneinheitlichen Seite. Während der Leitindex DowJones um 0.7% anstieg, verloren der marktbreite S&P500 (-1.5%) und der technologielastige Nasdaq (-3.1%) deutlich an Wert. Insbesondere KI-abhängige Unternehmen wie Broadcom (-17.4%), Nvidia (-17.0%) oder AMD (-6.4%) verloren deutlich an Wert nach den Nachrichten um die drohende Konkurrenz aus China. Dagegen schaffte AT&T nach besser als erwarteten Quartalszahlen ein Kursplus von 6.3%. Auf Sektorenebene war die Technologiebranche mit Abstand der deutlichste Verlierer, gefolgt von den Versorgern und der Industrie. Zu den Gewinnern gehörten hingegen die defensiven Sektoren Basiskonsum und Gesundheit.
Unternehmensberichte
Comet publizierte heute Morgen die Vorabzahlen für das Geschäftsjahr 2024. Der Röntgen- und Hochfrequenzspezialist konnte den Umsatz um 12% auf CHF 445 Mio. steigern. Das Wachstum ist gemäss Comet auf die Erholung des Halbleitermarktes zurückzuführen, wobei sich die einzelnen Segmente unterschiedlich entwickelten. Insbesondere die Bereiche KI- und High-Performance-Computing zeigten sich positiv, während die Nachfrage in den Märkten wie Smartphones und PCs sowie aus der Industrie schwächelten. Die operative Marge auf Stufe EBITDA stieg auf 13.8%, nachdem sie im Vorjahr bei 11.3% gelegen hatte. Damit verfehlte Comet die eigene Zielsetzung von 15% bis 17% für das 2024. Die Gründe dafür sind gemäss Comet ein ungünstiger Produktmix sowie höhere Investitionen. Comet äussert sich positiv für das laufende Jahr, in dem das Unternehmen eine anhaltende Erholung der Halbleiterindustrie erwartet. Das vollständige Jahresergebnis 2024 sowie einen Ausblick für das Geschäftsjahr 2025 wird Comet am 6. März 2025 veröffentlichen. Mit den publizierten Zahlen trifft Comet die Erwartungen auf Stufe Umsatz, verfehlt sie allerdings bei der Marge.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.55%; DE: 2.53%; CH: 0.39%
Die als sicher geltenden US-Staatsanleihen waren gestern gesucht. Entsprechend ist die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe gesunken. Auch die Zinsen in der Schweiz und Europa gaben zum Wochenstart nach. Im Verlauf der Woche stehen die Notenbanksitzungen im Fokus. Am Mittwoch gibt die US-Notenbank Fed ihre neuste geldpolitische Lagebeurteilung bekannt, am Donnerstag folgt dann die Europäische Zentralbank.
Währungen
Euro in Franken: 0.9450
US-Dollar in Franken: 0.9057
Euro in US-Dollar: 1.0434
Der Schweizer Franken hat zum Wochenstart von seinem Ruf als sicherer Hafen profitiert und wertete gegenüber fast allen G10-Währungen auf. Gestern Morgen legte er sowohl gegenüber dem Euro als auch gegenüber dem US-Dollar deutlich an Wert zu. Im Verlauf des Nachmittags setzte dann aber eine leichte Gegenbewegung ein.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 73.54 pro Fass
Goldpreis: USD 2'739.50 pro Unze
Der Ölpreis der US-Sorte West Texas Intermediate gab gestern um 2.0% nach, da Trump die OPEC erneut zu Preissenkungen aufforderte. Durch einen günstigeren Ölpreis will Trump Energiekosten senken und damit die Inflation bekämpfen. Der Goldpreis gab zum Wochenstart ebenfalls nach und setze seinen Aufwärtstrend der vergangenen Woche damit nicht fort.
Wirtschaft und Konjunktur
Deutschland: Ifo Geschäftsklima (Januar)
letzte: 84.7; erwartet: 84.8; aktuell: 85.1
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich zu Jahresbeginn leicht aufgehellt. Besser bewertet wurde die aktuelle Lage, während die Erwartungen erneut pessimistischer wurden. Die positive Entwicklung kommt vor allem aus dem Dienstleistungssektor, auch hier bleiben die Unternehmen aber insgesamt negativ. In der Industrie nahm die Zahl der Neuaufträge erneut ab, was den Ausblick auf die kommenden Monate trübt.
China: Einkaufsmanagerindex Industrie (Januar)
letzte: 50.1; erwartet: 50.1; aktuell: 49.1
China: Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen (Januar)
letzte: 52.2; erwartet: 52.2; aktuell: 50.2
Die Stimmung in der chinesischen Wirtschaft hat sich im Januar überraschend eingetrübt. Mit 49.1 Punkten ist der Einkaufsmanagerindex in der chinesischen Industrie damit erstmals seit September wieder unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gefallen. Auch im Dienstleistungssektor ist eine Verlangsamung erkennbar. Mit 50.2 Punkten bleibt der Index allerdings knapp über der Expansionsgrenze.
Anja Felder
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8021 Zürich
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Céline Koster
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8021 Zürich
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