13. März 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Börsenkurse zur Wochenmitte mehrheitlich auf Erholungskurs

Der Schweizer Aktienmarkt verzeichnete gestern im Zuge eine europaweiten Börsenerholung deutliche Kursgewinne. Heute stehen die Geschäftsberichte von Accelleron, Inficon und Interroll im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +1.39%, SPI: +1.44%, SMIM: +1.10%%

Nach dem verlustreichen Vortag standen die Zeichen am Schweizer Aktienmarkt gestern auf Erholung. Für positive Stimmung sorgte die Hoffnung auf eine temporäre Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine. Der SMI gewann zweitweise mehr als 2% dazu, musste aber am Nachmittag einen Teil der Kursgewinne wieder hergeben und schloss letztendlich 1.4% höher. Tagesgewinner und wichtigste Kurstreiber waren die Aktien des Schwergewichts Roche mit einem Kursplus von 3.6%. Der Pharmakonzern kündigte gestern eine Zusammenarbeit mit dem dänischen Unternehmen Zealand Pharma im Bereich Abnehmpräparate an. Der betroffene Wirkstoff von Zealand befindet sich in der klinischen Zulassungsphase 2 und könnte damit frühestens 2030 die Zulassung erhalten. Ebenfalls auf den vorderen Plätzen reihten sich mit Richemont (+2.4%), Givaudan (+2.1%), Swiss Re (+2.1%), UBS (+1.5%) und Sika (+1.4%) vor allem Wachstums- und Finanzwerte ein, die sich teilweise von ihren Vortagesverlusten erholten. Auf der Verliererseite standen Kühne + Nagel (-1.2%) und Logitech (-2.2%). Sie werden als Verlierer der Strafzölle von US-Präsident Trump gesehen. Im breiten Markt zogen die Aktien von Ascom um 3.8% an. Der Spitalausrüster kürzte nach einem starken Gewinneinbruch im letzten Jahr die Dividende und legte die Mittelfristzielsetzung auf Eis. Gleichzeitig kündigte das Unternehmen ein Aktienrückkaufprogramm von bis zu 10% des ausstehenden Aktienkapitals an, das die positive Kursreaktion erklärte. Die Aktien von Tecan sackten nach der gestrigen Vorlage der detaillierten Zahlen um 3.7% ab. Der Laborausrüster wartet weiterhin auf eine Erholung des Investitionsumfelds bei seinen Kunden. Der Jahresausblick fiel entsprechend verhalten aus und verfehlte auch die Erwartungen der Analysten. Die Sandoz-Aktien (+3.8%) reagierten positiv auf eine Kaufempfehlung eines Brokers.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.93%, DAX: +1.56%

Die europäischen Aktienmärkte zeigten gestern ebenfalls eine Erholung. Der EuroStoxx50 beendete den Tag 0.9% höher. Der zyklischer ausgerichtete DAX schloss 1.6% höher. Auf Einzeltitelebene standen unter anderem die Aktien von Inditex (-7.5%) im Fokus. Der weltgrösste kotierte Bekleidungshersteller musste in der jüngsten Berichtsperiode eine erneute Wachstumsverlangsamung hinnehmen. Dies zog auch die Aktien der Branchennachbarn H&M (-3.7%) und Next (-0.8%) in Mitleidenschaft. Als Folge gehörten aus Branchensicht der zyklische Konsum zusammen mit dem Basiskonsum zu den schwächsten Sektoren. Gefragt waren dagegen Aktien aus zyklischen Branchen wie Finanzen, IT und Industrie.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -0.20%, S&P500: +0.49%, Nasdaq: +1.22%

Die amerikanischen Aktienmärkte machten gestern einen Erholungsversuch, der vor allem bei den Technologiewerten ankam. Für einen positiven Impuls bei den Wachstumswerten sorgte die tiefer als erwartete Inflation, die im Februar im Jahresvergleich auf 2.8% zurückging und damit unter den Erwartungen der Analysten lag. Der technologielastige Nasdaq schloss 1.2% höher, während der S&P500 um 0.5% anzog. Der Dow Jones kam hingegen nicht vom Fleck und schloss 0.2% tiefer. Die Aktien von Nvidia zogen um 7.6% an, nachdem sie im Zuge der Marktkorrektur der letzten Tage deutlich Federn gelassen hatten. Die Tesla-Aktien, die sich zuletzt im Vergleich zum Kurs von Mitte Dezember 2024 nahezu halbiert haben, sprangen um 7.6% nach oben. 

Unternehmensberichte

Accelleron steigerte den Umsatz 2024 um 11.8% auf USD 1.0 Mrd. Währungsbereinigt erreichte der Hersteller von Turboladern ein Wachstum von +12.9%. Hauptgrund für die positive Entwicklung war die anhaltend starke Nachfrage aus der Schifffahrtsindustrie. Der operative Gewinn (EBITA) erhöhte sich um 17.4% auf USD 261.9 Mio. Dank der verbesserten Auslastung und Skalenerträgen verbesserte sich die entsprechende Marge im Vorjahresvergleich um 120 Basispunkte auf 25.6%. Unter dem Strich verblieb dem Unternehmen ein Reingewinn von USD 179.4 Mio., 63.1% höher als im Vorjahr. Der Generalversammlung wird eine deutliche Dividendenerhöhung von 40 Rappen auf CHF 1.25 pro Aktie vorgeschlagen. Für 2025 rechnet Accelleron mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von 4% bis 6% und einer EBITA-Marge im Bereich zwischen 25% und 26%. Das Ergebnis fällt beim Umsatz im Rahmen der Analystenerwartungen aus, übertrifft sie hingegen beim operativen Ertrag und beim Reingewinn.

Inficon legte heute die detaillierten Zahlen zum Geschäftsjahr 2024 vor. Über den Umsatz, welcher sich auf USD 671 Mio. belief und 0.4% unter dem Vorjahr blieb, hatte das auf Messtechnik spezialisierte Unternehmen bereits Mitte Januar berichtet. Der operative Gewinn auf Stufe EBIT stieg um 0.6% auf USD 136.0 Mio. Damit konnte die EBIT-Marge um 20 Basispunkte auf 20.3% gesteigert werden. Unter dem Strich verblieb dem Unternehmen ein um 6.7% höherer Reingewinn von USD 112.8 Mio. Der Generalversammlung wird eine Dividende von CHF 21 pro Aktie vorgeschlagen, einen Franken höher als im letzten Jahr. Zudem ist ein 1:10 Aktiensplit geplant. Für das laufende Jahr zeigt sich das Management grundsätzlich optimistisch und rechnet im 2. Halbjahr 2025 mit einem Aufschwung im Halbleitermarkt. Der Umsatz wird in einer Bandbreite zwischen USD 660 und 770 Mio. veranschlagt, während die operative EBIT-Marge bei «ungefähr 20%» erwartet wird. Das Ergebnis bleibt beim Ausblick etwas unter den Analystenerwartungen.

Interrolls Auftragseingang verharrte 2024 mit CHF 519.5 Mio. nahezu auf Vorjahresniveau. Der Umsatz war um 5.2% auf CHF 527.1 Mio. rückläufig. 2024 fehlten grössere Projekte, daneben belastete der starke Schweizer Franken. Insbesondere das grösste Segmente «Conveyors & Sorters» musste einen Umsatzrückgang von 21.7% auf CHF 193.0 Mio. hinnehmen. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBIT reduzierte sich um 7.3% auf CHF 77.8 Mio., was einer um 30 Basispunkte tieferen EBIT-Marge von 14.8% entspricht. Unter dem Strich blieb ein um 5.7% tieferer Reingewinn von CHF 62.5 Mio. Interroll schlägt der Generalversammlung eine stabile Dividende von CHF 32 je Aktie vor. Interroll geht davon aus, dass die Talsohle beim Abschwung durchschritten ist, da wieder mehr Produkteverkäufe realisiert werden konnten. Insbesondere die Nachfrage aus dem E-Commerce Bereich verbesserte sich. Das Umfeld dürfte aber weiter angespannt bleiben und Interroll rechnet mit einer gewissen Zurückhaltung bei Investitionen in grössere Projekte. Das Zahlenset von Interroll liegt leicht über den Markterwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.31%; DE: 2.87%; CH: 0.75%

Der Abwärtstrend der Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe hält seit Mitte Januar an, und Tage mit positiven Veränderungen sind selten. Gestern legte die Rendite jedoch zu und überschritt die Marke von 4.3%. Kurzzeitig sorgten schwächer als erwartet ausgefallene US-Inflationsdaten für einen Rückgang, der jedoch rasch aufgeholt wurde. Am Ende stand ein Anstieg von knapp 3 Basispunkten. Auch in Europa stiegen die Zinsen zunächst leicht. Die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe erreichte den höchsten Stand seit Oktober 2023, bevor eine Trendumkehr einsetzte und sie bis Handelsschluss um 2 Basispunkte sank. Die Rendite der 10-jährigen Schweizer Eidgenossenanleihe folgte einem ähnlichen Muster und schloss knapp 2 Basispunkte höher als am Vortag.

Währungen

Euro in Franken: 0.9601
US-Dollar in Franken: 0.8819
Euro in US-Dollar: 1.0888

An den Devisenmärkten zeigte sich gestern sowohl beim EUR/CHF- als auch beim USD/CHF-Währungspaar ein Sägezahnmuster. Gegen Tagesende verlor der Euro gegenüber dem Franken an Boden. Auch gegenüber dem US-Dollar gab er nach und fiel erneut unter die Marke von 1.09. Die Hoffnung auf einen Waffenstillstand in der Ukraine führte zu keinen deutlichen Kursausschlägen an den Devisenmärkten. Nachdem die Ukraine grundsätzlich einer 30-tägigen Feuerpause im Krieg gegen Russland zugestimmt hat, richten sich die Erwartungen nun auf eine Reaktion aus Moskau.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 67.68 pro Fass
Goldpreis: USD 2'934.77 pro Unze

Die Ölpreise setzten am Mittwoch ihre Erholung fort und bauten ihre Gewinne im Tagesverlauf aus. Der Preis der Sorte WTI legte um 2.2% zu. Ausschlaggebend war ein unerwartet geringer Anstieg der US-Ölreserven. Die Bestände wuchsen um 1.4 Mio. Barrel statt der erwarteten 2.0 Mio. Barrel, was die Preise stützte. Nach den Verlusten Ende Februar und Anfang März stabilisierten sich die Ölpreise zuletzt. Zuvor hatten Sorgen über die aggressive US-Zollpolitik die Nachfrageerwartungen belastet. Die steigende Fördermenge der Opec+ hatte keinen dämpfenden Effekt auf die Preise. Laut Opec-Monatsbericht erhöhte sich die Produktion im Februar um 363’000 Barrel pro Tag auf über 41 Mio. Barrel, wobei Kasachstan die vereinbarten Förderlimits überschritten haben soll.

Der Goldpreis legte gestern um 0.7% zu und hält sich damit weiterhin über der Marke von 2'900 US-Dollar pro Unze. Haupttreiber der anhaltenden Stärke sind die Funktion von Gold als sicherer Hafen sowie die Schwäche des US-Dollars.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: CPI-Inflationsrate (Februar)
letzte: 3.0%; erwartet: 2.9%; aktuell: 2.8%

Die Verbraucherpreise sind laut US-Arbeitsministerium im Februar im Jahresvergleich um 2.8% gestiegen, nachdem die Inflationsrate im Januar noch bei 3.0% lag. Damit fiel die Inflation etwas niedriger aus als von den Marktteilnehmern erwartet. Die Kerninflationsrate, die Energie- und Nahrungsmittelpreise ausklammert, sank auf 3.1% und lag damit ebenfalls unter dem Vormonatswert. Der Rückgang der Inflation ist grundsätzlich positiv, dürfte jedoch US-Unternehmen, Verbrauchern und der amerikanischen Notenbank weniger Entlastung bringen als üblich. Der Bericht berücksichtigt die jüngsten Zollmassnahmen von Präsident Trump noch nicht vollständig, sodass deren volle Auswirkungen auf die Preise erst später sichtbar werden. Zwar verhängten die USA Anfang Februar zusätzliche 10%-Zölle auf chinesische Waren, doch viele andere Zölle wurden ausgesetzt oder traten erst später in Kraft. Auch die chinesischen Zölle dürften sich erst mit der Zeit in den Einzelhandelspreisen widerspiegeln. Weitere Abgaben auf mexikanische, kanadische und zusätzliche chinesische Waren traten erst im März in Kraft, wobei einige vorübergehend ausgesetzt wurden. Zudem verhängte die Trump-Regierung am Mittwoch 25%-Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumimporte.

Dominik Schmidlin

Portraitfoto von Dominik Schmidlin,  bei der St.Galler Kantonalbank
Leiter Anlagestrategie und Analyse
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

Ihr nächster Schritt

Möchten Sie unsere Research-Berichte als Newsletter erhalten? Abonnieren Sie die Themen-Newsletter unseres Investment Centers oder verschaffen Sie sich mit unserem kompakten Anlagemagazin /sicht einen Gesamtüberblick.