25. Juli 2024, Tägliche Marktsicht

Korrektur an den US-Techbörsen

Nach enttäuschend aufgenommenen Zahlen von Tesla und Alphabet musste der US-Techsektor gestern deutlich Federn lassen. In der Schweiz stehen heute unter anderem die Zwischenberichte von Nestlé, Roche, Lonza, Julius Bär und Galderma im Fokus.

 Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.62%, SPI: -0.55%, SMIM: +0.02%

Der Schweizer Aktienmarkt setzte gestern seinen Abwärtskurs vom Dienstag fort. Im Fokus standen vor allem Halbjahreszahlen, die sowohl positive als auch negative Überraschungen brachten. Negativ aufgenommen wurden die jüngsten Konjunkturdaten aus dem Euroraum, welche die Erwartungen aufgrund einer weiteren Stimmungseintrübung verfehlten. Der SMI konnte einen Teil der Verluste im Tagesverlauf noch wettmachen und ging schliesslich 0.6% tiefer aus dem Handel. Am stärksten unter Druck standen im Leitindex mit Geberit (-2.6%), ABB (-2.1%), UBS (-2.0%), Richemont (-1.7%) und Holcim (-1.5%) verschiedene Zykliker und Finanzwerte. Die Finanzwerte wurden dabei unter anderem von den enttäuschenden Zahlenvorlage der Deutschen Bank gebremst. Zu den wenigen Aktien mit positiven Vorzeichen gehörten Lonza (+0.2%), Alcon (+0.4%) und Givaudan (+1.7%). Letztere erhielt einen Tag nach der Zahlenvorlage Rückenwind von Analystenkommentaren und Anschlusskäufen. Im breiten Markt schossen die Aktien von SGS um 10.4% nach oben. Der Warenprüf- und Zertifizierungskonzern überraschte mit seinem Halbjahresbericht positiv. Vor allem das organische Umsatzwachstum von 8% fiel deutlich höher aus, als von den Analysten erwartet worden war. Die von der neuen CEO Geraldine Picaud Anfang Jahr eingeleiteten Restrukturierungsmassnahmen beginnen bereits Früchte zu tragen. Die Aktien von Sandoz (+1.1%) erhielten Rückenwind von einer neuen Kaufempfehlung eines Brokers. Temenos gehörten hingegen mit einem Kursminus von 5.6% zu den schwächten Werten, nachdem das Bankensoftwareunternehmen seine Jahresprognose im Rahmen der Halbjahreszahlen nach unten korrigierte.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -1.12%, DAX: -0.92%

Die europäischen Aktienmärkte setzten ihren Konsolidierungskurs gestern ebenfalls fort und verloren an Terrain. Enttäuschende Zahlen aus dem Luxusgüter- und Bankensektor und die schwachen Konjunkturzahlen lasteten auf der Stimmung. Der EurostStoxx50 gab 1.1% nach, während der DAX um 0.9% zurückfiel. Im Fokus standen unter anderem die Aktien von LVMH, die nach einem enttäuschenden Zwischenbericht zwischenzeitlich um mehr als 6% absackten und schliesslich 4.7% tiefer schlossen. Die Titel der Deutschen Bank verloren 8.3%, nachdem das Finanzinstitut seit längeren wieder mal einen Quartalsverlust vermelden musste. Grund dafür war untere anderem eine unerwartete Rückstellung im Zusammenhang mit der vor zehn Jahren erfolgten Übernahme der Postbank. Als Folge davon gehörten Bankenwerte europaweit zu den Verlierern. Positiv aufgenommen wurde dagegen der Quartalsbericht von Easyjet (+3.0%), der im abgelaufenen 3. Geschäftsquartal dank der verstärkten Reisetätigkeit die Gewinnerwartungen übertreffen konnte.

Aktienmärkte USA

DowJones: -1.25%, S&P500: -2.31%, Nasdaq: -3.64%

Die US-Aktienmärkte verloren gestern stark an Terrain. Mit Enttäuschung aufgenommene Zahlen der beiden Schwergewichte Alphabet und Tesla waren unter anderem für die Verkaufsstimmung verantwortlich und belasteten insbesondere den Technologiesektor. Der DowJones gab 1.3% nach, während der der S&P500 um 2.3% zurückfiel. Der technologielastige Nasdaq sackte um 3.6% ab. Im Fokus standen die Aktien von Tesla, die mit einem Kursminus von 12.3% im Nasdaq das Schlusslicht bildeten. Der Autohersteller verfehlte mit seinem Quartalsergebnis zum achten Mal in Folge die Erwartungen der Analysten. Die Aktien des Google-Mutterhauses Alphabet verloren 5.0%, nachdem die Investitionen mit USD 13.2 Mrd. beim Suchmaschinenunternehmen im 2. Quartal deutlich höher ausfielen als erwartet. Dies war unter anderem auf zusätzliche Investitionen für KI-Anwendungen zurückzuführen und weckte bei den Anlegern Sorgen, dass die Kosten für KI auch in den kommenden Quartalen höher auffallen könnten. Als Folge mussten auch andere Titel mit KI-Bezug, wie z.B. Nvidia (-6.8%), Broadcom (-7.6%) oder Meta (-5.6%), deutlich Federn lassen. Entgegen dem Trend gefragt waren die Aktien von AT&T (+5.2%). Das Telekomunternehmen konnte im 2. Quartal deutlich mehr Neukunden dazugewinnen, als erwartet worden war.

Unternehmensberichte

Nestlé musste im 1. Halbjahr 2024 einen Umsatzrückgang von 2.7% auf CHF 45.1 Mrd. hinnehmen. Negative Wechselkurseffekte belasteten den Umsatz um 4.4%. Das organische Wachstum fiel indes mit 2.1% positiv aus. Neben Preiserhöhungen (+2.0%) wurde das organische Wachstum auch von einem leichten Volumen- und Mixwachstum (+0.1%) angetrieben. Die Sparte Kaffee wies die höchsten organischen Wachstumsraten auf. Die Profitabilität konnte gesteigert werden. So lag die operative Marge 30 Basispunkte höher bei 17.4%, was einem EBIT von CHF 7.8 Mrd. entsprach. Unter dem Strich resultierte ein unveränderter Reingewinn von CHF 5.6 Mrd. Der Konzern senkt die organische Wachstumsprognose für das Gesamtjahr von zuletzt 4% auf 3%. Grund dafür sind die stärker als erwartet rückläufigen Preiserhöhungen. Auch das Wachstum beim bereinigten Gewinn pro Aktie kommt darum tiefer zu liegen und wird neu nur noch im mittleren einstelligen Prozentbereich (zuvor: 6% bis 10%) gesehen. Nestlé verfehlt die Erwartungen beim organischen Wachstum und beim Ausblick.  

Roche vermeldete für das 1. Halbjahr 2024 einen Umsatz von CHF 29.8 Mrd., 0.2% höher als im letzten Jahr. Bereinigt um Währungseinflüsse erreichte der Pharmakonzern ein Wachstum von 5%. Sowohl das Pharmasegment als auch das Diagnostiksparte zeigten jeweils währungsbereinigte Umsatzanstiege von 5%. Der operative Kerngewinn stieg um 4% auf CHF 11.3 Mrd. Währungsbereinigt entspricht dies einem Anstieg von 11%. Unter dem Strich verblieb dem Konzern ein um 11% tieferer Reingewinn von CHF 6.7 Mrd. (währungsbereinigt -4%). Der Ausblick für das Gesamtjahr beim Umsatz, der ein währungsbereinigtes Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich veranschlagt, wird bestätigt. Beim Kerngewinn pro Aktie wird neu ein Wachstum im hohen, einstelligen Prozentbereich angestrebt (zuvor: mittleres, einstelliges Wachstum). Das Zahlenset fällt leicht besser aus als die Analystenerwartungen.

Lonza musste im 1. Halbjahr einen Umsatzrückgang von 0.7% auf CHF 3.1 Mrd. hinnehmen. Hauptgrund für den Rückgang war der Wegfall eines Vertrages mit Moderna zur Herstellung eines Covid-Impfstoffes. Währungsbereinigt erreichte Lonza ein Umsatzwachstum von 1.8%. Der bereinigte Kerngewinn auf Stufe EBITDA sank um 3.1% auf CHF 893 Mio. Die Kernmarge verringerte sich von 30% auf 29.2%, blieb damit am oberen Ende der Jahreszielspanne von 27% bis 29%. Der Margenrückgang war ebenfalls vom Wegfall des margenstarken Moderna-Vertrags beeinträchtigt. Der Reingewinn belief sich auf CHF 330 Mio., nach CHF 411 Mio. im Vorjahr. Die Jahresprognose, die eine flache Umsatzentwicklung und eine Kernmarge zwischen 27% und 29% veranschlagt, wurde bestätigt. Sequenziell rechnet Lonza im 2. Halbjahr 2024 wegen dem Anlaufen von neuen Projekten mit einem höheren Umsatz. An den Mittelfristzielen bis 2028 hält der Auftragsfertiger ebenfalls fest. Das Ergebnis bleibt beim Reingewinn leicht unter den Erwartungen, übertrifft sie hingegen beim Umsatz und beim Kern-EBITDA.

Die Privatbank Julius Bär erwirtschaftete im 1. Halbjahr 2024 eine 15% tieferen Reingewinn von CHF 452 Mio. Dies entspricht einer annualisierten materiellen Eigenkapitalrendite von 25.6%. Der Ertrag war um 4% auf CHF 1.95 Mrd. rückläufig. Während das Zinsgeschäft (-52%) tiefer ausfiel, legten die Ergebnisse im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft (+14%) und der Erfolg aus Finanzinstrumenten (+7%) zu. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis verschlechterte sich von 65% auf 71%. Das laufende Sparprogramm wird daher von CHF 120 Mio. auf CHF 130 Mio. erhöht. Die verwalteten Vermögen (AuM) stiegen gegenüber Ende 2023 um 11% auf CHF 474 Mrd. Das Nettoneugeld trug CHF 3.7 Mrd. dazu bei. Die Bruttomarge, die auf den AuM erzielt wird, ging von 93 Basispunkten im Vorjahr auf 85 Basispunkte zurück. Das nach den Signa-Abschreibungen zum Abbau stehende Privat Debt-Kreditbuch konnte weiter auf CHF 0.6 Mrd. gegenüber 0.8 Mrd. Ende 2023 abgebaut werden. Die Kernkapitalquote (CET1) verbesserte sich seit Jahresanfang von 14.6% auf 16.3%. Mit dem Reingewinn verfehlte Julius Bär die Analystenerwartungen, wohingegen das Nettoneugeld und die AuM darüber lagen.

Galderma steigerte den Umsatz im 1. Semester 2024 um 9.9% auf CHF 2.2 Mrd. Währungsbereinigt erreichte der Hautpflegespezialist ein Wachstum von 10.8%. Der umsatzmässig grösste Bereich «Injectable Aesthetics» wuchs währungsbereinigt um 13.4%, während der zweitgrösste Bereich «Dermatological Skincare» ein Wachstum von 11.8% erreichte. Das kleinste Segment «Therapeutic Skincare» steigerte den Umsatz um 2.2%. Der Kerngewinn auf Stufe EBITDA stieg um 14.2% auf CHF 514 Mio. Damit verbesserte sich die Kernmarge von 22.5% auf 23.4%. Unter dem Strich verblieb dem Unternehmen ein Reingewinn von CHF 47 Mio. (CHF 4 Mio. im Vorjahresquartal). Die Prognose für das Gesamtjahr 2024 wird leicht angehoben. Neu rechnet Galderma mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum am oberen Ende der zuletzt kommunizierten Zielspanne von 7% bis 10%. Die Kerngewinnmarge wird währungsbereinigt weiterhin auf Vorjahresniveau erwartet. Das Ergebnis übertrifft die Analystenerwartungen mehrheitlich.

Bucher musste im 1. Halbjahr 2024 sowohl beim Auftragseingang als auch beim Umsatz deutliche Rückgang hinnehmen. Der Auftragseingang verringerte sich währungs- und akquisitionsbereinigt um 19.9% auf CHF 1.23 Mrd. Der Nettoumsatz glitt um 8.7% auf CHF 1.72 Mrd. zurück. Sämtliche Segmente verzeichneten rückläufige Werte, wobei das Minus im umsatzstärksten Landwirtschaftsgeschäft (Kuhn Group) wegen dem jüngsten Abschwung am deutlichsten ausfiel. Der operative Gewinn auf Stufe EBIT verringerte sich um 38.2% auf CHF 71 Mio. Die EBIT-Marge sank wegen der tieferen Auslastung von 13.4% im Vorjahr auf 10.0%. Unter dem Strich verblieb ein 27.2% tieferer Reingewinn von CHF 145 Mio. Für das Gesamtjahr rechnet Bucher neu mit einem Umsatzrückgang (zuvor: «leicht tieferer Umsatz») und weiterhin mit einer rückläufigen EBIT-Marge sowie einem tieferen Reingewinn. Das Ergebnis bleibt mehrheitlich unter den Analystenerwartungen.

Meier Tobler musste im 1. Halbjahr 2024 einen Umsatzrückgang von 13.6% auf CHF 238.7 Mio. hinnehmen. Grund dafür waren tieferen Verkaufsvolumen im Handelsgeschäft und ein rückläufiges Ergebnis im Wärmepumpengeschäft. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA verringerte sich um 36.2% auf CHF 17.1 Mio. Die EBITDA-Marge sank von 9.7% auf 7.2%. Unter dem Strich verblieb ein Halbjahresgewinn von CHF 8.0 Mio., halb so hoch wie im Vorjahr. Für das laufende 2. Halbjahr rechnet Meier Tobler mit einer verbesserten Umsatzentwicklung, aber trotzdem mit einem Gesamtjahresergebnis unter dem Vorjahr. Die Dividende soll weiterhin mindestens auf Vorjahresniveau verbleiben. Das Ergebnis bleibt unter den Analystenerwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.260%; DE: 2.441%; CH: 0.456%

Die schwächeren Konjunkturdaten aus den USA sowie Europa liessen die Kapitalmarktzinsen etwas zurückgleiten. Die Rendite des 10-jährigen US-Treasury notiert nur noch knapp über 4%. Auch die Rendite des 10-jährigen Bunds notiert mit 2.44% fast bei Zwischentief von Mitte Juni.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8825
Euro in US-Dollar: 1.0843
Euro in Franken: 0.9568

Der Euro kam mit den jüngst sehr schwach ausgefallenen Wirtschaftsdaten unter Druck. Insbesondere bei der konjunktursensitiven Industrie scheinen sich die jüngsten Hoffnungen auf eine baldige Erholung vorerst in Luft aufzulösen. Der deutsche Wirtschaftsmotor ist weiter am Stottern und entsprechend schwächelt die Währung.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 76.92 pro Fass
Goldpreis: USD 2'372.48 pro Unze

Nachdem am Montag die US-Sorte WTI erstmals seit einem Monat wieder weniger als 80 US-Dollar pro Fass kostete, tendierte der Ölpreis gestern erneut nach unten. Am Markt wurde dies auch mit der Sorge des schwächelnden weltweiten Wirtschaftsgangs begründet. Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus den USA und Europa deuten an, dass sich die globale Wirtschaft langsam abschwächt bzw. nicht so richtig in Fahrt kommen will. Dies drückt die Nachfrage nach dem Energieträger.

Wirtschaft und Konjunktur

Eurozone: Einkaufsmanagerindex (Juli)
Industrie: letzter: 45.8; erwartet: 46.1; aktuell: 45.6
Dienstleistungen: letzter: 52.8; erwartet: 52.9; aktuell: 51.9

Die Umfrage unter der den Einkaufsmanagern in der Eurozone bezüglich der aktuellen Lage sowie der Erwartungen hinsichtlich des erwarteten Geschäftsgangs fiel unter Erwarten aus. Sowohl im Dienstleistungssektor wie auch in der Industrie notierten die Umfragewerte tiefer. Vor allem die jüngst wieder mit positiveren Neuigkeiten aufwartende Industrie zeigt unterdessen wieder deutlich weniger Erholungssignale. Insbesondere die Auftragseingänge zeigen sich schwach.

 

USA: Einkaufsmanagerindex (Juli)
Industrie: letzter: 51.6; erwartet: 51.6; aktuell: 49.5
Dienstleistungen: letzter: 55.3; erwartet: 54.9; aktuell: 56.0

Die Umfrage unter der den Einkaufsmanagern in den USA bezüglich der aktuellen Lage sowie der Erwartungen hinsichtlich des erwarteten Geschäftsgangs fiel in der Industrie unter Erwarten aus. Dort notiert der Index mit 49.5 Punkten deutlich unter dem Wert von 51.6 vom Vormonat. Dies zeigt, dass das hohe Zinsniveau unterdessen sichtbare Spuren in der Wirtschaft hinterlässt. Weiterhin robust und zuversichtlich zeigt sich hingegen der Binnenmarkt, welcher vor allem Dienstleistungsorientiert ist. Dieser Index notiert mit 56 Punkten deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.

Angela Truniger

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Tobias Kistler

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

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