17. Februar 2025, Tägliche Marktsicht

Inflationsrückgang ist ins Stocken geraten

Die Inflation bleibt ein zentrales Thema – während sie in den USA hartnäckig ist, droht der Schweiz Deflation.

Im Fokus

Im Januar sind die Konsumentenpreise in den USA gegenüber dem Vorjahresmonat um 3% gestiegen und damit stärker als erwartet. Seit etwa eineinhalb Jahren nähert sich die Inflation nur noch langsam dem 2%-Ziel der US-Notenbank an. Nachdem sie im September 2023 auf 2.4% gesunken war, hat sich die Preisdynamik seither sogar wieder beschleunigt. Die hartnäckige Inflation in den USA liegt vor allem an der starken Wirtschaft, die sich trotz hoher Zinsen weiterhin robust entwickelt. Besonders der Arbeitsmarkt hat sich bislang nur wenig abgekühlt. Die Löhne in den USA sind im Januar durchschnittlich um 4.1% gestiegen und damit stärker als die Inflation. Dies treibt insbesondere die Preise für Dienstleistungen an, da diese in hohem Mass von den Personalkosten abhängen. Folglich geht der Grossteil der aktuellen Inflation auf die steigenden Dienstleistungspreise zurück.

Auswirkungen der Politik von Donald Trump auf die Inflation sind unklar

Die aktuelle Inflation ist noch nicht auf die Politik der Trump-Regierung zurückzuführen. Doch seine geplanten Massnahmen könnten inflationstreibende Effekte haben. Beispielsweise würden erhöhte Zölle auf importierte Güter die Preise für Konsumentinnen und Konsumenten in den USA verteuern. Zudem könnte eine restriktivere Einwanderungspolitik das Arbeitskräfteangebot reduzieren und damit den Lohndruck weiter erhöhen. Allerdings besteht auch das Risiko, dass allzu drastische Massnahmen das Wirtschaftswachstum bremsen. Ein schwächerer Arbeitsmarkt und ein rückläufiger Konsum würden dann dämpfend auf die Inflation wirken.

Eurozone: Inflation bleibt erhöht, Wirtschaft schwächelt

Auch in der Eurozone zeigt sich die Inflation hartnäckig. Im September 2023 fiel sie zwar kurzzeitig unter 2%, ist seither jedoch wieder gestiegen. Im Januar betrug die Teuerung im Jahresvergleich 2.5%. Anders als in den USA ist die anhaltende Inflation jedoch nicht auf eine starke Konjunktur zurückzuführen. Die Wirtschaft in der Eurozone ist zuletzt nur schwach gewachsen, trotzdem kommt die Inflation nur langsam zurück. Im Dienstleistungssektor bleibt der Preisdruck auch in der Eurozone hoch. Dies liegt daran, dass die Löhne in einigen Ländern der Eurozone träge auf die Inflation reagieren und erst mit Verzögerung angepasst werden. Der jüngste Anstieg der Inflation ist zudem darauf zurückzuführen, dass der Rückgang der Energiepreise nicht mehr dämpfend wirkt.

Schweiz: drohende Deflation

In der Schweiz ist Inflation seit längerem kaum mehr ein Thema. Im Januar lag die Teuerung gegenüber dem Vorjahr nur noch bei 0.4%. Ein wesentlicher Grund dafür ist der starke Franken, welcher importierte Güter verbilligt. Allerdings sind die Preise für private Dienstleistungen weiterhin um 2.2% gestiegen, vor allem aufgrund höherer Wohnungsmieten. Diese verteuerten sich, nachdem der Referenzzinssatz des Bundesamtes für Wohnungswesen (BWO) im Dezember 2023 angehoben wurde, was im Frühjahr 2024 zu Mietsteigerungen führte. Doch dieser Effekt wird bald aus der Jahresstatistik herausfallen. Zudem wird der Referenzzinssatz im März mit grosser Wahrscheinlichkeit sinken, was ab Sommer zu einer Reduktion der Bestandesmieten führen dürfte. Dadurch wird sich der inflationstreibende Effekt der Mieten abschwächen und die Gesamtinflation weiter dämpfen. In der Schweiz ist darum zuletzt die Sorge vor einer Deflation gestiegen, also einem generellen Preisrückgang. Wir erwarten jedoch keine ausgeprägte Deflation, einzelne Monate mit negativem Preiswachstum sind aber möglich.

Unterschiedliche Ausgangslage für Zentralbanken

Die unterschiedliche Inflationsentwicklung stellt die Zentralbanken vor verschiedene Herausforderungen. Die US-Notenbank kann aufgrund der anhaltend hohen Inflation und des robusten Arbeitsmarkts die Zinsen nur langsam in Richtung neutrales Niveau senken. Eine nächste Zinssenkung erwarten wir daher erst im Sommer. In der Eurozone hat die Europäische Zentralbank hingegen bereits mit mehreren Zinssenkungen auf die schwache Wirtschaftsentwicklung reagiert. Davon lässt sie sich auch von der wieder etwas angestiegenen Inflationsrate nicht abhalten. Die Schweizerische Nationalbank hat zuletzt unterstrichen, dass Zinssenkungen zurzeit ihr Hauptinstrument zur Bekämpfung des starken Frankens sind. Wir erwarten deshalb im März eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte.

Aktienmärkte

US-Aktienmärkte
Dow Jones: -0.37%, S&P500: -0.01%, Nasdaq: +0.41%

Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -0.13%, DAX: -0.44%%, SMI: -0.84%

Asiatische Märkte
Nikkei 225: -0.79%, HangSeng: +3.69%%, S&P/ASX 200: +0.19%

Die Aktienmärkte trotzten in der vergangenen Woche dem täglichen Nachrichtenstrom aus dem Weissen Haus in Washington. Der amerikanische S&P 500 legte letzte Woche um 1.5% zu, während europäische Aktien um 3.2% stiegen. Der Swiss Performance Index beendete die Woche mit einem Plus von 2.0%. Die Schweizer Börse durchbrach am Freitag eine vier Tage andauernde Gewinnserie und verpasste dabei nur knapp ein neues Allzeithoch. Die Unsicherheit über die Zollpläne von US-Präsident Donald Trump sowie seine Vorschläge zur Beendigung des Ukraine-Kriegs dämpften die Risikobereitschaft der Anleger.

Die Aktienmärkte sind zwar positiv ins Jahr gestartet aber die Luft wird nun allmählich dünner und die Volatilität dürfte ansteigen. Besonders die wirtschaftspolitische Unsicherheit hat zugenommen, was die Schwankungen weiter verstärken dürfte. Die Inflation erweist sich als hartnäckig, und das Zinsniveau in den USA wird voraussichtlich länger hoch bleiben. Gleichzeitig sind die Bewertungen und Erwartungen an US-Aktien sehr ambitioniert, was sich in einer einseitigen Positionierung vieler Investoren widerspiegelt. Zudem hat der US-Dollar deutlich aufgewertet. Dies eröffnet Chancen für Schweizer Aktien: In einem Umfeld erhöhter Unsicherheit gewinnt die defensive Ausrichtung des Schweizer Marktes wieder an Attraktivität.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.48%; DE: 2.43%; CH: 0.40%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe stieg im Nachgang an die höher als erwartet ausgefallenen Inflationszahlen zu Wochenmitte über die Marke von 4.6% an. Die am Freitag publizierten Einzelhandelsumsätze in den USA sind im Januar stark zurückgegangen und lagen unter den Erwartungen. Die schwächeren Zahlen sorgten für eine Trendumkehr und die Rendite des 10-jährigen US-Treasury beendete die Woche knapp unter 4.5%. Die Rendite des 10jährigen Eidgenossen verzeichnete im Wochenverlauf ein Plus von 11 Basispunkten und beim 10-jährigen deutschen Bund ging es um 7 Basispunkte nach oben.

Währungen

Euro in Franken: 0.9439
US-Dollar in Franken: 0.8998
Euro in US-Dollar: 1.0492

Nach den schwächeren Zahlen aus den USA am Freitag ist der USD/CHF-Kurs unter die Marke von 0.90 gesunken. Im Wochenverlauf verlor der US-Dollar gegenüber dem Franken knapp 1.3%. Der Euro hat in der letzten Woche zwischenzeitlich rund 1% gegenüber dem Franken zugelegt und übersprang zwischenzeitlich die Marke von 0.95. Am Ende resultierte ein Plus von 0.5%.

Rohstoffmärkte

Ölpreis WTI: USD 70.74 pro Fass
Goldpreis: USD 2'882.53 pro Unze

Der Ölpreis hat im Wochenverlauf 2.2% verloren und bleibt derzeit aufgrund der Hoffnung auf Verhandlungen zur Beendigung des Ukraine-Krieges unter Druck. Der Goldpreis hat im Wochenverlauf mit 2'928 USD pro Unze einen neuen Rekordstand erreicht. Der Goldpreis gab am Freitag aufgrund von Gewinnmitnahmen nach, verzeichnete aber in der siebten Woche in Folge einen Wochengewinn.

Wirtschaft

Eurozone: Bruttoinlandprodukt QoQ (4. Quartal 2024)
letzte: 0.0%; erwartet: 0.0%, aktuell: 0.1%

Die Wirtschaft der Eurozone ist zum Jahresende leicht gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im vierten Quartal um 0.1% im Vergleich zum Vorquartal, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte. Zuvor war in einer früheren Schätzung noch eine Stagnation erwartet worden. Für das Gesamtjahr 2024 ergibt sich ein BIP-Zuwachs von 0.7% im Euro-Währungsraum.

Dominik Schmidlin

Leiter Anlagestrategie und Analyse
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Céline Koster

Strategieanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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