US-Inflationszahlen bewegen die Börsen

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.86%, SPI: +0.77%, SMIM: +0.23%

Der Schweizer Aktienmarkt konnte gestern an die Gewinne des Vortages anknüpfen und legte deutlich zu. Mit der Veröffentlichung der US-Inflationszahlen verlor der SMI kurzzeitig etwas an Schwung, zog aber gegen Börsenschluss wieder klar an. Zu Handelsende verbuchte der Index ein Plus von 0.9%. Die Inflationszahlen sorgten für unruhige, aber grundsätzlich positive Kursbewegungen am Schweizer Markt. Die US-Daten vom Monat Juni wurden mit +3.0% von +3.3% im Vormonat schwächer als erwartet ausgewiesen. Dieser Umstand befeuerte die Zinssenkungshoffnungen. Von den 20 Blue Chips standen zum Handelsschluss 14 Gewinnern 6 Verlierer gegenüber. Stark gefragt waren die Werte Geberit (+2.3%), Lonza (+2.1%), Alcon (+1.9%) und Holcim (+1.5%). Der Luxusgüterkonzern Richemont wies ein Plus von 1.5% aus und platzierte sich ebenfalls unter die Gewinner. Auf der Verliererseite hielten sich die Rückgänge insgesamt in Grenzen. So war der Lebensversicherer Swiss Life mit rückläufigen -0.3% das Index-Schlusslicht. Am breiten Markt wurden das am Morgen präsentierte Zahlenset von Schokoladenhersteller Barry Callebaut von den Anlegern negativ aufgenommen. Die Aktien büssten 11.9% ein. Dabei wurden auch die Titel von Mitstreiter Lindt & Sprüngli in Mitleidenschaft gezogen. Diese gaben 3.1% nach. Der Technologiewert VAT (-1.3%) litt unter der negativen Entwicklung der US-Börse Nasdaq. Die Papiere der Onlineapotheke DocMorris (-16.9%) verloren nach Bekanntgabe von enttäuschenden Umsatzzahlen des abgelaufenen Halbjahres deutlich an Boden. Die Aktie des Generika-Spezialist Sandoz legte um 3.4% zu. Die Titel profitierten von einer Analysten-Hochstufung.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.35%, DAX: +0.69%

Die europäischen Aktienmärkte reagierten positiv auf die Publikation der US-Inflationszahlen. Der länderübergreifende Eurozonenindex EuroStoxx50 schloss 0.4% höher als am Vortag. Noch stärker entwickelten sich der spanische IBEX35 (+0.9%), der französische CAC40 (+0.7%) und der deutsche DAX (0.7%). Aus Branchensicht am stärksten nachgefragt waren Aktien aus den Bereichen Immobilien, Versorger, und Zyklischer Konsum. Zuhinterst in der Branchenwertung standen Aktien aus den Sektoren Energie und Technologie. Auf Einzeltitelebene entwickelte sich Redcare Pharmacy, Hauptkonkurrent von DocMorris, negativ und verlor 5.5%.  

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.08%, S&P500: -0.88%, Nasdaq: -1.95%

Die amerikanischen Aktienmärkte regierten gemischt auf die am Nachmittag präsentierten Inflationszahlen. Nach einem verhaltenen Börsenstart drehten die grosskapitalisierten Tech-Werte nach unten. So verloren der S&P500 0.9% und der Nasdaq 2.0% gegenüber dem Vortag. Der DowJones blieb richtungslos und beendete den Börsentag mit einem Verlust von 0.1%. Gesucht waren gestern vor allem Nebenwerte. Der Russel2000-Index, der Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung umfasst, stieg um 3.6%. Auf Einzeltitelebene verloren die Aktien des Elektroautoherstellers Tesla mit einem Minus von 8.4% deutlich an Wert. Grund dafür war die Verschiebung der Präsentation der angekündigten Robotaxis von August auf Oktober. Auch die Papiere der Chipentwickler wurden in einen Abwärtssog gezogen. Die Titel von ARM Holdings verloren 7.1%. Die Aktien von Nvidia gaben 5.6% nach. Intel (-4.0%) und Broadcom (-2.2%) waren ebenfalls rückläufig. Die US-Fluggesellschaft Delta Air enttäusche mit dem Zahlenset zum 2.Quartal und wurde mit einem Minus von 4.0% abgestraft. Dabei setzte dem Titel die Gewinnprognose für das 3. Quartal zu.

Unternehmensberichte

Ems-Chemie stellte heute Morgen seinen Halbjahresbericht zum 1. Halbjahr 2024 vor. Der Spezialchemiekonzern hat trotz eines Umsatzrückganges einen leichten Gewinnanstieg ausgewiesen. Der Umsatz sank von Januar bis Juni um 8.1% auf CHF 1.09 Mrd. Dabei haben Währungseffekte des starken Schweizer Frankens die Verkäufe um 4.7% belastet. Die Gründe für den rückläufigen Umsatz werden vor allem in den geopolitischen Konflikten und der sinkenden Kaufkraft gesehen, die auf die Konsumstimmung gedrückt haben. Insbesondere die Hauptmärkte Europa und China blieben zurück. Dank der erfolgreichen globalen Verkaufsoffensive konnten aber profitable Neugeschäfte abgeschlossen werden, die höhere Verkaufsmengen und Gewinne zur Folge hatten. Das operative Ergebnis auf Stufe EBIT stieg um 4.0% auf CHF 291 Mio. Die entsprechende Marge erhöhte sich um 3.2% auf 26.8%. Für das laufende Gesamtjahr 2024 sieht das Unternehmen einen Nettoumsatz leicht unter dem Vorjahresniveau. Das Betriebsergebnis soll sich aber weiterhin positiv entwickeln und höher als im Vorjahr zu liegen kommen. Die Halbjahreszahlen liegen grundsätzlich im Rahmen des Analystenkonsens, wobei sich der Umsatz leicht darunter befindet.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.214%; DE: 2.459%; CH: 0.528%

Die tiefer als erwartet ausgefallene US-Inflation für den Monat Juni rückt einen baldigen Zinsschritt der US-Notenbank Fed wieder in den Bereich des Möglichen. Entsprechend ist die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe am gestrigen Handelstag deutlich gesunken. Davon liessen sich auch die Kapitalmarktzinsen in Europa und der Schweiz anstecken, die ebenfalls nach unten tendierten. Wir erwarten eine erste Zinssenkung der Fed im Herbst und gehen von insgesamt zwei Zinssenkungen in diesem Kalenderjahr aus.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8961
Euro in US-Dollar: 1.0868
Euro in Franken: 0.9739

Der US-Dollar geriet nach der Publikation der neusten Inflationsdaten deutlich unter Druck und verlor gegenüber den meisten G10-Währungen an Terrain. Lediglich der kanadische Dollar glitt noch etwas stärker zurück. Heute Morgen konnte allerdings bereits wieder ein grosser Teil des gestrigen Rücksetzers wettgemacht werden.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 82.87 pro Fass
Goldpreis: USD 2'407.79 pro Unze

Der Goldpreis ist im Zuge tieferer Zinsen wieder über die Marke von 2'400 US-Dollar pro Unze angestiegen. Mittelfristig dürfte der Goldpreis weiterhin Unterstützung durch die bevorstehenden Zinssenkungen erhalten. Gleichzeitig bauen viele Notenbanken weiterhin ihre Goldreserven aus.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Inflation (Juni, YoY)
letzte: 3.3%; erwartet: 3.1%; aktuell: 3.0%

Die Inflationsrate in den USA ist im Juni etwas stärker als erwartet zurückgekommen. Die Produkte und Dienstleistungen im Warenkorb sind jedoch noch immer 3.0% teurer als vor Jahresfrist. Getrieben wird die US-Inflation – wie auch in der Eurozone und der Schweiz – von den Dienstleistungen, wo sich insbesondere die höheren Löhne bemerkbar machen. Die vielbeachtete Kerninflation, die schwankungsanfällige Komponenten wie Lebensmittel und Energie ausklammert, ist ebenfalls leicht gesunken, notiert mit 3.3% aber weiterhin deutlich über dem Zielband der US-Notenbank Fed.