10. Juni 2024, Tägliche Marktsicht

Nach der EZB ist vor der Fed

In dieser Woche stehen mit den US-Inflationsdaten und dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed erneut zwei wichtige Datenpunkte auf der Agenda.

Aktienmärkte

US-Aktienmärkte
Dow Jones: -0.22%, S&P500: -0.11 %, Nasdaq: -0.23%
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -0.35%, DAX: -0.51%, SMI: +0.11%

Die Aktienmärkte sind global erfreulich in den Juni gestartet. Im Fokus standen am Donnerstag der EZB-Zinsentscheid sowie die US-Arbeitsmarktdaten, welche am Freitag publiziert wurden. Wie erwartet senkte die europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 3.75%. Gleichzeitig wurde jedoch die Inflationsprognose nach oben angepasst. Die Aktienmärkte in Europa und der Schweiz reagierten am Donnerstag darauf mit Kursgewinnen. Die US-Aktienmärkte zeigten sich hingegen wenig beeindruckt. Der US-Arbeitsmarkt gilt als wichtiger Faktor für die heimische Geldpolitik. Eine Abkühlung des Arbeitsmarktes würde die Hoffnungen auf Zinssenkungsschritte schüren. Entgegen den Erwartungen zeigte sich der US-Arbeitsmarkt aber von der robusten Seite. Die Aktienmärkte verloren in der Folge am Freitag etwas an Terrain. Auf Wochenbasis konnte der SMI um 2.1% zulegen, während der Nasdaq 1.8% höher schloss.

Am US-Aktienmarkt konnten am Mittwoch neue Höchststände markiert werden. Zudem stieg der Chiphersteller Nvidia, der vom KI-Boom profitiert, gemessen an der Marktkapitalisierung über die Marke von USD 3 Bio. Nvidia ist erst das dritte Unternehmen nach Microsoft und Apple, dem dieser Sprung gelingt und reiht sich damit hinter Microsoft auf Platz 2 ein.

In der Schweiz lag am Dienstag der Fokus auf Burckhardt Compression, welcher mit dem Zahlenset die Erwartungen übertreffen konnte. Insbesondere der angehobene Umsatzausblick für das laufende Jahr und das höhere Mittelfristziel sorgten neben einem anhaltend hohen Book-to-Bill-Ratio und einer EBIT-Verbesserung für Rückenwind. Die Aktie gewann auf Wochenfrist bis Freitagabend 3.5% hinzu. Ebenfalls im Fokus standen die Aktien des Nahrungsmittelmultis Nestlé. Nachdem CEO Mark Schneider sich an einer Analystenkonferenz Ende Mai positiv über den erwarteten Geschäftsverlauf äusserte, zog der Aktienkurs deutlich an. Dies setzte sich auch in der vergangenen Woche fort. Nestlé avancierte insgesamt um 1.6%. Daneben sorgten auch Übernahmespekulation für Bewegung. Gerüchten zufolge soll Julius Bär kurz vor dem Abschluss eines Übernahmedeals des Vermögensverwalters EFG stehen. Demnach plane der Konzern EFG für CHF 15 je Aktie bzw. CHF 4.5 Mrd. zu übernehmen. Die Aktien von EFG erhielten von der Meldung Auftrieb und konnten vergangene Woche 7.0% höher schliessen. Am Freitag gab der Bankensoftwarehersteller Temenos bekannt, ein neues Aktienrückkaufprogramm im Umfang von bis zu CHF 200 Mio. zu lancieren. Dabei soll das Programm bis Ende 2024 abgeschlossen sein.

Unternehmensneuigkeiten sind aktuell rar gesät. In dieser Woche hält einzig Valiant am Donnerstag einen Investorentag ab.

Kapitalmärkte

Renditen 10 J: USA: 4.449%; DE: 2.617%; CH: 0.768%

Die neusten Daten zum US-Arbeitsmarkt sorgten am Freitagnachmittag für einen deutlichen Anstieg der Zinsen. Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe stieg innert Kürze um mehr als 10 Basispunkte an. In dieser Woche richtet sich der Blick insbesondere auf den Mittwoch, wo einerseits die neusten US-Inflationszahlen publiziert werden, sich andererseits aber auch die US-Notenbank Fed zur geldpolitischen Lage in den USA äussern wird.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8973
Euro in US-Dollar: 1.0751
Euro in Franken: 0.9646

Unterstützt von den besser als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten verspürte der US-Dollar zum Wochenschluss kräftigen Rückenwind. Der Greenback avancierte gegenüber sämtlichen G10-Währungen deutlich. Die Mai-Inflationsdaten und der Fed-Zinsentscheid dürften Mitte Woche für weitere Bewegung sorgen.

Rohstoffmärkte

Ölpreis WTI: USD 75.70 pro Fass
Goldpreis: USD 2'296.80 pro Unze

Vergangenen Montag setzte eine Mitteilung der Opec+-Staaten, wonach sie einen Teil der freiwilligen Förderbeschränkungen über einen Zeitraum von 12 Monaten auslaufen lassen möchte, dem Ölpreis deutlich zu. Im Wochenverlauf konnte der Erdölpreis jedoch einen Grossteil des Preisrückgangs wieder gutmachen, so dass der Preis für ein Fass Erdöl der Sorte West Texas Intermediate wieder über 75 US-Dollar liegt.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Non Farm Payrolls (Mai) letzte: 165’000; erwartet: 180’000; aktuell: 272’000
USA: Arbeitslosenrate (Mai) letzte: 3.9%; erwartet: 3.9%; aktuell: 4.0%

Nach dem etwas schwächeren April lief die Jobmaschine in den USA vergangenen Monat wieder auf Hochtouren. So wurden ausserhalb der Landwirtschaft 272'000 neue Stellen – und damit deutlich mehr als erwartet – geschaffen. Die robuste Entwicklung des Arbeitsmarktes zeigt sich auch bei den Löhnen. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen im Mai gegenüber dem Vormonat um überdurchschnittliche 0.4% und im Jahresvergleich um 4.1%. Die Arbeitslosenrate, welche in den USA mit einer Umfrage ermittelt wird, stieg gegenüber dem Vormonat zwar leicht an. Trotzdem kann die US-Notenbank Fed nach den neusten Daten vom US-Arbeitsmarkt noch nicht über eine baldige Leitzinssenkung nachdenken.

Angela Truniger

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Patrick Häfeli

Senior Strategieanalyst Fixed Income
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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