04. März 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Politische Turbulenzen lassen Schweizer Aktienmarkt kalt

Trotz Eklat vom letzten Freitag im Weissen Haus und dem US-Zollstreit erklomm der SMI zum Wochenauftakt ein neues Rekordhoch. Im Fokus stehen heute die Geschäftszahlen von Kühne + Nagel, Lindt & Sprüngli und VAT.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +1.25%, SPI: +1.18%, SMIM: +0.88%

Der Schweizer Aktienmarkt startete verhalten in die neue Börsenwoche, kehrte aber schnell zurück in die Gewinnzone und baute die Gewinne im Laufe des Tages kontinuierlich aus. Kurz vor Handelsschluss erreichte der SMI ein neues Allzeithoch und schloss nur leicht tiefer bei 13'166 Punkten, was einem Plus von 1.3% entsprach. Damit zeigte sich der Markt trotz der politischen Turbulenzen rund um die Ukraine nach dem Eklat im Weissen Haus vom vergangenen Freitag und dem US-Zollstreit widerstandsfähig. Von den 20 SMI-Werten gaben lediglich 2 Titel leicht nach, während 17 in der Gewinnzone notierten. Swisscom zeigte sich unverändert. An der Tabellenspitze notierte der Private-Equity-Spezialist Partners Group (+4.3%), der von einer Ratingerhöhung eines Brokers profitierten. Es folgte der Logistiker Kühne + Nagel, die einen Tag vor der Publikation der Jahreszahlen um 3.4% avancierten, sowie der Rückversicherer Swiss Re (+1.9%). Unterstützung erhielt der Markt vom Schwergewicht Nestlé (+1.7%). Seit Jahresbeginn verzeichnete der Nahrungsmittelriese damit bereits einen Kursgewinn von 18.3%. Ebenfalls klar zulegen konnten die beiden weiteren Index-Schwergewichte Novartis (+1.3%) und Roche (+1.1%). Gesucht waren auch die Aktien von Lonza, Swiss Life und Sika, die zwischen 1.3% und 1.6% avancierten. Nach den jüngsten Gewinnen verlor Holcim (-0.1%) leicht an Wert und auch Sonova (-0.1%) schloss marginal tiefer. Am breiten Markt fielen die Aktien von Aryzta (+4.0%) auf. Der Backwarenhersteller publizierte gestern die Zahlen für das vergangene Jahr, welche in etwa die Markterwartungen erfüllten. Aryzta erzielte einen leicht höheren Umsatz von EUR 2.2 Mrd. (+0.1%), wobei das organische Wachstum leicht negativ war (-0.2%). Die schwache Konsumentenstimmung und die volatilen Rohstoffkosten belasteten das Ergebnis. Es gelang Aryzta aber, das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA um 5.4% auf CHF 320.9 Mio. zu verbessern, was einer Marge von 14.6% entsprach (Vorjahr: 13.9%). Für das laufende Geschäftsjahr zeigt sich das Management zuversichtlich. Im 1. Quartal 2025 rechnet Aryzta mit einem organischen Wachstum von 3%. Für das Gesamtjahr will das Unternehmen ein organisches Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich erzielen, die EBITDA-Marge weiter erhöhen und den Gewinn pro Aktie steigern. Zudem will Aryzta einen Reverse Split im Verhältnis von 40 zu 1 durchführen. Nach der Zahlenpublikation notierte gestern hingegen Gurit (-2.8%) tiefer. Der Spezialkunststoffhersteller befindet sich mitten in einer strategischen Neuausrichtung, was sich auf die Geschäftszahlen 2024 auswirkte. Auf Stufe EBIT musste das Unternehmen einen Verlust von CHF 7.3 Mio. hinnehmen, nachdem im Vorjahr noch ein Betriebsgewinn von CHF 20.3 Mio. erzielt wurde. Bereinigt um Restrukturierungs- und Wertminderungsaufwendungen stieg der Betriebsgewinn jedoch auf CHF 29.7 Mio. Die bereinigte EBIT-Marge ohne Einmaleffekte lag entsprechend bei 6.9% nach 4.5%im Vorjahr. Den Umsatz von CHF 431.7 Mio. (-6.1%) hatte Gurit bereits im Januar publiziert. Gurit beantragt an der Generalversammlung, auf eine Dividende zu verzichten. Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen eine bereinigte Betriebsgewinnmarge in etwa auf der Höhe von 2024. Auf eine Umsatzprognose verzichtet Gurit hingegen, da dies im aktuellen Marktumfeld unmöglich sei. Das Zahlenset traf in etwa die Markterwartungen.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +1.41%, DAX: +2.64%

Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich von der deutlich positiven Seite zum Wochenauftakt, wobei neben dem deutschen DAX (+2.6%) auch der britische FTSE100 (+0.7%) neue Allzeithochs erklommen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 sowie der französische CAC40 verzeichneten Gewinne von 1.4% bzw. 1.1%. Besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus der Eurozone, positivere Aussichten für Chinas Wirtschaft und die Erwartung von höheren staatlichen Militärausgaben liessen die geopolitischen Sorgen bezüglich des Ukrainekrieges und den drohenden US-Zöllen in den Hintergrund treten. Insbesondere die Aktien von Rüstungsunternehmen fielen mit erheblichen Kursgewinnen auf - Leonardo (+16.1%), Thales (+16.0%), BAE Systems (+14.6%), Rheinmetall (+13.7%), Airbus (+5.2%) und Safran (+3.1%). Aus Branchensicht war entsprechend der Industriesektor der klare Gewinner, gefolgt von Technologie und Finanzen. Unterdurchschnittlich zeigten sich die Bereiche Versorger und Immobilien.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -1.48%, S&P500: -1.76%, Nasdaq: -2.64%

An den amerikanischen Aktienmärkten keimten die Sorgen um den Zollstreit sowie einer sich abschwächenden Konjunktur auf. Der Leitindex Dow Jones fiel nach einem verhaltenen Start um 1.5%. Für den marktbreiten S&P500 ging es um 1.8% nach unten, während der technologielastige Nasdaq ein erheblicher Verlust von 2.6% hinnehmen musste. Aus Branchensicht war der Technologiesektor der grösste Verlierer, gefolgt von Energie und Zyklischer Konsum. Überdurchschnittlich entwickelten sich hingegen die defensiveren Bereiche Immobilien, Basiskonsumgüter und Gesundheit. Positiv aufgefallen ist die Beteiligungsgesellschaft Capri Holdings (+3.9%). Das Unternehmen kommt gemäss Medienberichten dem Verkauf seiner italienischen Luxusmarke Versace an Prada SpA (+3.5%) näher.

Unternehmensberichte

Heute Morgen publizierte Kühne + Nagel die Zahlen für das Geschäftsjahr 2024. Der Logistiker konnte den Nettoumsatz um 4% auf CHF 24.8 Mrd. erhöhen. Der um die volatilen Frachttarife bereinigte Rohertrag verringerte sich um 1% auf CHF 8.67 Mrd. Der operative Gewinn auf Stufe EBIT ging im Vergleich zum Geschäftsjahr 2023 um 13% auf CHF 1.65 Mrd. zurück. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von CHF 1.23 Mrd., was einem Rückgang von 16% entspricht. Die Konversionsmarge, die das Verhältnis von EBIT zum Rohertrag angibt, kam bei 19% zu liegen. Mittelfristig peilt Kühne + Nagel eine Konversionsmarge zwischen 25% bis 30% an. Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung eine Dividende von CHF 8.25 pro Aktie vor. Letztes Jahr bezahlte der Logistiker seinen Aktionären noch eine Dividende von CHF 10.00 pro Aktie. Mit den publizierten Zahlen trifft Kühne + Nagel in etwa die Markterwartungen. Eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr will Kühne + Nagel erst im Rahmen des Investorentages am 25. März 2025 abgeben.

Lindt & Sprüngli erzielte im Geschäftsjahr 2024 einen operativen Gewinn (EBIT) von CHF 884.2 Mio., was einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr von 8.7% entspricht. Die entsprechende Marge konnte um 0.6 Prozentpunkte auf 16.2% verbessert werden. Gemäss dem Management gelang dies dank einer straffen Kostenkontrolle, Effizienzsteigerungen, Prozessoptimierungen und Preissteigerungen, welche die höheren Kakaokosten kompensierten. Unter dem Strich blieb ein Reingewinn von CHF 672.3 Mio., was im Vergleich zum Vorjahr einer leichten Verbesserung von 0.1% entsprach. Bereits im Januar hatte der Premiumschokoladenhersteller bekanntgegeben, dass der Umsatz um 5.1% auf CHF 5.47 Mrd. gesteigert werden konnte. Zudem gelang es Lindt & Sprüngli im vergangenen Jahr die weltweiten Marktanteile auszubauen. Den Aktionären wird eine höhere Dividende vorgeschlagen. Den Namenaktionären soll eine um CHF 100 höhere Dividende von CHF 1'500 pro Aktie ausgeschüttet werden. Beim Partizipationsschein erhöht Lindt & Sprüngli um CHF 10 auf CHF 150 pro Aktie. Das Unternehmen bestätigt die Ziele für das laufende Geschäftsjahr 2025, in welchem es ein Umsatzwachstum von 7% bis 9% anpeilt. Zudem soll die operative Gewinnmarge um 20 bis 40 Basispunkte verbessert werden. Auch die mittel- bis langfristigen Ziele bestätigt Lindt & Sprüngli – organisches Umsatzwachstum von 6% bis 8% sowie einer Verbesserung der operativen Gewinnmarge von 20 bis 40 Basispunkten pro Jahr. Mit dem publizierten Zahlenset übertrifft der Schokoladenhersteller den Analystenkonsens auf allen Stufen.

Der Vakuumventilhersteller VAT hatte bereits im Januar einen Umsatzanstieg von 6% auf CHF 942 Mio. sowie einen um 49% höheren Auftragseingang von CHF 1.03 Mrd. bekanntgegeben. Heute Morgen publizierte das Unternehmen die weiteren Geschäftszahlen 2024. Der operative Gewinn (EBITDA) stieg um 8.4% auf CHF 293.7 Mio. Die entsprechende Marge lag bei 31.2% und damit 0.6 Prozentpunkte über dem Vorjahr. Unter dem Strich verzeichnete VAT einen um 11.3% höheren Reingewinn von CHF 211.8 Mio. Der Verwaltungsrat schlägt eine unveränderte Dividende von CHF 6.25 pro Aktie vor. Für das laufende Geschäftsjahr 2025 gibt sich VAT zuversichtlich und erwartet eine Zunahme von Aufträgen, Umsatz, EBITDA, EBITDA-Marge, Reingewinn sowie des freien Geldflusses. Für das 1. Quartal 2025 rechnete VAT mit einem Umsatz zwischen CHF 275 bis CHF 295 Mio. Mit dem präsentierten Zahlenset trifft VAT auf Stufe EBITDA die Markterwartungen knapp und konnte beim Reingewinn leicht positiv überraschen. Allerdings wurde mit einer etwas höheren Dividende gerechnet.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.16%; DE: 2.49%; CH: 0.46%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe fiel gestern nach der Publikation des ISM-Einkaufsmanagerindex deutlich. Dieser zeigte, dass sich die Stimmung in der US-Industrie überraschend eingetrübt hat. Die Zinsen in Europa stiegen hingegen zum Wochenstart. Die Diskussion um höhere Verteidigungsausgaben liess die Renditen in Europa zum Wochenstart steigen. Sowohl die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe als auch jene der 10-jährigen Eidgenossenanleihe stieg gestern um 8 Basispunkte.

Währungen

Euro in Franken: 0.9392
US-Dollar in Franken: 0.8958
Euro in US-Dollar: 1.0484

Der Euro war zum Wochenstart gefragt und legte gegenüber den meisten wichtigen Währungen zu. Gestützt wurde er von der Aussicht auf schuldenfinanzierte Investitionen in der Eurozone insbesondere in Deutschland. Der US-Dollar war hingegen gestern unter Druck und büsste sowohl gegenüber dem Euro als auch gegenüber dem Schweizer Franken an Wert ein.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 67.96 pro Fass
Goldpreis: USD 2'887.47 pro Unze

Die OPEC+ bestätigte gestern seine Pläne, die freiwilligen Förderkürzungen ab April schrittweise aufzuheben und die Ölproduktion wieder zu erhöhen. Nach dieser Ankündigung des Öl-Kartells, das für rund 40% der globalen Rohölproduktion verantwortlich ist, liess der Ölpreis deutlich nach. Zuvor wurde die geplante Erhöhung bereits mehrmals verschoben und es wurde eine weitere Verschiebung erwartet.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: ISM Einkaufsmanagerindex Industrie (Februar)
letzter: 50.9; erwartet: 50.7; aktuell: 50.3

Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management ist auf 50.3 Punkte gefallen und liegt damit nur noch knapp in der Wachstumszone. Dass der Index nicht unter die Wachstumsschwelle gefallen ist, liegt unter anderem an den gestiegenen Einkaufspreisen. Die Nachfrage entwickelt sich hingegen rückläufig, was sich in kleineren Auftragseingängen zeigt. Auch die Beschäftigungsaussichten haben sich deutlich eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global wurde hingegen gestern mit der Publikation der finalen Daten deutlich nach oben auf 52.7 Punkte (erste Schätzung: 51.6 Punkte) revidiert. Damit zeigt er ein deutlich positiveres Bild der US-Industrie als der ISM-Index.

Eurozone: Konsumentenpreise (Februar)
letzter: 2.5%; erwartet: 2.3%; aktuell: 2.4%

Die Konsumentenpreise in der Eurozone sind im Februar gegenüber dem Vorjahresmonat um 2.4% gestiegen. Damit ist die Inflation zwar leicht zurückgekommen, aber weniger stark als erwartet. Zuvor hat die Inflation vier Monate in Folge zugenommen. Die Kerninflation, ohne die volatilen Preise für Nahrungsmittel und Energie, ist von 2.7% auf 2.6% gesunken. Erwartet wurde ein Rückgang auf 2.5%.

Schweiz: Einkaufsmanagerindex Industrie (Februar)
letzter: 47.5; erwartet: 48.2; aktuell: 49.6

Die Stimmung in der Schweizer Industrie hat sich im Februar verbessert, mit 49.6 Punkten bleibt der Einkaufsmanagerindex jedoch knapp unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der für die künftige Geschäftsentwicklung wichtige Auftragsbestand hat sich stabilisiert. Zudem hat sich der Beschäftigungsabbau in der Schweizer Industrie etwas verlangsamt. Die grosse Mehrheit der Unternehmen war gemäss der Umfrage in den letzten Monaten nicht von protektionistischen Massnahmen betroffen, befürchtet aber eine Zunahme in den kommenden Monaten. Im Dienstleistungssektor ist die Stimmung weiter gut. Der entsprechende Index ist von 57.2 auf 56.8 Punkte gesunken, signalisiert aber weiterhin ein deutliches Wachstum.

Anja Felder

Portraitfoto von Anja Felder,  bei der St.Galler Kantonalbank
Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Céline Koster

Portraitfoto von Céline Koster,  bei der St.Galler Kantonalbank
Strategieanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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