
06. März 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Deutsche Infrastrukturpläne befeuern Schweizer Bautitel
Heute liegt der Fokus auf den Jahreszahlen von Geberit, Helvetia, Kardex, Galderma und Comet sowie auf dem Investorentag von Logitech.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +0.81%, SPI: +0.86%, SMIM: +0.79%
Der Schweizer Aktienmarkt zeigte nach dem verlustreichen Vortag gestern eine Erholung. Neben Gerüchten um eine mögliche Aufhebung der zuletzt angekündigten Zölle von US-Präsident Trump sorgte vor allem das geplante Infrastruktur- und Rüstungsprogramm von Deutschland für Rückenwind. Dies sorgte vor allem bei Unternehmen mit Bezug zum Bausektor für ein Kursfeuerwerk. Der SMI eröffnete bereits deutlich über dem Vortagesschlusskurs, konnte die Gewinne im Tagesverlauf noch ausbauen und beendete den Tag schliesslich 0.8% höher. Die stärksten Kursavancen verzeichneten mit Sika (+7.8%), Geberit (+6.8%) und Holcim (+6.0%), die als Gewinner der geplanten Konjunkturinvestitionen gehandelt werden. Dahinter folgten mit ABB (+3.8%), UBS (+3.0%) und Logitech (+2.6%) weitere Zykliker, die sich teilweise von den Vortagesverlusten erholten. Nicht gefragt waren defensive Aktien wie Roche (-0.3%), Swisscom (-0.6%), Nestlé (-1.8%), oder Givaudan (-3.3%), die auf den Verkaufszetteln standen. Im breiten Markt sprangen die Aktien von Stadler Rail (+12.7%) und Implenia (+7.8%) deutlich nach oben. Beide werden als potenzielle Gewinner der deutschen Infrastrukturpläne gesehen. Ebenfalls starken Auftrieb gab es für die Aktien von VAT (+7.1%) und Adecco (+8.4%). Die Aktien von Sandoz reagierten zunächst positiv auf die gestern vorgelegten Jahreszahlen und gewannen bis zu 5% dazu. Im Tagesverlauf schmolzen die Kursgewinne allerdings mehrheitlich dahin und die Aktien schlossen schliesslich noch 0.2% höher. Bemängelt wurde beim Generikahersteller vor allem die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2025, die etwas unter den Analystenerwartungen blieb. Die Aktien von Orior setzten ihren Abwärtstrend fort und korrigierten nach der überraschenden Streichung der Dividende um 16.8%.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +1.89%, DAX: +3.38%
Angetrieben von den deutschen Infrastrukturplänen zeigten die europäischen Aktienmärkte gestern ebenfalls eine starke Gegenbewegung. Die Pläne von Friedrich Merz, die Schuldenbremse zu lockern und ein Sondervermögen von EUR 500 Mrd. für Infrastrukturausgaben zu schaffen, wurden am Markt mit viel Zustimmung aufgenommen. Der zyklisch ausgerichtete DAX sprang um 3.4% nach oben, während der länderübergreifende EuroStoxx50 1.9% höher schloss. Infrastrukturabhängige Aktien wie Saint Gobain (+8.8%), ArcelorMittal (+10.5%) oder Siemens Energy (+8.1%) sprangen deutlich nach oben. Nicht gefragt waren in diesem Umfeld Titeln aus defensiven Bereichen, insbesondere Aktien aus dem Immobiliensektor wurden verkauft.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: +1.14%, S&P500: +1.12%, Nasdaq: +1.46%
Nach den verlustreichen Vortagen drehten die amerikanischen Aktienmärkte ebenfalls auf einen Erholungskurs. Die Hoffnungen auf eine Einigung im Zollstreit wurden von Aussagen des US-Handelsministers Lutnick gestützt. Der Dow Jones und der S&P500 stiegen um jeweils um 1.1% an, während Nasdaq um 1.5% nach oben kletterte. Zu den grössten Gewinnern gehörten die Autohersteller, von denen viele ihre Produktionsstätten in Mexiko betreiben. Die Aktien von Ford schlossen 5.8% höher, während die Titel von General Motors 7.2% ansprangen. Die Aktien von Moderna sprangen um 12.4% nach oben, nachdem zwei Verwaltungsratsmitglieder Aktienkäufe über USD 6 Mio. ankündigten.
Unternehmensberichte
Geberit veröffentlichte heute die detaillierten Zahlen zum Geschäftsjahr 2024. Wie schon im Januar vermeldet, steigerte der Sanitärspezialist den Umsatz währungsbereinigt um 2.5% auf CHF 3.1 Mrd. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA sank um 0.9% auf CHF 913 Mio. (währungsbereinigt: +2.7%). Die operative EBITDA-Marge vor Währungseinflüssen verringerte sich trotz des anspruchsvollen Umfelds nur um 30 Basispunkte auf 29.6%. Unter dem Strich sank der Nettogewinn um 3.2% auf CHF 597 Mio. Der überdurchschnittliche Rückgang beim Nettogewinn war vor allem einer höheren Steuerbelastung geschuldet, die auf die neue OECD-Mindestbesteuerung zurückgeführt werden kann. Der Generalversammlung wird eine um 0.8% höhere Dividende von CHF 12.80 pro Aktie vorgeschlagen. Für das laufende Geschäftsjahr 2025 rechnet Geberit mit einer Stabilisierung der Nachfrage in der Bauindustrie. Auf einen konkreten Umsatz- und Gewinnausblick verzichtet Geberit hingegen. Das Ergebnis fällt im Rahmen der Analystenerwartungen aus.
Logitech bestätigt im Rahmen des heute stattfindenden Investorentages seine laufende Jahreszielsetzung bis Ende März 2025. Demnach rechnet der Computer-Zubehörhersteller mit einem Umsatzwachstum von 5.4% bis 6.4% auf USD 4.54 bis 4.57 Mrd. Der bereinigte operative Gewinn (EBIT) wird bei USD 755 bis 770 Mio. erwartet. Für das nächste Geschäftsjahr 2025/26 rechnet Logitech mit einer etwas langsameren Umsatzentwicklung und einem Umsatzwachstum zwischen -1% und 3% auf USD 4.53 bis 4.71 Mrd. Beim operativen EBIT wird ein Wert von USD 720 bis 780 Mio. veranschlagt. Das bis Ende März laufende Aktienrückkaufprogramm wird auf USD 600 Mio. erhöht. Zudem plant Logitech, in den nächsten drei Jahren weitere Aktienrückkäufe im Umfang von bis zu USD 2 Mrd. umzusetzen. Mittelfristig setzt sich der Konzern neu ein Umsatzwachstum von 7% bis 10% zum Ziel. Bei der Bruttomarge wird ein Wert von mindestens 40% angestrebt, während bei der bereinigten EBIT-Marge ein Anstieg auf 15% bis 18% erwartet wird.
Helvetia steigerte im abgelaufenen Jahr den Reingewinn um 67% auf CHF 502.4 Mio., was einer Eigenkapitalrendite von 12.8% entspricht. Unter anderem profitierte der Versicherer von deutlich geringeren Schäden im Zusammenhang mit Naturkatastrophen als im Vorjahr. Der zugrundeliegende Gewinn, welcher nicht operative Einflüsse ausklammert, nahm um 42% auf CHF 528.5 zu. Das Geschäftsvolumen stieg um 2.1 auf CHF 11.6 Mrd. Währungsbereinigt lag das Plus bei 3.1%. Die Schaden-Kosten-Quote (Combined-Ratio) verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr von 97.4% auf 95.0%. Die Dividende wird um CHF 0.40 auf CHF 6.70 je Aktie erhöht. Mit den Gewinnzahlen übertrifft Helvetia die Analystenerwartungen.
Kardex steigerte den Bestellungseingang 2024 dank einer starken Nachfrage nach Intralogistiklösungen um 17.4% auf EUR 791.2 Mio. Als Folge der guten Auftragslage erhöhte sich der Nettoumsatz um 12.6% auf ein neues Rekordlevel von EUR 791.2 Mio. Der operative Gewinn (EBIT) stieg um 14.6% auf EUR 98.4 Mio. Steigende Kosten für Löhne und IT konnten durch gesunkene Materialkosten, Effizienzmassnahmen und einen höheren Anteil an Service-Geschäft überkompensiert werden. Die EBIT-Marge erhöhte sich um 20 Basispunkte auf 12.4%. Unter dem Strich verblieb dem Industrieunternehmen ein 20.8% höherer Reingewinn von EUR 80.8 Mio. Als Folge der positiven Entwicklung aktualisiert Kardex seine Mittelfristziele. Neu rechnet das Management mit einem Anstieg des Nettoumsatzes auf über EUR 1.5 Mrd. im Zeitraum zwischen 2029 und 2031. Die EBIT-Marge über den Zyklus wird weiterhin in einer Bandbreite von 10% bis 14% erwartet. Das Ergebnis übertrifft die Erwartungen bei Bestellungseingang und Umsatz, bleibt jedoch beim operativen Gewinn leicht darunter.
Galderma steigerten den Umsatz 2024 währungsbereinigt um 9.3% auf USD 4.4 Mrd. Im Geschäft mit injizierbaren Schönheitsprodukten erhöhte sich der Umsatz währungsbereinigt um 9.6% auf USD 2.3 Mrd. Im Bereich «dermatologische Hauptpflege» nahm der Umsatz um 10.7% auf USD 1.3 Mrd. zu. Der Bereich «therapeutische Dermatologie» steigerte den Umsatz währungsbereinigt um 6.1% auf USD 780 Mio. Der Kerngewinn auf Stufe EBITDA erhöhte sich in Lokalwährung um 12.9% auf USD 1.0 Mrd. Damit verbesserte sich die Kernmarge um 30 Basispunkte auf 23.4%. Unter dem Strich verblieb dem Dermatologiekonzern einen um 138% höheren Kern-Reingewinn von USD 496 Mio. Der Generalversammlung wird eine Dividende von 15 Rappen pro Aktie vorgeschlagen. Für 2025 rechnet Galderma mit einem einer Beschleunigung des währungsbereinigten Umsatzwachstums auf 10% bis 12%. Die Kern-EBITDA-Marge wird wegen der Kosten im Zusammenhang mit der Markteinführung von Nemluvio praktisch unverändert bei 23% erwartet. Das Zahlenset erfüllt die Erwartungen beim Umsatz, übertrifft sie hingegen beim Gewinn. Der Ausblick bleibt leicht unter den Erwartungen.
Comet steigerte den operativen Gewinn auf Stufe EBITDA im letzten Jahr um 34% auf CHF 60 Mio. Die EBITDA-Marge erhöhte sich von 11.3% auf 13.6%. Damit blieb Comet unter der Jahreszielsetzung, die ein Margenband von 15% bis 17% vorsah. Der Reingewinn stieg um mehr als das doppelte auf CHF 35 Mio., nachdem er 2023 deutlich eingebrochen war. Über den Nettoumsatz, der 2024 um 12% auf CHF 445 Mio. anstieg, hat Comet bereits im Januar berichtet. Für das laufende Jahr 2025 rechnet Comet mit einem Nettoumsatz zwischen CHF 480 bis 520 Mio. und einem deutlichen Anstieg der EBITDA-Marge auf 17% bis 20%. Das Ergebnis fällt schwächer aus als von den Analysten erwartet.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.28%; DE: 2.79%; CH: 0.56%
Deutschlands historischer Plan, die Staatsausgaben zu erhöhen, erschütterte am Mittwoch die europäischen Zinsmärkte. Die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen sprangen um 30 Basispunkte nach oben – der stärkste Anstieg seit der Wiedervereinigung. Auslöser war die Ankündigung des designierten Bundeskanzlers Friedrich Merz, Deutschland werde „alles tun, was nötig ist“, um sich zu verteidigen, und sei bereit, die Ausgabengrenzen zu lockern. Auch die Renditen anderer europäischer Staatsanleihen zogen deutlich an. Die 10-jährige Anleihe der Schweizer Eidgenossenschaft stieg um knapp 14 Basispunkte. In den USA verlief die Bewegung zunächst entgegengesetzt: Neue Arbeitsmarktdaten zeigten, dass die Einstellungsrate in US-Unternehmen im Februar auf den niedrigsten Stand seit Juli fiel. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe erholte sich später jedoch und schloss knapp 3 Basispunkte höher. Heute richtet sich der Blick auf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank. Erwartet wird eine Senkung des Leitzinses um 0.25 Prozentpunkte.
Währungen
Euro in Franken: 0.9611
US-Dollar in Franken: 0.8910
Euro in US-Dollar: 1.0789
Auch an den Devisenmärkten sind starke Nerven gefragt. Die hohe Volatilität sorgt für starke Schwankungen, besonders mit Blick auf Washington, wo politische Entscheidungen minütlich variieren können. US-Präsident Donald Trump treibt die Märkte mit seinen Zollankündigungen vor sich her. Der Euro legte gestern kräftig zu und stieg um 1.7% gegenüber dem Franken. Auch gegenüber dem US-Dollar verzeichnete er deutliche Gewinne – nur wenige Wochen, nachdem er nahe der Parität gehandelt wurde. Hintergrund ist auch hier Deutschlands Entscheidung, die Verteidigungsausgaben von der Schuldenbremse auszunehmen, was als wirtschaftlicher Impuls für Europa gewertet wird. Bereits in der kommenden Woche soll der Bundestag die entsprechenden Beschlüsse fassen. Die Aussicht auf höhere Staatsausgaben und steigende Inflation verlieh dem Euro in den letzten Tagen massiven Auftrieb. Gegenüber dem US-Dollar notiert er mittlerweile wieder auf dem Niveau wie bei der Wahl von Trump.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 66.31 pro Fass
Goldpreis: USD 2'915.39 pro Unze
Der Ölpreis der US-Sorte WTI verlor gestern rund 2.9% und fiel auf ein Sechsmonatstief. Steigende Lagerbestände, der anhaltende US-Handelsstreit und die sich abschwächende amerikanische Wirtschaft bildeten einen toxischen Mix für den Ölmarkt. Der Goldpreis rutschte kurzzeitig unter die Marke von 2'900 USD pro Unze, erholte sich jedoch im Anschluss und schloss nahezu unverändert zum Vortag.
Wirtschaft und Konjunktur
Schweiz: Inflationsrate YoY (Februar)
letzter: 0.4%; erwartet: 0.2%; aktuell: 0.3%
Die Inflation in der Schweiz blieb im Februar 2025 moderat. Der Verbraucherpreisindex (CPI) stieg um 0.3% im Vergleich zum Vorjahr und entsprach damit den Erwartungen. Die Kerninflation blieb mit +0.9.% im Jahresvergleich stabil. Preissteigerungen wurden vor allem im Dienstleistungssektor (+1.7% zum Vorjahr) verzeichnet, während die Preise für Waren weiter sanken (-1.8%). Mietpreise, die quartalsweise angepasst werden, stiegen um 3.2% und lagen damit leicht unter dem vorherigen Anstieg von 3.4%. Ohne Mieten wäre die Inflation im Februar um 0.3% gesunken. Für die Schweizerische Nationalbank bestätigen die neusten Daten den disinflationären Trend, der zur jüngsten Abwärtsrevision der Inflationsprognose geführt hat.
USA: S&P Global US Composite PMI (Februar)
letzter: 50.4; erwartet: 50.4; aktuell: 51.6
Der Einkaufsmanagerindex für Industrie und Dienstleistungen stieg im Februar auf 51.6 und übertraf damit die vorläufige Schätzung von 50.4, lag jedoch unter dem Vormonatswert von 52.7. Der US-Privatsektor wuchs so langsam wie seit April 2024 nicht mehr, da sich die Expansion im Dienstleistungssektor auf ein 15-Monats-Tief verlangsamte. Im Gegensatz dazu verzeichnete das verarbeitende Gewerbe einen deutlichen Anstieg. Während die Auftragseingänge weiter zunahmen, verlangsamte sich das Wachstumstempo, und die Beschäftigung sank erstmals seit drei Monaten.
Eurozone: HCOB Eurozone Composite PMI (Februar)
letzter: 50.2; erwartet: 50.2; aktuell: 50.2
Die Wirtschaft der Eurozone stagniert weiterhin. Ein leichtes Wachstum im Dienstleistungssektor wird durch die anhaltende Rezession im verarbeitenden Gewerbe ausgeglichen. Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone blieb im Februar gemäss den finalen Daten unverändert bei 50.2 und signalisiert damit nur eine minimale Expansion. In dieses Bild passt, dass die französische Industrieproduktion zu Jahresbeginn mit -0.6% unerwartet zurückgegangen ist. Ein Einbruch im Bau- und Ausrüstungssektor verhinderte die erwartete Erholung.
Dominik Schmidlin

8021 Zürich

Matthias Müller

8021 Zürich
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