29. April 2024, Rohstoffe

Gold trotzt Fed-Zinserwartung

Bei den Edelmetallen geht die Preisschere nach den ersten vier Monaten des Jahres deutlich auf.

Nach den ersten vier Monaten des Jahres notiert Gold 13% im Plus, das spekulativere Silber notiert noch höher (+14%). Unter dem Stand von Anfang Jahr notieren dagegen Platin (-7%) und Palladium (-13%). War Gold zum Jahresauftakt lange auf Richtungssuche, verzeichnete es ab Mitte Februar einen Preisanstieg von 20% in acht Wochen. Mit den gängigen Goldpreistreibern Dollar und Zinsen lässt sich der Anstieg nicht nachvollziehen. Im Gegenteil: Das Edelmetall erreichte Mitte April einen Rekordwert – trotz zuletzt stärkerem Dollar und wieder gestiegenen US-Zinsen. Die Erwartungen an die Zinswende in den USA haben sich immer mehr nach hinten verschoben. Mehr als ein bis zwei Zinssenkungen der US-Notenbank Fed liegen für dieses Jahr nicht mehr drin. Zum Jahresbeginn rechnete der Marktkonsens noch mit sechs US-Leitzinssenkungen. Trotz dieser Neubeurteilung behauptete sich der Goldpreis.

Hohes Kaufvolumen der Notenbanken

Genauso konnten die anhaltenden Abflüsse aus den Goldfonds gut verkraftet werden und wurden offenbar durch einen Anstieg der Nachfrage nach physischem Gold kompensiert. Gemäss Bloomberg summierte sich in den vergangenen elf Monaten der Abfluss aus den mit Gold hinterlegten Fonds auf 400 Tonnen – das entspricht knapp 14% des Gesamtbestandes. Wie konnte der Goldpreis trotzdem so stark zulegen? Eine verlässliche Stütze am Goldmarkt bleiben die Zentralbanken. In den beiden vergangenen Jahren erreichten ihre Goldkäufe mit über 1’000 Tonnen einen neuen Rekordwert – und auch im laufenden Jahr bleibt das Kaufvolumen hoch. Damit können die Verkäufe der ETF-Anleger mehr als aufgefangen werden. Neben der strukturell hohen Nachfrage durch die Notenbanken dürften zuletzt vor allem auch die kurzfristig orientierten Anleger am Futures-Markt für Auftrieb gesorgt haben. Allen voran schnellte der Goldhandel an der Futures-Börse in Schanghai in die Höhe und notiert um ein Vielfaches über dem durchschnittlichen Volumen des Vorjahres. Ob diese Beliebtheit an Chinas Börse von Dauer ist, werden die kommenden Wochen zeigen.

Zinsentscheid und Nachfragetrends im Blickfeld

Derzeit notiert die Unze weiterhin auf Schlagdistanz zum Allzeithoch. Mit der teilweise spekulativ getriebenen Preishausse erhöht dies die Wahrscheinlichkeit für kurzfristige Rücksetzer. Umso wichtiger dürften zwei Ereignisse sein, die weitere interessante Einblicke liefern werden. Der World Gold Council berichtet über die Trends hinter der globalen Goldnachfrage. Der Bericht der Organisation fällt mit dem Zinsentscheid des Fed zur Wochenmitte zusammen. Nach der jüngsten Goldhausse dürfte das kurzfristige Potenzial nach oben begrenzt sein. 

29.04.24 In 3 Monaten In 12 Monaten
Gold (USD/Unze) 2330 2150 - 2250 2050 - 2150
Quelle: Bloomberg und Prognosen SGKB

Preisentwicklung im Quervergleich

Quelle: Bloomberg; Edelmetallpreise in US-Dollar pro Unze (indexiert; Jan. 2020=100)

Goldnachfrage der Notenbanken

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Quelle: World Gold Council

Daniel Wachter

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich