20. Februar 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Europäische Aktienmärkte auf Konsolidierungskurs

Der Schweizer Aktienmarkt schloss gestern im Soge von neuen Zoll-Diskussionen und Gewinnmitnahmen tiefer. Heute stehen die Jahresberichte von Zurich Insurance und Cembra im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.74%, SPI: -0.73%, SMIM: -0.27%

Der Schweizer Aktienmarkt eröffnete gestern zunächst wenig verändert, drehte dann aber im Tagesverlauf deutlich in die Verlustzone. Nach der starken Entwicklung seit Jahresanfang brachten einige Marktteilnehmer ihre Gewinne ins Trockene. Zudem wurde die Anlegerstimmung von den jüngsten Zoll-Plänen von US-Präsident Trump belastet, der ab Anfang April die Einfuhr von Autos und Pharmaprodukten in die USA mit einem Zoll von 25% belegen will. Der SMI beendete den Handelstag 0.7% tiefer. Am stärksten unter Druck standen konjunktursensitive Unternehmen aus dem Industrie- und Finanzbereich. ABB, Sika, Partners Group, Geberit, Swiss Re gaben zwischen 1.7% und 2.5% nach. Tagesverlierer Holcim (-4.4%) wurde von einer Abstufung eines Brokers belastet, die beim zuletzt stark gelaufenen Baustoffwert Gewinnmitnahmen auslöste. Entgegen dem Trend gefragt waren die Aktien von Nestlé (+0.2%), Novartis (+0.4%) und Kühne + Nagel (+0.5%). Im breiten Markt reagierten die Aktien von Straumann zunächst mit Kursverlusten von bis zu 4% auf das gestern veröffentlichte Jahresergebnis. Im Verlaufe des Morgens und nach der Telefonkonferenz, an der sich das Management vorsichtig optimistisch zum US-Geschäft äusserte, drehte die Aktie dann klar in den Plusbereich. Die verhaltene Entwicklung in den USA hat das Wachstum des Dentalimplantate-Herstellers zuletzt etwas gebremst. Die Straumann-Aktien gingen schliesslich 4.6% fester aus dem Handel. Die Aktien von Also zogen um 5.1% an, nachdem die Übernahme der Westcoast-Aktivitäten in Irland, Grossbritannien und Frankreich von der EU-Kommission abgenickt wurde. Negativ aufgenommen wurde hingegen der Jahresbericht von Temenos. Der Bankensoftware-Konzern hatte bereits im Januar Vorabzahlen gemeldet, enttäuschte aber mit einer erneuten Reduktion des mittelfristigen Ausblicks. Die Temenos-Aktien schlossen 4.5% tiefer.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -1.31%, DAX: -1.80%

Die europäischen Aktienmärkte legten gestern ebenfalls den Rückwärtsgang ein. Zusätzlich zu den Zolldiskussionen wurde die Anlegerstimmung von Aussagen der EZB-Direktorin Isabel Schnabel belastet, die ein mögliches Ende des Zinssenkungszyklus der europäischen Zentralbank in Aussicht stellte. Der EuroStoxx50 gab im Tagesverlauf stetig nach und schloss mit einem Minus von 1.3% praktisch auf dem Tagestief. Der zyklischer ausgerichtete DAX beendete den Handelstag 1.8% tiefer. Im Fokus standen unter anderem die Bergbautitel, die nach den enttäuschenden Jahreszahlen von Glencore (-7.3%) zu den schwächsten Werten gehörten. Unter Druck standen zudem die Autowerte. BMW (-2.3%), Stellantis (-1.7%) und VW (-2.8%) wurden von den Zoll-Plänen von US-Präsident Trump gebremst. Entgegen dem Trend gefragt waren Aktien aus der defensiven Versorger-Branche.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: +0.16%, S&P500: +0.24%, Nasdaq: +0.07%

Die amerikanischen Aktienmärkte bauten gestern ihre Höchststände weiter aus, kamen aber nicht wirklich vom Fleck. Auch das gestern veröffentlichte Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung brachte keine grösseren Impulse. Von Unternehmensseite war ebenfalls nicht viel Neues zu hören. Der DowJones schloss 0.2% höher, während der S&P500 um 0.2% zulegte. Der Nasdaq beendete den Handelstag 0.1% höher. Im Fokus standen unter anderem die Aktien von Palantir, die nach einem Bericht über mögliche Kürzungen im US-Verteidigungsbudget um 10.1% absackten. Aus Branchensicht gehörten mit Gesundheit, Basiskonsum, Energie und Versorger mehrheitliche defensive Sektoren zu den Gewinnern. Unter Verkaufsdruck standen unter anderem die Grundstoffwerte.

Unternehmensberichte

Zurich Insurance legte heute Morgen die Zahlen zum Geschäftsjahr 2024 vor. Der Versicherungskonzern steigerte den Betriebsgewinn um 5% auf USD 7.8 Mrd. Im Sachversicherungsgeschäft erhöhte sich der Betriebsgewinn um 8% auf USD 4.2 Mrd., während der Gewinn im Lebensversicherungsgeschäft um 8% auf USD 2.2 Mrd. zunahm. Im auf den US-Landwirtschaftsbereich ausgerichteten Farmers-Bereich stagnierte der Betriebsgewinn bei USD 2.3 Mrd. Die Belastung aus den Schadensereignissen im Zusammenhang mit den Bränden in Kalifornien schätzt Zurich Insurance auf USD 200 Mio. Unter dem Strich verblieb dem Unternehmen ein um 34% höherer Reingewinn von USD 5.8 Mrd. Den Aktionären wird eine um CHF 2 höhere Dividende von CHF 28 pro Aktie vorgeschlagen. Die strategische Zielsetzung, die das Unternehmen letzten Herbst vorgestellt hatte, wurde bestätigt. Dazu gehört etwa ein erwartetes Wachstum des bereinigten Gewinns von mehr als 9% zwischen 2025 und 2027 und kumulierte Mittelzuflüsse von mehr als USD 19 Mrd. Das Zahlenset übertrifft die Analystenerwartungen.

Cembra steigerte den Reingewinn 2024 um 8% auf CHF 170.4 Mio. Zwischen Januar und Dezember 2024 konnte die Konsumkreditbank den Nettoertrag um 7% auf CHF 550.5 Mio. steigern, was vor allem einer höheren Zinsmarge zu verdanken war. Die Nettoforderungen gegenüber Kunden reduzierten sich um 1% auf CHF 6.6 Mrd., was vor allem einer selektiveren Auswahl im Privatkundenbereich geschuldet war. Dank Zinsanpassungsmassnahmen erhöhten sich die Zinserträge um 15% auf CHF 485.7 Mio., während der Zinsaufwand um 41% auf CHF 105.3 Mio. anstieg. Die Einnahmen aus dem Kommissions- und Gebührengeschäft trugen CHF 170 Mio. (+1%) zum Ertrag bei, während das Kreditkartengeschäft CHF 91.6 Mio. (+3%) beisteuerte. Der Ertrag aus dem «BuyNowPayLater»-Geschäft stieg um 1% auf CHF 39.9 Mio. Die Eigenkapitalrendite stieg um 90 Basispunkte auf 13.4% und die Tier 1-Kapitalquote erhöhte sich um 70 Basispunkte auf 17.9%. Den Aktionären wird eine um 25 Rappen höhere Dividende von CHF 4.25 pro Aktie vorgeschlagen. 2025 rechnet Cembra mit einem Anstieg der Eigenkapitalrendite auf 14% bis 15% und sieht sich auf Kurs, die Finanzziele 2026 zu erreichen. Das Ergebnis übertrifft die Analystenerwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.53%; DE: 2.56%; CH: 0.48%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe schwankte gestern im Vorfeld der Veröffentlichung des Protokolls der Fed-Sitzung von Ende Januar weitgehend richtungslos um die Marke von 4.55%. Nach der Veröffentlichung gab die Rendite leicht nach. Das Protokoll zeigt, dass der Offenmarktausschuss der US-Notenbank weiterhin Aufwärtsrisiken für die Inflation sieht, etwa durch potenzielle Anpassungen in der Handels- und Einwanderungspolitik. Zwar erwartet die Fed nach wie vor einen rückläufigen Preisdruck, doch wurden Faktoren hervorgehoben, die diesem Trend entgegenwirken könnten – beispielsweise die Weitergabe höherer Importkosten infolge von Zöllen an die Verbraucher. Zudem sind einige Indikatoren für Inflationserwartungen zuletzt gestiegen. Die Fed-Vertreter signalisierten, vor einer weiteren Anpassung des Zielkorridors für den Leitzins zusätzliche Fortschritte bei der Inflationsentwicklung abwarten zu wollen – vorausgesetzt, die Wirtschaft bleibt nahe der Vollbeschäftigung. An den Terminmärkten wird derzeit mit einer ersten Zinssenkung im Jahr 2025 gerechnet, wobei eine zweite Senkung nicht ausgeschlossen wird.

In Europa stieg die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe gestern um rund 6 Basispunkte, nachdem EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel andeutete, dass die Zentralbank geplante Zinssenkungen möglicherweise aussetzen oder ganz stoppen könnte.

Währungen

Euro in Franken: 0.9428
US-Dollar in Franken: 0.9046
Euro in US-Dollar: 1.0423

Der US-Dollar konnte gegenüber dem Schweizer Franken nach weiteren Zoll-Androhungen von US-Präsident Donald Trump zulegen, büsste aber einen Teil der Gewinne wieder ein. Am Ende notierte der USD/CHF-Kurs praktisch unverändert zum Vortag.

Das EUR/CHF-Währungspaar bewegte sich im Tagesverlauf seitwärts und schloss nahezu unverändert zum Vortag.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 72.25 pro Fass
Goldpreis: USD 2'933.39 pro Unze

Der Preis der Ölsorte WTI stieg auf über 72 US-Dollar je Barrel an, da die Unsicherheit über die Lieferungen aus Russland, Kasachstan und der OPEC+ zunahm. Die Exporte aus dem verkehrsreichsten Hafen Russlands blieben in diesem Monat jedoch robust, da Händler und Verlader weiterhin die US-Sanktionen umgehen.

Der Goldpreis erreichte gestern im Tagesverlauf ein neues Rekordhoch bei 2'947 US-Dollar pro Unze. Treiber waren eine neue Runde von Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump in Verbindung mit zunehmenden geopolitischen Spannungen, welche die Attraktivität des gelben Edelmetalls unterstrichen.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden gestern keine relevanten Wirtschafts- und Konjunkturdaten veröffentlicht.

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

Dominik Schmidlin

Portraitfoto von Dominik Schmidlin,  bei der St.Galler Kantonalbank
Leiter Anlagestrategie und Analyse
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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