20. Dezember 2024, Tägliche Marktsicht
Fed setzt europäische Aktienmärkte unter Druck
Die Nachricht über weniger US-Zinssenkungen im kommenden Jahr erwischte gestern die europäischen Aktienmärkte auf dem falschen Fuss. Der SMI notierte 1.9% tiefer, während der länderübergreifende EuroStoxx50 1.6% nachgab.
Tägliche Marktsicht pausiert bis am 6. Januar 2025
Heute erscheint die letzte «Tägliche Marktsicht» im Jahr 2024. Wir danken Ihnen für Ihr Interesse an unserer täglichen Meinung zum Geschehen an den Finanzmärkten und freuen uns, Sie auch im kommenden Jahr zu unserer Leserschaft zählen zu dürfen. Die nächste «Tägliche Marktsicht» erscheint am Montag, 6. Januar 2025.
Wir wünschen Ihnen frohe und besinnliche Festtage und ein erfolgreiches 2025!
Thomas Stucki, Anja Felder, Patrick Häfeli, Florian Hiltpold, Tobias Kistler, Céline Koster, Matthias Müller, Dominik Schmidlin, Angela Truniger und Daniel Wachter
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -1.93%, SPI: -1.79%, SMIM: -1.36%
Der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed am Mittwochabend versetzte den Aktienmärkten einen Rückschlag. Zwar reduzierte sie wie erwartet den Leitzins um 25 Basispunkte, jedoch ist die Inflation weiterhin auf einem erhöhten Niveau. Die Fed stellte demnach nur noch zwei anstelle von vier Zinssenkungen fürs kommende Jahr in Aussicht, was die Aktienmärkte auf dem falschen Fuss erwischte. So gab auch der Schweizer Aktienmarkt deutlich nach. Der Schweizer Leitindex SMI schloss 1.9% tiefer und notiert damit auf dem tiefsten Stand seit Anfang Mai. Von den 20 Blue Chips im SMI notierten 17 Werte im negativen Bereich und verloren teils deutlich an Wert. In der Pluszone konnte sich neben den stärksten SMI-Verlierern im Jahr 2024 wie der Nahrungsmittelmulti Nestlé (+0.1%) und der Frachtlogistiker Kühne + Nagel (+0.0%), auch der Lebensversicherer Swiss Life (+0.1%) halten. Zu den deutlichsten Verlierern zählten Zykliker, Technologiewerte und Werte, die kürzlich deutlich avancierten. ABB (-5.4%), Partners Group (-4.3%) und UBS (-3.3%) gehörten zu den stärksten Verlierern. Auch die Pharmaschwergewichte belasteten gestern den SMI. Novartis verlor 1.1%, während Roche 3.3% tiefer schloss. Bei Roche drückte neben dem schwachen Umfeld auch ein Studienrückschlag bei einem Parkinson-Medikament auf den Kurs. Am breiten Markt verloren die Halbleitertitel mit Comet (-11.1%), VAT (-5.1%), u-blox (-4.8%) und ams-Osram (-4.3%) deutlich. SoftwareOne avancierte um 7.0%, nachdem bekanntgegeben wurde, dass das Unternehmen den norwegischen Konkurrenten Crayon Group für NOK 12.9 Mrd (USD 1.14 Mrd.) übernehmen will. Der Deal soll mit Barmitteln in Höhe von gut CHF 1 Mrd. und Aktien bezahlt werden. Um den Abschluss per 3. Quartal 2025 anstreben zu können, müssen die Aktionäre von SoftwareOne an einer Generalversammlung im Frühling 2025 zuerst noch einer Kapitalerhöhung zustimmen. Insgesamt sollen bis zu 72 Mio. neue Aktien geschaffen werden. Dies entspricht rund einem Drittel des gesamten neuen Aktienkapitals. SoftwareOne benötigt für die Zustimmung eine Zweidrittelmehrheit. Insgesamt würden die beiden Unternehmen einen Umsatz von rund CHF 1.6 Mrd. erzielen. SoftwareOne erhofft sich aus der Übernahme positive Kostensynergieeffekte von CHF 80 bis 100 Mio. Zudem sollen Kosten von CHF 100 Mio. über die nächsten 18 Monate eingespart werden.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -1.58%, DAX: -1.35%
Auch die europäischen Aktienmärkte verloren gestern aufgrund der Aussicht auf weniger Zinssenkungen der US-Fed im kommenden Jahr deutlich an Terrain. Der länderübergreifende EuroStoxx50 verlor mit 1.6% am stärksten, gefolgt vom spanischen IBEX35, der 1.5% nachgab. Der deutsche DAX schloss 1.4% tiefer. Auf Sektorenebene gab es keine Gewinner. Die stärksten Abgaben verzeichneten zinssensitive oder wachstumsstarke Werte und Halbleiter. So gehörten die Sektoren Technologie, Immobilien und Industrie zu den schwächsten Werten. Im DAX verlor der Chiphersteller Infineon mit 5.4% am meisten.
Aktienmärkte USA
DowJones: +0.04%, S&P500: -0.09%, Nasdaq: -0.10%
Nachdem die US-Aktienmärkte bereits am Vortag auf den Zinsentscheid der Fed negativ reagierten, zeigte sich gestern eine Stabilisierung. Der DowJones schloss unverändert (+0.0%), während der marktbreite S&P500 und der technologielastige Nasdaq je um 0.1% nachgaben. Aus Branchensicht gehörten die Sektoren Versorger, Finanzen und Technologie zu den Gewinnern. Unterdurchschnittlich schnitten hingegen die Bereiche Immobilien, Grundstoffe und Energie ab. Unter Druck standen die Aktien des Chipherstellers Micron nach dem Quartalsupdate. Vor allem der Umsatzausblick fiel schwächer aus als antizipiert wurde, was zu einem Kurssturz von 16.2% führte. Micron stellt fürs 2. Quartal einen Umsatz von rund USD 7.9 Mrd. in Aussicht, wohingegen die Analystenerwartungen USD 8.99 Mrd. erwarteten. Micron sieht weiterhin einen starken Auftragseingang für Komponenten, die für KI benutzt werden, die Nachfrage von Herstellern von Mobiltelefonen und PCs, wovon ein Grossteil der Chipvolumen herkommt, fällt aber weiter schwach aus.
Unternehmensberichte
Der Sportartikelhersteller Nike gab gestern nachbörslich ein Quartalsupdate. Im per 30. November 2024 abgeschlossenen 2. Quartal des Geschäftsjahres 2025 verzeichnete der Konzern einen 8% tieferen Umsatz von USD 12.4 Mrd. Nike Direct Umsätze nahmen um 13% auf USD 5 Mrd. ab, während die Umsätze im Wholesale 3% tiefer bei USD 6.9 Mrd. zu liegen kamen. Die Bruttomarge reduzierte sich um 100 Basispunkte auf 43.6%. Unter dem Strich bleib ein 26% tieferer Reingewinn von USD 1.2 Mrd. Mit den vorgelegten Zahlen konnten die Markterwartungen übertroffen werden. Die Aktie legte nachbörslich deutlich zu.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.56%; DE: 2.30%; CH: 0.21%
Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe zeigte am Tag nach der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed weiter nach oben und liegt nun erstmals seit vergangenem Sommer wieder über der Marke von 4.50%. Davon liessen sich auch die Zinsen in Europa anstecken, die gestern ebenfalls höher notierten. Die Rendite der Deutschen Bundesanleihe stieg erstmals in diesem Monat wieder über 2.30%. Die Rendite der 10-jährigen Eidgenossenanleihe mäandert hingegen weiter um 0.20%.
Währungen
Euro in Franken: 0.9305
US-Dollar in Franken: 0.8977
Euro in US-Dollar: 1.0365
Nach dem deutlichen Anstieg des US-Dollars am Mittwochabend machte der Schweizer Franken gestern gegenüber dem Greenback wieder etwas Boden gut. Auch gegenüber dem Euro legt der Franken leicht zu. Deutlich an Boden verlor hingegen der Japanische Yen im Anschluss an die Pressekonferenz des japanischen Notenbankchefs Kazuo Ueda nach dem gestrigen Zinsentscheid. Ueda betonte, dass er die Dynamik bei den nächsten Lohnverhandlungen im Frühjahr beobachten müsse, um über die weitere Geldpolitik zu entscheiden. Bisher war man von einer Zinserhöhung im Januar ausgegangen.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 69.10 pro Fass
Goldpreis: USD 2'603.51 pro Unze
Der Ölpreis ist am gestrigen Handelstag erneut leicht gefallen. Belastend wirkte insbesondere der nach dem Fed-Zinsentscheid deutlich gestiegene Dollarkurs. Die am Mittwoch veröffentlichten Daten zu den US-Rohöllagerbeständen hatten hingegen kaum Einfluss auf den Ölpreis. Die Lagerbestände waren vergangene Woche erwartungsgemäss leicht gesunken.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: Bruttoinlandsprodukt QoQ (3. Quartal, annualisiert)
letzter: 3.0%; erwartet: 2.8%; aktuell: 3.1%
Gemäss der dritten Schätzung ist die US-Wirtschaft im dritten Quartal 2024 annualisiert um 3.1% gewachsen und damit stärker als ursprünglich gedacht. Gegenüber der zweiten Schätzung deutlich nach oben korrigiert wurde insbesondere der private Konsum, der um 3.7% zugelegt hat. Somit ist der private Konsum weiterhin die grösste Wachstumsstütze der US-Wirtschaft. Im dritten Quartal war er für 2.5 Prozentpunkte des Wachstums verantwortlich. Ausserdem wurde das BIP auch von höheren Investitionen und Staatsausgaben gestützt. Der Aussenhandel hat das Wachstum hingegen negativ beeinträchtigt. Insgesamt bestätigen die neusten Daten das Bild einer robusten US-Wirtschaft.
USA: Philadelphia Fed Geschäftsklima (Dezember)
letzte: -5.5; erwartet: +2.8; aktuell: -16.4
Der gestern veröffentlichte Geschäftsklimaindex der Philadelphia Fed, welcher die Aktivität im Industriesektor misst, fiel deutlich schwächer aus als erwartet. Laut der aktuellen Umfrage bewertet eine Mehrheit der Unternehmen die allgemeine Geschäftslage pessimistischer als noch vor einem Monat. Für einen Lichtblick sorgte der Subindex «Offene Aufträge», der von den Unternehmen besser eingeschätzt wurde als noch im November.
USA: Vorlaufende Indikatoren (November)
letzter: -0.4%; erwartet: -0.1%; aktuell: +0.3%
Die vorlaufenden Indikatoren in den USA haben sich im November überraschend deutlich verbessert. Der Sammelindex des Conference Board liegt damit zum ersten Mal seit neun Monaten wieder im Plus. Zur Verbesserung beigetragen haben insbesondere die zunehmenden Baugenehmigungen sowie der florierende Aktienmarkt.
Angela Truniger
8021 Zürich
Patrick Häfeli
8021 Zürich
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