08. Juli 2024, Tägliche Marktsicht

Swiftflation jetzt auch in der Schweiz?

Nachdem Taylor Swift bereits in anderen Ländern die Inflation angeheizt hat, kommt sie nun für zwei Konzerte in die Schweiz. Auch hierzulande greifen Besucherinnen und Besucher der Konzerte tief in die Tasche.

Im Fokus

Im Juli dürfte die Inflation in der Schweiz von ungewöhnlicher Seite neuen Schub erhalten. Denn für die anstehenden Konzerte von Taylor Swift greifen Besucherinnen und Besucher tief in die Tasche. Neben den Konzertpreisen schlagen auch die Hotelpreise teuer zu Buche. Für den Zeitraum des Konzertes von Taylor Swift sind die Hotels in Zürich praktisch ausgebucht und sie konnten ihre Zimmer zu teils deutlich höheren Preisen vermieten. Auch Restaurants dürften eine erhöhte Nachfrage feststellen. Das Phänomen, dass die Konzerte von Taylor Swift zu einem Anstieg im Konsum und bei den Preisen führt, wird Swiftflation genannt und konnte bereits in verschiedenen Orten beobachtet werden.

Konzerte von Taylor Swift treiben die Wirtschaft an

In einer Umfrage gaben die Teilnehmenden in den USA an, sie würden über 1'300 US-Dollar für das Ticket, Gastronomie, Anreise und Merchandise ausgeben. Diese Konsumfreude zeigte sich beispielsweise in Kalifornien. Dort wurde aufgrund der sechs Konzerte in Los Angeles mit einem Boost für die dortige Wirtschaft von 320 Millionen US-Dollar und 3'300 neu geschaffenen Stellen gerechnet. Auch in anderen Ländern, wie zum Beispiel Schweden, konnte das Phänomen Swiftflation beobachtet werden. In Schweden sind die Hotelpreise im Mai im Vergleich zum April unter anderem wegen der Konzerte von Taylor Swift um 11% angestiegen sind. EZB-Präsidentin Lagarde möchte ihre Bedeutung aber nicht überbewerten. Sie erklärte letzte Woche beim Notenbanktreffen in Sintra, dass die hohe Dienstleistungsinflation in der Eurozone nur zum Teil auf die Tour von Taylor Swift zurückzuführen sei.

Swiftflation wird SNB nicht beunruhigen

Auch in der Schweiz wird sich der Effekt auf die Inflation in Grenzen halten. Mit einem Gewicht von 3.1% im Konsumentenkorb haben Freizeit- und Kulturdienstleistungen für die Berechnung der Inflation in der Schweiz nur einen untergeordneten Effekt. In Kombination mit dem Preisanstieg in den anderen Bereichen wie zum Beispiel den Hotelübernachtungen und der Gastronomie, könnte das Taylor Swift Konzert durchaus einen erkennbaren Effekt auf gewisse Bereiche der Dienstleistungsinflation haben. Da der Effekt sowohl örtlich als auch zeitlich begrenzt ist, dürften sich die Auswirkungen aber in Grenzen halten und der SNB keine schlaflosen Nächte bereiten.

Dienstleistungen treiben Preise in der Schweiz

Die Inflation in der Schweiz ist im Juni auf 1.3% gesunken und droht damit auch bei einem kleinen Anstieg aufgrund von Taylor Swift nicht das Zielband der SNB von 0% - 2% zu verlassen. Auffällig ist, dass die Zahlungsbereitschaft für Dienstleistungen in der Schweizer Bevölkerung hoch ist. Während die Inflation im Güterbereich praktisch zum Erliegen gekommen ist, hat die Inflation bei den Dienstleistungspreisen im Juni wieder zugenommen. Nachdem sich Dienstleistungen im Mai im Vergleich zum Vorjahr um 2.2% verteuert haben, sind sie im Juni um 2.4% gestiegen. Dazu haben vor allem private Dienstleistungen beigetragen. Dies zeigt, dass diese weiter gefragt sind.

Aktienmärkte

US-Aktienmärkte
Dow Jones: +0.17%, S&P500: +0.54%, Nasdaq: +0.90%

Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -0.16%, DAX: +0.14%, SMI: -0.52%

Asiatische Märkte
Nikkei 225: -0.15%, HangSeng: -1.77%, S&P/ASX 200: -0.75%

Der Auftakt in das zweite Halbjahr fiel an den Aktienmärkten gemischt aus. Zu Wochenbeginn machte sich eine gewisse Erleichterung breit, dass in Frankreich der Rechtsrutsch nicht so stark ausfallen würde, wie dies im Vorfeld erwartet worden war. Gestern Sonntag ist es nun zu einer Stichwahl gekommen, bei welcher die genaue Sitzverteilung im Parlament bestimmt wurde. Hochrechnungen zufolge liegt das Linksbündnis überraschend vorne. Die rechtspopulistische Partei Rassemblement National (RN) liegt nur auf dem dritten Platz hinter dem Mitte-Lager von Staatspräsident Emmanuel Macron. Die absolute Mehrheit von 289 Sitzen dürfte keines der Lager erreichen. Wie es weitergeht, ist vorerst unklar. Mit dem Ergebnis ergeben sich verschiedene Zukunftsszenarien. Klar ist aber, dass der französische Premierminister Gabriel Attal zurücktreten wird. Dies hat er bereits gestern Abend angekündigt. Ebenfalls gewählt wurde am letzten Donnerstag in Grossbritannien. Wie bereits im Vornherein prognostiziert, gewann die Labour-Partei die Wahlen deutlich und wird die neue Regierung stellen. Der Parteichef der Sozialdemokraten Keir Starmer wird damit neuer Premierminister. An den Märkten löste der Wahlausgang keine grosse Reaktion aus. Der britische Leitindex FTSE 100 verlor am Freitag 0.5% an Wert. Auf Wochenbasis resultierte ein kleiner Anstieg von 0.5%. Etwas besser sah die Wochenperformance beim französischen CAC40 aus, der 2.6% zulegen konnte. Die in der letzten Woche publizierten Konjunktur- und Inflationsdaten vermochten auch keine eindeutigen Impulse zu geben. Zum Ende der Woche stand der US-Arbeitsmarktbericht im Fokus. Dieser gilt als wichtiger Faktor für die heimische Geldpolitik. Die Zahl der neugeschaffenen Arbeitsplätze ausserhalb der Landwirtschaft stieg im Juni um 206'000 Stellen. Analysten hatten mit 190'000 neuen Stellen gerechnet. Allerdings hat sich das Lohnwachstum im Juni etwas abgeschwächt und die Arbeitslosigkeit stieg überraschend um 0.1 Prozentpunkte auf 4.1%. Die Aktienmärkte reagierten kaum auf die publizierten Daten.

In der feiertagsbedingt verkürzten Handelswoche konnte der S&P 500 am Freitag ein neues Allzeithoch verzeichnen und notierte auf Wochensicht 1.5% höher. Noch stärker ansteigen konnte der technologielastige Nasdaq, der in der letzten Woche ein Gewinn von 2.8% erzielte. Unternehmensneuigkeiten waren aufgrund der bevorstehenden Berichtssaison Mangelware. Diese wird in den USA am kommenden Freitag wie üblich mit der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen verschiedener Grossbanken wie JP Morgan, Wells Fargo und Citigroup lanciert. Der Analystenkonsens ist optimistisch, was die Konzerne aus dem S&P500 betrifft. Er rechnet damit, dass die Unternehmen den Gewinn in der Berichtsperiode gegenüber dem Vorjahr um knapp 9% steigern konnten. Für die zweite Jahreshälfte wird mit einer anhaltend positiven Entwicklung gerechnet, wobei sich das Gewinnwachstum etwas beschleunigen soll.

In der Schweiz standen in der letzten Woche ebenfalls keine wichtigen Unternehmensnachrichten auf der Agenda. Auf Wochenbasis konnte der SMI einen marginalen Gewinn von 0.1% verzeichnen, während der SMIM, der die 30 grössten mittelkapitalisierten Schweizer Aktien umfasst, die nicht im Leitindex SMI enthalten sind, einen Wochengewinn von 2.7% verzeichnete. Insbesondere Swiss Re musste mit einem Rückgang von 3.7% in der vergangenen Woche Federn lassen. Der Rückversicherer litt unter den Sorgen im Zusammenhang mit den finanziellen Schäden des Hurrikans «Beryl», der in der östlichen Karibik eine Spur der Verwüstung hinterlassen hat. Ebenfalls unter Druck standen die Aktien von Logitech (-2.7%). Der PC-Zubehörhersteller kündigte den Rücktritt der VR-Präsidentin Wendy Becker per 2025 an. Zudem kommt es an der Generalversammlung im September zu zahlreichen Veränderungen im Verwaltungsrat. Als Bremsklotz erwies sich das Schwergewicht Roche. Nachdem der Pharmamulti seit Anfang Mai klar zulegen konnte, ging es letzte Woche um 2.5% nach unten. Insbesondere die Nachricht eines Forschungs-Misserfolges im Zusammenhang mit einer Krebsstudie belastete. Die beiden weiteren Schwergewichte Novartis (+0.5%) und Nestlé (+0.9%) entwickelten sich hingegen erfreulich. Positiv in Szene setzen konnten sich in der letzten Woche vor allem die Finanzwerte Partners Group (+5.5%) und UBS (+2.9%). Erstere wird am nächsten Donnerstag die Zahlen zu den verwalteten Vermögen im ersten Halbjahr 2024 präsentieren, während letztere Anfang letzter Woche den Abschluss der Zusammenlegung beider Schweizer Rechtseinheiten (UBS Switzerland und CS Schweiz) vermeldete. Auch in der Schweiz wird der Startschuss für die Zahlensaison in dieser Woche erfolgen. Als erstes wird Barry Callebaut am Donnerstag die Umsatzzahlen für das verschobene 3. Quartal 2024 präsentieren, gefolgt von EMS-Chemie, welche am Freitag das Ergebnis für das erste Halbjahr 2024 publiziert.

Kapitalmärkte

Renditen 10 J: USA: 4.294%; DE: 2.551%; CH: 0.564%

Die Rendite der richtungsweisenden US-Staatsanleihe reagierte mit einem leichten Rückgang auf die jüngsten Daten zum US-Arbeitsmarkt. Eine Abkühlung am Arbeitsmarkt befeuert die Hoffnung auf eine baldige Zinssenkung der US-Notenbank. Denn die Fed muss aufgrund ihres Doppelmandates nicht nur die Preisstabilität sicherstellen, sondern auch dem Arbeitsmarkt Rechnung tragen.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8948
Euro in US-Dollar: 1.0821
Euro in Franken: 0.9684

Der Euro reagierte heute Morgen mit Abgaben auf das Wahlergebnis des zweiten Wahlgangs in Frankreich. Der Rechtsrutsch in der neu gewählten Nationalversammlung fiel zwar schwächer aus als erwartet und das Linksbündnis wurde überraschend zur stärksten Kraft. Die Bildung einer regierungsfähigen Mehrheit dürfte sich jedoch schwierig gestalten, da kein Lager die absolute Mehrheit erreicht hat.

Rohstoffmärkte

Ölpreis WTI: USD 82.81 pro Fass
Goldpreis: USD 2'381.53 pro Unze

Der am Freitagnachmittag publizierte Bericht zum US-Arbeitsmarkt hat dem Goldpreis neuen Rückenwind verliehen. Die Aussichten auf sinkende Zinsen haben das zinslose Edelmetall gestützt. Der Ölpreis hat hingegen am Freitag aufgrund der schwächeren Konjunkturdaten nachgelassen. Nach dem Anstieg der letzten Tage, notiert er trotz des jüngsten Rückgangs weiterhin deutlich über 82 US-Dollar pro Fass.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Non Farm Payrolls (Juni) letzte: 218’000; erwartet: 190’000; aktuell: 206’000
USA: Arbeitslosenrate (Juni) letzte: 4.0%; erwartet: 4.0%; aktuell: 4.1%

In der US-Wirtschaft wurden im Juni ausserhalb der Landwirtschaft 206'000 neue Stellen geschaffen und damit etwas mehr als erwartet. Allerdings wurden die neu geschaffenen Stellen in den beiden Vormonaten um 110’000 nach unten korrigiert. Die Arbeitslosenquote ist überraschend auf 4.1% angestiegen. Damit setzt sich die schleichende Abkühlung am US-Arbeitsmarkt fort. Auch bei den Löhnen zeigt sich eine leichte Abkühlung. Nachdem sie im Vormonat noch um 4.1% gestiegen sind, haben sie im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat noch um 3.9% zugenommen.

Céline Koster

Strategieanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Anja Felder

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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