11. März 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Rezessionsangst an US-Börsen nimmt zu

Heute stehen in der Schweiz die Geschäftsberichte von Partners Group, BKW, Galenica, Huber + Suhner, Komax und Sensirion im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.48%, SPI: -0.56%, SMIM: -0.83%

Der Schweizer Aktienmarkt zeigte sich am Montag verhalten, konnte aber die 13'000-Punkte-Marke knapp halten. Unsicherheit herrschte aufgrund der hohen Volatilität an den internationalen Märkten, verursacht durch  neue Strafzölle und Gegenzölle sowie wachsende Rezessionsängste in den USA nach Aussagen von Präsident Trump. Der Volatilitätsindex VSMI erreichte den höchsten Stand seit August 2024. Nach vorherigen Rekordhochs kam es beim SMI zu Gewinnmitnahmen, während defensive Werte grössere Verluste verhinderten. Der Leitindex schloss 0.5% tiefer. Unter den 20 grosskapitalisierten Blue Chips gab es gestern 10 Gewinner und 10 Verlierer. Unter den Gewinnern befanden sich die Aktien von Nestlé (+0.9%), Geberit (+1.0%), Zurich Insurance (+1.2%), Givaudan (+1.5%) und Swisscom (+2.0%). Tagessieger ohne Unternehmensneuigkeiten war Kühne + Nagel mit einem Kurszuwachs von 4.7%. Verluste verbuchten unter anderem Sika (-1.2%), Holcim (-2.0%), ABB (-2.1%), Partners Group (-2.5%), Logitech (-2.6%), UBS (-3.6%) und Lonza (-3.8%). Tagesverlierer war der Luxusgüterkonzern Richemont mit einem Rückgang von 3.9%. Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass vor allem die Werte mit höheren US-Exporten, Finanzwerte und Wachstumswerte eingebüsst haben. Am breiten Markt legten die Werte von Bell (+2.1%), BKW (+2.3%) und SFS (+4.3%) einen positiven Börsentag ein. Negativ fielen die Titel von Ypsomed (-5.9%), Sandoz (-6.0%) und Vontobel (-6.3%) auf.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -1.49%, DAX: -1.69%

Die europäischen Aktienmärkte erlitten zu Wochenbeginn Verluste. Die US-Zollpolitik sorgte weiterhin für Sorgen über das Wirtschaftswachstum in den USA, wobei mittlerweile sogar eine mögliche Rezession befürchtet wird. Der Eurozonenindex EuroStoxx50 schloss 1.5% tiefer. Der DAX verlor mit 1.7% noch deutlicher. Der spanische IBEX35 (-1.3%), der französische CAC40 (-0.9%) und der britische FTSE100 (-0.9%) waren ebenfalls rückläufig. Die europäischen Technologiewerte gerieten gestern am stärksten unter Druck. Sie folgten den negativen Impulsen der US-Technologiebörse Nasdaq, der nach einer kurzen Stabilisierung erneut stark nachgab. Da Technologiewerte konjunktursensibel sind, reagierten sie besonders stark auf die aktuellen Wachstumssorgen. Darunter befanden sich ASML (-4.1%) und SAP (-4.8%). Die Aktien von Novo Nordisk verloren 8.1%, nachdem der Pharmakonzern enttäuschende Studiendaten zu seinem Abnehm-Medikament Cagrisema veröffentlichte. Auf Sektorenebene waren die Bereiche Versorger, Nichtzyklischer Konsum und Energie gefragt, während Gesundheit, Finanzen und Technologie verkauft wurden.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -2.00%, S&P500: -2.70%, Nasdaq: -4.00%

Die amerikanischen Aktienmärkte zogen am Montag einen rabenschwarzen Börsentag ein. Nach einer kurzen Stabilisierung kam es am gestern an den US-Börsen zu einem Ausverkauf bei vielen Aktien. Besonders heftig traf es dabei die Technologiewerte. Die unberechenbare Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump und Einsparungen im Staatsapparat schüren zunehmend Ängste vor negativen wirtschaftlichen Folgen. Mittlerweile wird von einigen Marktbeobachtern eine Rezession in den USA befürchtet. Präsident Trump äusserte sich jüngst in einem Fox-Interview zu den Rezessionsängsten und sprach von einer «Übergangsphase» und sieht seine Massnahmen als langfristige «Rückkehr zu mehr Wohlstand in den USA». Der Leitindex Dow Jones schloss 2.0% in der Verlustzone, während der marktbreite S&P500 2.7% und der Nasdaq 4.0% absackten. Zu den klaren Verlierern im Techsektor zählten Apple (-4.9%), Nvidia (-5.1%), Crowdstrike (-7.4%), Service Now (-7.9%) und Palantir (-10.1%). Sektorübergreifend waren die Tesla-Aktien mit einem Kursverlust von 15.4% der grösste Verlierer im Nasdaq 100. Zu den Gewinnern gehörten Exxon Mobile (+2.6%), NextEra Energy (+4.6%) und Regeneron (+5.3%). Die Bereiche Versorger und Energie verbuchten als einzige Sektoren Kursgewinne.

Unternehmensberichte

Der Privatmarktspezialist Partners Group erzielte 2024 einen um 12% höheren Reingewinn von CHF 1.13 Mrd., was einer Eigenkapitalrendite von 47% entspricht. Der Umsatz stieg um 10% auf CHF 2.1 Mrd. Die Management-Gebühren nahmen um 3% zu und trugen CHF 1.6 Mrd. dazu bei. Die Performance-Gebühren fielen 38% höher aus und trugen CHF 511 Mio. bzw. 24% zum Umsatz bei. Diese wurden angetrieben durch wieder angestiegene Unternehmens-Exits von mehr als USD 18 Mrd. Der operative Gewinn auf Stufe EBIT nahm um 10% auf CHF 1.3 Mrd. zu, was einer unveränderten EBIT-Marge von 61.3% entspricht. Die Dividende soll um 8% auf CHF 42 je Aktie angehoben werden. Der bereits im Januar abgegebene Ausblick mit Kapitalzusagen von USD 26 bis 31 Mrd. wurde bestätigt.

BKW erzielte 2024 einen Umsatz von CHF 4.8 Mrd., was einen Anstieg von 3.8% gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Das Ergebnis auf Stufe EBIT lag bei CHF 789.9 Mio. (+27.3 %). Der operative Reingewinn betrug CHF 550.4 Mio. (+27.4 %). Das Geschäftsfeld Energy Solutions trug mit einem EBIT von CHF 586.5 Mio. (+9.7 %) massgeblich zum Ergebnis bei. Eine hohe Wasserkraftproduktion und die positive Entwicklung des KKL-Fonds wirkten sich begünstigend aus. Das Netzgeschäft erzielte einen EBIT von CHF 140.4 Mio. (+27.9 %) und investierte CHF 160.9 Mio. in die Netzinfrastruktur. 2024 wurden 5'900 Solaranlagen mit 135 MW Leistung ans Netz angeschlossen. Infrastructure & Buildings kehrte mit einem EBIT von CHF 56.9 Mio. (Vorjahr: -40.2 Mio.) in die Gewinnzone zurück. 2025 erwartet das Management einen EBIT von CHF 650–750 Mio. und eine Normalisierung der Märkte. Der Verwaltungsrat beantragt eine Erhöhung der Dividende auf CHF 3.70 pro Aktie (Vorjahr: CHF 3.40). Das Zahlenset übertriff die Analystenerwartungen.

Galenica steigerte 2024 den Umsatz um 4.7% auf CHF 3.92 Mrd. Der EBIT wuchs um 10.3% auf CHF 211.0 Mio., während der Reingewinn um 13.4% auf CHF 183.2 Mio. anstieg. Das Apothekennetz wurde 2024 um 10 Standorte erweitert, während die Galenica-Apotheken ein organisches Wachstum von 2.7% verzeichneten. Rund 193'000 Kundinnen und Kunden nutzten die Gesundheitsdienstleistungen in den Apotheken, ein Anstieg von 39% gegenüber dem Vorjahr. Das Exportgeschäft von Verfora wuchs um 15.1%, vor allem durch eine erhöhte Nachfrage nach Perskindol in Asien und vorgezogene Produktauslieferungen aufgrund regulatorischer Änderungen. Das Geschäft mit Dienstleistungen für Fachleute wuchs um 7.5%, während das Segment Wholesale im Ärztesegment um 7.8% zulegte und Marktanteile gewann. Der Verwaltungsrat schlägt eine Dividendenerhöhung auf CHF 2.30 pro Aktie vor, was einer Steigerung von 4.5% entspricht. Für das Jahr 2025 erwartet Galenica ein Umsatzwachstum zwischen 3% und 5% sowie eine Erhöhung des adjustierten EBIT um 4% bis 6%. Die ausgewiesenen Zahlen übertreffen die Analysenerwartungen.

Huber + Suhner steigerte 2024 Umsatz und Gewinn trotz herausforderndem Marktumfeld. Der Auftragseingang wuchs um 10.5% auf CHF 908.0 Mio. und lag 1.6% über dem Umsatz, wodurch die Book-to-Bill-Rate auf 1.02 anstieg. Der Umsatz stieg um 5.0% auf CHF 893.9 Mio., wobei währungs- und rohstoffbereinigt ein Plus von 6.4% erzielt wurde. Die EBIT-Marge stieg um 60 Basispunkte auf 9.7%. In absoluten Zahlen erzielte das Unternehmen einen EBIT von CHF 86.6 Mio. gegenüber CHF 77.6 Mio. im Vorjahr. Das Segment Communication verbesserte die Profitabilität erheblich, während der Bereich Industry von der Luft- und Raumfahrtinitiative profitierte. Das Transportsegment verzeichnete hingegen einen Rückgang bei Umsatz und Gewinn. Zum Jahresende belief sich der Auftragsbestand auf CHF 291.0 Mio. Der Verwaltungsrat schlägt eine 20 Rappen höhere Dividende von CHF 1.90 pro Aktie vor. Für 2025 erwartet Huber + Suhner aufgrund anhaltender Marktunsicherheiten einen Umsatz auf Vorjahresniveau. Die mittelfristige Zielspanne für die operative Gewinnmarge bleibt mit 9% –12% unverändert. Die präsentierten Zahlen fallen im Vergleich mit den Analystenerwartungen gemischt aus.

Komax verzeichnete 2024 einen deutlichen Rückgang bei Auftragseingang (-15.9%), Umsatz (-16.2%) und EBIT (-76.3%) aufgrund von Überkapazitäten und geopolitischen Unsicherheiten. Der Umsatz sank auf CHF 630.5 Mio., wobei der organische Rückgang 16.6% betrug. Das Segment Automotive verzeichnete Verluste, während Industrial & Infrastructure sowie Aerospace & Railway wuchsen, wodurch der Non-Automotive-Anteil am Gesamtumsatz von 25% auf 35% stieg. Regional entwickelten sich die Märkte unterschiedlich: In Europa fiel der Umsatz um 30.0%, während Nord-/Südamerika ein leichtes Plus von 1.7% verbuchte. In Asien blieb der Umsatz stabil, mit starkem Wachstum in Indien, während Afrika einen Rückgang von 29.4% verzeichnete. Der operative Gewinn EBIT betrug CHF 16.0 Mio. (Vorjahr: CHF 67.8 Mio.), was einer EBIT-Marge von 2.5% entspricht. Für 2025 gibt Komax keine Prognose ab, da wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheiten das Investitionsverhalten der Kunden beeinflussen. Bis 2030 strebt Komax einen Umsatz von CHF 1.0 bis 1.2 Mrd. und ein EBIT von CHF 120 bis 160 Mio. an. Das Zahlenset von Komax fällt im Vergleich zu den Analystenerwartungen gemischt aus.

Der Sensorenhersteller Sensirion steigerte im abgelaufenen Geschäftsjahr den Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 18.6% bzw. währungsbereinigt um 22.1% auf CHF 276.5 Mio. Dies vor allem dank Neugeschäften für die Endmärkte Industrie und Automotive. Die bereinigte Bruttomarge lag bei 49.2%. Unter Ausklammerung von Einmalkosten für die Beendigung von Aktivitäten im Bereich Condition Monitoring resultierte ein operativer Gewinn auf Stufe EBITDA von CHF 29 Mio., was einer EBITDA-Marge von 10.5% entspricht. Unter dem Strich resultierte aufgrund von Einmalkosten ein Verlust von CHF 28.9 Mio. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Sensirion ein organisches Umsatzwachstum von 12% bis 27% auf CHF 310 bis 350 Mio. Die EBITDA-Marge wird im mittleren bis hohen Zehnerbereich erwartet. Mit dem Ergebnis wurden die Analystenerwartungen auf allen Ebenen übertroffen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.19%; DE: 2.83%; CH: 0.66%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe fiel zu Wochenbeginn. Die erratische Zollpolitik der US-Regierung und damit verbundene Sorgen vor einer wirtschaftlichen Abkühlung haben die Nachfrage nach den als sicher geltenden Staatsanleihen gestärkt. Die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihen tendierte gestern seitwärts, nachdem sie in der Vorwoche deutlich anzog. Die Rendite der Schweizer Eidgenossenanleihe ist zum Wochenstart weiter angestiegen.

Währungen

Euro in Franken: 0.9557
US-Dollar in Franken: 0.8799
Euro in US-Dollar: 1.0861

Der Schweizer Franken konnte gestern nicht von der Unsicherheit profitieren. Er hat sowohl gegenüber dem Euro als auch gegenüber dem US-Dollar an Wert eingebüsst. Der Euro profitiert weiterhin vom geplanten Finanzpaket der neuen deutschen Regierung. Gestern nahmen jedoch die Zweifel zu, nachdem die Grünen angekündigt haben dem Paket nicht zustimmen zu wollen.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 66.10 pro Fass
Goldpreis: USD 2'902.51 pro Unze

Der Ölpreis knüpfte zum Wochenstart an die Verluste der Vorwoche an. Grund dafür sind Sorgen vor einer abkühlenden Weltwirtschaft. Zuletzt hatten schwache Wirtschaftsdaten aus China diese Sorgen verstärkt. Zudem hat Donald Trump in einem Interview am Wochenende eine Rezession in den USA nicht ausgeschlossen. Eine schwächere Wirtschaftsentwicklung führt zu einer tieferen Ölnachfrage und belastet daher den Ölpreis.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden gestern keine relevanten Wirtschaftsdaten veröffentlicht. Diese Woche stehen die Inflationsdaten der USA im Fokus, welche morgen veröffentlicht werden.

Céline Koster

Portraitfoto von Céline Koster,  bei der St.Galler Kantonalbank
Strategieanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Florian Hiltpold

Portraitfoto von Florian Hiltpold,  bei der St.Galler Kantonalbank
Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
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Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Tobias Kistler

Portraitfoto von Tobias Kistler,  bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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