30. Januar 2025, Tägliche Marktsicht

Schweizer Aktienmarkt vor US-Zinsentscheid im Plus

Der SMI schloss gestern in einem freundlichen Handelsumfeld vor dem abendlichen Zinsentscheid der US-Notenbank 0.6% höher. Heute stehen die Zahlen von Roche, ABB, Bucher und Gurit im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.60%, SPI: +0.53%, SMIM: +0.30%

Der Schweizer Aktienmarkt schloss gestern vor dem abendlichen Zinsentscheid der US-Notenbank moderat höher. Unterstützung kam unter anderem aus dem Technologiesektor, der sich teilweise von den Rückschlägen vom Montag erholte. Der SMI beendete den Handelstag 0.6% höher. 16 von 20 Aktien gingen mit Kursgewinnen aus dem Handel. An der Indexspitze schossen die Aktien von Logitech um 7.6% nach oben, nachdem der Computerzubehörhersteller mit seinem Jahresbericht und seinem Ausblick die Erwartungen übertraf. Dahinter folgten die Aktien von ABB (+2.2%), die sich nach dem DeepSeek-Taucher von Anfang Woche wieder etwas erholten. Ebenfalls gefragt waren die Aktien von Richemont (+1.4%); dies trotz eines enttäuschenden Zahlensets des Branchennachbarn LVMH. Von den drei Schwergewichten überzeugte Novartis mit einem Kursanstieg von 1.1%, während Roche (+0.2%) und Nestlé (+0.1%) nicht vom Fleck kamen. Novartis wird am Freitag seine Jahreszahlen präsentieren, während Roche heute über die jüngste Geschäftsentwicklung informiert. Tagesverlierer waren die Aktien von Lonza (-2.6%), die nach einem durchzogenen Zahlenset des Pharmazulieferers unter Gewinnmitnahmen litten. Im breiten Markt schlossen die Aktien von Implenia ohne relevante Neuigkeiten um 3.8% höher. Die Halbleiterzulieferer VAT (+1.8%) und Comet (+2.1%) fanden nach den Rückschlägen von anfangs Woche wieder Käufer. Grund dafür waren unter anderem die starken Zahlen von ASML. Die Aktien von Rieter sackten nach enttäuschenden Geschäftszahlen gleich um 10.8% ab. Beim Intralogistiker Interroll (-2.0%) vermochten die gestern vorgelegten Umsatz- und Auftragszahlen ebenfalls nicht zu überzeugen. 

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.67%, DAX: +0.97%

Die europäischen Aktienmärkte schlossen gestern ebenfalls mehrheitlich mit Kursgewinnen. Nach der Korrektur vom Montag waren es ebenfalls vor allem die Technologiewerte, die auf den Kauflisten standen. Der EuroStoxx50 schloss 0.7% höher, während der DAX um 1.0% anzog. Im Fokus standen unter anderem die Zahlen von ASML. Der holländische Halbleiterausrüster übertraf mit seinem Quartalsergebnis die Erwartungen der Analysten deutlich, worauf die Aktien zwischenzeitlich um mehr als 10% anzogen. Zum Handelsschluss stand ein Plus von 5.5% in den Büchern. Ebenfalls gefragt waren nach einem besser als erwarteten Zahlenset die Aktien von Volvo (+7.7%). Klar auf der Verliererseite standen hingegen die Aktien von LVMH. Der französische Luxus- und Gebrauchsgüterkonzern konnte die Erwartungen mit den gestern präsentierten Zahlen nicht erfüllen, worauf die Aktien um 5.0% zurückfielen. Branchenseitig waren neben den Technologiewerten auch Aktien aus anderen zyklischen Bereichen Kommunikationsdienste, Industrie und Finanzen gefragt. Auf der Verliererseite standen Aktien aus den Sektoren zyklischer Konsum, Immobilien und Basiskonsum.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -0.51%, S&P500: -0.47%, Nasdaq: -0.31%

Die US-Aktienmärkte reagierten mit Verlusten auf den Zinsentscheid der US-Notenbank, die den Leitzins wie erwartet unverändert beliess. Nachdem die Kurse direkt nach dem Zinsentscheid deutlich absackten, fanden sie im Handelsverlauf wieder etwas an Boden und gingen schliesslich nur noch mit leichten Kursverlusten aus dem Handel. Der DowJones und der S&P500 schlossen 0.5% tiefer, während der Nasdaq um 0.3% zurückfiel. Im Fokus standen unter anderem die Aktien von Nvidia, die nach der kurzen Erholung vom Dienstag gestern wieder den Rückwärtsgang einlegten und 4.1% tiefer schlossen. Für Gegenwind beim Spezialisten für KI-Chips sorgten Berichte über mögliche zusätzliche Ausfuhrbeschränkungen für US-Halbleiter nach China. Die Aktien von T-Mobile kletterten um 6.3% nach oben, nachdem die Mobilfunktochter der Deutschen Telekom mit ihrem Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr die Erwartungen der Analysten übertraf. Die Titel von Danaher büssten hingegen nach einem mit Enttäuschung aufgenommenen Ausblick um 9.7% ein.

Unternehmensberichte

Roche steigerte den Umsatz im Jahr 2024 um 3% auf CHF 60.5 Mrd. Bereinigt um Währungseinflüsse erreichte der Pharmakonzern ein Wachstum von 7%. In der Pharmasparte stieg der Umsatz währungsbereinigt um 8% auf CHF 46.2 Mrd. Im Bereich Diagnostik nahm der Umsatz um 4% auf CHF 14.3 Mrd. zu. Der operative Kerngewinn (EBIT) erhöhte sich dank dem höheren Umsatz, einer verbesserten Bruttomarge und Kostenmassnahmen um 14% auf CHF 20.8 Mrd. Unter dem Strich verblieb dem Konzern ein bereinigter Reingewinn von 9.2 Mrd., 19% tiefer als im Vorjahr. Der Einbruch ist vor allem auf Abschreibungen im Zusammenhang mit den übernommenen Unternehmen Flatiron und Spark Therapeutics zurückzuführen. 2025 rechnet Roche mit einem wechselkursbereinigten Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Beim Kerngewinn wird ein hohes einstelliges Wachstum angestrebt. Das Ergebnis fällt insgesamt im Rahmen der Analystenerwartungen aus.

ABB steigerte den Umsatz im 4. Quartal 2024 um 4% auf USD 8.1 Mrd. Währungsbereinigt lag der Anstieg bei 5%. Der Bestellungseingang erhöhte sich währungsbereinigt um 7% auf USD 8.1 Mrd. Getrieben war das Bestellungswachstum vor allem von zusätzlichen Aufträgen im Bereich Elektrifizierung, der von der starken Nachfrage im Bereich Rechenzentren und Stromversorger profitierte. Der operative Gewinn (EBITA) erhöhte sich währungsbereinigt um 9% auf USD 1.4 Mrd. Damit erhöhte sich die EBITA-Marge im Vergleich zum Vorjahresquartal um 40 Basispunkte auf 16.7%. Unter dem Strich verblieb ein um 7% höherer Reingewinn von USD 987 Mio. Der Gesamtjahresgewinn stieg um 4% auf USD 3.94 Mrd. Den Aktionären wird eine Dividendenerhöhung von 3 Rappen auf 90 Rappen pro Aktie vorgeschlagen. 2025 rechnet das Management mit einem Umsatzwachstum im mittleren, einstelligen Prozentbereich und einem Margenanstieg im Vergleich zu 2024 (18.1%). Das Quartalsergebnis übertrifft die Analystenerwartungen.

Der Uhrenhersteller Swatch erzielte im vergangenen Jahr einen um 14.6% tieferen Umsatz von CHF 6.74 Mrd. Wechselkursbereinigt lag das Minus bei 12.2%. Der operative Gewinn auf Stufe EBIT brach von CHF 1.19 Mrd. im Vorjahr auf CHF 304 Mio. ein. Die entsprechende Marge ging von 15.1% auf 4.5% zurück. Unter dem Strich resultierte ein 75% tieferer Reingewinn von CHF 219 Mio. Die Dividende wird bei CHF 4.50 je Aktie (CHF 6.50 im Vorjahr) vorgeschlagen. Für das laufende Jahr zeigte sich das Swatch-Management zuversichtlich, ein positives Umsatzwachstum in Lokalwährung zu erreichen. Die Verkäufe im Dezember seien ausserhalb von China gut gewesen. Mit dem Zahlenset wurden die Analystenerwartungen auf allen Ebenen verfehlt.

Bucher musste 2024 aufgrund eines schwierigen Marktumfelds einen Umsatzrückgang von 11.7% auf CHF 3.2 Mrd. hinnehmen. Währungsbereinigt entspricht dies einem Rückgang von 9.9%. Der Auftragseingang sank währungsbereinigt um 11.2% auf CHF 2.8 Mrd. Sämtliche fünf Divisionen verzeichneten Rückgänge bei den Bestellungen. Die grösste Sparte Kuhn Group, die Landwirtschaftsmaschinen herstellt, musste beim Umsatz ein währungsbereinigtes Minus von 16.5% und beim Auftragseingang ein Minus von 11.5% hinnehmen. Bei der operativen Marge auf Stufe EBIT rechnet Bucher wegen der gesunkenen Kapazitätsauslastung mit einem Wert von 9%. Beim Konzerngewinn geht Bucher von einem tieferen Wert als 2023 aus. Für das laufende Geschäftsjahr 2025 rechnet Bucher mit einer stabilen Umsatzentwicklung und einer operativen Marge auf dem Vorjahresniveau. Die detaillierten Gewinnzahlen wird Bucher am 28. Februar präsentieren. Die Analystenerwartungen wurden insbesondere beim Bestellungseingang leicht übertroffen.

Der Windspezialist Gurit legte heute Morgen Eckwerte zum vergangenen Geschäftsjahr vor. Der Umsatz lag 2024 bei CHF 431.7 Mio., was einem Rückgang um 6.1% entspricht. In Lokalwährung resultierte ein Umsatzrückgang von 2.9%. Grund dafür waren vorwiegend geringere Verkäufe in der Sparte Wind Materials (-7.0%) und Manufacturing Solutions (-11.8%), während der Bereich Marine und Industrial (-0.5%) sich weitgehend stabil entwickelte. Die bereinigte EBIT-Marge wird am oberen Ende der Spanne von 6.0% bis 7.0% erwartet. Die Mittelfristziele wurden bestätigt. Die detaillierten Jahreszahlen werden am 3. März veröffentlicht. Der Umsatz lag leicht unter den Analystenerwartungen.

Tesla steigerte den Umsatz im 4. Quartal 2024 um 2% auf USD 25.7 Mrd. Damit verfehlte der Elektroautohersteller die Analystenerwartungen, die von einem Umsatz von USD 27.3 Mrd. ausgegangen waren. Der Gewinn sank um 71% auf USD 2.3 Mrd. Mit dem bereinigten Reingewinn pro Aktie von USD 0.73 blieb Tesla ebenfalls hinter den Analystenerwartungen zurück. 2024 musste Tesla erstmals seit 10 Jahren einen Rückgang der Autoverkäufe hinnehmen. Insgesamt gingen die Auslieferungen auf 1.79 Mio. Fahrzeuge zurück. 2023 hatte Tesla 1.81 Mio. Fahrzeuge ausgeliefert. Die Tesla-Aktie stieg nachbörslich trotz verfehlter Analystenerwartungen um rund 4% an.

Meta steigerte den Umsatz im 4. Quartal 2024 um 21% auf USD 48.4 Mrd. Der Gewinn erhöhte sich um 49% auf USD 20.8 Mrd. Mindestens eine App des Facebook-Konzerns wurde letztes Jahr täglich von 3.35 Mrd. Nutzern verwendet. Damit übertraf Meta die Analystenerwartungen. Neben Facebook gehört auch Instagram und Whatsapp zu den Anwendungen des Technologie-Konzerns. Für das laufende 1. Quartal 2025 rechnet Meta mit einem Umsatz zwischen USD 39.5 und 41.8 Mrd. Die Analysten rechneten im Schnitt mit einem Umsatz von USD 41.7 Mrd. Die Meta-Aktie fand nachbörslich keine klare Richtung.

Microsoft übertraf im 2. Quartal des verschobenen Gschäftsjahres die Prognosen und erwirtschaftete einen Umsatz von USD 69.63 Mrd. Die Cloud-Sparte trug USD 40.9 Mrd. bei, lag jedoch leicht unter den Schätzungen der Analysten. Der Umsatz im Bereich „Intelligent Cloud“ erreichte USD 25.54 Mrd., während die Sparte Productivity and Business Processes mit USD 29.44 Mrd. die Prognosen übertraf. Die KI-Sparte erreichte einen Jahresumsatz von USD 13 Mrd. und wuchs im Jahresvergleich um 175%. Der Gewinn pro Aktie lag bei USD 3.23, und das operative Ergebnis belief sich auf USD 31.65 Mrd. Trotz solider Zahlen fielen die Microsoft-Aktien nachbörslich um 4%, da das Cloud-Geschäft leicht hinter den Erwartungen zurückblieb.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.52%; DE: 2.58%; CH: 0.42%

Die Rendite der wegweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe stieg infolge des Zinsentscheides der US-Notenbank nur kurzzeitig leicht an. Da die Zinspause jedoch von den Marktteilnehmenden erwartet wurde, schloss die Rendite schlussendlich nahezu unverändert. Auch in der Schweiz tendierten die Zinsen gestern seitwärts, während sie in Europa leicht stiegen. Heute Nachmittag gibt die Europäische Zentralbank ihren Zinsentscheid bekannt. Wir rechnen mit einer Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte.

Währungen

Euro in Franken: 0.9441
US-Dollar in Franken: 0.9067
Euro in US-Dollar: 1.0414

Der Zinsentscheid der US-Notenbank löste nur wenig Bewegung an den Devisenmärkten aus. Nach Bekanntgabe des Entscheides legte der US-Dollar zunächst zu, gab die Gewinne während der Pressekonferenz des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell aber wieder ab. Insgesamt legte der US-Dollar gestern sowohl gegenüber dem Schweizer Franken als auch gegenüber dem US-Dollar leicht an Wert zu.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 72.71 pro Fass
Goldpreis: USD 2'766.70 pro Unze

Der Ölpreis der US-Sorte WTI gab am Mittwoch um 1.6% nach. Die Ölreserven der USA haben in der vergangenen Woche überraschend stark zugenommen. Grössere Ölreserven in der grössten Volkswirtschaft belasten den Ölpreis, da damit die Nachfrage sinken wird. Nachdem sich der Goldpreis am Dienstag seinem Rekordhoch von 2'800 US-Dollar pro Unze angenähert hat, büsste er gestern wieder leicht an Wert ein.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Fed Leitzinsentscheid
letzte: 4.25% - 4.50%; erwartet: 4.25% - 4.50%; aktuell: 4.25% - 4.50%

Die US-Notenbank Fed hat gestern wie erwartet beschlossen, ihren Leitzins in der Spanne von 4.25% - 4.50% zu belassen. Im zweiten Halbjahr 2024 hat die US-Notenbank ihren Leitzins in drei Schritten um insgesamt einen Prozentpunkt gesenkt. Die nun beschlossene Zinspause wurde mit der weiterhin erhöhten Inflation sowie dem soliden US-Arbeitsmarkt begründet. Die Inflation in den USA lag im Dezember bei 2.9% und der Inflationsrückgang ist zuletzt ins Stocken geraten. Die US-Notenbank strebt eine Teuerungsrate von 2% an. Der Vorsitzende des Fed betonte in der Pressekonferenz, dass er vor einer nächsten Zinssenkung weitere Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung sehen wolle.

Florian Hiltpold

Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Tobias Kistler

Senior Finanzanalyst
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Céline Koster

Strategieanalystin
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Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
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