17. Januar 2025, Konjunktur
Schwache Entwicklung im Ausland belastet Ostschweizer Industrie
Die wirtschaftliche Lage in der Ostschweiz zeigt sich stabil, jedoch mit deutlichen sektoriellen Unterschieden. Während sich der Binnenmarkt robust präsentiert, leidet die Industrie unter der schwachen Auslandsnachfrage. Für eine deutliche konjunkturelle Belebung der Ostschweizer Wirtschaft sind Impulse aus dem Ausland notwendig.
Die Ostschweizer Wirtschaft zeigt derzeit ein gemischtes Bild: Die Binnenmarkt-orientierten Sektoren bleiben eine Stütze für die hiesige Wirtschaft, während die Industrie weiterhin unter Druck steht. Der Auftragsbestand in der Industrie hat sich aufgrund der schwachen Auslandsnachfrage weiter verschlechtert. Eine zusätzliche Herausforderung sind politische Unsicherheiten in wichtigen Exportländern, darunter die bevorstehenden Wahlen in
Deutschland und der Machtwechsel in den USA, welche die Planungssicherheit der Exportunternehmen verringern. Die Binnenmarkt-orientierten Sektoren, wie das Baugewerbe und der Detailhandel, entwickeln sich hingegennach wie vor solide.
Geschäftslageindikator
Die Grafik zeigt die Differenz zwischen dem Anteil Unternehmen, der die Geschäftslage als gut bezeichnet, und jenem, der sie als schlecht einschätzt. Je höher der Wert, desto besser schätzen die Unternehmen die Geschäftslage ein.
Exporte unter Druck
Die US-Wirtschaft hat sich abgekühlt, die chinesische Wirtschaft entwickelt sich weiterhin schwach, und die Wirtschaft in Europa kommt nicht in Fahrt. Die schwache Entwicklung im relevanten Ausland belastet die Ostschweizer Exportwirtschaft bereits seit einigen Quartalen. Besonders spürbar ist die Krise in der deutschen Industrie, mit der die Ostschweizer Industrie stark verflochten ist. Rund ein Drittel der Exporte des Kantons St. Gallen gehen nach Deutschland. Unter der schwachen Entwicklung in Deutschland leiden insbesondere die Ostschweizer Automobilzulieferer, die sehr eng mit der deutschen Automobilindustrie vernetzt sind. Schweizweit verzeichnen die Automobilzulieferer im dritten Quartal 2024 einen Exportrückgang von 15%
Auftragsflaute in der MEM-Industrie
In der Ostschweizer MEM-Industrie (Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie) hat sich die Lage zum Jahresende weiter eingetrübt. Der für die künftige Geschäftsentwicklung wichtige Auftragsbestand wird erneut negativer eingeschätzt, was die angespannte Situation der Branche verdeutlicht. Besonders betroffen ist die Warengruppe Maschinen, Metalle und Fahrzeuge, die knapp die Hälfte der Exporte des Kantons
St. Gallen ausmacht. Aufgrund der engen Verflechtung dieser Branchen mit der deutschen Wirtschaft trifft die dortige Krise die Ostschweizer Unternehmen besonders stark. Die Exporte dieser Warengruppe aus St. Gallen gingen im dritten Quartal 2024 um 5.7% zurück – deutlich stärker als die Gesamtexporte des Kantons.
Konjunkturelle Impulse aus dem Ausland fehlen
Im ersten Halbjahr dürfte die Dynamik in der Ostschweizer Industrie schwach bleiben. In Anbetracht der weiterhin schwachen Entwicklung in der Eurozone und vor allem in Deutschland fehlen die Impulse für eine kräftige Erholung. Die Geschäftslage dürfte sich deshalb in den nächsten Monaten nicht wesentlich verbessern. Positiver sind die Aussichten für den Binnenmarkt, der auch in den kommenden Monaten die Stütze der Ostschweizer Wirtschaft bleiben wird. Im Baugewerbe dürfte die robuste Geschäftslage in den ersten Monaten des Jahres anhalten, gestützt durch die tieferen Zinsen. Der Detailhandel, der zuletzt punktuelle Abkühlungstendenzen zeigte, gibt sich optimistisch. Rückenwind erhält er von den Reallohnerhöhungen sowie der hohen Arbeitsplatzsicherheit.
Céline Koster
8021 Zürich
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