03. Mai 2024, Tägliche Marktsicht

Zinshoffnungen schwinden und der SMI sinkt

Der Schweizer Aktienmarkt startet tiefer in den Handelsmonat Mai. Die US-Aktienmärkte rückten indes wieder ins positive Terrain vor. Heute stehen die Zahlen von Apple im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.46%, SPI: -0.43%, SMIM: -0.60%

Nach der feiertagsbedingten Pause vom Mittwoch hat der Schweizer Aktienmarkt gestern den Handel wieder aufgenommen. Am Mittwoch dämpfte US-Notenbankchef Jerome Powell die Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung. Zudem stieg die Inflation in der Schweiz unerwartet stark an. Der Schweizer Leitindex SMI verlor gestern 0.5%. Von den 20 Schweizer Blue Chips beendete die Hälfte den Börsentag in der grünen Zone. Den grössten Anstieg verzeichnete Logitech (+3.5%), nachdem das Technologieunternehmen am Dienstag trotz solider Quartalszahlen noch Kursverluste hinnehmen musste. Gesucht waren ebenfalls Sonova (+1.8%) und Lonza (+0.7%). Federn lassen mussten Werte wie Swiss Life (-1.1%) und Swisscom (-1.9%). Der höchste Kursrückgang wies Roche (-3.0%) aus und erreichte ein neues 52-Wochen-Tief. Am breiten Markt standen die Aktien von Vakuumventil-Hersteller VAT unter Druck. Die Papiere verloren 4.9%. Ebenfalls tiefer notierten die Aktien von Zahnmedizin-Unternehmen Straumann (-4.1%). Das Unternehmen hat bereits am Dienstag nach der Quartalszahlen-Präsentation über 11% an Wert eingebüsst. 

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.62%, DAX: -0.20%

Auch die europäischen Aktienmärkte starteten nach dem 1. Mai- Feiertag gestern wieder. Die europäischen Aktienmärkte reagierten verhalten auf die Äusserungen von US-Notenbankchef Jerome Powell, der die Hoffnungen auf eine Zinssenkung dämpfte. Gemäss seinen Aussagen wird der Zinssenkungsschritt «länger als bisher angenommen» dauern. Der Eurozonen-Leitindex Eurostoxx50 wies am Ende des Börsentages ein Minus von 0.6% aus. Auch der französische CAC40 (-0.9%) und der deutsche DAX (-0.2%) schlossen zum Monatsstart beide tiefer. Mit einem positiven Vorzeichen notierten der britische Index FTSE100 (+0.6%) und der spanische IBEX35 (+0.2%). Auf Einzeltitelebene verloren die Aktien von Vestas Wind (-4.1%) an Wert. Der dänische Windanagenbauer beklagt ein schwieriges Marktumfeld. Bei Novo Nordisk, ebenfalls ein dänisches Unternehmen, führten Gewinnmitnahmen zu einem Kursverlust von 2.7%. Im Sektorenvergleich waren Immobilien und Kommunikationsdienstleistungen gefragt, während die Sektoren Energie, Gesundheit und Technologie rückläufig waren.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.85%, S&P500: +0.91%; Nasdaq: +1.51%

Die amerikanischen Aktienmärkte starteten mit neuem Schwung in den Tag und stiegen bis zu Handelsschluss immer stärker an. Die Anleger verarbeiteten weiter die Signale der US-Notenbank Fed sowie auch die aktuellen Konjunkturdaten. Diese fielen solide aus, der Arbeitsmarkt in den USA ist weiterhin robust. Der Leitindex DowJones schloss 0.9% höher als am Vortag, während der S&P500 0.9% und der technologielastige Nasdaq 1.5% zulegen konnten. Auf Einzeltitelebene notierte der Impfstoffhersteller Moderna nach einem geringer als erwartet ausgefallenen Quartalsverlust deutlich höher. Die Papiere gewannen 12.7% an Wert hinzu. Negativ überraschte Doordash die Anleger (-10.3%). Der Essenslieferdienst senkte den Gewinnausblick für das laufende Quartal. In dieselbe Kategorie reihte sich die Online-Handelsplattform Ebay ein. Dabei enttäuschte Ebay ebenfalls mit dem Ausblick, worauf die Aktie 3.3% nachgab.

Unternehmensberichte

Apple präsentierte am Donnerstag nach US-Börsenschluss die Quartalszahlen für das abgeschlossene 2. Quartal. Das Ergebnis je Aktie betrug USD 1.53 und lag somit über dem Analystenkonsens. Auch mit dem Umsatz von USD 90.8 Mrd. übertraf Apple den Konsens. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, als das Unternehmen USD 94.8 Mrd. erwirtschaftete, liegt der Umsatz nun deutlich darunter. Im abgelaufenen Quartal wurde der Umsatz durch schwächere iPhone-Verkäufe belastet. Für das laufende Quartal stellt der Konzern jedoch ein Umsatzwachstum im einstelligen Prozentbereich in Aussicht. Zudem wurde ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von bis zu USD 110 Mrd. angekündigt. Die Aktie legte nachbörslich um mehr als 6% zu.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.581% DE: 2.539% CH: 0.659%

Einen Tag nach dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed glitt die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe erneut leicht zurück. Die Federal Reserve Bank hielt am Mittwochabend fest, dass sie ihre Zinsentscheide eng mit der Inflationsentwicklung sowie dem Arbeitsmarkt verknüpfen werden. Jerome Powell liess aber auch durchblicken, dass eine weitere Zinserhöhung, wie sie von einigen Marktteilnehmern erwartet wird, eher unwahrscheinlich ist.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9093
Euro in US-Dollar: 1.0735
Euro in Franken: 0.9762

Die höher als erwartet ausgefallene Teuerung in der Schweiz sorgte beim Schweizer Franken gestern für Rückenwind. So legte der Franken gegenüber dem Euro und dem US-Dollar deutlich zu. Die jüngsten Inflationszahlen werfen bei einigen Marktteilnehmern die Frage auf, ob die Schweizerische Nationalbank ihre Geldpolitik zu früh gelockert haben könnte. Ein Nachlegen bereits im Juni wird zudem weniger wahrscheinlich. Wir gehen von einer nächsten SNB-Leitzinssenkung im September aus.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 79.22 pro Fass
Goldpreis: USD 2'306.86 pro Unze

Der Ölpreis der US-Sorte West Texas Intermediate ist im Verlaufe des Mittwochs wieder unter die Marke von 80 US-Dollar das Fass gefallen und hält sich seither darunter. Insbesondere der überraschende Anstieg der US-Ölreserven hat zu diesem Preisrutsch gesorgt. Die Bestände an Rohöl legten vergangene Woche um 7.3 Millionen Barrel zu, erwartet wurde ein Rückgang um 2.5 Millionen Fass. Daneben sorgt die Feuerpause in Gaza für etwas Beruhigung im Nahen Osten.

Wirtschaft und Konjunktur

Schweiz: Konsumentenpreise YoY (April)
letzter: 1.0%; erwartet: 1.1%; aktuell: 1.4%

Im April sind die Konsumentenpreise in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahr um 1.4% und damit deutlich stärker als erwartet angestiegen. Auffallend ist dabei insbesondere der wieder zunehmende Preisdruck aus dem Ausland. Während die Importgüter im März noch 1.3% günstiger waren als im Vorjahresmonat, lag der Preisunterschied im April lediglich noch bei -0.4%. Somit scheint sich der schwächere Schweizer Franken bereits deutlich auf die Inflationsrate ausgewirkt zu haben. Die Teuerung im Inland blieb mit +2.0% weiterhin hoch.

Schweiz: PMI Manufacturing (April)
letzte: 45.2; erwartet: 45.5; aktuell: 41.4

Die jüngste Befragung von über 280 Einkaufsmanagern aus der Industrie zeigt eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem Vormonat. Der Index sinkt im April auf den tiefsten Stand seit Oktober 2023 und verharrt nun bereits seit 16 Monaten unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Damit weist der Einkaufsmanagerindex auf eine Schrumpfung des Industriesektors hin. Deutlich schwächer eingeschätzt wurden insbesondere der Auftragsbestand, die Lieferfristen und die Beschäftigungslage. Positiv wirkten sich die Lagerbestände im Einkauf aus, wo der Lagerabbau sich verlangsamte.

Patrick Häfeli

Senior Strategieanalyst Fixed Income
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich