18. November 2024, Tägliche Marktsicht
Höhenflug des US-Dollars steht auf wackligem Grund
Seit Anfang Oktober, als sich das Pendel bei den US-Wahlen immer stärker in die Richtung von Donald Trump bewegt hatte, hat der US-Dollar zu einem Höhenflug angesetzt. Gegenüber dem Franken ist er von 84 Rappen auf 89 Rappen gestiegen.
Im Fokus
Seit Anfang Oktober, als sich das Pendel bei den US-Wahlen immer stärker in die Richtung von Donald Trump bewegt hatte, hat der US-Dollar zu einem Höhenflug angesetzt. Gegenüber dem Franken ist er von 84 Rappen auf 89 Rappen gestiegen. Handelsgewichtet hat er 6% an Wert auf den höchsten Stand seit 2022 zugelegt. Gegenüber dem Franken ist er trotz des Anstiegs aber immer noch billiger als im Sommer und 12% tiefer als 2022. Als Grund für den Anstieg des US-Dollar-Kurses wird auf die Inflationsgefahr durch die von Trump angedrohten Strafzölle und auf die angekündigten Steuersenkungen verwiesen. Dadurch könnte die Fed ihre Zinsen nicht mehr im gleichen Umfang senken wie noch vor zwei Monaten erwartet. Damals wurde für Ende 2025 ein Fed-Zins von 3.00% erwartet, jetzt ist es ein solcher von knapp unter 4%.
Diese Argumentation ist zu einfach und zu kurz gedacht. Der US-Dollar gehört schon seit längerem zu den starken Währungen. Seit 2011 ist er handelsgewichtet rund 50% teurer geworden. Damit hat er ziemlich genau gleich viel zugelegt wie der Franken. Da für die US-Wirtschaft der Aussenhandel eine geringere Bedeutung hat als für die Schweiz, liess sich die Fed davon nicht beeindrucken. Die Stärke des Greenbacks hat weniger mit Argumenten für seine Stärke als mit den Problemen seiner grossen Konkurrenten zu tun. Der Euro ächzt seit der Eurokrise 2011 unter der Labilität seines Konstrukts sowie der wirtschaftlichen und politischen Schwäche seiner Ankerländer Deutschland, Frankreich und Italien. Der Yen leidet unter der Dauerschwäche der japanischen Wirtschaft und der Nullzinspolitik der Bank of Japan. Grossbritannien und das Pfund suchen seit dem Brexit die politische und wirtschaftliche Stabilität und ihren Platz in der Weltwirtschaft. An dieser Grundkonstellation wird sich so schnell nicht viel ändern. Ein Einbruch des US-Dollar ist daher nicht zu befürchten ist, solange die US-Politiker ihr Land mangels eines Budgets nicht in den Konkurs treiben.
Kurzfristig sind der Optimismus und die Prognosen eines unaufhaltsamen Dollars unter Trump jedoch übertrieben. Die US-Wirtschaft zeigt sich unerwartet robust, weshalb die Fed die Zinsen nicht mit aller Gewalt schnell nach unten drücken muss. Das absolute Zinsniveau in den USA ist aber immer noch hoch. Der Zins für eine 30-jährige Hypothek, in den USA der Standard, liegt trotz den bisherigen Zinssenkungen der Fed immer noch bei über 7%. Das ist viel und belastet den Immobilienmarkt und die für den wirtschaftlichen Ausgleich wichtige Mobilität der Leute. Die Fed wird deshalb an ihrem Pfad für tiefere Zinsen festhalten, zumindest bis in den konjunkturneutralen Bereich, den wir bei 3.50% sehen. Sollte die Inflation durch die Strafzölle steigen, was alles andere als sicher ist, da andere Faktoren wie der Ölpreis die Inflation stärker beeinflussen, wird das den US-Dollar eher schwächen. Sollten die geplanten Steuersenkungen die Schuldenfrage wieder ins Scheinwerferlicht der Finanzmärkte stellen, wäre das für das Vertrauen in die US-Währung auch nicht förderlich. Wenn die geplanten Massendeportationen von papierlosen Migranten und die Massenentlassung von Staatsangestellten umgesetzt werden, wird das Wachstum in den USA leiden und die Fed die Zinsen deutlich stärker senken müssen als gedacht.
Zumindest gegenüber dem Franken wird der US-Dollar seinen aktuellen Wertzuwachs wieder preisgeben. Wer im nächsten Sommer Ferien in den USA machen will, muss sich mit dem Eindecken mit US-Dollars nicht beeilen.
Audio-Podcast der SGKB
Donald Trump wurde mit einem deutlichen Vorsprung zum US-Präsidenten gewählt. Auch wenn seine politischen Vorhaben noch nicht konkret sind, ist klar, dass sein Fokus auf den Interessen der USA liegen wird. Wer wird davon profitieren und wer sind die möglichen Verlierer? Darüber unterhalten sich unser Leiter Anlagestrategie und Analyse Dominik Schmidlin und unsere Aktienspezialistin Angela Truniger im Audio-Podcast der St.Galler Kantonalbank.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte
Dow Jones: -0.70%, S&P500: -1.32%, Nasdaq: -2.24%
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -0.80%, DAX: -0.27%, SMI: -1.33%
Asiatische Märkte
Nikkei 225: -1.11%, HangSeng: +0.62%, S&P/ASX 200: +0.18%
Befürchtungen, dass sich die Fed mit Zinssenkungen mehr Zeit lässt als bisher erwartet, lasten auf den Aktienmärkten. Das kombiniert mit ersten willkürlichen Personalentscheiden von Donald Trump ist nicht das Umfeld für eine Kurseuphorie. Der S&P 500 verlor letzte Woche 2.08%. Die europäischen Aktien verloren 0.16%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Minus von 1.54% abschloss.
Die Dynamik der Weltwirtschaft kühlt sich schrittweise ab und die Inflationsraten nähern sich den Zielbereichen der Zentralbanken. Dies schafft Spielraum für weitere Zinssenkungen, die mit einer gewissen Verzögerung positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung wirken werden. Insbesondere die US-Wirtschaft zeigt sich trotz einer Abkühlung weiterhin robust. Aktuell sehen wir ein geringes Risiko einer Rezession in den USA. Trotz geopolitischer Risiken, wie etwa im Nahen Osten, erweisen sich die Aktienmärkte als widerstandsfähig. Die Nervosität der Anleger hat merklich nachgelassen und Rückschläge werden primär als Kaufgelegenheiten betrachtet. Die stabile wirtschaftliche Entwicklung, die Aussicht auf weitere geldpolitische Unterstützung und die Widerstandsfähigkeit der Märkte sprechen für die Aktien.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J: USA: 4.426%; DE: 2.356%; CH: 0.405%
Die Abkoppelung der Zinsen zwischen den USA und der Schweiz geht weiter. Während die Renditen langfristiger Obligationen in den USA weiter steigen, kennt zumindest der Swapzins für Franken nur den Weg nach unten. Während die Erwartungen an Zinssenkungen der Fed immer kleiner werden, werden der SNB immer mehr Zinssenkungen zugetraut.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8870
Euro in US-Dollar: 1.0545
Euro in Franken: 0.9354
Die Parität des Euro zum Franken war einmal. Die aktuelle Spekulation schielt auf die Parität des Euro zum US-Dollar. Bis dahin ist der Weg aber noch weit.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 66.99 pro Fass
Goldpreis: USD 2'583.25 pro Unze
Der Rückgang des Goldpreises geht weiter. Gegenüber dem Höchststand von Ende Oktober hat das gelbe Metall über 200 US-Dollar pro Unze verloren. Offensichtlich werden viele spekulative Positionen, die auf einen immerwährenden Goldrausch gesetzt haben, eines Besseren belehrt und aufgelöst.
Wirtschaft
USA: Retail Sales (Oktober) letzte: 0.8%; erwartet: 0.3%; aktuell: 0.4%
Die Konsumenten in den USA geben ihr Geld weiterhin aus. Die Detailhandelsumsätze sind im Oktober solide gestiegen, obschon die Zahlen vom Vormonat stark nach oben revidiert worden sind. Die Stimmung ist zwar schlecht, aber getätigt werden auch grosse Anschaffungen wie ein neues Auto. Für den Start des Weihnachtsgeschäfts ist das ein gutes Vorzeichen.
Thomas Stucki
8021 Zürich
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