11. September 2024, Tägliche Marktsicht

Verhaltene Aktienmärkte, Fokus auf US-Inflationsdaten

Im Zentrum des Anlegerinteresses stehen die heute anstehenden US-Inflationsdaten. In Europa belastete gestern die Gewinnwarnung von BMW den gesamten Automobilsektor.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.13%, SPI -0.15%, SMIM: -0.32%

Der Schweizer Aktienmarkt konnte den positiven Wochenauftakt nicht fortsetzen und büsste gestern wieder leicht an Wert ein. Der Schweizer Leitindex SMI verlor 0.1%. Im Fokus steht heute Nachmittag die Publikation der neusten US-Inflationsdaten, wovon sich die Marktteilnehmer mehr Informationen über die Höhe des ersten Fed-Zinssenkungsschritts machen. Von den 20 Titeln im SMI notierten gestern acht Werte auf der positiven Seite, während die übrigen Verluste verzeichneten. Gefragt waren insbesondere die Pharmawerte. So gehörte der Pharmazulieferer Lonza (+0.8%), gefolgt von Roche (+0.6%) und Alcon (+0.6%) zu den Gewinnern. Nachdem Roche am Montag wegen höherer Nebenwirkungen bei einem Gewichtsreduktionsmedikament noch unter deutlichem Abgabedruck litt, war die Aktie gestern wieder gefragt. Novartis (-0.8%) und Sonova (-1.6%) standen hingegen unter Druck. Lebensmittelkonzern Nestlé (+0.2%) verzeichnete leichte Kursgewinne. Daneben waren aber auch die zyklischeren Werte wie Logitech (+0.5%), Geberit (+0.5%) und Partners Group (+0.2%) auf der positiven Seite anzufinden. Negativ fiel die UBS auf, welche ohne nennenswerte Neuigkeiten ein Minus von 1.4% auswies. Auch der Logistiker Kühne + Nagel (-0.8%) und der Luxusgüterkonzern Richemont (-0.7%) waren im gestrigen Umfeld nicht gefragt. Am breiten Markt fiel der Blick auf Hochdorf. Die Aktie des sich in provisorischer Nachlassstundung befindenden Unternehmens wurde gestern wieder von Spekulanten in die Höhe getrieben. Die Aktie schoss ohne Neuigkeiten um 67.6% nach oben.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.66%, DAX: -0.96%

Entgegen dem freundlichen Wochenstart büssten die europäischen Aktienmärkte gestern an Wert ein. Im Blickfeld der Anleger steht neben der heutigen Publikation der US-Inflationsdaten der morgige EZB-Zinsentscheid. Die Marktteilnehmer zeigten sich im Vorfeld dieser Ereignisse von der verhaltenen Seite. Der italienische FTSE MIB (-1.1%) verzeichnete die stärksten Abgaben, gefolgt vom zyklischen deutschen DAX (-1.0%). Der Kurssturz des Autobauers BMW von 11.2% belastete die Stimmung. Grund dafür war der reduzierte Jahresausblick. Schwierigkeiten mit Bremsen, welche von Continental geliefert wurden, führten dazu, dass 1.5 Mio. Fahrzeuge zurückgerufen werden mussten. Auch die verhaltene Nachfrage in China belastet die Volumen. BMW reduziert deshalb unter anderem die erwartete EBIT-Marge im Automobilbereich auf 6% bis 7% (zuvor: 8% bis 10%). Zudem wird mit einem deutlichen Rückgang des Konzernergebnis vor Steuern (zuvor: leichter Rückgang) gerechnet. Der Automobilsektor gehörte damit gestern zu den schwächsten Branchen. So verloren Continental (-10.5%), Mercedes-Benz (-4.9%), Daimler Trucks (-3.5%), Volkswagen (-3.4%) und Porsche (-2.9%) überdurchschnittlich.

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.23%, S&P500: +0.45%, Nasdaq: +0.84%

Die amerikanischen Aktienmärkte zeigten sich vor der heutigen Publikation der US-Inflationsdaten von der verhaltenen Seite. Die wichtigsten Indizes schlossen uneinheitlich. Während der US-Leitindex DowJones (-0.2%) leichte Verluste auswies, avancierten der marktbreite S&P500 (+0.5%) und der technologielastige Nasdaq (+0.8%). Aus Branchensicht schwangen die Bereiche Immobilien, Zyklischer Konsum und Technologie obenauf. Unterdurchschnittlich schlossen einzig die Energie- und Finanzwerte. Apple (-0.3%) gab bekannt, einen Steuerstreit in Irland vor dem Europäischen Gerichtshof verloren zu haben. Demnach muss der Konzern Steuern in Höhe von mehr als EUR 13 Mrd. nachzahlen. Oracle kündigte mit der Tochtergesellschaft von Amazon AWS eine Cloud-Zusammenarbeit an. Gleichzeitig konnte der Softwarekonzern einen um 7% höheren Umsatz von USD 13.3 Mrd. und einen um 17% höheren Gewinn je Aktie von USD 1.39 ausweisen, was über den Erwartungen der Marktteilnehmer lag. Die Aktie legte um 11.4% zu.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 3.610%; DE: 2.127%; CH: 0.367%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsleihe fällt im Vorfeld der heute anstehenden US-Inflationsdaten auf ein neues Jahrestief bei knapp über 3.6%. Die US-Notenbank Fed wird nächste Woche erstmals seit 2020 ihren Leitzins senken. Zuvor tagt diesen Donnerstag die Europäische Zentralbank, wo eine zweite Zinssenkung nach Juni erwartet wird.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8422
Euro in US-Dollar: 1.1050
Euro in Franken: 0.9308

Vor der morgigen Zinssitzung der EZB und dem Leitzinsentscheid der US-Notenbank Fed von nächster Woche legte der Franken sowohl gegenüber dem Euro als auch zum US-Dollar zu. In beiden Währungsräumen wird eine Leitzinssenkung erwartet. Die SNB hält ihre geldpolitische Lagebeurteilung Ende September ab.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 66.15 pro Fass
Goldpreis: USD 2’521.33 pro Unze

Der Ölpreis knüpfte gestern an die jüngsten Preisabschläge an. Die US-Sorte WTI verbilligte sich um 3 Dollar pro Fass, während die europäische Sorte Brent erstmals seit drei Jahren wieder weniger als 70 US-Dollar kostete. Obwohl zuletzt eine Reihe von Konjunkturdaten enttäuscht hatten, insbesondere in den wichtigen Nachfrageländern USA und China, hat die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage gestern kaum verändert. In ihrem neusten Lagebericht rechnet die Opec für das laufende Jahr mit einer durchschnittlichen Nachfrage von 104.2 Millionen Fass pro Tag. Für das nächste Jahr geht die Organisation mit einer Nachfrage von rund 106 Millionen Fass pro Tag aus.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden gestern keine Konjunkturdaten aus der ersten Reihe veröffentlicht. Heute stehen Inflationsdaten in den USA im Fokus der Märkte. Es wird erwartet, dass die Inflationsrate den fünften Monat in Folge auf nun 2.5% sinkt. Die Kerninflationsrate, ohne die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise, wird unverändert bei 3.2% erwartet.

Daniel Wachter

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Angela Truniger

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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