30. April 2024, Tägliche Marktsicht

Uneinheitlicher Schweizer Aktienmarkt

Der Leitindex SMI musste zum Start in die verkürzte Handelswoche kleine Verluste hinnehmen. Heute stehen die Quartalsberichte von Clariant, Logitech, SIG sowie Straumann im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.11%, SPI: +0.00%, SMIM: +0.24%

Der Schweizer Aktienmarkt notierte am gestrigen Handelstag über weite Strecken in der Gewinnzone. Allerdings bröckelten diese ab Mitte des Nachmittags immer mehr ab und der Leitindex SMI musste bei Börsenschluss sogar einen kleinen Verlust von 0.1% hinnehmen. Im Gegensatz dazu konnte der SMIM, welcher die 30 grössten mittelgrossen Schweizer Unternehmen umfasst, ein Gewinn von 0.2% erzielen. Die Marktteilnehmer positionierten sich vor der morgigen US-Zinsentscheidung an der Seitenlinie. Es wird erwartet, dass die Fed den Leitzins unverändert belässt. Des Weiteren wird heute die Inflation in der Eurozone sowie am Freitag der US-Arbeitsmarktbericht publiziert. In vielen europäischen Ländern bleiben die Börsen morgen geschlossen. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 12 Kursgewinner und 8 Verlierer gegenüber. Am Tabellenende notierte ohne nennenswerte Neuigkeiten Lonza (-1.0%), gefolgt von den beiden Index-Schergewichten Novartis und Nestlé, die je um 0.7% nachgaben. Beim Pharmariesen drückte ein negativer Bericht bezüglich Nebenwirkungen eines Medikaments auf den Kurs. Mit Givaudan (-0.6%) und Alcon (-0.3%) standen zwei weitere defensive Werte bei vielen auf dem Verkaufszettel. An der Tabellenspitze notierten die Versicherer Zurich Insurance (+1.0%), Swiss Life und Swiss Re (je +0.8%), wobei ersterer von einer Hochstufung eines Brokers profitierte. Mit ABB (+0.8%), Kühne + Nagel und Geberit (je +0.7%) konnten weitere zyklische Werte zulegen. Auf dem breiten Markt fielen die Aktien von Addex auf. Das Biotech-Unternehmen erleidet mit seinem Medikament zur Behandlung von Epilepsie einen Forschungsrückschlag. Die Aktie verlor daraufhin 45.5% an Wert.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.51%, DAX: -0.24%

Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich zum Start in die neue Börsenwoche von der uneinheitlichen Seite. Während der länderübergreifende EuroStoxx50 sowie der spanische IBEX35 je 0.5% nachgaben, stieg der britische FTSE100 um 0.1% und erzielte damit ein weiteres Rekordhoch. Auf Sektorenebene konnten die Branchen Immobilien, Versorger und Grundstoffe die grössten Gewinne verbuchen. Unterdurchschnittlich zeigten sich hingegen die wirtschaftssensitiven Sektoren Technologie, Zyklischer Konsum und Energie. Bei den Einzelwerten fiel Philips (+29.3%) positiv auf. Der niederländische Medizinalkonzern einigte sich mit der US-Justiz auf einen Vergleich im Zusammenhang mit fehlerhaften Beatmungsgeräten für die Schlaftherapie.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.38%, S&P500: +0.32%; Nasdaq: +0.35%

Die amerikanischen Aktienmärkte notierten am gestrigen Handelstag in der Gewinnzone und konnten den jüngsten Erholungsversuch fortsetzen. In dieser Woche stehen neben wichtigen Wirtschaftsdaten viele Quartalsergebnisse auf der Agenda. Der Leitindex DowJones sowie der technologielastige Nasdaq beendeten den Tag je 0.4% höher, während der marktbreite S&P500 um 0.3% avancierte. Aus Branchensicht zeigten sich einzig die Sektoren Kommunikationsdienste und Finanzen unterdurchschnittlich. Gesucht waren hingegen die Bereiche Zyklischer Konsum, Versorger, Grundstoffe sowie Industrie. Bei den Einzelwerten fielen die Aktien von Apple mit einem Kursgewinn von 2.5% auf. Der iPhone-Hersteller profitierte von einer Rating-Hochstufung. Ebenfalls auf der Einkaufsliste stand Tesla (+15.3%). Der Elektroautohersteller hat Gerüchten zufolge eine wichtige Hürde für die Zulassung seines Fahrassistenzsystems im chinesischen Markt genommen.

Unternehmensberichte

Straumann erzielte in den ersten drei Monaten 2024 einen Umsatz von CHF 643.8 Mio., was einem Anstieg von 8.1% im Vergleich zur Vorjahresperiode entspricht. In Lokalwährungen betrug das Umsatzwachstum 16.5%. Das organische Wachstum lag bei 15.1%. Das stärkste Wachstum von rund 64% auf CHF 130.8 Mio. erzielte der Spezialist für Zahnimplantate in der Region Asien-Pazifik, wobei allerdings die Vorjahresbasis schwach war. In den übrigen Regionen zeigte sich ein gemischtes Bild. Während es in Lateinamerika gut lief, musste Straumann in der grössten Region EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) sowie in Nordamerika kleine Umsatzrückgänge hinnehmen. Gewinnzahlen publiziert Straumann zu diesem Zeitpunkt wie gewohnt nicht. Den Ausblick für 2024 bestätigt Straumann. Es wir mit einem organischen Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich mit einer Profitabilität von rund 26% gerechnet. Dies, basierend auf unveränderten Wechselkursen. Mit den publizierten Quartalszahlen übertrifft Straumann die Markterwartungen.

Der Umsatz bei Clariant fiel im 1. Quartal 2024 um 16% auf CHF 1.01 Mrd. zurück. In Lokalwährungen betrug der Rückgang 11%. Der organische Umsatz sank wegen stabilisierten Volumens und tieferen Preisen in Lokalwährungen um 6% gegenüber einer starken Vergleichsbasis im 1. Quartal 2023. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA stieg auf CHF 173 Mio., nachdem dieser im Vorjahreszeitraum bei CHF 167 Mio. lag. Dies entspricht einer Marge von 17.1% im Vergleich zu 13.9% im 1. Quartal 2023. Clariant konnte dank einem Performance-Programm, tieferen Rohstoff- und Energiepreise sowie einem erfolgreichen Margenmanagement die Profitabilität steigern. Das Management bestätigte die Prognosen für das Gesamtjahr 2023, in welchem ein Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich in Lokalwährungen sowie einer EBITDA-Marge von rund 15% erzielt werden soll. Auch an den mittelfristigen Zielen hält Clariant fest. Mit dem Zahlenset übertrifft Clariant die Markterwartungen.

SIG Group wies im 1. Quartal 2024 einen 1%-tieferen Umsatz von EUR 721.5 Mio. aus. Zu konstanten Währungen stagnierte der Umsatz. Der bereinigte EBITDA kam bei EUR 155.2 Mio. zu liegen, was einem Rückgang von 11% entspricht. Der bereinigte EBIT lag dabei bei EUR 88.5 Mio., welcher im Vorjahresquartal bei EUR 113.3 Mio. lag. Dies entspricht einer EBIT-Marge von 12.3% entspricht. Insgesamt resultierte ein bereinigter Reingewinn von EUR 39.7 Mio., nach einem bereinigten Reingewinn von EUR 64.7 Mio. im Vorjahresquartal. Das Management rechnet damit, dass sich das Volumenwachstum im Laufe des Jahres beschleunigen wird, die Profitabilität soll im zweiten Halbjahr vom Umsatzwachstum profitieren. Die Prognosen für das Gesamtjahr bestätigt SIG. Das organische Umsatzwachstum soll zwischen 4% und 6% liegen, während die EBITDA-Marge in der unteren Hälfte der Bandbreite von 25% bis 26% zu liegen kommen soll. SIG verfehlt mit dem präsentierten Zahlenset die Analystenerwartungen.

Logitech präsentierte heute Morgen die Zahlen für das verschobene Geschäftsjahr 2023/24, welches Ende März abgeschlossen wurde. Der Computerzubehörhersteller konnte den Umsatz im 4. Quartal im Vergleich zur Vorjahresperiode um 5% auf USD 1.01 Mrd. steigern. Auch zu konstanten Wechselkursen betrug der Anstieg 5%. In allen Regionen und Schlüsselkategorien erzielte Logitech ein Wachstum. Der operative Gewinn auf Stufe EBIT lag 235% höher bei USD 130.2 Mio. Der um Übernahmen und Restrukturierungskosten bereinigte EBIT lag bei USD 158.6 Mio. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von USD 167.6 Mio., nachdem dieser im 4. Quartal 2022/23 bei lediglich USD 41.5 Mio. lag. Für das gesamte Geschäftsjahr musste Logitech einen Umsatzrückgang um 5% auf USD 4.3 Mrd. hinnehmen. Zu konstanten Währungen hätte der Umsatzrückgang 6% betragen. Der bereinigte operative Gewinn (EBIT) konnte hingegen um 28% auf USD 587.3 Mio. gesteigert werden. Der Reingewinn kam bei USD 612.1 Mio. zu liegen, nachdem dieser im Vorjahr lediglich USD 364.6 Mio. betrug. Für das neue Geschäftsjahr, welches Anfang April startete, hat sich Logitech das Ziel gesetzt, einen Umsatz in der Höhe von USD 4.3 Mrd. bis 4.4 Mrd. zu erzielen. Dies entspricht einem Anstieg zwischen 0% und 2%. Der bereinigte operative Gewinn soll zwischen USD 685 Mio. und USD 715 Mio. zu liegen kommen. Mit dem Zahlenset übertrifft Logitech die eigenen wie auch die Analystenerwartungen klar.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.610% DE: 2.531% CH: 0.602%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe ging gestern leicht zurück. Mangels wichtiger Konjunkturdaten fehlten jedoch die Impulse für grössere Bewegungen. Der Fokus der Kapitalmärkte richtet sich bereits auf dem US-Zinsentscheid am Mittwoch. Es wird erwartet, dass die Fed ihren Leitzins unverändert belassen wird. Allerdings erhoffen sich die Marktteilnehmenden Hinweise auf den Zeitpunkt einer ersten Zinssenkung.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9116
Euro in US-Dollar: 1.0702
Euro in Franken: 0.9757

Der Schweizer Franken bewegte sich gestern sowohl gegenüber dem Euro als auch gegenüber dem US-Dollar nur wenig. Der Zinsentscheid der US-Notenbank am Mittwoch könnte neue Impulse bringen. Es wird erwartet, dass die US-Notenbank eine weiter restriktive Geldpolitik signalisieren wird. Dies würde den US-Dollar gegenüber anderen Währungen stärken.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 82.36 pro Fass
Goldpreis: USD 2'322.50 pro Unze

Der Preis der US-Sorte WTI hat zu Wochenbeginn um 1.5% nachgelassen. Die Aussicht auf eine mögliche Waffenruhe in Gaza hat auf den Ölpreis gedrückt. In den letzten Monaten stieg der Ölpreis unter anderem wegen der geopolitischen Risiken im Nahen Osten deutlich an.

Wirtschaft und Konjunktur

China: Caixin Einkaufsmanagerindex Industrie (April)
letzter: 51.1; erwartet: 51.0; aktuell: 51.4

Die Stimmung in Chinas Wirtschaft hat sich im April erneut leicht verbessert. Mit 51.4 notiert der Caixin Einkaufsmanagerindex bereits den sechsten Monat in Folge über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Verbessert haben sich unter anderem die Subindikatoren der Produktion und des Auftragseingangs.

Deutschland: Konsumentenpreise (YoY, April)
letzter: 2.2%; erwartet: 2.3%; aktuell: 2.2%

Die Konsumentenpreise in Deutschland sind im April gemäss einer Schätzung gegenüber dem Vorjahr um 2.2% gestiegen. Damit bleibt die Inflationsrate im Vergleich zum März unverändert. Zuvor ging die Inflation in Deutschland drei Monate in Folge zurück. Die Preise für Energie sanken um 1.2%, obwohl die Mehrwertsteuer wieder von 7% auf 19% angehoben wurde. Dahingegen ist der Preisdruck bei den Dienstleistungen mit 3.4% weiterhin zu hoch.

Céline Koster

Strategieanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Anja Felder

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich