03. Juni 2024, Tägliche Marktsicht

EZB-Zinsentscheid im Fokus

Im Wochenverlauf wird sich der Blick insbesondere auf die EZB und ihre geldpolitische Lagebeurteilung am Donnerstag richten.

Aktienmärkte

US-Aktienmärkte
Dow Jones: +1.51%, S&P500: +0.80%, Nasdaq: -0.01%

Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: +0.03%, DAX: +0.01%, SMI: 1.10%

Asiatische Märkte
Nikkei 225: +1.14%, HangSeng: -0.83%, S&P/ASX 200: +0.96%

Nach fünf Wochen mit Kursgewinnen schloss der S&P500 die feiertagsbedingt verkürzte Handelswoche mit leichten Abgaben von -0.5% ab. Die Kursdellen vom April hat der marktbreite US-Index aber bereits wieder mehr als wettgemacht und notiert nahe dem Allzeithoch von Mitte Mai. Für die ersten fünf Monate 2024 resultiert eine Kursperformance von +10.6%. Getragen wird die starke Entwicklung aber von einigen wenigen Titeln um das allgegenwärtige Thema «Künstliche Intelligenz». Rund 3.5% der bisherigen Jahresperformance geht allein auf das Konto von Nvidia. Der Chipspezialist für Künstliche Intelligenz hat sich nach überzeugenden Quartalszahlen im bisherigen Jahresverlauf um über 120% verteuert und ist hinter Microsoft und Apple zum drittwertvollsten Konzern in den USA aufgestiegen. Zusammen mit den Technologie-Schwergewichten Alphabet, Amazon, Microsoft und Meta ist die Aktie für rund 60% der Jahresperformance des S&P500 verantwortlich. Die Diskrepanz zwischen einigen wenigen avancierenden grosskapitalisierten US-Aktien und dem breiten Markt zeigt sich gut im S&P500 Equal Weighted Index, der alle Unternehmen gleich gewichtet. Dieser ist auf Jahressicht bloss um 4.8% angestiegen.

Der Schweizer Aktienmarkt verbuchte vergangene Woche leichte Kursgewinne, der Swiss Performance Index (SPI) legte um 0.4% zu. Im bisherigen Jahresverlauf entwickelte sich der SPI mit +9.8% ebenfalls stark positiv. Auch hier wurde die Entwicklung von den Index-Schwergewichten getragen. Der SMI, welcher die 20 grösstkapitalisierten Schweizer Unternehmen enthält, avancierte inklusive Dividende um 11.1%, während der SPI Extra, welcher die restlichen rund 200 Werte enthält, mit +6.4% zurückblieb. Interessant ist, dass gerade die zwei Index-Schwergewichte Roche (-1.6%) und Nestlé (+1.1%) klar hinter dem Gesamtmarkt zurückblieben und die positive Entwicklung des Schweizer Marktes bremsten. Dies wurde jedoch vor allem von Novartis (+13.9%), ABB (+35.2%), Richemont (+24.5%), Lonza (+38.6%) und UBS (+12.0%) ausgeglichen (alle Angaben inkl. Dividende).

In den ersten fünf Monaten des Jahres hat sich auch der EuroStoxx50, der im Wochenvergleich um 1.0% korrigierte, stark entwickelt. Die Jahresperformance steht bei +10.2%. Auch in Europa steuerten die Schwergewichte ASML und SAP mit Exponierung zum Thema Künstliche Intelligenz am meisten zu den Avancen bei. Gefolgt vom Industriewert Schneider und den Finanzwerten UniCredit, Safran, Intensa Sanpaolo und Allianz, die nach wie vor von den global höheren Zinsniveaus profitieren. Vergangene Woche schauten die Marktteilnehmer vor allem auf die am Freitag veröffentlichten Inflationsdaten. Während diese im Euroraum mit 2.6% und einer Kerninflation von 2.9%, angetrieben von der Teuerung der Dienstleistungen, leicht über den Erwartungen lagen, fiel der von der US-Notenbank präferierte PCE-Preisindex mit 2.7%, wie vom Markt erwartet aus. Aufgrund der fast euphorischen Stimmung an den Märkten und dem aber nach wie vor anhaltend positiven Trend sind wir in der aktuellen Marktphase mit einem Gleichgewicht bei den Aktien aufgestellt.

Kapitalmärkte

Renditen 10 J: USA: 4.485%; DE: 2.662%; CH: 0.789%

Die am Freitag publizierten Inflationsdaten aus der Eurozone und den USA haben nicht allzu viel Bewegung ins Zinsgefüge gebracht. Im Wochenverlauf wird sich der Blick insbesondere auf die Europäische Zentralbank und ihre geldpolitische Lagebeurteilung am Donnerstag richten.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9014
Euro in US-Dollar: 1.0852
Euro in Franken: 0.9781

Der Franken wertete nach den Kommentaren von Thomas Jordan etwas auf. Der SNB-Präsident betonte, dass ein schwächerer Franken nun die wahrscheinlichste Ursache für eine höhere Inflation in der Schweiz sei und dass die SNB dem durch Devisenverkäufe entgegenwirken könne. Die Inflationsrate ist in der Schweiz zuletzt wieder gestiegen. Am Dienstag werden die neusten Inflationsdaten publiziert.

Rohstoffmärkte

Ölpreis WTI: USD 76.96 pro Fass
Goldpreis: USD 2'323.50 pro Unze

Die Erdölpreise tendierten im Mai schwächer – WTI und Brent handeln im Monatsvergleich rund 6% tiefer. Vor diesem Hintergrund bestätigten am Sonntag die Ölnationen der Gruppe Opec+ ihre restriktive Förderpolitik. Sie haben unter anderem die bestehenden Produktionsbeschränkungen im Umfang von zwei Millionen Fass pro Tag bis ins nächste Jahr verlängert.

Wirtschaft und Konjunktur

Eurozone: Inflation (YoY, Mai)
letzte: 2.4%; erwartet: 2.5%; aktuell: 2.6%

Die Inflationsrate in der Eurozone stieg im Mai an. Dies kommt nicht allzu überraschend, haben doch bereits in den letzten Tagen Deutschland und Italien höhere Inflationsdaten vermeldet. Auch die Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel stieg erstmals seit längerem wieder an auf 2.9%. Trotzdem wird erwartet, dass die EZB am Donnerstag den Leitzins senken wird. 

USA: PCE Deflator (YoY, April)
letzter: 2.7%; erwartet: 2.7%; aktuell: 2.7%

Der Preisindex PCE notierte im April unverändert bei 2.7% zum Vorjahresmonat. Die Kernrate, ohne die volatilen Preise für Nahrungsmittel und Energie, verharrte ebenfalls unverändert auf 2.8%. Damit hält das von der US-Notenbank bevorzugte Inflationsmass keine Überraschung bereit. Die US-Inflationsdaten notieren damit aber weiterhin über dem Ziel der Fed von 2%.

USA: Personal Income (April) letztes: 0.5%; erwartet: 0.3%; aktuell: 0.3%
USA: Personal Spending (April) letztes: 0.7%; erwartet: 0.3%; aktuell: 0.2%

Die Konsumausgaben der US-Haushalte sind im April etwas weniger als erwartet gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat erhöhten sie sich um 0.2%. Die Abkühlung des Einkommenswachstums sowie der Ausgaben wird die US-Notenbank wohlwollend beurteilen. Sie dürfte aber noch weitere Daten abwarten wollen, bevor sie mit Zinssenkungen beginnt.

Tobias Kistler

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Daniel Wachter

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
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