16. April 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Erholung setzt sich fort

Die Unsicherheiten um die US-Zollpolitik beschäftigen die Märkte weiterhin. Dank ausbleibender negativer Nachrichten setzten die europäischen Aktienmärkte ihre Erholung fort.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.96%, SPI: +1.35%, SMIM: +1.42%

Der Schweizer Aktienmarkt knüpfte an die freundliche Wocheneröffnung an. Für einmal profitierte der Markt davon, dass neue negative Nachrichten zum US-Zollstreit ausblieben, auch wenn weiterhin die Planungssicherheit fehlt. Der Leitindex SMI gewann gegen Handelsende an Schwung und legte um 1.0% zu. Gebremst wurde dieser, im Gegensatz zum SPI (+1.4%) der die Dividendenperformance mitrechnet, von den Dividendenabgängen von UBS und SwissRe. Bei den 20 grosskapitalisierten Werten standen 17 Gewinner drei Verlierer gegenüber. Angeführt wurde das Tableau von Holcim (+3.1%), SwissRe (+2.9% ohne Dividendenabgang) und Partners Group (+2.8%). 0.4% ging es für Sika nach oben, nach Quartals-Umsatzzahlen die knapp unter den Erwartungen lagen. Abgaben verzeichneten hingegen Logitech (-1.7%), Richemont (-0.9%) und Sonova (-0.7%). Der Luxusgüterhersteller Richemont wurde von schwachen Umsatzzahlen des Konkurrenten LVMH (-7.7%) gebremst. Zulegen konnte die Grossbank UBS (+2.1% ohne Dividendenabgang), welche von positiven Vorgaben der US-Konkurrenten Citigroup und Bank of America profitierte. Im breiten Markt fiel Kuros (+17.6%) auf. Ebenfalls einen kleinen Teil der jüngsten Verluste konnten Julius Bär (+3.4%) und VAT (+2.8%) wettmachen. Der Halbleiterzulieferer profitierte dabei von einer Broker-Aufstufung.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +1.20%, DAX: +1.43%

Auch die europäischen Aktienmärkte setzten ihre Erholung fort. Der länderübergreifende EuroStoxx50 ging 1.2% nach oben. Der zyklischere deutsche DAX gewann 1.4% und der französische CAC40 0.9% hinzu. Dieser wurde von den enttäuschenden Umsatzzahlen des Index-Schwergewichts LVMH (-7.8%) belastet. Auf Sektorenstufe waren die Bereiche Finanzen, Immobilien und Versorger gesucht. Unterdurchschnittlich entwickelten sich die Branchen Zyklischer Konsum, Gesundheit und Kommunikationsdienste.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -0.38%, S&P 500: -0.17%, Nasdaq: -0.05%

Die US-Aktienmärkte legten gestern wieder den Rückwärtsgang ein. Weniger als erwartet gestiegene US-Importpreise für den März und eine weniger stark als befürchtet eingetrübte Stimmung der US-Industrie konnte für keine positiven Impulse sorgen. Der US-Leitindex Dow Jones notierte bei Handelsschluss 0.4% tiefer, womit er einen Teil der im Tagesverlauf erzielten Gewinne wieder abgeben musste. Der marktbreite S&P500 schloss ebenfalls 0.2% tiefer, während der technologielastige Nasdaq (-0.1%) beinahe unverändert aus dem Handel ging. Auf Sektorenebene stiegen die Kurse der Branchen Finanzen, Immobilien und Technologie, während die Sektoren Basiskonsum, Gesundheit und Zyklischer Konsum weniger gefragt waren. Bei den Einzelwerten stand die Berichtssaison zum 1. Quartal 2025 im Fokus. Bank of America (+3.6%) konnte den Reingewinn gegenüber der Vorjahresperiode um 14% steigern und übertraf damit die Analystenerwartungen. Auch bei Citigroup (+1.8%) stieg der Gewinn um rund 20% an, was leicht über den Analystenschätzungen lag. Der Mischkonzern Johnson & Johnson (-0.5%) steigerte dem Umsatz um 2.4% und hob das Umsatzziel für das laufende Gesamtjahr an. Gleichzeitig wurde das Gewinnziel, aufgrund höherer Zölle und dem Kauf des Arzneimittelherstellers Intra-Cellular, gesenkt. Netflix (+4.8%) strebt bis 2030 eine Marktkapitalisierung von 1 Billion US-Dollar sowie eine Verdopplung seines Umsatzes an. Diese ehrgeizigen Ziele wurden bei der jährlichen Geschäftsbewertung vorgestellt und unterstreichen die führende Position des Unternehmens im globalen Streaming-Markt. Das Unternehmen wird morgen nachbörslich seine Quartalszahlen präsentieren. Nvidia (+1.4%) gab bekannt, dass im laufenden Quartal eine Abschreibung in Höhe von USD 5.5 Mrd. verbucht wird. Grund dafür sind Exportbeschränkungen für die H20-Grafikprozessoren, die für den chinesischen Markt und andere Regionen bestimmt waren. Die Aktie fiel daraufhin im nachbörslichen Handel 6%.

Unternehmensberichte

Gurit erzielte im 1. Quartal 2025 einen um 12.4% tieferen Umsatz von CHF 85.2 Mio. In Lokalwährung lag das Minus bei 12.9%. Das Windgeschäft «Wind Materials» lief mit -12.8% leicht besser als erwartet. Die beiden kleineren Bereiche «Manufacturing Solutions» (-20.7%) und «Marine und Industrial» (-8.5%) haben sich dafür schwächer entwickelt. Für das laufende Jahr wurde der Ausblick bestätigt. Es wird eine bereinigte EBIT-Marge wie im Vorjahr (6.9%) erwartet. Auf einen Umsatzausblick wurde aufgrund der Unsicherheiten rund um die US-Zölle verzichtet. Mit den Umsatzzahlen wurden die Analystenerwartungen verfehlt.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.32%; DE: 2.53%; CH: 0.48%

Die langfristigen US-Renditen, zuletzt im besonderen Fokus der Märkte, sind im Wochenverlauf gesunken. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury fiel gestern auf 4.32% und liegt damit rund 20 Basispunkte unter dem Niveau vom letzten Freitag. Auch die 30-jährige Treasury entfernte sich von der 5-%-Marke und notiert aktuell bei 4.78%. Heute stehen mehrere öffentliche Auftritte von Fed-Vertretern an – darunter auch Fed-Präsident Jerome Powell, der in Chicago voraussichtlich zum Wirtschaftsausblick sprechen wird.

Währungen

Euro in Franken: 0.9250
US-Dollar in Franken: 0.8152
Euro in US-Dollar: 1.1346

Der USD/CHF-Kurs hat sich etwas stabilisiert und bewegte sich gestern – wie bereits am Vortag – in einem volatilen Seitwärtstrend, nachdem der US-Dollar zuvor deutlich unter Druck gestanden hatte. Auch der EUR/CHF zeigte sich richtungslos, wobei der generelle Aufwertungsdruck auf den Franken weiterhin anhält. In der zweiten Wochenhälfte rückt die Geldpolitik wieder stärker in den Fokus: Fed-Chef Jerome Powell hält heute Abend eine Rede. Der eigentliche Höhepunkt folgt jedoch am morgigen Donnerstag mit der EZB-Zinssitzung. Es wird mit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte gerechnet.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 61.11 pro Fass
Goldpreis: USD 3'289.58 pro Unze

Der Ölpreis der US-Sorte WTI hält sich weiterhin knapp über der Marke von 60 Dollar pro Fass. Deutlich dynamischer präsentiert sich der Goldmarkt: Heute Morgen erreichte der Preis ein neues Rekordhoch bei knapp unter 3'300 Dollar. Seit Anfang April hat das Edelmetall in US-Dollar weitere 5% zugelegt – auf Jahressicht beträgt das Plus 25%.

Wirtschaft und Konjunktur

China: Bruttoinlandsprodukt (1. Quartal, YoY)
letzter: 5.4%; erwartet: 5.2%; aktuell: 5.4%

Die chinesische Wirtschaft ist besser als erwartet ins Jahr gestartet: Laut dem Statistikamt wuchs das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal um 5.4% gegenüber dem Vorjahr. Getragen wurde das Wachstum unter anderem von den starken März-Daten, die ebenfalls heute Morgen veröffentlicht wurden. Die Industrieproduktion legte im Jahresvergleich um 7.7% zu, der Detailhandel wuchs um 5.9% – beide Werte übertrafen die Erwartungen. Der Ausblick fällt jedoch deutlich verhaltener aus. Hintergrund sind vor allem neue US-Zölle, die die Auslandsnachfrage belasten dürften. Die Abgaben auf viele chinesische Produkte wurden auf mindestens 145% angehoben – ein Niveau, das Chinas Exporte als zentralen Wachstumstreiber empfindlich trifft.

USA: Empire Manufacturing Index (April)
letzter: -20.0; erwartet: -13.5; aktuell: -8.1

Die Umfrage der New Yorker Fed wurde vom 2. bis 9. April durchgeführt und erfasst die unmittelbare Reaktion der Hersteller auf die Ankündigung umfassender US-Zölle. Der Bericht ist der erste von mehreren regionalen Umfragen, die in den kommenden Wochen erscheinen, und gilt als Frühindikator. Der Empire-State-Index bleibt den zweiten Monat in Folge im negativen Bereich – Werte unter null deuten auf eine Kontraktion der Industrieaktivität im Bundesstaat New York hin. Belastend wirkt die Unsicherheit rund um die wechselhafte US-Handelspolitik. Unternehmen passen Importe und Lieferketten an, während viele Kunden Investitionen zurückhalten, solange keine Klarheit besteht.

Florian Hiltpold

Portraitfoto von Florian Hiltpold,  bei der St.Galler Kantonalbank
Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Tobias Kistler

Portraitfoto von Tobias Kistler,  bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Daniel Wachter

Portraitfoto von Daniel Wachter,  bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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