14. November 2024, Tägliche Marktsicht

Schweizer Aktienmarkt im November-Blues

Der Schweizer Aktienmarkt kam nach dem verlustreichten Dienstag auch gestern nicht auf Touren und schloss leicht schwächer. Heute stehen die Zwischenberichte von Swiss Re und Swiss Life im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.07%, SPI: -0.09%, SMIM: -0.24%

Der Schweizer Aktienmarkt setzte gestern seinen Abwärtskurs vom Dienstag fort, konnte die Verluste aber mit einer Erholung kurz vor Handelsschluss in Grenzen halten. An einem ruhigen Handelstag mit wenigen Impulsen von Unternehmensseite schloss der SMI 0.1% tiefer. Gewinner und Verlierer hielten sich im Leitindex die Waage. Am stärksten entwickelten sich die Aktien von Zurich Insurance (+1.0%), Richemont (+1.3%) und Swiss Life (+1.5%). Dahinter erhielten mit Kühne + Nagel (+0.7%), ABB (+0.4%) und Holcim (+0.3%) weitere Zykliker Auftrieb. Eine deutliche Kehrtwende machten die Aktien von Alcon, die nach den Quartalszahlen vom Vorabend zunächst weiter an Terrain einbüssten und zwischenzeitlich mehr als 4% nachgaben. Nach der Telefonkonferenz am Nachmittag erhielt der Augenheilkundekonzern Rückenwind von Anschlusskäufen und schloss schliesslich 0.1% höher. Auf den hinteren Rängen verzeichneten Geberit (-1.0%), Sika (-1.0%) und Partners Group (-1.5%) deutliche Abgaben. Tagesverlierer waren die Aktien von Givaudan (-1.5%). Grund dafür war ein Unfall in einem US-Werk des Duft- und Riechstoffherstellers, der zwei Todesopfer forderte und bei dem sich mehrere Mitarbeiter verletzten. Im breiten Markt sackten die Aktien von Arbonia ohne nennenswerte Neuigkeiten um 3.9% ab. Die Titel von Sandoz setzten ihren Aufwärtstrend fort und schlossen 1.5% höher. Der Generika- und Biosimilars-Hersteller gehört mit einem Kursplus von fast 50% seit Jahresanfang zu den besten Schweizer Aktien. Weiterhin abwärts ging es für Adecco (-2.0%). Die Aktien des Arbeitsvermittlers wurden von Gerüchten belastet, wonach eine mögliche Kürzung der Dividende zur Diskussion stehe.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.09% DAX: -0.16%

Die europäischen Aktienmärkte kamen gestern ebenfalls nicht auf Touren. Nach den deutlichen Vortagesverlusten belasteten gestern Sorgen um die Konjunkturentwicklung die Stimmung. Der EuroStoxx50 schloss 0.1% tiefer, während der DAX um 0.2% zurückfiel. Aus Branchensicht gehörten die konjunktursensitiven Sektoren Informationstechnologie und Autobau zu den klarsten Verlierern. Gefragt waren dagegen Aktien aus den Bereichen Gesundheit und Versicherungen sowie Aktien der Öl- und Gaswerte. Am deutschen Aktienmarkt sackte die Bayer-Aktie um 3.5% ab, nachdem das Unternehmen mit seinen Quartalszahlen die Erwartungen verpasste und zudem die Jahresprognose senken musste.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.11%, S&P500: +0.02%, Nasdaq: -0.26%

Die amerikanischen Aktienmärkte bewegten sich in einem engen Handelsband und schlossen nahe der Eröffnungskurse. Keine Impulse kamen von der Veröffentlichung der jüngsten Inflationszahlen, die im Rahmen der Erwartungen ausfielen. Der DowJones schloss 0.1% höher, während der S&P500 mit einem Kursplus von 0.02% praktisch unverändert schloss. Der technologielastige Nasdaq beendete den Handelstag 0.3% tiefer. Im Fokus standen unter anderem die Aktien von Spotify. Der Anbieter von Musikstreaming-Dienstleistungen übertraft mit seinem Zwischenbericht die Erwartungen, worauf die Aktie um 11.4% nach oben sprang. Davon profitierten auch andere Branchenvertreter wie Netflix (+1.3%) und Warner Brothers Discovery (+5.4%). Die Aktien von Rivian schossen um 13.7% nach oben, nachdem der Elektroauto-Hersteller eine Zusammenarbeit mit VW ankündigte. Der Wolfsburger-Autokonzern will sich für USD 5.8 Mrd. die Rechte an der Elektro- und Softwarearchitektur von Rivian sichern.

Unternehmensberichte

Swiss Re veröffentlichte heute Morgen die Zahlen zu den ersten neun Monaten des Jahres 2024. Vor einer Woche hat der Rückversicherer im Rahmen einer Gewinnwarnung bereits Eckdaten zur jüngsten Entwicklung präsentiert. Der Reingewinn des Rückversicherers sank im Vergleich zum Vorjahr um 10.4% auf USD 2.19 Mrd. Der Rückgang war vor allem Grossschäden im Zusammenhang mit Naturkatastrophen geschuldet, die den Gewinn mit USD 813 Mio. belasteten, wovon USD 743 Mio. auf das 3. Quartal entfielen. Entsprechend sank der Gewinn im Property & Casualty-Bereich von USD 1.5 Mrd. im Vorjahr auf USD 603 Mio. Im Lebensversicherungsbereich verdoppelte sich der Gewinn hingegen beinahe auf USD 1.2 Mrd. Im Bereich Corporate Solutions erhöhte sich der Gewinn um 31% auf USD 642 Mio. Die Eigenkapitalrendite belief sich in den ersten neun Monaten auf 13.4%, deutlich unter den 25.9% vom Vorjahr. Wie schon letzte Woche angekündigt, rechnet Swiss Re wegen der höheren Schadensbelastung für das Gesamtjahr nur noch mit einem Gewinn von «mehr als USD 3 Mrd.» Zum Halbjahr hatte der Rückversicherungskonzern noch einen Jahresgewinn von mindestens USD 3.6 Mrd. prognostiziert. Das Ergebnis fällt im Rahmen der Analystenerwartungen aus.

Swiss Life legte heute Eckdaten zu den ersten neun Monaten 2024 vor. Der Versicherungskonzern steigerte die Prämieneinnahmen um 3% auf CHF 15.9 Mrd. Die Fee-Erträge erhöhten sich um 5% auf CHF 1.88 Mrd. Im Anlagegeschäft erwirtschaftete das Unternehmen einen Ertrag von CHF 3.08 Mrd., etwas höher als die CHF 2.99 Mrd. vom Vorjahr. In Bezug auf die Strategieziele «Swiss Life 2024» sieht sich das Unternehmen auf Kurs. Detaillierte Zahlen werden erst wieder mit dem Jahresbericht im März 2025 veröffentlicht. Mit dem Zwischenbericht wurden die Analystenerwartungen knapp erreicht.

Stadler Rail veröffentlichte heute Morgen eine umfassende Gewinnwarnung. Wegen den Überschwemmungen in Valencia, die verschiedene Zulieferer von Stadler Rail getroffen haben, musste Stadler die Produktionskapazitäten im lokalen Werk herunterfahren und zwischen 150'000 und 200'000 Produktionsstunden auf 2025 verschieben. Entsprechend verschiebt sich die Auslieferung von einigen Fahrzeugen. Wegen Unwettern im Wallis im Juni 2024 kann zudem der Zulieferer Constellium nicht genügend Aluprofile liefern. Einen weiteren negativen Einfluss auf das Jahresergebnis erwartet Stadler bei einem U-Bahn Auftrag für die Stadt Berlin. Wegen eines Softwareproblems wird sich die Auslieferung der Züge ebenfalls verzögern. Die Prognose für 2024 wird ausgesetzt. Das Management rechnet wegen diesen Ereignissen mit einer Margenbelastung von maximal 200 Basispunkten. Bisher hatte Stadler für 2024 mit einer Marge von mehr als 5% gerechnet. Auch das Umsatzziel von CHF 3.5 bis 3.7 Mrd. kann nicht erreicht werden. Eine genauere Angabe zur Umsatzentwicklung kann das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt nicht machen. Auch die Prognose für die Geschäftsjahre 2025 und 2026 werden ausgesetzt.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.463%; DE: 2.383%; CH: 0.305%

Die US-Kapitalmärkte verharren weiter im Spannungsfeld eines sich abschwächenden wirtschaftlichen Umfelds und dem Respekt vor der Wirtschaftspolitik des designierten US-Präsidenten. Insbesondere höhere Zölle und die Erschwerung der Immigration könnte inflationäre Wirkung zeigen. Allerdings muss auch in Betracht gezogen werden, dass gleichzeitig die Energiepreise weiter tief notieren und einen gewichtigen Gegenpol darstellen.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8869
Euro in US-Dollar: 1.0550
Euro in Franken: 0.9356

Der US-Dollar hat seit den US-Wahlen deutlich zugelegt. Die «America first»-Parole von Donald Trump lässt den US-Dollar vorerst steigen. Ob dies langfristig so bleibt, hängt auch stark davon ab, wie sehr er sich in die Notenbankpolitik einmischen will. Der Euro zeigt sich gegenüber dem Schweizer Franken trotz der politischen Unwägbarkeiten in Deutschland einigermassen stabil. Grosse Sprünge sind von der Gemeinschaftswährung auch mit einer starken deutschen Regierung nicht zu erwarten. Zudem wird diese, wenn es denn dazu kommen sollte, erst im Frühjahr ihre Tätigkeit aufnehmen können.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 68.00 pro Fass
Goldpreis: USD 2'554.13 pro Unze

Der Ölpreis notiert weiter auf tiefem Niveau. Die Energiepreise bleiben im Spannungsfeld zwischen der chinesischen Nachfrageschwäche, der Eskalation im Nahen Osten sowie der neuen Wirtschaftspolitik der USA gefangen. Insbesondere die neue US-Wirtschaftspolitik mit einer voraussichtlich sehr liberalen Haltung bezüglich Förderbewilligungen und Steuern dürfte die US-Produktion weiter anheizen und entsprechend die Preise im Zaum halten.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Inflation (Oktober)
Dienstleistungen: letzter: 2.4%; erwartet: 2.6%; aktuell: 2.6%

Die Preisentwicklung in den USA bleibt hartnäckig. Insbesondere die vorwiegend inländischen Preise für Dienstleistungen sind im Jahresvergleich erneut deutlich angestiegen und bleiben der wichtigste Kostentreiber in den USA. Die Inflation etwas gedrückt haben die Energiepreise. Dies dürfte in Anbetracht der aktuell weiter tiefen Erdölpreise auch in den kommenden Monaten der Fall sein. Insbesondere wenn man bedenkt, dass der Erdölpreis vor einem Jahr rund 10-15% höher notierte.

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

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