30. Mai 2024, Tägliche Marktsicht
Gewinnmitnahmen drücken die Aktienkurse
Nach einem bisher starken Börsenmonat belasteten gestern erneut Gewinnrealisierungen die Aktienkurse. Der SMI verlor in einem ansonsten impulslosen Handel 0.5%.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.51%, SPI: -0.64%, SMIM: -1.38%
Der Schweizer Aktienmarkt setzte gestern den Abwärtstrend vom Dienstag fort. Nach einem bisher starken Börsenmonat stehen die Zeichen derzeit auf Gewinnmitnahmen. Neuigkeiten von Unternehmensseite blieben rar gesät. Beim SMI hielten sich die Verluste im Quervergleich mit anderen Märkten dank der starken Entwicklung des Schwergewichts Roche in Grenzen. Der Leitindex beendete den Tag mit einem Minus von 0.5%. Die Roche-Aktien erhielten Rückenwind von einem beschleunigten Zulassungsantrag für ein Brustkrebswirkstoff in den USA und schlossen 0.4% höher. Die meisten der anderen grosskapitalisierten Werte beendeten den Tag mit Kursverlusten. Auch von den anderem beiden Schwergewichten Nestlé (-0.5%) und Novartis (-0.7%) kam keine Unterstützung. Am Ende des Tableaus standen die Aktien des Pharmazulieferers Lonza, die ohne nennenswerte Neuigkeiten um 2.6% zurückfielen. Mit einem Plus von 36.9% führen die Lonza-Aktien die Performance-Rangliste seit Jahresanfang aber weiterhin an. Ebenfalls unter Druck standen Wachstums- und Finanzwerte wie Richemont (-1.1%), Geberit (-1.1%), und Swiss Life (-1.3%) und UBS (-1.4%). Im breiten Markt gehörten zyklische Industriewerte wie Schindler, Adecco, Georg Fischer und OC Oerlikon mit Kursverlusten zwischen 1.9% und 3.7% zu den Tagesverlierern. Entgegen dem Trend gefragt waren die Aktien des auf Südostasien spezialisierten Dienstleisters DKSH, die ohne relevante Neuigkeiten 0.5% höher schlossen. Die Aktien von Lindt & Sprüngli und Barry Callebaut verloren 2.0% respektive 2.1%. Neben dem von Vorsicht geprägten Börsenumfeld trug der jüngste Anstieg der Kakaopreise zum Verkaufsdruck bei den beiden Schokoladenproduzenten bei.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -1.33%, DAX: -1.10%
An den europäischen Aktienmärkten setzte sich die Konsolidierung gestern ebenfalls fort. In einem impulslosen Handel mit wenig Neuigkeiten aus dem Unternehmens- und Wirtschaftsbereich verlor der EuroStoxx50 bis zum Handelsschluss 1.3%. Der DAX hielt sich mit einem Tagesminus von 1.1% nur minimal besser. Europaweit verzeichneten sämtliche Branchenindizes Kursverluste. Am deutlichsten fielen die Abgaben bei Minenwerten, Reiseanbietern, Immobilientiteln und Stromversorgeraktien aus. Am besten hielten sich Aktien aus den Sektoren Gesundheit, Versicherungen, Öl- und Gas und Detailhandel. Die Aktien von Anglo American verloren 3.1%, nachdem Minenunternehmen eine Verlängerung der Angebotsfrist im Zusammenhang mit dem jüngsten Übernahmeangebot des Konkurrenten BHP (+0.8%) ablehnte. Die Aktien von Air France-KLM und IAG fielen um 3.5% und 2.8% zurück. Sie wurden nach einem enttäuschenden Ergebnis des US-Konkurrenten American Airlines in Sippenhaft genommen.
Aktienmärkte USA
DowJones: -1.06%, S&P500: -0.74%; Nasdaq: -0.58%
Die US-Aktienmärkte verloren zur Wochenmitte an Terrain. Hauptgrund für die vorsichtige Stimmung waren Zinsängste, nachdem sich die Fed angesichts der hartnäckig hohen Inflation zuletzt zurückhaltend zu möglichen Zinssenkungen äusserte und einige Fed-Mitglieder sogar mögliche Zinserhöhungen aufs Parkett brachten. Der DowJones gab 1.1% nach. Beim S&P500 und beim Nasdaq standen zum Tagesende Kursverluste von 0.7% respektive 0.6% zu Buche. Auf Einzeltitelebene standen unter anderem die Aktien von American Airlines im Fokus. Die Fluggesellschaft musste nach einem enttäuschenden Jahresauftakt die Gewinnprognose für das wichtige Sommerquartal kappen, worauf die Aktien um 13.5% einbrachen. Konkurrenten wie Southwest Airlines (-3.8%) und Jetblue Airlines (-3.4%) verloren daraufhin ebenfalls deutlich an Boden. Aufmerksamkeit erregte zudem die Ankündigung einer Grossübernahme im Ölsektor. Der Branchenriese Conoco Philips will den Ölförderer Marathon Oil für USD 22.5 Mrd. übernehmen. Die Aktien von Conoco Philips gaben um 3.1% nach, während die Titel von Marathon Oil um 8.4% nach oben sprangen.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.604% DE: 2.689% CH: 0.775%
Im Vorfeld des gestern Abend publizierten Konjunkturberichts der US-Notenbank Fed (Beige Book) sind die Kapitalmarktzinsen weiter angestiegen. Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe stieg dabei erstmals seit Monatsbeginn wieder über die Marke von 4.60%. Noch zu Monatsmitte notierte die Rendite des US-Treasuries mit 10-jähriger Laufzeit 30 Basispunkte tiefer. Das Beige Book lieferte jedoch keine weiteren Impulse. Nach Einschätzung der US-Notenbank Fed habe sich die ökonomische Lage in den USA zuletzt erwartungsgemäss leicht verbessert. Allerdings schauen die befragten Wirtschaftskontakte etwas pessimistischer in die Zukunft als zuletzt und verweisen auf eine grössere Unsicherheit und gestiegene Abwärtsrisiken. Die Federal Reserve Bank wird in zwei Wochen wieder über die Zukunft der US-Geldpolitik beraten.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.9122
Euro in US-Dollar: 1.0790
Euro in Franken: 0.9843
Während der US-Dollar aufgrund der hartnäckig hohen Inflation weiterhin Terrain gut machen kann, ist der Euro zuletzt deutlich unter Druck geraten. Dies obwohl auch in Deutschland die Inflationsrate im Mai wieder angestiegen ist. Allerdings wird diese Aufwärtsbewegung nichts daran ändern, dass die Europäische Zentralbank nächste Woche ihre Leitzinsen ein erstes Mal seit 2016 senken wird.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 79.03 pro Fass
Goldpreis: USD 2'326.89 pro Unze
Nach dem jüngsten Preisanstieg legte der Ölpreis gestern eine Pause ein und fiel wieder unter die Marke von 80 US-Dollar für ein Fass Öl der Sorte WTI. Der Fokus am Ölmarkt liegt nun auf der Zusammenkunft der Opec+ vom nächsten Wochenende. Die Vertreter der grossen Förderländer treffen sich ab Samstag in Wien, um über die zukünftigen Förderquoten zu beraten.
Wirtschaft und Konjunktur
Deutschland: Konsumentenpreise (YoY, Mai)
letzter: 2.2%; erwartet: 2.4%; aktuell: 2.4%
Die Konsumentenpreise in Deutschland sind im Mai gemäss einer ersten Schätzung gegenüber dem Vorjahr um 2.4% angestiegen. Damit hat sich die Inflationsrate im Vergleich zum April erwartungsgemäss wieder etwas erhöht. Insbesondere der Preisdruck bei den Dienstleistungen ist mit +3.9% weiterhin zu hoch. Für etwas Entlastung sorgten hingegen die Energiepreise, die trotz dem Ende der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung für Gas und Fernwärme im Jahresvergleich um 1.1% sanken.
Matthias Müller
8021 Zürich
Patrick Häfeli
8021 Zürich
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