13. Januar 2025, Tägliche Marktsicht
Die Stimmung bei den Zinsen dreht
Die Inflation wird wieder zum Thema, wenn auch aus einer unterschiedlichen Sichtweise. In der Schweiz sinkt die Inflationsrate aus Sicht der SNB bedrohlich schnell in Richtung 0%. Das gilt insbesondere für die Kernrate ohne die stark schwankenden Nahrungsmittel- und Energiepreise.
Im Fokus
Die Inflation wird wieder zum Thema, wenn auch aus einer unterschiedlichen Sichtweise. In der Schweiz sinkt die Inflationsrate aus Sicht der SNB bedrohlich schnell in Richtung 0%. Das gilt insbesondere für die Kernrate ohne die stark schwankenden Nahrungsmittel- und Energiepreise. Diese betrug im August noch 1.1% und ist bis im Dezember auf 0.7% gefallen. In den meisten anderen Industrieländern hält sich der Inflationssockel jedoch auf einem für die Zentralbank zu hohem Niveau. In den USA ist der Rückgang der Kerninflation bei 3.3% zum Erliegen gekommen und die Gesamtinflation steigt ebenfalls wieder leicht an. In Deutschland sieht das Bild ähnlich aus. Getrieben wird in diesen Ländern die Inflation durch anhaltend hohe Lohnerhöhungen und stark steigenden Preisen für die arbeitsintensiven Dienstleistungen.
Kein starker Inflationsschub erwartet
Die Unsicherheit über die Inflationsentwicklung hat die Stimmung an den Zinsmärkten gedreht. Die Renditen langfristiger Obligationen steigen und die Zinskurven werden steiler. Das gilt vor allem für die USA, in abgeschwächter Form auch für die Länder der Eurozone und der Schweiz. Dass die Inflation hartnäckig ist, überrascht nicht. Das schnelle Absinken der Inflationsraten wurde vor allem durch die deutlich tieferen Energiepreise und den Basiseffekt des Inflationsschubes von 2022 begünstigt. Lohnbezogene Preiseffekte schwanken deutlich weniger stark. Zudem ist die Nachfrage nach Dienstleistungen fast überall immer noch gross, im Unterschied zu den Problemen in der Industrie. Die Inflation ist zwar erhöht, aber nicht im wirklich schmerzhaften Bereich wie 2022. Zudem wird von den Dienstleistungen kein markanter Anstieg der Inflation ausgehen. Dafür braucht es einen starken Anstieg der Energiepreise, was wir nicht erwarten.
Attraktive Renditen in den USA
Die Fed wird zunächst abwarten, wie sich die Wirtschaftspolitik der neuen US-Regierung auf die Konjunktur und die Inflation im Land auswirken wird. Sie kann das auf der Basis einer soliden Wirtschaft tun. Der Trend der Kapitalmarktzinsen nach oben kann daher weitergehen, solange die Fed sich bezüglich ihrer Zinspolitik bedeckt hält. Das Zinsniveau in den USA mit einem Fed-Zins von 4.375% ist aber immer noch hoch. Die Fed wird die Zinsen im Verlauf des Jahres in den konjunkturneutraleren Bereich unter 4.00% senken. Das Potenzial für zusätzliche Renditesteigerungen bei den Obligationen ist deshalb begrenzt. USD-Obligationen sind auf dem aktuellen Renditeniveau attraktiv geworden. Es bedingt jedoch, dass man das Währungsrisiko des US-Dollars tragen will und muss. Auf währungsgesicherter Basis wird die Mehrrendite durch die hohen Hedge-Kosten eliminiert.
EZB im Dilemma
Für die EZB ist die Ausgangslage schwieriger, da die Konjunktur in der Eurozone schwach ist und nach tieferen Zinsen ruft. Sie wird trotz höherer Inflation die Zinsen deutlich senken müssen. Das wird den Euro schwächen, was der Exportwirtschaft in den Euroländern hilft, aber die Inflation steigen lässt und auch die SNB unter Druck bringt.
Keine Negativzinsen in der Schweiz
Die SNB will eine Aufwertung des Frankens verhindern, damit die Importgüter nicht noch billiger werden und die Inflationsrate noch weiter nach unten drücken. Sie wird deshalb auf die Zinssenkungen der EZB reagieren und ihren Leitzins noch zweimal bis auf 0% senken. Negativzinsen erwarten wir jedoch keine. Die Obligationen haben dies vorweggenommen. Dass die Renditen am Kapitalmarkt seit Jahresbeginn gestiegen sind, hat mit der Zinsbewegung im Ausland, aber auch mit der Flut an neuen Emissionen zu tun.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte
Dow Jones: -1.63%, S&P500: -1.54%, Nasdaq: -1.63%
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -0.81%, DAX: -0.50%, SMI: -1.13%
Asiatische Märkte
Nikkei 225: geschlossen, HangSeng: -1.09%, S&P/ASX 200: -1.23%
Die guten Arbeitsmarktzahlen aus den USA haben die Renditen der Obligationen steigen und die Kurse der Aktien fallen lassen. Die Aktienmärkte werden in nächster Zeit sensibel auf Hinweise reagieren, welche eine höhere Inflationsrate andeuten. Auf der anderen Seite werden Signale zur Entspannung bei den Priesen zu Erleichterungsrallyes führen. Der S&P 500 verlor letzte Woche 1.94%. Die europäischen Aktien stiegen 2.17%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Plus von 1.33% abschloss.
Die Konjunkturdaten aus den USA fallen positiv aus, was die robuste Lage der US-Wirtschaft unterstreicht. In Europa zeigt sich hingegen ein gemischtes Bild. Besonders der Industriesektor bleibt schwach und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Während Länder wie Spanien solide wachsen, kommt Deutschland kaum vom Fleck. Ein Lichtblick ist die tiefere Inflation, welche den Notenbanken Spielraum für weitere Zinssenkungen eröffnet. Diese dürften mittelfristig die Konjunktur stützen. Um vom Wachstum der Wirtschaft zu profitieren, sind Aktien die bevorzugte Anlageklasse. Die wirtschafts- und handelspolitischen Pläne von Donald Trump sind noch wenig konkret, aber eines ist klar: Sein Fokus liegt auf den Interessen der USA. Die Aussichten auf Steuersenkungen und Deregulierungen wirken als positive Impulse, wovon vor allem die amerikanischen Aktien profitieren.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J: USA: 4.759%; DE: 2.595%; CH: 0.501%
Die Swap-Zinsen in der Schweiz sind praktisch auf dem gleichen Niveau wie die Renditen der Anleihen der Eidgenossenschaft. Das ist aussergewöhnlich, da die Swaps das Kreditrisiko eines guten Privatschuldners repräsentieren. Üblicherweise sind sie daher um 0.30% bis 0.40% höher als die Renditen der Staatsanleihen. Warum diese Konstellation aktuell so ist, ist nicht klar.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.9172
Euro in US-Dollar: 1.0216
Euro in Franken: 0.9371
Der US-Dollar profitiert von den höheren Zinsen in den USA und der Erwartung, dass die Fed vorerst keine Zinssenkung mehr machen wird. Die Zinsdifferenz zwischen den USA und anderen Währungsregionen wie der Eurozone, Japan oder auch der Schweiz wird dadurch grösser.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 78.06 pro Fass
Goldpreis: USD 2'684.26 pro Unze
Der Ölpreis ist deutlich gestiegen. Mit zusätzlichen Sanktionen will die noch amtierende Regierung von Joe Biden den nach wie vor florierenden Export von russischem Öl erschweren. Ein höherer Ölpreis wird aber auch die Inflation in den Industrieländern anheizen.
Wirtschaft
USA: Non Farm Payrolls (Dezember) letzte: 212’000; erwartet: 165’000; aktuell: 256’000
USA: Arbeitslosenrate (Dezember) letzte: 4.2%; erwartet: 4.2%; aktuell: 4.1%
Der US-Arbeitsmarkt zeigte sich im Dezember von seiner starken Seite. Es wurden so viele neue Stellen geschaffen wie seit dem März nicht mehr. Die neuen Stellen entfallen ausschliesslich auf den Dienstleistungssektor, während in der Industrie insgesamt 13'000 Stellen verloren gingen. Für die Fed bedeutet der Bericht, dass sie abwarten kann, was Donald Trump wirtschaftspolitisch alles aus dem Hut zaubert.
Thomas Stucki
8021 Zürich
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