18. Juli 2024, Tägliche Marktsicht

Roche treibt SMI nach vorne

Während der Tech-Sektor schwächelt, setzt sich Roche an die Spitze. Heute stehen die Unternehmensberichte von Novartis, ABB, VAT, SFS und Georg Fischer im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.60%, SPI: +0.44%, SMIM: -0.10%

Der Schweizer Aktienmarkt machte nach den leichten Verlusten am Vortag wieder einen Schritt nach vorne und schloss positiv. Der Leitindex SMI verbuchte einen Gewinn von 0.6%. Der SMIM verlor mit -0.1% nur leicht. Von den 20 SMI-Werten setzte sich das Pharma-Schwergewicht Roche mit einem Kurssprung von 5.8% deutlich vom Rest ab und war hauptverantwortlich für das positive Abschneiden des Gesamtindexes. Das Unternehmen vermeldete positive Forschungsdaten aus einer Phase-1-Studie zu einem sogenannten GLP-1-Medikament. Diese Medikamente werden für die Behandlung von Diabetes Typ-2 sowie von Fettleibigkeit eingesetzt. Diese Pharmasparte geniesst seit einigen Quartalen eine grosse Nachfrage und verspricht auch für die kommenden Jahre hohe Wachstumsraten. Nebst Roche wiesen weitere vier Blue Chips Gewinne aus. Diese sind Nestlé (+1.1%), Swisscom (+0.4%), Novartis (+0.2%) und Zurich Insurance (+0.2%). Es befanden sich insgesamt 15 Blue Chips in der Verlustzone. Finanztitel wie die UBS (-1.1%) und Partners Group (-1.8%) liessen Federn. Partners Group wurde von einer Kurszielsenkung im Nachgang zur Veröffentlichung der verwalteten Vermögen abgestraft. Givaudan verlor ebenfalls 1.8%. Noch stärker traf es den Schweizer Tech-Wert Logitech. Negative US-Vorgaben belasteten den Tech-Sektor und führte auch beim PC-Zubehörhersteller zu einem Rückgang von 2.6%. Auch am breiten Markt wurden diese Entwicklungen bestätigt. Der gesenkte Ausblick für das 3. Quartal des holländischen Chipunternehmen ASML führte bei VAT zu einem deutlichen Kursverlust von 5.3%. Auf der Gewinnerseite positionierte sich der Turbolader-Hersteller Accelleron (+9.3%). Der Titel profitierte von erfreulichen Halbjahreszahlen.   

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -1.14%, DAX: -0.44%

Die europäischen Aktienmärkte knüpften an die Verluste des Vortages an und waren rückläufig. Der länderübergreifende Eurozonenindex EuroStoxx50 gab um 1.1% nach und der zyklischere deutsche DAX verlor 0.4%. Der spanische IBEX35 verbuchte mit einem Plus von 0.1% einen leichten Gewinn. Der britische FTSE100 legte um 0.3% zu. Auf Branchenebene waren die Sektoren Nichtzyklischer Konsum, Energie, Versorger und Kommunikationsdienstleistungen gefragt, während Immobilien, Gesundheit und Industrie rückläufig waren. Technologiewerte verlor am stärksten. Auf Einzeltitelebene reihte sich der Chipindustrie-Ausrüster ASML als Schlusslicht des EuroStoxx50 ein. Die ausgewiesenen Quartalszahlen übertrafen zwar die Erwartungen, das Unternehmen senkte jedoch den Ausblick für das 3. Quartal. Die Aktie verlor 10.9%.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.59%, S&P500: -1.39%, Nasdaq: -2.77%

Die amerikanischen Aktienmärkte entwickelten sich am gestrigen Börsentag uneinheitlich. Während der DowJones (+0.6%) erstmals die 41'000-Punkte-Marke überschreiten konnte, legten die Indizes S&P500 (-1.4%) und der technologielastige Nasdaq (-2.8%) klar den Rückwärtsgang ein. Der deutliche Kursrücksetzer galt hauptsächlich der Halbleiterindustrie. Der enttäuschende Ausblick von ASML sowie kritische Äusserungen vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump zur Chipindustrie in Taiwan führten bei den Tech-Werten teilweise zu deutlichen Kursverlusten. Chip-Entwickler AMD verlor 10.2%, Broadcom 7.9% und Nvidia 6.6%. Auch der restliche Tech-Sektor wurde in Mitleidenschaft gezogen. Die Titel von Apple verloren 2.5%. Ein weiterer Kursrutsch wurde bei Pharmariese Eli Lilly (-3.8%) festgestellt. Die Aktien des Abnehmspritzen-Herstellers wurden durch die positiven Studiendaten von Roche belastet. Im Index DowJones setzte sich der Pharmazie- und Konsumgüterhersteller Johnson & Johnson mit einem Kursplus von 3.7% an die Spitze. Die Kursentwicklung wurde durch die positiven Quartalszahlen ausgelöst. 

Unternehmensberichte  

Novartis stellte heute sein Ergebnis zum 2. Quartal 2024 vor. Novartis verzeichnete eine starke Umsatzsteigerung und verbesserte seine Kerngewinnmarge deutlich, was zur Anhebung der Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2024 führte. Der Nettoumsatz stieg um 11% auf USD 12.5 Mrd., während das operative Kernergebnis um 19% zulegte. Dieses Wachstum wurde durch diverse erfolgreiche Produkte getrieben. Die operative Kerngewinnmarge stieg um 270 Basispunkte auf 39.6%, hauptsächlich aufgrund des höheren Umsatzes. Das operative Ergebnis und der Reingewinn erhöhten sich um 47% bzw. 49%. Der Kerngewinn pro Aktie wuchs um 21% auf USD 1.97. Der Free Cashflow belief sich im zweiten Quartal auf USD 4.6 Mrd., was einem Anstieg von 40% in USD entspricht. Für das Jahr 2024 gibt Novartis einen optimistischen Ausblick. Der Nettoumsatz wird voraussichtlich im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich wachsen, während das operative Kernergebnis im mittleren bis hohen Zehnerbereich zulegen soll. Diese Prognosen bleiben unverändert, solange keine Generika von Entresto und Promacta in den USA auf den Markt kommen. Mit dem präsentierten Zahlenset konnte Novartis die Erwartungen übertreffen.

ABB steigerte den Umsatz im 2. Quartal 2024 um 1% auf USD 8.24 Mrd. Bereinigt um Währungseinflüsse erreichte der Industriekonzern ein Umsatzwachstum von 4%. Der Auftragseingang verringerte sich um 3% auf USD 8.44 Mrd. (währungsbereinigt stabil). Während die Bereiche Elektrifizierung und Prozessautomation weiterhin wuchsen, entwickelten sich die Bereiche Fertigungsautomation, Antriebstechnik und E-Mobilität rückläufig. Der bereinigte operative Gewinn (EBITA) erhöhte sich um 10% auf USD 1.56 Mrd. Dank der besseren Auslastung und positiven Preiseffekten stieg die operative EBITA-Marge um 150 Basispunkte auf ein neues Rekordniveau 19.0%. Unter dem Strich verblieb dem Konzern ein 21% höherer Reingewinn von USD 1.10 Mrd. Für das Gesamtjahr 2024 erwartet ABB unverändert ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 5%. Die Prognose für die operative EBITA-Marge wird neu auf 18% eingegrenzt (zuvor: 16% bis 19%). Das Quartalsergebnis verfehlt die Analystenerwartungen bei Auftragseingang und Umsatz, übertrifft sie hingegen beim operativen Gewinn und bei der Marge.

Der Anbieter von Hochleistungsvakuumventilen VAT stellte sein Ergebnis zum 1. Halbjahr 2024 vor. Im 2. Quartal erhielt das Unternehmen deutlich mehr Aufträge. Der Auftragseingang stieg um 74.5% auf CHF 270.9 Mio. an. Auch der Umsatz konnte gesteigert werden und erreichte mit CHF 251.1 Mio. das obere Ende der Guidance. Auf das Halbjahr gesehen blieb der Umsatz mit CHF 450 Mio. stabil, wobei Wechselkurseffekte die Verkäufe um 4% belasteten. Im Segment Valves stiegen die Bestellungen um 85% auf CHF 412 Mio., während die Umsätze um 1% auf CHF 364 Mio. zulegen konnten. Der Bruttogewinn stieg um 6% auf CHF 298 Mio. bei einer entsprechenden Marge von 66.4%. Der EBITDA erhöhte sich um 2% auf CHF 135 Mio. bei einer entsprechenden Marge von 30.1%. Der Nettogewinn betrug CHF 94 Mio., was ein Anstieg von 12% bedeutet. Ende Juni betrug die Nettoverschuldung CHF 231 Mio. und war somit höher als der Vorjahreswert mit CHF 198 Mio. Im Ausblick auf das 2. Halbjahr sieht das Unternehmen eine Verbesserung der Investitionsbedingungen im Halbleitersegment. Politische Wahlen könnten jedoch Unsicherheiten darstellen. Die Nachfrage aus China wird weiterhin für stark eingeschätzt. Für das Gesamtjahr erwartet VAT eine Steigerung der Umsätze, EBITDA, Nettogewinn und Free Cashflow. Mit dem präsentierten Zahlenset übertraf VAT die Erwartungen.

SFS Group präsentierte heute Morgen seine Zahlen zum 1. Halbjahr 2024. Der Hersteller von Präzisionskomponenten, Befestigungssystemen sowie Werkzeugen erzielte einen Umsatz von CHF 1'544.9 Mio., was den Analystenerwartungen entsprach. Das weltweite Wirtschaftswachstum blieb aufgrund der schwachen internationalen Konjunktur und geopolitischen Spannungen zurück. SFS erwirtschaftete ein organisches Wachstum von 0.1%. Dabei resultierte ein EBIT von CHF von 180.8 Mio., bei einer entsprechenden Marge von 11.7%. Diese Werte befinden sich unter dem Vorjahresniveau. Der operative Cashflow konnte um 25.6% auf CHF 87.2 Mio. gesteigert werden. Der Gewinn pro Aktie sank auf CHF 3.00 (Vorjahr CHF 3.37), was auf den niedrigeren operativen Gewinn und negative Währungseffekte zurückzuführen ist. Die Investitionen beliefen sich auf 4.5% des Umsatzes, was CHF 68.7 Mio. entspricht. Für das 2. Halbjahr sieht SFS eine leichte wirtschaftliche Erholung, organisches Wachstum und eine Verbesserung der EBIT-Marge. 

Georg Fischer konnte den Umsatz im 1. Halbjahr 2024 um 22.8% auf CHF 2.41 Mrd. steigern. Bereinigt um Währungseinflüsse und die Übernahme des finnischen Rohrleitungsunternehmens Uponor musste Georg Fischer einen Umsatzrückgang von 3.2% hinnehmen. Vor allem die schwache Baukonjunktur in Europa und das unsichere wirtschaftliche Umfeld beeinträchtigten die Investitionsbereitschaft der Kunden. Der bereinigte operative Gewinn (EBIT) erhöhte sich um 19.6% auf CHF 220 Mio. und damit etwas weniger stark als der Umsatz. Die bereinigte EBIT-Marge verringerte sich entsprechend um 30 Basispunkte auf 9.1%. Unter dem Strich verblieb dem Unternehmen ein 21.1% tieferer Reingewinn von CHF 97 Mio. Als Folge des anspruchsvollen Umfelds initiiert Georg Fischer ein Kostensenkungsprogramm, das die Kostenbasis von 2024 um CHF 50 Mio. senken soll. Für das Gesamtjahr 2024 rechnet das Management mit einem soliden Ergebnis und einer bereinigten EBIT-Marge im Bereich der strategischen Zielsetzung von 10% bis 12%. Das Zahlenset bleibt unter den Analystenerwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.171%; DE: 2.418%; CH: 0.475%

Die Erwartung, dass die US-Notenbank bald die Zinswende einläutet, zeigt sich bereits bei den längerfristigen Zinsen. Die Rendite des 10-jährigen US-Treasury notiert im Vergleich zu Anfang Monat rund 30 Basispunkte tiefer. Aufgrund der weiter rückläufigen Inflation sowie der sich abkühlenden Wirtschaft dürfte die US-Notenbank im September das erste Mal die Zinsen senken. Heute Mittag steht noch der Entscheid der europäischen Zentralbank an. Gemäss aktuellen Erwartungen wird sie vorerst nichts am Zinsniveau ändern.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8844
Euro in US-Dollar: 1.0935
Euro in Franken: 0.9670

Der Schweizer Franken hat gegenüber dem US-Dollar und dem Euro in den letzten Tagen deutlich zugelegt. Gegenüber dem Euro legte er knapp 1% zu. Gegenüber dem US-Dollar notiert er knapp 1.2% höher. Hauptgrund dürfte die anstehende Zinswende in den USA sein, welche höchstwahrscheinlich im September eingeläutet wird.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 83.43 pro Fass
Goldpreis: USD 2'469.03 pro Unze

Der Ölpreis der US-Sorte WTI notiert aktuell deutlich höher bei über 83 US-Dollar das Fass. Hintergrund des Preisanstiegs dürfte die Angebotsverknappung durch die grossflächigen Feuer in Kanada sein, welche Produktionsfelder im Umfang von rund 400'000 Fass Öl der kanadischen Produktion gefährden. Das gelbe Metall ist weiter auf Rekordjagd und notiert nur noch knapp unter CHF 2'500 die Feinunze. Tiefere Zinsen stützen den Goldpreis und sorgen für weiter Schwung.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden keine relevanten Wirtschaftsdaten publiziert.

Florian Hiltpold

Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Beat Schiffhauer

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
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