06. November 2024, Tägliche Marktsicht

Gute Stimmung an den US-Märkten

Am Tag der US-Präsidentschaftswahlen zeigten sich die US-Märkte in gelöster Stimmung, während in Europa vor dem Wahlausgang Zurückhaltung herrschte. Neben diesem Grossereignis stehen heute die Unternehmenszahlen von Barry Callebaut im Fokus.

Im Fokus

Im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen zwischen Donald Trump und Kamala Harris erwarteten die Märkte ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Kandidaten. Die Zahl des Tages ist 270: Für die beiden Präsidentschaftskandidaten ist es die erforderliche Anzahl Wahlleute (Elektorenstimmen), die den Einzug ins Weisse Haus ebnen. Vor allem sieben Bundesstaaten gelten als entscheidend. Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina, Pennsylvania und Wisconsin spielen bei der US-Wahl eine Schlüsselrolle, da das Pendel bei diesen Bundesstaaten in beide Richtungen schlagen könnte. Mit North Carolina und Georgia gehen heute Morgen nun zwei wichtige Swing States an die Republikaner, und Donald Trump nähert sich den nötigen 270 Elektorenstimmen. Ausserdem werden ein Drittel des Senats und das gesamte Repräsentantenhaus neu gewählt. Nach gegenwärtigem Stand (8 Uhr) erlangen die Republikaner die Mehrheit im Senat. Was sind die ersten Reaktionen der Märkte? Die Futures-Kontrakte der US-Aktienmärkte deuten auf eine höhere Eröffnung hin. Auch die bereits in der Nacht offenen Märkte Japans und Australien notieren bis dato 2.5%, respektive 0.8% höher. Der Aktienmarkt Hongkongs notiert dagegen 2.5% im Minus. An den Kapitalmärkten legte der US-Treasury in einer ersten Reaktion zu, auch der US-Dollar tendiert zu den anderen G10-Währungen fester. Der Goldpreis notiert hingegen rund 1% im Minus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.26%, SPI: -0.24%, SMIM: -0.12%

Der Schweizer Aktienmarkt bewegte sich gestern in einer engen Handelsspanne. Am Tag der US-Wahlen hielten sich die Marktteilnehmer zurück. Zudem steht Morgen mit dem Leitzinsentscheid der US-Notenbank Fed ein weiteres wichtiges Ereignis auf der Agenda. Für ein wenig Unterstützung sorgten am Nachmittag die besser als erwartet ausgefallene Stimmung unter den Dienstleistern in den USA. Der betreffende Einkaufsmanagerindex steigt auf den höchsten Stand seit Juli 2022. Der SMI ging schlussendlich 0.3% tiefer aus dem Handel. Bei den 20 grosskapitalisierten Werten standen 12 Kursgewinner acht Kursverlierer gegenüber. Angeführt wurde der Leitindex von ABB (+2.5%). Der Industriekonzern hat am Nachmittag bekannt gegeben, den US-Pumpenmotorhersteller Aurora zu kaufen. Tagesverlierer waren die zwei Pharma-Schwergewichte Novartis (-1.7%) und Roche (-1.5%). Ebenfalls unter Druck stand Nestlé (-1.2%). Im breiten Markt sorgten Unternehmensneuigkeiten für Kursabschläge. Die Aktien des Personalvermittlers Adecco gaben nach rückläufigen Umsatzzahlen und Gewinnmargen zum 3. Quartal um 5.9% nach. Nach enttäuschendem Umsatzwachstum und Bestellungseingang gaben auch die OC Oerlikon-Aktien um 7.7% nach. Positiv entwickelte sich hingegen Burckhardt Compression (+0.8%). Der Kompressorenhersteller konnte im 1. Geschäftshalbjahr 2024/25 mehr Aufträge gewinnen als vom Markt erwartet.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.38%, DAX: +0.57%

Auch an den europäischen Aktienmärkten herrschte Zurückhaltung vor dem US-Wahlausgang. Die Märkte zeigten gestern keine einheitliche Richtung. Während der länderübergreifende EuroStoxx50 (+0.4%), der französischen CAC40 (+0.5%) sowie der deutsche DAX (+0.6%) zulegten, verbuchten der britische FTSE 100 (-0.1%) und der italienische FTSE MIB (-0.2%) Abgaben. Auf Sektorenebene führten die Bereiche Industrie, Technologie und Finanzen das Tableau an. Auf den Verkaufszetteln standen die Bereiche Gesundheit, zyklischer Konsum und Immobilien.

Aktienmärkte USA

DowJones: +1.02%, S&P500: +1.23%, Nasdaq: +1.43%

Die amerikanischen Aktienmärkte zeigten sich am Tag der US-Präsidentschaftswahl in guter Stimmung. Der Leitindex DowJones zog um 1.0% an. Der marktbreite S&P500 kletterte um 1.2% nach oben und der technologielastige Nasdaq avancierte 1.4%. Für Rückenwind sorgten starke Konjunkturdaten aus dem US-Dienstleistungssektor. Bei den Einzeltiteln legte Nvidia um 2.8% auf ein neues Rekordhoch zu. Damit überholte der KI-Chipspezialist Apple (+0.6%) wieder als Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung. Aus Sektorensicht gab es nur Gewinner. Am stärksten avancierten die Bereiche nichtzyklischer Konsum, Industrie und Versorger. Unterdurchschnittlich zeigten sich die Sektoren Grundstoffe und Energie.

Unternehmensberichte

Barry Callebaut legte für das Geschäftsjahr 2023/24 ein unverändertes Verkaufsvolumen von 2'279'811 vor. Im 4. Quartal ging die Verkaufsmenge um 1.2% zurück. Der Umsatz stieg im Gesamtjahr, angetrieben von höheren Kakaobohnenpreisen, um 22.6% auf CHF 10.4 Mrd. Der wiederkehrende Betriebsgewinn stieg um 6.8% auf CHF 704.4 Mio., angetrieben von weitergegebenen Kosten, Mixeffekten und Kosteneinsparungen. Unbereinigt resultierte eine Abnahme des EBIT um 32.3% auf CHF 446.1 Mio., aufgrund von Einmalkosten aus dem laufenden Restrukturierungsprogramm. Der freie Cashflow wurde durch den Anstieg der Lagerbestände aufgrund der höheren Kakaobohnenpreise stark belastet und lag bei -2'330.7 Mio. Unter dem Strich resultierte ein um 56.9% tieferer Reingewinn von CHF 190.9 Mio. Für das laufende Geschäftsjahr 2024/25 wird ein konstantes Verkaufsvolumen mit leicht positivem Wachstum bei Global Chocolate erwartet. Der wiederkehrende EBIT soll in konstanten Währungen zweistellig wachsen. Für das Mittelfristprogramm «BC Next Level», das bis 2027 jährliche Kosten von CHF 250 Mio. einsparen soll, sieht sich Barry Callebaut auf Kurs.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.406%; DE: 2.423%; CH: 0.371%

An den Kapitalmärkten richtet sich der Blick auf die USA, wo mit den US-Wahlen und der Fed-Entscheidung wichtige Weichenstellungen anstehen. Der 10-jährige US-Treasury ist im Vorfeld der US-Wahlen um 70 Basispunkte angestiegen. Bei einer Wahl von Donald Trump wird mit höheren Zöllen und damit zumindest mittelfristig einem höheren Preisdruck gerechnet. An der kurzfristigen Ausrichtung der US-Notenbank Fed ändert dies jedoch wenig. Die US-Notenbank dürfte am Donnerstag ihren Leitzins um weitere 0.25% senken.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8723
Euro in US-Dollar: 1.0757
Euro in Franken: 0.9381

Auch an den Devisenmärkten stehen vor allem die US-Wahlen im Fokus, wobei der US-Dollar je nach Wahlausgang in Bewegung geraten dürfte. Die Lesart der Märkte: Bei einer Wahl von Donald Trump dürfte der US-Dollar etwas zulegen, bei einer Wahl von Kamala Harris dürfte es in die entgegengesetzte Richtung gehen. Nach einem impulslosen Handel gestern legte der US-Dollar heute Morgen in einer ersten Reaktion gegenüber allen G10-Währungen zu.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 70.96 pro Fass
Goldpreis: USD 2'733.85 pro Unze

Der Ölpreis tendierte in den letzten Tagen nach oben und erreichte gestern ein Mehrwochenhoch. Für Auftrieb dürften die wieder etwas positiveren Konjunkturnachrichten aus China gesorgt haben. Die Nachfrageschwäche in wichtigen Kernmärkten und das steigende Angebot aus Nicht-Opec-Ländern haben die Förderländer auf den Plan gerufen. Die Opec-Staaten haben die für Dezember geplante Anhebung der Fördermengen um einen Monat verschoben. Ursprünglich war die Anhebung für Oktober geplant, nun wird sie zum zweiten Mal verschoben.  

Wirtschaft und Konjunktur

China: Caixin Einkaufsmanagerindex (Oktober)
Dienstleistungen: letzter: 50.3; erwartet: 50.5; aktuell: 52.0
Industrie: letzter: 49.3; erwartet: 49.7; aktuell: 50.3

Während das nationale Statistikamt eher die Stimmung in grossen staatlichen Unternehmen abbildet, konzentriert sich das Stimmungsbarometer des Wirtschaftsmagazins Caixin auf kleinere, private Unternehmen. Hier hat sich die Stimmung bei den Dienstleistungsunternehmen verbessert. Die ebenfalls in den letzten Tagen veröffentlichten Stimmungswerte für Chinas Industrieunternehmen zeigen ein ähnliches Bild. Beide Indizes liegen mittlerweile über 50 Punkten und deuten damit auf eine Zunahme der wirtschaftlichen Aktivität hin. Die von China angekündigten Massnahmen zur Ankurbelung der lahmenden Wirtschaft zeigen damit erste positive Auswirkungen.

Daniel Wachter

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Tobias Kistler

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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