05. März 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Eskalierender Zollstreit belastet globale Aktienmärkte

China, Kanada und Mexiko reagieren mit Gegenzöllen auf die neuen US-Zölle. Die globalen Aktienmärkte verzeichneten daraufhin starke Rückgänge und defensive Sektoren waren gefragt. Heute stehen die Jahreszahlen von Sandoz, TX Group und Orior im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -1.21%, SPI: -1.15%, SMIM: -0.08%

Der Schweizer Aktienmarkt drehte im Tagesverlauf immer stärker ins Minus, nachdem er am Vortag noch ein Allzeithoch erreichte. Für Gegenwind sorgte die Eskalation des US-Zollstreits. Nach erhöhten Zöllen für China und der in Kraft getretenen Zölle auf Güter aus Mexiko und Kanada wurden von den betroffenen Ländern Gegenmassnahmen angekündigt. Ausserdem stellten die USA die Militärhilfe für die Ukraine ein. Der SMI gab 1.2% nach. Die defensiven Werte Nestlé (+1.3%), Roche (+0.5%), Givaudan (+0.5%) und Novartis (+0.5%) bewahrten den Leitindex vor einem noch schwächeren Abschneiden. Stark unter Druck standen hingegen die zyklischen Aktien UBS (-7.2%), Partners Group (-6.2%), Logitech (-5.8%) und Kühne+Nagel (-5.0%). Der Abwärtstrend bei Kühne+Nagel wurde neben der Sorge um den globalen Handel von gemischt ausgefallenen Jahreszahlen verstärkt. Im breiten Markt avancierten hingegen die Aktien von Lindt & Sprüngli (+8.2%). Der Schokoladenhersteller konnte die operative EBIT-Marge im vergangenen Geschäftsjahr auf eine neue Rekordmarke von 16.2% hieven und erhöht die Dividende. Beim Halbleiterzulieferer VAT (-3.7%) ging es trotz zuversichtlichem Ausblick für das laufende Jahr mit Wachstumserwartungen auf allen Ebenen und Jahreszahlen, die die Erwartungen erfüllten, nach unten. Gebremst wurde die Aktien wohl vor allem vom schwachen Gesamtmarkt und den nachgebenden US-Technologiewerten. Nach verfehlten Umsatz- und Gewinnzahlen im abgelaufenen Jahr sackte die Aktie des Türenherstellers Arbonia um 13.7% ab.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -2.77%, DAX: -3.54%

Die europäischen Aktienmärkte litten stark unter der Angst vor einem Handelskrieg. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 verlor 2.8%, der deutsche DAX 3.5% und der französische CAC40 1.9%. Auf Branchensicht konnte nur der defensive nichtzyklische Konsum Gewinne verbuchen. Am stärksten unter Druck standen die zyklischen Bereiche Technologie, Energie, Industrie und Finanzen. Bei den Einzelwerten fielen vor allem die Automobil-Aktien auf. Sie litten stark unter den US-Zöllen gegen Mexiko, da fast alle Hersteller und auch viele Zulieferer Mexiko als Produktionsstandort für den US-Markt nutzen.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -1.55%, S&P500: -1.22%, Nasdaq: -0.35%

Die amerikanischen Aktienmärkte wurden den zweiten Tag in Folge von den US-Zollstreitigkeiten belastet. Der Leitindex Dow Jones fiel erneut um 1.6% nachdem er am Vortag bereits 1.5% eingebüsst hatte. Für den marktbreiten S&P500 ging es um 1.2% nach unten, während der technologielastige Nasdaq, nach dem Vortages Ausverkauf von 2.6%, weitere 0.4% abgab. Bei den Einzelwerten wurden vor allem international ausgerichtete Konzerne wie Boeing (-7.3%) und konjunkturabhängige Aktien wie Citigroup (-7.0%) und JPMorgan (-4.7%) verkauft. Ebenfalls mit Abgaben reagierten die Automobilhersteller wie General Motors (-5.3%) und Ford (-3.6%). Diese produzieren für den US-Markt vermehrt in Mexiko. Aus Branchensicht war der Technologiesektor, nach dem Vortages-Ausverkauf, der einzige Sektor mit knapp positivem Vorzeichen. Am schwächsten entwickelten sich die Bereiche Finanzen, Industrie, nichtzyklischer Konsum und Versorger.

Unternehmensberichte

Der Generikahersteller Sandoz steigerte im Geschäftsjahr 2024 den Umsatz um 7% auf USD 10.4 Mrd. Zu konstanten Wechselkursen lag das Wachstum bei 9%. Die Verkäufe wurden angetrieben durch gestiegene Verkäufe von Biosimilars (+29%) und um 1% höhere Generika-Verkäufe. Der operative Gewinn legte währungsbereinigt um 5% auf USD 307 Mio. zu, fiel in US-Dollar jedoch rückläufig aus (-18%). Der Kern EBITDA lag bei USD 2.1 Mrd., was einer um 200 Basispunkte gestiegenen Kern-EBITDA-Marge von 20.1% entspricht. Unter dem Strich ging der Reingewinn von USD 80 Mio. auf USD 1 Mio. zurück. Dieser wurde unter anderem von USD 323 Mio. Währungseffekten belastet. Der Kern-Nettogewinn stieg hingegen um 23% auf USD 1.2 Mrd. Die Dividende soll um CHF 0.15 auf CHF 0.60 je Aktie erhöht werden. Für das laufende Jahr erwartet Sandoz ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich und eine Kern-EBITDA-Marge von rund 21%. Der Umsatz lag leicht unter den Analystenerwartungen und der Kern-EBITDA leicht darüber. 

Das Medienunternehmen TX Group erreichte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen um 4.2% tieferen Umsatz von CHF 941.5 Mio. Der adjustierte operative Gewinn auf Stufe EBIT ging um 28% auf CHF 103.5 Mio. zurück, was einer Marge von 11% entspricht. Unter dem Strich resultierte ein um 49% tieferer Reingewinn von CHF 31.1 Mio. Belastend wirkten unter anderem Einmaleffekte wie die CHF 29 Mio. für die Schliessung zweier Druckereien. Die Dividende soll von CHF 6.20, welche aus einer Sonderdividende von CHF 2.00 und regulären Dividende von CHF 4.20 bestand, auf CHF 4.80 angepasst werden. Mit dem Zahlenset wurden die Analystenerwartungen verfehlt. 

Das Nahrungsmittelunternehmen Orior veröffentlichte heute Morgen Eckwerte zum vergangenen Geschäftsjahr. Das organische Wachstum lag bei 0.5%. Die EBITDA-Marge wird zwischen 3.2% und 3.7% und bereinigt um Einmaleffekte zwischen 6.0% und 6.5% liegen. Die Dividende wird komplett gestrichen. Für das laufende Jahr wird ein Umsatzrückgang im mittleren einstelligen Bereich und eine bereinigte EBITDA-Marge auf dem Niveau von 2024 erwartet. Durch eine im Februar aufgedeckte Lagerbewertungsdifferenz wird ein Impairment von CHF 10 bis 12 Mio. erwartet. Die detaillierten Zahlen sollen am 2. April 2025 vorgelegt werden.   

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.25%; DE: 2.70%; CH: 0.55%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe ist seit ihrem Jahreshoch von 4.80% Mitte Januar gefallen und liegt aktuell 55 Basispunkte darunter. Eine Zinssenkung durch die US-Notenbank wird in zwei Wochen aber nicht erwartet. Bei den Konjunkturdaten steht vor allem der aktuelle US-Arbeitsmarktbericht im Fokus, der am Freitag veröffentlicht wird. Bei der morgigen Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank wird mit einer Senkung des Leitzinses um 0.25% gerechnet.

Währungen

Euro in Franken: 0.9456
US-Dollar in Franken: 0.8898
Euro in US-Dollar: 1.0629

Der Euro hat gestern gegenüber dem US-Dollar trotz der Unsicherheit über die US-Handelspolitik den höchsten Stand seit Jahresbeginn erreicht. Gegenüber dem Schweizer Franken fiel die Erholung weniger stark aus. Der Euro profitiert von der Aussicht auf milliardenschwere Investitionen in der Eurozone, zumal die Verteidigungsausgaben in Europa deutlich erhöht werden sollen. Deutschland hat gestern angekündigt, die Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung massiv erhöhen zu wollen.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 67.68 pro Fass
Goldpreis: USD 2'918.15 pro Unze

Der Goldpreis näherte sich gestern in einem nervösen Marktumfeld wieder seinem Rekordhoch der vergangenen Woche und notiert aktuell rund 30 US-Dollar pro Feinunze darunter.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden gestern keine Konjunkturdaten aus der ersten Reihe veröffentlicht.

Daniel Wachter

Portraitfoto von Daniel Wachter,  bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Tobias Kistler

Portraitfoto von Tobias Kistler,  bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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