16. Juli 2024, Tägliche Marktsicht

SMI startet mit Abgaben in die neue Handelswoche

In Europa zeigen sich die Aktienmärkte von der rückläufigen Seite, während in den USA die Rekordjagd fortgesetzt wird. Heute stehen die publizierten Geschäftszahlen von DKSH sowie Richemont im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.69%, SPI: -0.76%, SMIM: -1.03%

Der Schweizer Aktienmarkt startete verhalten in die neue Handelswoche, drang jedoch kurz nach Eröffnung in die Gewinnzone vor. Allerdings schmolzen die Gewinne am Nachmittag wieder weg und der Leitindex SMI musste bei Börsenschluss einen Rückgang von 0.7% verzeichnen. Noch schwächer schloss der SMIM (-1.0%), welcher die 30 grössten mittelkapitalisierten Unternehmen enthält. Grosses Thema war das Attentat auf den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump vom letzten Samstag. Allerdings hatte dieses keinen grösseren Einfluss auf das Marktgeschehen. Von den 20 SMI-Werten büssten 15 an Wert ein und 5 legten zu. Das Verlierertableau wurde von Richemont angeführt, der im Sog von enttäuschenden Halbjahreszahlen von Konkurrenten im Luxusgüterbereich 4.2% an Wert verlor. Unter anderem publizierte Konkurrentin Swatch gestern enttäuschende Zahlen zum 1. Halbjahr. Insbesondere die Marktschwäche in China macht dem Uhrenkonzern zu schaffen und der Konzern musste einen Umsatzeinbruch von 14.3% im Vergleich zum Vorjahr auf CHF 3.45 Mrd. hinnehmen. Auch zu konstanten Wechselkursen resultierte ein Rückgang von 10.7%. Zugleich verzichtete Swatch bewusst darauf, die Kosten in der Produktion oder im Marketing deutlich zu senken. In der Folge sackte der operative Gewinn auf Stufe EBIT um 70.3% auf CHF 204 Mio. ab. Die entsprechende Marge fiel von 17.1% im Vorjahr auf 5.9% zurück. Unter dem Strich resultierte ein um 70.5% tieferer Reingewinn von CHF 147 Mio. Die Inhaberaktien von Swatch brachen um 9.8% ein. Ebenfalls unter deutlichen Abgaben litten Givaudan (-1.9%) und Sika (-1.7%), gefolgt vom Schwergewicht Nestlé (-1.6%). Auch Novartis musste einen Rückgang von 1.0% hinnehmen und fiel wieder unter die in der letzten Woche erstmals übertroffene Marke von CHF 100 pro Aktie. Besser erging es Roche, die mit Kursgewinnen von 1.5% das Gewinnertableau anführte. Uneinheitlich zeigten sich die Zykliker. Während Alcon (-1.3%), Sonova (-1.2%) und Geberit (-1.0%) Abgaben verzeichneten, konnten die Aktien von Holcim (+0.8%), Swiss Re und Swiss Life (je +0.1%) Gewinne verzeichnen. Auf dem breiten Markt fielen die Aktien von EMS-Chemie (-5.8%) negativ auf. Damit knüpfte der Spezialchemiehersteller an die Schwäche vom letzten Freitag an, als der Konzern mit den veröffentlichten Halbjahreszahlen sowie dem Ausblick enttäuschte. Ebenfalls unter deutlichen Abgaben litt Ascom (-8.2%). Die Aktie litt unter einer Ratingsenkung.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -1.19%, DAX: -0.84%

Die europäischen Aktienmärkte konnten zum Wochenauftakt nicht an die Gewinne der letzten drei Handelstage anknüpfen. Der EuroStoxx50 baute die Verluste am Nachmittag weiter aus und schloss 1.2% tiefer. Auch der französische CAC40 musste Abgaben von 1.2% hinnehmen, während der spanische IBEX35 um 1.0% nachgab. Für den britischen FTSE 100 ging es um 0.9% nach unten und auch der deutsche DAX verlor mit 0.8% deutlich an Wert. Auf Branchenebene konnte kein Sektor Gewinne verzeichnen. Die grössten Abgaben verzeichneten die Branchen Versorger, Zyklischer Konsum sowie Grundstoffe. Insbesondere der Sub-Index der Luxusgüterwerte sackte ab. Der britische Modehersteller Burberry sah sich gezwungen eine Gewinnwarnung zu veröffentlichen. Zudem wird die Dividende für das laufende Jahr gestrichen und der CEO wurde abgesetzt. Die Aktie verzeichnete gestern einen Kursrutsch von 16.1%. Im Sog davon erlitten auch weitere Luxusgüterhersteller wie Kering, LVMH und Hermes Kursrückschläge zwischen 2.6% und 5.3%. Nach enttäuschenden Zahlen verzeichneten auch die Aktien der Nobelschuhmarke Salvatore Ferragmo einen Kursrutsch von 6.8%.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.53%, S&P500: +0.28%, Nasdaq: +0.40%

Die amerikanischen Aktienmärkte starteten erfreulich in die neue Handelswoche und der Leitindex DowJones (+0.5%) sowie der marktbreite S&P500 (+0.3%) konnten die Rekordjagd fortsetzen und erzielten neue Bestmarken. Auch der Technologie-Index Nasdaq konnte um 0.4% zulegen, blieb damit aber unter seinem vor wenigen Tagen erreichten Höchststand. Die Aussicht auf baldige Zinssenkungen beflügelt die Aktienmärkte weiterhin. Das gescheiterte Attentat auf Donald Trump gab zwar viel Gesprächsstoff, hatte aber auf das Börsengeschehen wenig Einfluss. Aus Branchensicht konnten insbesondere die Sektoren Energie, Finanzen und Industrie zulegen. Unter Abgabedruck standen hingegen die Bereiche Versorger, Basiskonsum sowie Gesundheit. Auf Einzeltitelebene konnten die Aktien von Goldman Sachs (+2.6%) die Rekordjagd nach den gestern publizierten Geschäftszahlen fortsetzen. Die Aktien von Konkurrent JP Morgan legten um 2.5% zu.

Unternehmensberichte

DKSH publizierte heute Morgen die Zahlen zum 1. Halbjahr 2024. Der Umsatz des Marktexpansionsdienstleisters sank im Vergleich zur Vorjahresperiode um 3.2% auf CHF 5.44 Mrd. Zu konstanten Wechselkursen konnte DKSH hingegen ein Umsatzplus von 3.3% verzeichnen, wovon 1.0% auf Akquisitionen zurückzuführen ist. Entsprechend beträgt das organische Wachstum 2.3%. Alle Segmente mussten einen Umsatzrückgang hinnehmen, wobei dies bei den Geschäftseinheiten Healthcare, Consumer Goods sowie Technology auf den starken Schweizer Franken zurückzuführen ist. Einzig der Umsatz der Sparte Performance Materials war auch in Lokalwährungen rückläufig. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres konnte DKSH einen bereinigten operativen Gewinn auf Stufe EBIT von CHF 163.6 Mio. verzeichnen, was einem Anstieg von 0.6% im Vergleich zum 1. Halbjahr 2023 entspricht. Die entsprechende Marge stieg von 2.9% auf 3.0%. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von CHF 114.8 Mio. nach CHF 107.1 Mio. in der Vorjahresperiode (+7.2%). Das Management bestätigte die Prognosen für das Gesamtjahr. Es wird ein Umsatzwachstum angestrebt, welches zu konstanten Wechselkursen über dem gewichteten Bruttoinlandprodukt der Zielmärkte liegt. Zudem soll der bereinigte operative Gewinn höher als 2023 ausfallen. Zudem kündigte DKSH einen Kapitalmarkttag am 18. November 2024 an. DKSH erreicht mit dem Umsatz in etwa die Markterwartungen, während der Reingewinn klar über dem Konsens liegt.

Richemont veröffentlichte heute Morgen die Zahlen des 1. Quartals des verschobenen Geschäftsjahres 2024/25. Der Luxusgüterkonzern erzielte einen Umsatz von EUR 5.27 Mrd., was im Vergleich zur Vorjahresperiode einem Rückgang von 1.0% entspricht. Währungsbereinigt konnte hingegen ein kleines Plus von 1.0% erzielt werden. Mit Ausnahme der Marktregion Asien-Pazifik konnte der Luxusgüterkonzern in allen Regionen ein Umsatzwachstum verzeichnen. Bei den Segmenten musste Richemont in der Uhrensparte (Specialist Watchmakers) einen deutlichen Umsatzrückgang von 13% hinnehmen, während die beiden weiteren Geschäftsbereiche Schmuck (Jewellery Maisons) um 4% und Andere (u.a. Bekleidung/Schreibwaren) um 6% zulegen konnten. Wie üblich publiziert Richemont zum 1. Quartal nur Umsatzzahlen. Mit dem vorgelegten Zahlenset verfehlt der Luxusgüterhersteller die Analystenprognosen leicht.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.204%; DE: 2.454%; CH: 0.513%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatspapiere ist gestern leicht gestiegen. Mangels wichtiger Konjunkturdaten fehlten aber die Impulse für grössere Bewegungen. Diese Woche richtet sich der Blick der Kapitalmärkte auf den Zinsentscheid der europäischen Zentralbank am Donnerstag.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8954
Euro in US-Dollar: 1.0889
Euro in Franken: 0.9751

Der US-Dollar wurde gestern Morgen vom gescheiterten Attentat auf den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump gestützt. Gemäss Beobachterinnen und Beobachter könnte dies seine Wahlchancen erhöhen. Der Greenback legte zum Wochenstart gegenüber allen wichtigen Währungen zu.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 81.57 pro Fass
Goldpreis: USD 2'431.39 pro Unze

Der Ölpreis hat zu Wochenbeginn leicht nachgelassen. Der Preis der US-Sorte West Texas Intermediate fiel gestern wieder unter die Marke von 82 US-Dollar pro Fass. Enttäuschende Wirtschaftsdaten aus China belasteten das schwarze Gold. Denn eine schwächere Wirtschaftsentwicklung in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt belastet die Nachfrage nach Öl.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Empire Manufacturing Index (Juli)
letzte: -6.0; erwartet: -7.6; aktuell: -6.6

Die Stimmung in der New Yorker Industrie hat sich bereits den achten Monat in Folge eingetrübt. Im Vergleich zum Vormonat ist der Empire Manufacturing Index leicht gesunken, allerdings weniger stark als erwartet. Die Aussichten werden weniger positiv beurteilt als noch im Juni. Damit bestätigt sich das Bild, dass sich die US-Wirtschaft allmählich abkühlt.

China: Bruttoinlandsprodukt (2. Quartal, YoY)
letzter: 5.3%; erwartet: 5.1%; aktuell: 4.7%

Die chinesische Wirtschaft ist im zweiten Quartal nach Angaben des Statistikamtes um 4.7% gewachsen und hat damit die Erwartungen nicht erfüllt. Auch andere gestern veröffentlichte Daten zeigen eine wirtschaftliche Abkühlung. So sind die Umsätze im Detailhandel mit 2.0% weniger stark gewachsen als im Vorquartal (3.7%), was auf eine Schwäche beim privaten Konsum hinweist. Auch in der Industrieproduktion (5.3%) hat sich das Wachstum gegenüber dem Vorquartal (5.6%) verlangsamt. Die Veröffentlichung der Wirtschaftsdaten zum zweiten Quartal fällt mit dem Start des dritten Plenums zusammen. An dem nur alle fünf Jahre stattfindenden Treffen wurden in der Vergangenheit oftmals wichtige Weichen für wirtschaftliche Reformen gestellt.

 

Anja Felder

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Céline Koster

Strategieanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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