Negativzinsen wären falsch

Die Zinsen in der Schweiz kennen in diesem Jahr nur eine Richtung. Diese zeigt nach unten. Das Thema der Negativzinsen, das 2022 als abgehakt angesehen wurde, wird wieder aktuell. Die SNB schliesst eine Rückkehr zu den Negativzinsen nicht mehr aus. Auch wenn wir dieses Szenario für unwahrscheinlich halten, müssen wir uns der Einschätzung von SNB-Präsident Martin Schlegel leider anschliessen.

Die Inflation ist in der Schweiz deutlich gefallen, auf 0.6% im Oktober. Sie wird im nächsten Frühjahr einen zusätzlichen Taucher machen, wenn die Mietzinserhöhungen aus dem Frühjahr 2024 aus der Berechnung hinausfallen. Eine Deflation, die der Wirtschaft gefährlich werden kann, ist aber nicht absehbar. Die Schweizer Wirtschaft hat sich während Jahren bei Inflationsraten von 0% oder leicht darunter behaupten können.

Die Konjunktur erfordert keinen starken Zinsanschub. Die Wirtschaft ist von einer Rezession weit entfernt. Der schlechte Auftragseingang in der Industrie ist in erster Linie der bedenklichen Schwäche im Abnehmerland Deutschland geschuldet. Solange die deutsche Wirtschaft nicht wieder auf die Beine kommt, helfen unseren Industrieunternehmen ultratiefe Zinsen nichts.

Die SNB versucht, mit ihren Zinssenkungen den Franken zu schwächen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die Zinsen auf den Franken keinen grossen Einfluss haben. Die Stärke des Frankens ist eine Folge der wirtschaftlichen und politischen Stabilität der Schweiz. Wer aus Angst vor geopolitischen Risiken den sicheren Hafen des Frankens sucht, lässt sich auch von Negativzinsen nicht abschrecken.

Wir haben sieben Jahre mit Negativzinsen erlebt. Wir wissen deshalb auch, dass Anlegerinnen und Anleger versuchen, diese zu umgehen. Dazu gehört das Horten von Bargeld, aber auch die Flucht in Aktien und vor allem in den Immobilienmarkt. Wenn die SNB Angst vor einem ungesunden Immobilienboom hat, darf sie ihren Leitzins nicht in den negativen Bereich senken.