02. Mai 2024, Tägliche Marktsicht

US-Aktienmärkte nach Zinsentscheid nur kurzfristig im Aufwind

Der Schweizer Aktienmarkt blieb gestern feiertagsbedingt geschlossen. Die US-Aktienmärkte reagierten zunächst positiv auf den gestrigen Zinsentscheid der Notenbank, gaben die Kursgewinne im Handelsverlauf aber wieder her.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: geschlossen, SPI: geschlossen, SMIM: geschlossen

Am Schweizer Aktienmarkt fand wegen des 1. Mai-Feiertages kein Handel statt.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: geschlossen, DAX: geschlossen

Die europäischen Aktienmärkte blieben gestern feiertagsbedingt ebenfalls grossmehrheitlich geschlossen.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.23%, S&P500: -0.34%; Nasdaq: -0.33%

Die amerikanischen Aktienmärkte verzeichneten nach dem Zinsentscheid der US-Notenbank und der Rede von Fed-Chef Powell zwischenzeitlich deutliche Kursgewinne. Die US-Zentralbank belässt den Leitzins erwartungsgemäss unverändert und sieht angesichts der hartnäckigen Inflationsentwicklung derzeit noch nicht genügend Spielraum für eine Zinssenkung. Eine mögliche Zinserhöhung als nächsten Schritt, wie sie einige Marktbeobachter zuletzt zum Thema gemacht hatten, sieht Powell allerdings ebenfalls als unwahrscheinlich an. Die US-Aktienmärkte zeigten sich daraufhin erleichtert und zogen deutlich an, gaben die Kursgewinne allerdings bis zum Handelsschluss wieder her und schlossen zuletzt kaum verändert. Der DowJones beendete den Tag 0.2% höher, während der S&P500 und der Nasdaq jeweils 0.3% tiefer schlossen. Im Fokus standen unter anderem die Zahlen des Schwergewichts Amazon, die am Dienstagabend publiziert wurden. Der E-Commerce-Spezialist steigerte den Umsatz vor allem aufgrund einer starken Entwicklung im Cloudspeicher-Geschäft stärker als erwartet. Die Aktie gewann gestern 2.3% dazu. Noch stärker entwickelten sich die Aktien von Johnson & Johnson, die um 4.6% zulegten. Der Gesundheitskonzern bietet den Klägern der Sammelklage im Zusammenhang mit potenziell asbestbelastetem Babypuder eine höhere Entschädigung an. Dies wurde im Markt als Zeichen gedeutet, dass der seit Jahren andauernde Rechtsstreit bald mit einem Vergleich beigelegt werden könnte. Die Aktien des Pharmakonzerns Pfizer sprangen nach besser als erwarteten Quartalszahlen um 6.1% nach oben.

Unternehmensberichte

Swisscom vermeldete für das 1. Quartal 2024 einen Umsatzrückgang von 1.6% auf CHF 2.7 Mrd. Bereinigt um Währungseinflüsse betrug der Rückgang 0.5%. Im Schweizer Kerngeschäft verringerte sich der Umsatz um 2.5% auf CHF 2.0 Mrd. Bei der italienischen Tochter Fastweb stieg der Umsatz dagegen um 5.6% auf EUR 35 Mio. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA sank um 0.8% auf CHF 1.2 Mrd. Bereinigt um Währungseinflüsse und Sondereffekte betrug der Rückgang 1.5%. Die EBITDA-Marge konnte damit von 42.4% im Vorjahr auf 42.7% verbessert werden. Unter dem Strich verblieb dem Telekomkonzern ein um 2.9% höherer Reingewinn von CHF 455 Mio. Die Jahreszielsetzung, die einen Umsatz von CHF 11.0 Mrd. und einen EBIT zwischen CHF 4.5 und 4.6 Mrd. in Aussicht stellt, wurde bestätigt. Hinsichtlich der Ende Februar angekündigten Übernahme von Vodafone Italien sieht sich Swisscom auf Kurs und rechnet weiterhin mit einem Abschluss der Transaktion im 1. Quartal 2025. Der Zwischenbericht bewegt sich im Rahmen der Analystenerwartungen.

Qualcomm legte gestern nachbörslich die Zahlen zum verschobenen 2. Geschäftsquartal vor. Der Chiphersteller steigerte den Umsatz im Vorjahresvergleich um 1% auf USD 9.4 Mrd. Der operative Gewinn (EBT) stieg um 32% auf USD 2.5 Mrd. Unter dem Strich verblieb dem auf Mobilfunkchips spezialisierten Konzern ein um 37% höherer Reingewinn von USD 2.33 Mrd. Für das laufende 3. Geschäftsquartal rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz zwischen USD 8.8 und 9.6 Mrd. Vor allem mit dem Ausblick wurden die Analystenerwartungen übertroffen. Die Aktie gewann nachbörslich rund 4% dazu.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.612% DE: 2.581% CH: 0.632%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe ging gestern leicht zurück. Die US-Notenbank belässt die Zinsen auf dem aktuellen Niveau. Sie wird ihre weiteren Zinsentscheide weiter eng mit der Inflationsentwicklung sowie dem Arbeitsmarkt verknüpfen. Jerome Powell liess aber auch durchblicken, dass eine weitere Zinserhöhung, wie sie von einzelnen Prognostikern gesehen wird, eher unwahrscheinlich ist.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9160
Euro in US-Dollar: 1.0718
Euro in Franken: 0.9817

Der US-Dollar hat im Nachgang an den US-Zinsentscheid etwas an Wert verloren. Die Kommunikation der US-Notenbank war etwas milder in Bezug auf den weiteren Zinspfad als von vielen befürchtet. Entsprechend verlor der US-Dollar etwas an Unterstützung. Gegenüber dem Schweizer Franken verlor er 0.5%.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 79.53 pro Fass
Goldpreis: USD 2'314.50 pro Unze

Der Ölpreis hat in den letzten Tagen etwas an Boden verloren und notiert wieder unter 80 US-Dollar das Fass. Zum einen haben die OPEC+-Produzenten entschieden, allenfalls ihre Produktion wieder etwas auszuweiten, sollte sich der Ölpreis über 90 US-Dollar bewegen. Zum anderen scheint sich die befürchtete Ausweitung des Krieges im Nahost vorerst nicht zu bestätigen. 

Wirtschaft und Konjunktur

USA: US-Notenbank Zinsentscheid
letzter: 5.25%-5.50%; erwartet: 5.25%-5.50%; aktuell: 5.25%-5.50%

Die US-Notenbank hat an ihrer gestrigen Sitzung wie erwartet die Zinsen auf dem aktuellen Niveau belassen. Fed-Präsident Powell sieht weiter einen hartnäckigen Preisdruck, insbesondere bei den Inlandgütern. Entsprechend ist es in den Augen der US-Notenbank zu früh, um bereits jetzt die Leitzinsen zu senken. Ob es bereits in diesem Jahr eine erste Zinssenkung geben wird, liess er offen. Insbesondere auch im Hinblick auf die Wahlen im Herbst. Die US-Notenbank hält sich im Vorfeld der Wahlen häufig mit Zinsänderungen zurück, um den Wahlausgang nicht zu beeinflussen.

USA: Einkaufsmanagerindex Industrie (April)
letzter: 49.9; erwartet: 49.9; aktuell: 50.0

Die Umfrage unter den US-Einkaufsmanagern in der Industrie hat das erwartete Bild bestätigt. Aktuell sehen genau gleich viele Unternehmer eine Verbesserung bzw. keine Veränderung zum Vormonat wie eine Verschlechterung. Allerdings wurde der Index durch die robuste Preisentwicklung der Vorprodukten nach oben gedrückt, was eher negativ für die wirtschaftliche Entwicklung ist.

Beat Schiffhauer

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich